Michael Martini: Der Tod kommt oft überraschend!

So ist am „Welttag der Poesie“, am 21. März 2024, Michael Martini im Alter von 70 Jahren überraschend gestorben. Sein Tod wurde im weiten Umfeld seines Wohnortes sicherlich genauso wenig zur Kenntnis genommen, wie der „Welttag der Poesie“. In Deutschland sterben pro Tag durchschnittlich um 2.800 Menschen. Da kann man nicht jeden kennen. - Michael Martini? - Er war „nur“ ein bemerkenswert ruhiger Mensch, der im „Rudel“ von vielen Stars aber auch „Selbstdarstellern“ – gerade im Umfeld des Nürburgrings - unauffällig geblieben ist.

Michael Martini: Der Tod kommt oft überraschend!

In Nürburg sollte man aber einen Michael Martini schon kennen. Das bedeutet allerdings nicht, dass man seinen Tod bei der Pächterfirma des Nürburgrings, die in Nürburg beheimatet ist, als besonders wichtig zur Kenntnis genommen hätte.

Seine Familie schreibt in der Anzeige zum Tod von Michael einen Satz, der nur von denen unterstrichen werden kann, die ihn wirklich gekannt haben:

„Auch die letzte Runde deines Weges bist du schneller gewesen als erwartet.“

Morgens war Michael Martini noch ein gesunder, rüstiger Rentner, der still seine Arbeiten verrichtete, unauffällig das tat, was seiner Familie das Leben erleichterte. - So wie er eigentlich zu allen Zeiten nur der unauffällige Sohn eines bekannten Mannes in der Eifel war.

Sein Vater war Willi Martini, der nach dem 2. Weltkrieg in einem Anbau an eine Nürburgring-Tribüne mehr als nur eine Automobil-Werkstatt betrieb. Erst 1951 war er nach Adenau zurück gekommen. 1953 wurde dort sein Sohn Michael geboren, zu dem sein Vater eine besondere Bindung hatte.

In den ehemaligen Werkstätten der Auto Union, die direkt an die alte Haupttribüne des Nürburgrings anschloss, wurden Veritas Sport- und Rennwagen nicht nur gewartet, sondern auch gebaut. Aber Willi Martini wurde von den Entscheidungen seiner damaligen Arbeitgeber zu schnellen Ortswechseln gezwungen, die ihm erst 1958 eine Rückkehr nach Adenau – aber dann schon als Kraftfahrzeugmeister – möglich machte.

Da wurde er dann auch als Autohändler, mit einer Werkstatt und Abschleppbetrieb in den ihm bekannten Räumen der ehemaligen Veritas-Geburtsstätten selbstständig. Dass sein ältester Sohn Michael dann später eine Kraftfahrzeugmechaniker-Lehre machte, und auch Kfz-Meister wurde, war fast selbstverständlich.

Direkt an der Rennstrecke gelegen, war auch für den Vater ein Kontakt mit vielen Rennfahrern selbstverständlich. Und wie selbstverständlich versuchte sich Vater Martini auch an Eigenentwicklungen auf Basis damaliger BMW-Fahrzeuge. - Auch einer meiner Brüder gehörte damals schon mal zu den Fahrern.

Und mein Vater fuhr damals, noch am Niederrhein wohnend, schon mal mit seinem „Standard Vanguard“ (Importeur: Walter Hagen, Krefeld) dorthin in die Nürburgring-Werkstatt, zu kleinen Inspektionsarbeiten. - Ich war dabei, erinnere mich noch gut an die alte Werkstatt, die nicht gerade freundlich und hell war.

Vater Martini war nicht nur BMW-Händler, er brachte es dann auch zu einem richtigen BMW-Betrieb in Nürburg, den er dann – viele Jahre später - an den Hersteller BMW in München verkaufte, die ihn heute – nach einem Umbau vor Jahrzehnten Jahren – als „Testcenter“ nutzen.

Warum ich das alles hier zu Tod des Sohnes Michael Martini notiere? - Weil ich interessiert wahrgenommen habe, dass der Sohn dieses Willi Martini, Michael. zu dem sein Vater wohl eine besondere Bindung empfand, dann auch Teil einer Vereinbarung beim Verkauf seines Betriebes an BMW wurde:

  • BMW musste zusagen, seinen Sohn Michael weiter in einer Festanstellung bis zu seiner Rente in diesem Betrieb beschäftigen.

