NLS 9: Eine einfache Nachbetrachtung per Distanz!

Eigentlich war dieses Rennen - eines von bisher vielen - einer Langstreckenserie, wie sie einmal entstanden war, weil sie in der gewählten Form dann den eigentlich unterschiedlichen Ansprüchen eines Rennstreckenbesitzers und denen von Amateursportlern am besten entsprach. Der Samstag war aus Sicht des Rennstreckenbesitzers „der richtige Tag“. Am Sonntag konnte man so die „Sonntagsfahrer“ abkassieren. Auch aus Sicht der Amateursportler war der Veranstaltungstag gut gewählt, die so den Sonntag wieder im Kreise ihrer Familie verbringen konnten. Die Version von Langstreckenrennen kam den Amateursportlern mit ihren „Basis-Automobilen“ grundsätzlich entgegen, weil sich so Stärken und Schwächen von Mensch und Material besser ausgleichen. So war es einfach ein Versuch, mal mit einem 5-Stunden-Rennen die Serie zu beginnen. Das war 1977. - Inzwischen schreiben wir 2025. Da hat sich nicht nur die „große Welt“, sondern auch die „kleine Welt“ der Motorsportler verändert. Selbst die Menschen haben sich verändert, weil ihre Einstellung zu den Dingen eine andere geworden ist. Die jüngere Generation hat einen „Wirtschaftswunder“-Hintergrund. Sie hat – scheinbar – eine „überlegene“ Einstellung. Die orientiert sich an „großen Zahlen“ und an „großen Namen“. Die „Wertigkeit“ von Dingen hat sich verschoben, damit auch die eines – ursprünglich – „VLN-Langstreckenpokals“, der sich inzwischen auch an „großen Zahlen“ und „großen Namen“ zu orientieren versucht, nicht mehr an den Ansprüchen von Amateur-Sportfahrern mit relativ „kleineren Einkommen“. - Werfen wir doch einfach mal nicht nur einen wertenden Blick auf eine gerade durchgeführte Veranstaltung, dieser inzwischen 48 Jahre alten Serie, sondern auch „einen Blick zurück“:

NLS 9: Eine einfache Nachbetrachtung per Distanz!

In den ersten Jahren nach 1977 trafen sich an Samstagen überwiegend „Freunde“, die durch ein gemeinsames Hobby zusammen gefunden hatten. Die gaben in Ausübung des Sports einen Teil des Geldes aus, das sie meist in harter Arbeit selber verdient hatten. Das ging natürlich nur im Einverständnis mit den anderen Teilen der Familie.

Das waren – wenn der Fahrer jung war – Vater und Mutter, bei den älteren Fahrern dann Frau und Kinder. So fand man die auch im direkten Umfeld, im Fahrerlager und an den Boxen. Sie waren nicht nur eine moralische, sondern auch eine praktische Unterstützung.

  • Wer beschäftigte „damals“ schon Monteure, wenn man doch Freunde oder Familien-.Mitglieder hatte!

Den Begriff „Catering“ hat man damals auch nicht gekannt. Da brachte die Frau oder Freundin einen Kartoffelsalat mit und die Würstchen wurden im Kaffeekocher heiß gemacht.

  • Eine Vielzahl aller startenden Standard-Automobile trugen Nummernschilder, waren für den Straßenverkehr zugelassen. Es dominierte die so genannte „Gruppe N“, mit seriennahen Automobilen!

Heute dominiert scheinbar (!) die Gruppe der GT3-Fahrzeuge. Das sind die „heißen Renner“, die von der Industrie favorisiert werden, weil sie ihrem Fabrikat Profil geben können. Und weil sie auch „so gut“ kalkuliert sind, dass sich die von den Käufern erwartete „sportlichen Unterstützung“ auch ertragen lässt.

  • Diese Top-Kategorie wird auch vom Veranstalter aus Werbegründen – oder der Höhe des Nenngeldes? - propagiert!

