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Gute Werbesprüche werden schon mal volkstümlich. Und dann auch sprachlich angepasst. So ist das auch mit einem Spruch zu „Müller-Milch“! - Motor-KRITIK hat ihn dazu jetzt noch verfremdet! - Weil mir sonst nichts einfiel, als ich eine Pressemeldung des VDA vom 9. März 2021 gelesen habe, dessen erster Absatz wie folgt lautet: „Während oft über Elektro-Pkw und die dafür notwendige Ladeinfrastruktur gesprochen wird, wird weniger beachtet, dass auch beim Nutzfahrzeug die Elektrifizierung massiv voranschreitet. Ein branchenübergreifendes Konsortium unter Schirmherrschaft des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hat am 16.02.2021 im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) vom 14.12.2020 den Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge eingereicht. Die eingereichten Anträge werden in einem sogenannten beschleunigten Bewilligungsverfahren bearbeitet, das dem aktuellen Handlungsbedarf zur Elektrifizierung im Fernverkehr Rechnung trägt.“ - Da inzwischen an der Spitze des VDA (Verband der Automobilindustrie) Frau Hildegard Müller (CDU) steht, habe ich mir dann erlaubt einen passenden Titel zu folgenden Geschichte „zu gestalten“, wobei meine Leser in diesem Fall bitte berücksichtigen sollten, dass „watt“ für „MW“ = MegaWatt steht.
E-Lastkraftwagen: „Alles Müller oder watt?" (MW!)
„Da stelle ma uns mal janz dumm“, sagte mal Paul Henkels in der „Feuerzangenbowle“. Ich habe mich an seine Empfehlung erinnert und mal einen Spediteur gefragt, was der denn überhaupt von E-Lastwagen hält, die Frau Müller nun gerne schneller geladen hätte.
Der hat gelacht und gemeint, dass er seine Lkw – alles „Verbrenner“ – gerne schneller beladen hätte und dann auch gerne viel auf seinen Lkw’s unterbringen möchte. - Auf mein „dummes“ Nachfragen:
„Das Gewicht der notwendigen Batterien schmälert beim E-Lkw die Nutzlast deutlich. Außerdem“, so ergänzt er, möchte ich nicht alle 4 – 500 Kilometer durch Nachladen Zeit verlieren.“
Mit seinen großen „Verbrennern“ – 40-Tonner - legt er jetzt innerhalb Europas mehr als 2.000 Kilometer ohne Nachtanken zurück. Und er erklärt:
„Wenn ich in Barcelona für Polen Fracht lade, dann erwartet mein Auftraggeber von mir, dass ich in einer bestimmt Zeit da bin. Wo gibt es – oder: Wann soll es sie geben? – eine gut ausgebaute, europäische Lade-Infrastruktur für E-Lkw? - Selbst wenn es sie gibt: Wie soll ich die vorgegebene Anlieferungszeit einhalten? - Da hocken in Berlin mal wieder politische Visionäre zusammen?“
Sollte man nicht mit Rücksicht auf das Klima…?, frage ich vorsichtig.
„Natürlich“, sagt er. „Wenn alle die Mehrkosten tragen! Aber jetzt regen sich schon alle auf, wenn – dank Corona – die Containerpreise ein wenig gestiegen sind! - Warum baut die Bundesbahn z.B. im Ruhrgebiet keine vernünftigen Terminals, mit denen ich meine Lkw’s per Bahn z.B. nach München schicken kann? Ich muss nicht über die Autobahn fahren! - Wenn es die wirklich geben würde, dann hätte man da wahrscheinlich feste Abfahrtzeiten, die bestenfalls im Nachmittagsbereich liegen würden. Aber wir sind als Spediteure Dienstleister. Unser Auftraggeber möchte, dass die Tagesproduktion am Abend – so um 20 Uhr – am Ende der Produktionszeit geladen wird und dann morgens in München ist. Das geht mit der Bundesbahn – ein Staatsunternehmen! – nicht! - Die Bundesbahn ist marode, hat auch nicht begriffen, in welcher Zeit wir leben.“
Er kennt nicht die Verlautbarungen der Auto-Lobbyistin Hildegard Müller (CDU) so genau, die sie natürlich im Interesse ihres Verbandes – der sie als „Präsidentin“ vorsteht – unter Volk bringen muss. - Da kann ich ihm helfen und zitiere mal ein wenig aus der Pressemitteilung des VDA vom 9. März:
„Ziel des Projektes „Hochleistungsladen im LKW-Fernverkehr“ (HoLa) sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für batterie-elektrischen Lkw-Fernverkehr. Dies erfolgt an einer Demonstrationsstrecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Zudem werden im Projekt Forschungsfragen rund um den späteren flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsladeparks in Deutschland behandelt und eine Blaupause für die Ausgestaltung von Ladestandorten erstellt.
