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Die Bitburger wurde im Januar 2014 nicht nur vom Bundeskartellamt wegen verbotener Preisabsprachen mit einer millionenschweren Strafe belegt, sondern wurde auch neuer Vertragspartner der Nürburgring Betriebsgesellscchaft mbH und ist dort ab 1. März 2014 wieder der exklusive Bierlieferant. Ende 2007 hatte Warsteiner- die Bitburger Brauereigruppe vom Nürburgring verdrängt und ist nun offensichtlich nicht traurig, den Nürburgring als Kunden verloren zu haben. Damit bestätigt sich auch die Darstellung von Motor-KRITIK aus dem Jahre 2007, dem Jahr, in dem nach unserer Auffassung die Warsteiner Brauereigruppe ganz klar vom damaligen Geschäftsführer der Nürburgring GmbH „über den Tisch gezogen“ wurde. - Wird jetzt mit Hilfe von Bitburger die Öffentlichkeit beim Verkauf des Nürburgrings „über den Tisch gezogen“? - Das ist die Frage, die z.Zt. nur Insider beantworten können. Aber die eigenartige Abwicklung und Darstellung gegenüber der Öffentlichkeit – auch – des neuen „Partnerschaftsvertrages“ mit der Bitburger Brauerei lässt einige Fragen entstehen, auf die es z.Zt. keine Antwort gibt. - So entsteht dann für Motor-KRITIK die Frage:
Lösungsformel: „Bitte ein Bit!“?
Zum gleichen Zeitpunkt, exakt am 23. April 2014, geben sowohl die Bitburger Brauereigruppe als auch die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH eine in Wort und Schriftbild exakt gleiche Pressemitteilung heraus. - Sie finden sie als pdf-Datei am Ende dieser Geschichte. (In diesem Fall von der Bitburger, was an der Speicheradresse jeweils unten auf der Seite zu erkennen ist. Victoria Steegmann ist Mitarbeiterin der Bitburger-.)
Darin wird mitgeteilt, dass die...
„Bitburger … seit März 2014 wieder Partner des Nürburgrings“
...ist. Die Brauerei übernimmt damit ab diesem Termin nicht nur zukünftig den Ausschank ihres Bieres, sondern
„erhält umfangreiche Werbemöglichkeiten“.
Das sicherlich nicht umsonst. Auffallend an dieser „Pressemeldung“ ist, dass sie im „Kopf“ drei Markennamen trägt:
„Capricorn – Nürburgring – Bitburger“
Capricorn ist – wie wir uns noch erinnern – aber erst seit dem 11. März 2014 als Käufer durch den Gläubigerausschuss akzeptiert worden. Bei Rückfragen zum zeitlichen Ablauf der Vertragsverhandlungen, antwortet Marco Boor, Direktor für Sport- und Kulturmanagement der Bitburger Braugruppe:
„Die Vertragsverhandlungen haben bereits im August 2013 begonnen. Im Januar 2014 haben wir uns auf die genauen Inhalte des Vertrags verständigt. Seit dem 1. März 2014 ist Bitburger am Nürburgring wieder im Ausschank.“
Boor nennt als Vertragspartner die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, vertreten durch ihren Geschäftsführer Dr. Karl-Josef Schmidt.
In der o.g. „Pressemeldung“ kommt aber auch Dr. Robertino Wild, als Geschäftsführer der neuen Erwerbergesellschaft capricorn NÜRBURGRING Besitz GmbH zu Wort:
„Genau wie Bitburger verbindet uns einiges mit der Region. Wir freuen uns daher sehr auf die Zusammenarbeit und sind uns sicher, dass wir von der langjährigen Erfahrung des Unternehmens im Sponsoring profitieren werden.“
Da ist nicht die Rede davon, dass man in den Vertrag nach Übernahme des Nürburgrings (ab 1. Januar 2015) einsteigen wird. Capricorn scheint schon ein Teil, also Vertragspartner, zu sein. Wenn die „genauen Inhalte des Vertrages“ aber schon im Januar 2014 festgelegt wurden, was hat dann Capricorn damit zu tun, eine Firma, die erst ab 11. März 2014 offiziell zum Käufer avancierte. Wenn die EU zustimmt. - Und wenn die Finanzierung gelingt.
