9. April 2013: Lieber Leser!

Wie ich aus dem persönlich mir gegenüber, telefonisch und schriftlich geäußerten Echo schließen kann, habe ich mich mit folgender Darstellung am 28. März ein wenig unglaubwürdig gemacht: „Als besonders beeindruckend empfand ich in den letzten Wochen den „Zufall“, dass von um 30 angeschriebenen Industriefirmen (Hersteller, Importeure, Zulieferer) sich keine einzige für ein Abo von Motor-KRITIK entschließen konnte.“ - Es kann doch nicht sein, dass die Industrie einen einzelnen Journalisten aus Ihrem aufwändig betriebenen Informationssystem ausklammert, höre ich. Man will – kann – die Realität nicht verstehen, weil sie scheinbar weltfremd ist – oder so wirkt. Dabei ist meine Darstellung Realität. Ich orientiere mich als Journalist mit meiner Arbeit an den Interessen meiner Leser, nicht denen der Industrie, die z.T. in einer Scheinwelt lebt. So hält man z.T. auch „Scheinkontakte“ zu mir aufrecht, indem mir vollautomatisch Pressemitteilungen zukommen lässt. - Wie sich die Realität wirklich darstellt, kann ich mit Ausschnitten aus alten Geschichten beweisen, die ich hier mal beispielhaft auf diesen Seiten folgen lasse. - Im Original gibt es sie natürlich auch immer noch auf diesen Seiten. - Inzwischen sind sie z.T. aber nur noch für Abonnenten erreichbar. - Darum gibt’s hier für Alle mal beispielhafte Zitate. - Dass sie Opel betreffen liegt an meiner für die Glaubwürdigkeit für Aussagen der Industrie beispielhaften Opel-Elektroauto-Geschichte vom 2. April, die auch von einer Reihe von Lesern als „April-April!“-Geschichte verstanden wurde. - Tatsächlich sind Industrieaussagen auch sehr häufig für den 1. April tauglich, obwohl sie anders gemeint sind.

9. April 2013: Lieber Leser!

Da habe ich also gerade am 2. April 2013 eine Geschichte zu Opel geschrieben, die einigen Lesern überzogen erscheint. Darum beginne ich hier mal mit Zitaten aus einem E-mail-Verkehr mit dieser Weltfirma, die am 8. Dezember 2006 stattfand und hier in 2007 nachzulesen war und ist.

Am 8. Dezember schrieb mir der Opel-Mitarbeiter Karl Mauer eine E-mail, den ich in meiner Anfrage an Opel nicht erwähnt hatte, der auch in der Sache eigentlich ohne Funktion war, und nur aus dem Grund opelintern eingeschaltet wurde, weil man wusste, dass wir uns seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Funktionen kannten. Ich immer in meiner Funktion als Journalist. Karl Mauer schrieb mir, nachdem meine Anfrage an Opel ohne Antwort geblieben war – in diesem Fall als Opel-Mitarbeiter:

Lieber Wilhelm,

danke für Deine E-Mail von heute früh an Johan Willems.

Wir haben sie zum Anlaß einer Überprüfung der bisher gepflegten Praxis
genommen, auf Anfragen von Dir grundsätzlich nicht zu reagieren. Es wurde
entschieden, an dieser Praxis auch für die Zukunft festzuhalten.

Beste Grüße in die Eifel

Karl

Meine Antwort habe ich dann auch noch - nur wenige Stunden später – auch noch am 8. Dezember 2006 geschrieben:

Hallo, lieber Karl;

eine klare, eine schnelle Antwort. - Endlich. - Eine Antwort, mit der ich leben kann. - Zumal sie offiziell ist, eine Antwort der Opel GmbH, Rüsselsheim. - Nie war sie so wertvoll wie heute. - Danke.

Eigentlich hatte ich dich gar nicht angeschrieben. Interessant, dass man dich immer wieder - wenn sonst gar nichts mehr geht - ins Spiel bringt. Und du bist offensichtlich kein Spielverderber, kannst mit Kindern und Kindereien umgehen.

Beste Grüße nach Rüsselsheim -
in das Herz des Rhein-Main-Dreiecks

Wilhelm

Ich habe mich von solchen „Absagen“, die mich deshalb erreichten, weil es den Presseabteilungen niemals gelungen war mich zu „instrumentalisieren“, aber niemals beeinflussen lassen. So habe ich z.B. am 23. Juli 2007 zur Situation bei Opel auf diesen Internetseiten veröffentlicht:

„Ich war mit meiner Darstellung der Opel-Situation in den 90er-Jahren z.B. der Zeit voraus. Den Erfolgsrückgang (um nicht von Niedergang zu sprechen) habe ich voraus gesagt. Dass aus der "damaligen" AG inzwischen eine GmbH wurde, wird von der Fachpresse einfach so hingenommen. Dass man jetzt dabei ist - in kleinen Schritten - die Firma Opel nur noch als "Marke" zu nutzen, fällt da schon gar nicht mehr auf.

Oder wussten Sie, dass das Opel-Testgelände in Dudenhofen sich inzwischen "GM-Provingground Europe" (oder ähnlich) nennt? - Opel wird von GM als Automobilhersteller entsorgt, eigentlich nur noch als NS-Company (NS = National Sales) betrieben. Und als Marke genutzt. Aber irgendwie wird Opel auf diese Art überflüssig, denn Chevrolet nimmt in der Konzernplanung längst den Platz ein, den früher Opel einmal besetzt hielt. Und das nicht nur deshalb, weil inzwischen sogar die Chevrolet-Basis in Deutschland von bisher Bremen nun nach Rüsselsheim verlegt wurde.
Aus Opel sollte nach GM-Plänen (die schon bisher nicht "aufgingen") mal eine Premium-Marke werden, deren Produkte dann zu Premium-Preisen verkauft werden sollten. Hoffte man, träumte auch ein Herr Forster. Weil der bei BMW gelernt hatte... - Und ist mit dem "Signum" (eigentlich kein schlechtes Auto!) schon auf die Nase gefallen.