Konkret sollen im HoLa-Projekt an vier Standorten entlang der Bundesautobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem sogenannten Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt werden. In einer ersten Phase werden Standorte zunächst mit CCS-Ladepunkten für Lkw unter vollständiger Nutzung der Spezifikation geplant und errichtet, bevor in der zweiten Phase Installation und Inbetriebnahme des MCS-Systems erfolgen. Dadurch wird das Megawattladen für den Schwerlastfernverkehr ermöglicht. Die Auswahl der Ladestandorte fiel hierbei auf Autobahn-Raststätten sowie Logistikzentren und Betriebshöfe, um unterschiedliche Anwendungsfälle zu berücksichtigen und bewerten zu können.“
Mein Gesprächspartner lacht:
„Zum Glück bin ich auf der Route kaum unterwegs. Da muss ich mir dann auch nicht so ein E-Vehikel antun! - Denn ich habe Erfahrung damit. Es gab einen Kunden, bei dem wir nur zwischen zwei nicht so weit auseinander liegenden Punkten hin- und her zu fahren haben. - Produktionsentsorgung! - Da habe ich dann ein entsprechendes Angebot für den Einsatz eines E-Lkw gemacht. Das war fast drei Mal so teuer, als mit einem „Verbrenner“. - Da hat man gesagt: Da sind Sie leider nicht konkurrenzfähig! - Danke! - Darum fahren wir da mit einem „Verbrenner“ weiter.“
Ich werfe ein, dass wir schließlich alle etwas tun müssten, um zu verhindern… - Er unterbricht:
„Ich tue das schon, erzeuge einen Teil des Stroms den ich verbrauche selber. In meinen Betrieben laufen z.B. um 30 Gabelstapler. Alle mit Batterie betrieben. Da werden dann die Batterien nicht nur an den Stationen geladen, sondern da stehen immer geladene Batterien, die dann nur – ruck-zuck – ausgetauscht werden. - Ich fahre einen Hybrid-Pkw, weil ich mir in meinem Beruf keinen E-Pkw leisten kann. Ich muss beweglich sein, auch auf Zusatztermine schnell reagieren können. Ich kann meinen Kunden nicht sagen: Ich muss zunächst noch mal aufladen. - Der lacht mich aus!“
Ich möchte etwas einwerfen, aber mein Gesprächspartner redet sich in Rage!
„Meine „Verbrenner“ – und davon habe ich gut 100 Einheiten – habe ich jeweils nach vier Jahren bezahlt. Was mache ich dann mit einem E-Lkw? - In welchem Zustand ist die Batterie? - Was würde die Entsorgung der alten Batterie kosten? - Was kostet eine neue Batterie? - Alles eine Rechnung mit Unbekannten! - Und bitte nicht vergessen: Meine modernen „Verbrenner“ verbrauchen zwischen 26 und 27 Liter Treibstoff, wenn sie 40 Tonnen schleppen. Leer sind es weniger als 25 Liter!.“
Ich versuche es erneut, aber…
„Man sollte sich zunächst mal um die Schifffahrt kümmern, die mit ihren Riesen-Schiffen giftiges Schweröl verbrennen! - Das auch noch vorgeheizt werden muss! - Aber wo wollen die zwischen Holland und Südamerika auf dem Ozean Strom zwischentanken? - Warum macht man sich da nicht mehr Gedanken?"
„Aber“..., werfe ich ein… - Aber er argumentiert verärgert weiter:
„Wir müssen inzwischen unsere Reifen aus China kaufen, weil Conti die Produktion einstellt, weil man wohl nicht konkurrenzfähig ist. Conti wäre vor Ort, aus China müssen die Reifen um die halbe Welt transportiert werden. Und dann macht man uns zum Vorwurf, dass wir mit unseren 40-Tonnern die Straßen und Brücken zerstören! - Zerstören wir die weniger, wenn ein E-Lkw dann 43 oder 44 Tonnen wiegt?“
Nachdem ich diesem Spediteur gehört habe, der die Zukunft für E-Lkw übrigens mehr im Nahverkehr sieht, bei Amazon z.B. - „die in Deutschland keine Steuern zahlen“ – oder bei der DHL, interessieren mich aber auch noch Zahlen und Fakten, die ich in der Pressemitteilung der VDA-Lobbyistin nicht finden kann. Ich recherchiere ein wenig und bringe in Erfahrung:
- Die Kosten für die Batterie usw., werden den Kaufpreis für einen so ausgestatteten Lkw klar erhöhen.