Gab es in den Anfängen des VLN-Langstreckensports Fahrer, die Aufkleber von Sponsoren auf ihre Fahrzeuge klebten, die es gar nicht gab, weil sie so nicht erklären mussten, warum sie eigentlich ihr schwer verdientes Geld für „ihren Sport“ ausgaben,  so hat sich das auch längst geändert.

  • Der Einsatz von Rennautomobilen ist inzwischen zum Geschäft geworden!

Das liegt auch daran, dass die Kompliziertheit im Aufbau der heutigen Automobile ein „Garagentuning“ gar nicht mehr zulässt. Man braucht für alle Details, die zu bearbeiten sind, jeweils Spezialisten.

So gibt es dann heute sogar „Spezialisten“, die diese Spezialisten einsetzen und Fahrzeuge „bearbeiten lassen“, die man dann als „konkurrenzfähig“ den Fahrern anbietet, die zahlungskräftig genug sind, so einen Renneinsatz zu bezahlen.

  • Heute sind die „Sponsoren-Aufkleber“ echt, weil es ohne Sponsoren nicht mehr geht!

Da hilft dann natürlich auch der Langstrecken-Charakter der heutigen NLS-Serie, in der sich dann bei einem 4-Stunden-Rennen dann auch schon mal drei Fahrer – mit entsprechenden „Teilbeträgen“ – auf einem Fahrzeug unterbringen lassen.

  • Die Kosten in der VLN-/NLS-Serie sind – verglichen mit „damals“ – inzwischen explodiert!

Auch die Rennbesucher haben sich von der Entwicklung beeinflusst, über die Jahre „mit entwickelt“. Auch sie hängen an „großen Zahlen“, „großen Namen“. Sie haben aber kaum Übersicht über den – inzwischen – notwendigen Aufwand und die dadurch entstehenden Kosten.

So ist es dann auch kein Wunder, wenn bei NLS 9 in diesem Jahr nicht nur die GT3-Kategorie, sondern auch der dort aufgetauchte vierfache Weltmeister, Max Verstappen, im Mittelpunkt der Betrachtungen – natürlich auch der Presse – standen.

Das Ergebnis all dieser Betrachtungen konnte aber im Fall von NLS 9 eigentlich nur sein:

  • Der beste Fahrer wird auf dem besten Automobil gewinnen! - Also Max Verstappen mit einem Ferrari 296!

So war es dann auch! Wer spricht schon von den Leuten, die den Sieg mit sicher stellten? Die allgemeine Berichterstattung entspricht heute immer den wahrscheinlichen Ansprüchen der Betrachter, die heute mehr zu „Konsumenten“ eines Angebotes geworden sind, das so ist, wie es ist. 

  • Weil es im Jahre 2025 auch im Motorsport – bei einer scheinbaren Breitensportserie - so sein muss, wie er sich derzeit darstellt?

Kommen wir aber nun zur „Nachbetrachtung“ von NLS 9, durchgeführt im September des Jahres 2025, die man mit dem Satz beginnen muss:

  • Max Verstappen, ein (überlegener) vierfacher Formel 1-Weltmeister, hat zusammen mit einem (normalen) jungen Engländer, Chris Lulham, den 9. Lauf zur NLS-Serie 2025 am Nürburgring im Gesamtklassement gewonnen. Mit dem derzeit wohl besten GT3-Fahrzeug, einem Ferrari vom Typ 296.

Da hat man in der Rennversion, die mit zu den teuersten dieser Kategorie zählt, dann bei Ferrari  gegenüber der Serie das „Hybrid“-System entfernt und zusammen mit dem französischen Rennsport-Spezialisten ORECA, einen „Rennwagen“ entwickelt, der zwar optisch der Serie ähnelt, aber – aus meiner Sicht – eher als ein „Prototyp“ empfunden werden sollte.

  • Überall, in Fernsehen, Rundfunk, Internet und Presse wird das als großer Erfolg gefeiert!

Eigentlich ein normaler Erfolg, wenn man 1 + 1 zusammen zählt! - Wer hatte etwas anderes erwartet? - Alles andere wäre doch eine Enttäuschung gewesen!

