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Es soll diesen „Cup“ in 2012 zum ersten Mal geben. Sagen „Fachleute“. Stimmt auch. Und stimmt nicht. Es gab nämlich schon mal eine gemeinsame Wertung. Aber wer erinnert sich da noch? - Ich glaube, es war 1996. Und wir, Wolfgang Savelsbergh, „Juppi“ Bermes und ich waren mit Sicherheit das lustigste Team am Start. Kein „Profi“ kann sich wohl heute vorstellen, wie entspannt man einen Klassensieg einfahren kann. In einem guten Team. Die „Trophy“ gab's für den bestplatzierten Gr. N in beiden 24-Stunden-Rennen. - So gab es damals schon eine gemeinsame Wertung. Aber es gab keine GT3. - Damals sprach man von Sport. - Heute von Geld, PS und...
Nürburgring & Spa: Gemeinsame „24h-Trophy“
Damals trug der Pokal den Titel „European Community Challenge“ und es gab ihn nur einmal. Nicht – wie in 2012 – für einen Ersten, Zweiten und Dritten. Eigentlich hat er damals wohl auch nur uns interessiert. Und wir alle – Fahrer und Team – waren stolz darauf. Sonst hat das wirklich niemanden interessiert. Selbst bei der Siegerehrung – beim ADAC in Köln, mitten im Winter und mit viel Glatteis bei der Anfahrt – war das einer der vielen Programmpunkte: Übergabe des Pokals, Händedruck, fertig, setzen.
Am Nürburgring waren wir Klassen-Zweite geworden. Ich war's schuld. Ich hatte am Ende den Fehler gemacht, mal auf Regenreifen zu wechseln. Noch mal wechseln hätte Zeit gekostet, aber Regenreifen die zu viel Temperatur haben sind einfach auch zu langsam. Ich habe den Sieg verspielt.
Trotzdem wollte es Bernhard Mühlner mit uns in Spa versuchen. Wenn wir dort den Klassensieg... - Wir starteten in Spa mit der gleichen Fahrerbesetzung. Weil das Vorschrift war. Und ich hatte mich gut vorbereitet. Wolfgang war sowieso gut und „Juppi“ fuhr Spa auch nicht zum ersten Mal.
Es gibt heute noch viele Facetten, die mich – mit einem Lächeln – an diese Veranstaltung erinnern. Da stand ich mit „Juppi“ an der Boxenmauer und er wartete auf das Fahrzeug, damit er die letzten Runden des 24-Stunden-Rennens in Angriff nehmen konnte. Erst druckste er noch rum und dann fragte er geradeaus: „Du fährt doch die 'Eau Rouge' voll. - Ich trau mich nicht. Erklär' mir doch mal genau...“ - Ich war fassungslos und habe ihn unterbrochen: „Juppi, wenn du jetzt in den letzten Runden des Rennens das Auto wegwirfst, dann...“ - Ich war wirklich fassungslos.
Und „Juppi“ ist dann die letzten Runden wirklich mit „gebremstem Schaum“ durch die „Eau Rouge“ gefahren. Wir waren Klassensieger und Zweiter in der Wertungsgruppe. Da niemand besser mit einem Gruppe N in beiden 24-Stunden-Rennen unterwegs war, haben wir dann diese „Challenge“ gewonnen. Wir, das heißt bei einem 24-Stunden-Rennen: die Mechaniker, Team-Chef und -Chefin und die Fahrer. Wir haben nicht nur von einem Team gesprochen, wir haben uns auch so gefühlt. Und die Stimmung war entsprechend. Wir waren alle Freunde!
Niemand hat uns die Aktentasche getragen, es gab keinen Marketing-, keinen Pressemann in der Box. Wir haben ehrlich und aufrichtig jeweils unsere Eindrücke ausgetauscht und wir haben uns gefreut, wenn der andere – dann - ein wenig schneller war.
Schön war die „Radillon“ in der Nacht. Die ging „voll“. Wenn man nicht gerade von einem „Schnellen“ überholt wurde. Dann habe ich den Blinker links gesetzt und bin innen herum gefahren. Die mich überholten mussten dann über die „Gummiröllchen“ fahren, die (von den Slicks abgefahren) außen lagen. Das war, als würde man über „Kugellager“ fahren und hat mir manche „drohende Faust“ eingetragen. Aber auch die aufmunternden Worte des Teamchefs: „Nun könntest du aber langsam auch ein wenig schneller fahren.“
Ich habe übrigens das 24-Stunden-Rennen in Spa als anstrengender als das auf der Nürburgring-Nordschleife empfunden. Die 6,968 km lange Strecke in Spa verlangt in jedem Moment volle Konzentration, während man am „Ring“ schon mal etwas entspannen kann.
Ich weiß noch, dass ich am Nachmittag des Rennens „voll“ aus der „Radillon“ (um 22 Uhr dieses Tages stelle ich fest, dass das "Blanchimont" heißen muss) kommend, so spät wie möglich die „Bus-Stop“ anzubremsen versuchte. Als ich voll in die Bremse steige, fällt mir das Bremspedal durch. - Ich ziehe die Handbremse und fliege mit viel zu hoher Geschwindigkeit und „schwänzelndem“ Fahrzeug auf den Notausgang zu, wo mich ein Funktionär mit „roter Fahne“ an der Durchfahrt zu hindern versucht. - Mann, ist der gesprungen!
Da war ein Fehler beim Wechsel vorher passiert. Aber: Alles wurde gut. Wir standen mit Champagner oben auf dem Podest und waren – alle (!) - glücklich. (Ich habe übrigens nicht mit Champagner gespritzt, sondern die volle Flasche den Monteuren mitgebracht.)
Das ist mir alles jetzt wieder eingefallen, als ich las, dass es erstmals eine gemeinsame Wertung gibt. Jetzt in 2012 für die GT3. Die „24h-Trophy“ wurde von den Organisatoren beider Rennen ins Leben gerufen und zeichnet die drei GT3-Teams aus, die in beiden Rennen am besten platziert sind.
Das ist möglich, weil in beiden Veranstaltungen für GT3-Fahrzeuge die gleichen Zulassungsbestimmungen gelten, wie das damals, 1996, in der Gruppe N auch war. Wie zu hören, soll die „Trophy“ praktisch einen „Ritterschlag“ für das beste GT3-Team aus beiden Veranstaltungen darstellen.
Blickt man einmal zurück, dann wird auch am Unterschied der „geehrten“ Fahrzeugkategorien in den Jahren 1996 und 2012 deutlich, in welche Richtung sich der Motorsport entwickelt hat: Vom warmem Händedruck zum Ritterschlag! - Das ist eine nüchterne Feststellung; der sich eine weitere anschließt:
Wir haben damals mehr Spaß gehabt. Wolfgang und „Juppi“ können das bezeugen. Und weil gerade in diesen Tagen bei Facebook ein Foto von der Veranstaltung aufgetaucht ist, will ich hier noch mal ein ähnliches einstellen:
Unter dem „roten Pfeil“ sieht man die „Chefin“ mit verschränkten Armen. Und sie lacht. Am Nürburgring war ihr – nach dem zweiten Platz – das Lachen vergangen. - Mir übrigens auch.
MK/Wilhelm Hahne
PS: Sie kennen inzwischen meine Feststellung und Meinung: Nero hat Selbstmord begangen. - Kurt Beck sollte einfach zurücktreten.