So geschah es dann auch. Und Michael Martini war auch als Rennfahrer unterwegs. Natürlich mit BMW-Produkten. Das scheint fast normal, wenn man nahe der damaligen Zufahrt zur Nordschleife lebt. Kaum jemand wird sich heute erinnern, dass er mal – es war 1982 – den 10. Platz im Gesamtklassement beim 1.000-Kilometer-Rennen belegte. Er fuhr zusammen mt Weißgerber/Möhle einen BMW 535i, mit dem das Trio gleichzeitig Platz 1 der Tourenwagenwertung belegten.

1979 hatte Michael Martini den Gesamtsieg in der damals relativ neuen „VLN-Langstrecken-Meisterschaft“ um 0,2 Punkte verpasst. Er war auch mal zusammen mit Johannes Scheid, Kottenborn und Heinz Becker, Bonn – zwei Motorsport-Urgesteine - in einem 2-Liter BMW unterwegs, verlor aber den Spaß am Rennen fahren, weil er nicht mit „(hubraum-)kleinen Automobilen“ eine Konkurrenz für die „Großen“ sein konnte. Und „Große“ konnte er sich nicht leisten. - Michael Martini war eben kein „Hassadeur“!

Aber er begnügte sich nicht damit, nur für BMW in Nürburg zu arbeiten, sondern fuhr auch so nebenbei das BMW-Renn-Taxi, das oben an der Nordschleifen-Zufahrt – damals noch an der „T13“  - bereit stand. Das war eine andere Zeit als heute. Kam mal ein Interessent für eine Taxi-Fahrt, rief einer der Ordner im „Testcenter“  an und musste sich dann vielleicht anhören, was ich z.B. selber mitbekommen habe:

„Der Michael hat gerade noch einen Wagen auf der Bühne. Wenn er damit fertig ist, kommt er sofort rüber. Das kann noch eine gute halbe Stunde dauern.“

Die interessierten Fans haben gewartet. Und Michael Martini hat sie dann eindrucksvoll über die Nordschleife gefahren.

Später wurde das dann durch eine Marketing-Firma im Auftrag von BMW alles viel besser organisiert. Aber zunächst immer noch mit Michael Martini, der so über eine überdurchschnittliche Nordschleifen-Erfahrung verfügte. Immer mit einem der jeweils aktuellen 5er BMWs.

Aber er hatte eigentlich den Spaß an den „Taxifahrten“dann schon verloren, als ihm beim „Renn-Taxi“ am tiefsten – und schnellsten - Punkt der „Fuchsröhre“ ein Rad abbrach. Das Fahrzeug flog über die Leitplanke in den Wald. Allen Passagieren – auch ihm – ist nichts passiert! - Da hat er dann etwas später diesen Teil seiner Tätigkeit beendet, die übrigens von der landeseigenen Nürburgring GmbH – nicht besonders gut - entlohnt wurde. - Er glaubte das alles nicht mehr verantworten zu können!

  • Michael Martini war ein bescheidener, stiller Könner, der sich immer im Rahmen seiner Fähigkeiten bewegte. Wenn er etwas nicht mehr verantworten konnte, hat er seine Konsequenzen gezogen!

Mich hat er mal vor Jahren beeindruckt, als er kenntnisreich einem amerikanischen Filmteam an einer in Nürburg stehenden Säule – von seinem Vater gespendet – erklärte, was die einzelnen Darstellungen darauf bedeuteten. Er wirkte richtig „aufgedreht“, als er auch über Leistungen seines Vater informieren konnte.

Nun ist Michael tot. Am 21. März 2024 ist er überraschend gestorben. Seine Urnenbeisetzung findet im engsten Familienkreis statt.

Auf der Todesanzeige ist zu lesen:

„Die Trauerfeier findet am 5. April 2024, um 14:30 Uhr in der St. Nicolaus Kirche in Nürburg statt. … Nach der Trauerfeier gehen wir in aller Stille auseinander.“

Die Welt ist um einen „Menschen“ (!) ärmer geworden!

Wilhelm Hahne

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