Wenn man aber mal etwas genauer in die Rundenzeiten hinein schaut, dann müsste eigentlich deutlich werden, dass in dieser Nürburgring-Langstreckenserie schon lange ein großes Talent – bisher weitgehend unbekannt - unterwegs war. Auch: Weil er sich nicht bisher – wie andere – „selber gut verkauft“ hat!

  • Frank Stippler, Ex-Audi-Test- und Rennfahrer, der – inzwischen 50 Jahre alt – eigentlich der einzig wirklich ernst zu nehmende Konkurrent von Max Verstappen in diesem Rennen war!

Er war in der Lage, selbst einen „alten“ Audi GT3 – von Audi werksseitig  nicht mehr weiter entwickelt - im Zeittraining vor Max Verstappen zu platzieren. Natürlich haben ihm die Wetterbedingungen dabei dabei geholfen. - Oder anders: Stippler hat sie genutzt!

  • Frank Stippler war aber auch – neben Max Verstappen – der einzige Fahrer, in der ersten Phase des 4h-Rennens, der – wie Max Verstappen – exakt vier Runden in unter 8 Minuten zurück legen konnte!

Max Verstappen weiß um sein Talent und die daraus resultierende fahrerische Überlegenheit, wird aber sicher zur Kenntnis genommen haben, dass es auch „in der Provinz“ Leute gibt, die sehr gut Autofahren können, aber nicht mit ihren Leistungen prahlen. 

  • Ein Frank Stippler vergisst aber nicht,  die Leistungen anderer wertend zu loben!

So konnte aber auch – durch die fahrerischen Leistungen eines Frank Stippler – dann ein Vincent Kolb zum „Profi“ werden. - Lt. FIA! - Man hat dort die Erfolge eines Frank Stippler wohl auch als die des Vincent Kolb gewertet.

Die FIA ist halt „die Mutter“ des DMSB e.V. in Frankfurt, eines Vereins, der das Nordschleifen-Permit nicht nur erfand, sondern auch zwangsweise eingeführt hat. Lt. einer gutachterlichen Bewertung war/ist er allerdings dazu nicht berechtigt!

Max Verstappen hat sich darum auch aktuell von einem „Lehrer“ beibringen lassen müssen, wie man die  „anspruchsvollste Rennstrecke der Welt“ in einem „Multiclass-Teilnehmerfeld“ meistert.

  • Ein Max Verstappen hat das sozusagen „mit einem Lächeln“ gemacht, um sich selber einen Wunsch zu erfüllen!

Die zwei letzten „Zuordnungen“ zur Rennstrecke Nürburgring in dieser Geschichte – wenige Zeilen vorher - sind VLN-Pressemitteilungen entnommen. Man kann solche „sinnvollen“ Aufwertungen sicherlich als Journalist mit eigener Motorsport-Erfahrung einem Schöpfer von Pressemitteilungen auch nicht übel nehmen.

Da war die Aussage – nach dem Rennen – eines Frank Stippler zu seiner Platzierung von anderem Niveau:

„Am Ende hinter dem besten Fahrer der Welt auf dem Podium zu stehen, ist vollkommen okay. Ich habe fest mit dem Sieg von Max und Chris gerechnet.“

Wobei die beiden Fahrer, die im Rennen klar dominierten – Max Verstappen und Frank Stippler – sich beide mit fahrerischen „Normalos“ als jeweilige „Ergänzung“ im Einsatzfahrzeug bescheiden mussten. Max Verstappen und Frank Stippler haben aber beide keinerlei Kritik an der eigentlich mehr durchschnittlichen  Leistung ihrer „zweiten Fahrer“ geäußert.

Warum auch? - Wer den Motorsport als echter Sportler betreibt, der wird sich nicht anders verhalten als Max und Frank. Beide sind Motorsportler, die diesen Sport betreiben, um den Spaß und die innere Zufriedenheit über ihre eigene Leistung zu erleben!