Die Frage nach einem belastbaren Finanzierungs-Konzept des Nürburgringkaufs durch Capricorn konnte Motor-KRITIK bisher noch nicht beantwortet werden. Die „Drei von der Insolvenz-Tankstelle“ scheinen sie als einzige zu kennen: Insolvenz-Sachwalter Jens Lieser, Insolvenz-Geschäftsführer Prof. Dr. Dr. Schmidt und Alexander Bischoff (KPMG) aber schweigen. Auch andere „Besserwisser“ sind zum Schweigen verdammt. Da ist es kein Beleg für die Solvenz eines Käufers, dass er den Zutritt in den „virtuellen Datenraum“ der Insolvenz-Sachwalter erhielt. Denn dort erhielten auch Neugründungen aus dem chinesischen Raum Zutritt (s. „Recherchen von „Wirtschaftswoche“ und Motor-KRITIK) die keinerlei Solvenz nachgewiesen hatten.
Läuft evtl. ein Teil der Finanzierung über einen entsprechenden Vertrag mit Bitburger? - Man kennt schließlich die Möglichkeiten, die sich hier im Bier- (wie übrigens auch im Öl-)Geschäft bieten.
Aber überall ist natürlich „Vertraulichkeit“ vereinbart. Über Geld wird nicht gesprochen. Entweder weil man zuviel davon oder aber keins hat. - Und das ist die Frage, die die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, eigentlich der Öffentlichkeit beantworten sollte. - Um die Frage hier noch einmal klar zu formulieren:
„Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
können Sie uns bestätigen, dass die Solvenz des Nürburgring-Käufers vor Abschluss des Kaufvertrages überprüft wurde? - Wenn JA: Von wem?
Und: Haben Sie sich persönlich von der Richtigkeit dieser Feststellung überzeugt?
Bitburger dagegen hatte nicht nur die Mittel eine Millionen-Buße wegen verbotener Preisabsprachen zu zahlen, sondern könnte sicherlich auch einen Teil der für den Kauf notwendigen Millionen über den neuen Liefervertrag mit einer Laufzeit von zunächst fünf Jahren finanzieren.
Ist nun Capricorn auch Vertragsbestandteil des neuen Exklusivvertrages ab 1. März 2014?
Warum lassen die Mainzer Politiker nicht die einen Blick in die Karten werfen, die sie – so wie sich das jetzt darstellt – inzwischen um mehr als 500 Millionen Euro geschädigt haben?
Die CDU-Fraktionsführerin, Julia Klöckner, hat gestern in der „Aktuellen Stunde“ im Mainzer Landtag erklärt:
„Wir stehen beim Nürburgring erst am Anfang der Aufarbeitung der politischen Mitverantwortung.“
Aber das betrifft auch gewisse Abläufe im Bieter- und beim Verkaufs-Verfahren. Die Öffentlichkeit kann hier eine eindeutige und klare Information erwarten. - Meint man bei Motor-KRITIK.
Heute ist übrigens auch Folgendes in „Die Rheinpfalz“ zu lesen:
„Es scheint tatsächlich so, dass nach einem vom Insolvenzverwalter durchgeführten offenen, transparenten, nichtdiskriminierenden Auswahlprozess die Vermögenswerte an den meist bietenden Käufer verkauft wurden, das heißt nach ordnungsgemäßem Ausschreibungsverfahren und zum Marktpreis“ – mit diesen Sätzen beantwortete Antoine Colombani, Sprecher von Wettbewerbskommissar Almunia, die Frage, ob die Beschwerden gegen den Verkauf gerechtfertigt seien.“
Brüssel scheint nicht nur sehr weit vom Nürburgring, sondern auch sehr weit von der Realität entfernt zu sein. Und eine Reihe von Antoine Colombani verwendete deutsche Vokabeln scheinen ihm von ihrer Bedeutung her offensichtlich ein wenig unbekannt zu sein.
So ist das eben in der EU: Nicht jeder spricht die Sprache des andern so, dass sie auch verständlich ist. Und nicht jeder gibt verständliche Antworten auf verständliche Fragen. - Selbst wenn sie in der gleichen Sprache gestellt und beantwortet werden.
Man darf auf die Antworten der Ministerpräsidentin Malu Dreyer gespannt sein. - Taktisch, politisch und unverständlich? - Oder einfaches, klares Deutsch?
Darauf dann ein „Bit“!