- Die Batterie wird bei Lkw’s dort eingebaut sein, wo bisher der Tank sitzt. Bei Bussen – auch das ist angedacht – werden sie auf dem Dach angebracht werden. (???)
- Die angedachte Batterie-Kapazität wird bei ca. 85 kWh liegen. Auf Kundenwunsch sind auch andere Konfigurationen möglich.
- Die Reichweite – von voll bis leer – soll max. 500 Kilometer Fahrt möglich machen.
- Das Batterie-Zusatzgewicht (bei 85 kWh) wird mit ca. 550 – 600 Kilogramm kalkuliert.
- Ja, das wird die mögliche Nutzlast beeinflussen.
- Die Entsorgungskosten für die Batterie werden nach einigen Jahren so – entsprechend den aktuellen Erfahrungen - bei um 600 Euro pro Batterie – also 1 Euro pro Kilogramm (!) liegen.
Um weiter aus dem Presse-Info zu zitieren:
„Laut VDA setzt sich Deutschland mit dem Vorhaben international an die Spitze der Technologieentwicklung und wird aus heutiger Sicht die weltweit erste Demonstrationsstrecke in Betrieb nehmen. Das schaffe Vertrauen in die Kompetenz der Industrie in Deutschland und in die Unterstützung von Infrastruktur durch die Politik. In der Planung wird von einer Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren ausgegangen, mit der Aufnahme des Realbetriebes in der Logistik im Herbst 2023. Damit können rechtzeitig die Weichen für die Erfüllung der anspruchsvollen CO2-Anforderungen im Jahr 2025 gestellt werden.“
Damit setzt sich Deutschland also wieder mal international an die Spitze. - Während ich darüber nachdenke wird mir klar, dass es sich auch bei dieser Aktion mal wieder um eine Alibi-Aktion handelt. Ohne jeden Sinn! Darauf kommt es offensichtlich auch gar nicht an. - Denn in der VDA-Pressemitteilung ist weiter zu lesen:
„Das Konsortium umfasst 16 Partner aus Industrie und Forschung und wird unter der Schirmherrschaft des VDA begleitet. Dabei übernehmen das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Konsortialführung und, als Konsortialpartner, die Technologieberatung P3 Automotive GmbH die Projektleitung. Weitere Konsortialpartner sind EnBW als Betreiber der Ladestandorte sowie die Ladeinfrastrukturlieferanten ABB, Heliox und Siemens. Konzeption, Bereitstellung und Betrieb der Fahrzeuge verantworten dabei die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, die zur TRATON Group zählenden MAN und Scania, sowie Volvo. Die Umsetzung wird zudem u. a. vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, der Universität Stuttgart, der Bauhaus-Universität Weimar und den Technischen Universitäten Berlin und Dortmund begleitet. Dies dient dem Ziel, ausreichend Erkenntnisse zu gewinnen und nutzen zu können, um so die Basis für den deutschlandweiten Rollout und die Standardisierung des Megawattladens zu schaffen.“
Das habe ich auch meinem Gesprächspartner, dem Spediteur, vorgelesen und dabei gedacht, dass jener Mann recht hatte, der mir mal empfahl:
„Wenn Sie wirklich Geld verdienen wollen, richtig viel Geld, dann müssen Sie mit der Politik zusammen arbeiten!“
Mein aktueller Gesprächspartner hat etwas von „passt gut in die politische Landschaft“ gemurmelt und mich dann gefragt, was ich davon halten würde.
Hm, habe ich überlegt, da könnte man eigentlich mit einem Satz aus der „Feuerzangenbowle“ antworten, weil ein Satz daraus auch der Einstieg in diese Geschichte war. - Dieser Satz im Jahre 1944 gesprochen, könnte natürlich auch voń Hildegard Müller (VDA) im Jahre 2021 in Verbindung mit der neuen „Aktion“ gesagt werden:
„Ich habe mir immer schon mal gewünscht, mal etwas wirklich irrsinniges zu tun.“
MK/Wilhelm Hahne
PS: Der von mir befragte Spediteur zahlt übrigens Monat für Monat um 30.000 Euro Mautgebühr! - Wird mit diesem Geld die Infrastruktur verbessert? Und wenn JA: Welche? - Eine Frage habe ich von dem befragten Spediteur auch noch gehört: "Warum haben E-Fuels keine Lobby?" - Ich habe keine Antwort gewusst!
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BEV LKW
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