Der ganze „Rummel“ um seine Person wird Max Verstappen eher gestört als zufrieden gestellt haben. Dieser „Rummel“ hatte etwas von einer „Löwen-Nummer“ im Zirkus, bei der auch der Zugang zur Manege abgesichert und die Manege selber gegenüber den Zuschauern durch einen weiteren Zaun abgesichert wird.

  • Entsprechend sah es dann im Fahrerlager bei NLS 9 aus und der FIA-Zaun an der Strecke machte deutlich, wo die „Löwen“ sind.

Ich selber habe mir den „Rummel“ nicht angetan. Beim Betrachten von Rennfotos, die Max Verstappen im Ferrari 296 zeigen, frage ich mich z.B. aber: Ist es wirklich schneller, wenn man sein Fahrzeug relativ spät ins „Karussell“ „hinein kippt“, als es „weich hinein zu fahren“? 

  • Vielleicht ist Max da wirklich schneller. - Ich lerne gerne von Max. - Weil ich begriffen habe, dass niemand auf der Welt, auf keinem Gebiet, wirklich auslernt, so lange er lebt!

Aber auch Max wird bei seinem ersten Renneinsatz auf der Nürburgring-Nordschleife auch gelernt haben, dass es auf dieser Rennstrecke keine Rennrunde gibt – wenn man als Rennfahrer ein wenig selbstkritisch ist – die man wirklich als „perfekte, fehlerfreie Rennrunde“ bezeichnen könnte.

Das liegt sicherlich auch an der Streckenlänge. Trotzdem gibt es sicherlich Rennstrecken auf dieser Welt, deren Befahren im so genannten „Grenzbereich“ anstrengender für einen Fahrer ist, als das rennmäßige Befahren der Nürburgring-Nordschleife!

  • Aber der „Genuss“ beim Fahren ist wahrscheinlich auf der „Nordschleife“ höher!

Darum kann ich einen Max Verstappen verstehen, wenn er davon träumt, in absehbarer Zeit einmal das 24h-Rennen auf dem Nürburgring zu fahren!

Er wird nicht der erste F1-Weltmeister sein, der ein 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife bestreitet. Vor ihm waren das u.a. Niki Lauda oder ein Keke Rosberg. Aber ich habe auch einen Carlos Sainz sen. - einen Rallye-Weltmeister – dort schon im Einsatz erlebt. Selbst ein Querfeldein-Weltmeister mit dem Fahrrad, Klaus Peter Thaler, hat sich schon das Erlebnis eines 24h-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife mit einem Automobil gegönnt!

Im Jahre 1969 wurde die „Vorstufe“ zu einem 24h-Rennen, eine Zuverlässigkeitsfahrt über 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife, sogar von einem F1-Weltmeister gestartet: Juan Manuel Fangio!

Anderen Leuten – das ist eine Vielzahl -  scheint es zu genügen, nur wenige Runden auf dem Nürburgring gedreht zu haben. Dass einige Nordschleifen-Fans dabei „überdrehen“, beweisen die Unfallzahlen während der „Touristenfahrten“.

  • Max Verstappen würde über eine solche Feststellung verstehend lächeln!

Wenn er sie denn kennen würde.

Die Nürburgring-Nordschleife kennt er inzwischen schon etwas besser!

MK/Wilhelm Hahne

Übrigens: Die Bibel ist ein feststehender Kanon. Die Ausschreibungen zu NLS- und 24h-Rennen sind es nicht! - Sie müssten für 2026 dringend überarbeitet werden, damit sie „in die Zeit passen“!

Durchschnitt: 4.7 (bei 52 Bewertungen)

Kategorie: 

"Anstoß" für Leser – nicht nur für Abonnement-Interessierte!

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Ausgaben haben ich genug! - Und nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden. - Obwohl: Volltanken ist evtl. teurer!
 

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen die hier gebotene "alte Art" von Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!
 

Auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER meine Kontendaten! 

 

Danke!