Immerhin werden jetzt gerade nach einem Jahr der "Stilllegung" nun z.B. die entkabelten Scheibenwaschdüsen einer von diesem Rückruf betroffenen "Signum"-Serie wieder in Betrieb genommen. Toller Service! - Details dazu kann ich nicht nennen. Man gibt mir bei Opel (in Rüsselsheim) offiziell keinerlei Auskünfte mehr, lehnt jede Antwort auf meine Anfragen ab, weil ich angeblich mal Vorstände beleidigt haben soll. (Sie lesen dazu in einer meiner Geschichten noch Genaueres.)

Also habe ich das mit den defekten Scheibenwaschdüsen nicht von Opel dementieren lassen können. - Natürlich hätte ich nach Rüsselsheim fahren und dann den Pförtner fragen sollen. - Weil der mich nicht kennt, hätte ich wahrscheinlich sogar eine Antwort bekommen. (Man sollte das Wissen der Pförtner nicht unterschätzen!)

Aber man darf in Rüsselsheim auch kein "Fremdfabrikat" auf einen Opel-Parkplatz stellen, ohne mit einer "Verwarnung" rechnen zu müssen. Obwohl diese Firma inzwischen selbst eine Menge Fremdfabrikate - mit Opel-Symbol - verkauft. (Denken Sie mal drüber nach.)“

Das schrieb ich also 2007. Damals schien es mir Zeit, diese Informationen zu ergänzen. - Zum Beispiel damit, dass ich hier dann auch von VW sprechen musste, wo man auch in Sachen "Fremdfabrikate und Firmenparkplatz" ein wenig eigen ist. - So war es damals auch mal vorübergehend in den Medien zu lesen. Aber das war immer schon so. Nur hatte bisher niemand darüber geschrieben, weil das natürlich auch in keiner Pressemitteilung stand.

Am 18. Februar 2009 habe ich dann zum Thema Opel geschrieben: „

„Ja, man ist bei Opel überzeugt vom eigenen hohen Niveau. Alles Premium. Viel Innovation. - Oder anders: Prima, lecker – du mussen nur essen! Aber der Gast hatte vorher auf die Speisekarte geschaut und möchte lieber das Lokal wechseln. Anderswo isst man günstiger. So wird es empfunden. Oder anders dargestellt: Warum sollte man an einer guten Würstchenbude für 12 Euro zu Mittag essen, wenn man nebenan in einem netten Lokal ein Mittagsgericht für 6,80 Euro bekommt?

Sicher, die Würstchen an der Bude sind von einem guten Metzger. Auch viele der Opel kommen – oder kamen - von einer Reihe guter Hersteller: Von Renault, Suzuki, Isuzu, Dodge. Oder man ließ auch mal ein komplettes Automobil (natürlich nach eigenen Vorgaben) bei Porsche entstehen. (Einschließlich Vorserienbau!)

Sie haben das nicht gewusst, Herr Franz? (Anmerkung: Das war mal der Betriebsratsvorsitzende und – Aufsichtsratsmitglied.) Wahrscheinlich waren Sie da gerade als Aufsichtsratmitglied mit dem Abnicken von GM-Entscheidungen zu sehr beschäftigt. Erstaunlich, dass man immer nur von Ihnen hört, wenn Sie etwas FÜR Opel tun. Wenn Sie Entscheidungen mit tragen durften, die z.B., das inzwischen längst erreichte Ziel zu erreichen, nämlich aus der einmal stolzen Adam Opel AG eine kleine, abhängige GmbH zu machen, dann waren Sie praktisch anonym.

Jetzt stehen Sie wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Und sie fordern Milliarden. NUR eine Bürgschaft. NUR eine Absicherung. Und im Chor mit Firmen-Über- und Aufsichtsratchef (mit zwei Büros, je einem in Zürich und Rüsselsheim) rufen Sie in Berlin um HILFE. Und verweisen auf das OPEL-Entwicklungscenter, ohne dass die arme Firma General Motors... -

Lieber Herr Franz, wissen Sie denn nicht, wem dieses Entwicklungszentrum gehört? - Was wird denn da entwickelt? Kommt aus diesem Entwicklungszentrum z.B. der neue Opel Corsa, den man jetzt dringend zu einer zeitgemäßen Darstellung des eigenen europäischen Denkens brauchen würde?

Damit Sie nicht bei mir rückfragen müssen: der neue OPEL-Corsa wird gerade in Korea entwickelt. Alles Premium, alles Innovation. Alles GM. - Nur in Korea kann man Automobile billig entwickeln. - Billiger als in Rüsselsheim.

Und wie ist das denn mit den OPEL-Werken? - Meinen Sie z.B. die tolle OPEL-Fertigungsstätte in Eisenach? - Wussten Sie nicht, dass diese Firma eine eigenständige GmbH ist? - Wissen Sie nicht, dass dort aber keine kompletten Automobile hergestellt werden können? - Es gibt m.W. kein Presswerk, lieber Herr Franz. Die Bleche für den jetzt produzierten Opel Corsa kommen aus einem GM-Werk in Saragossa/Spanien. - Woher das Blech kommt? - Natürlich aus Deutschland. Natürlich kommen dort auch – just in time – die Karosserieteile pünktlich in Eisenach an. Ob das kostengünstig ist? - Wahrscheinlich nicht. Aber es macht abhängig.

Aber man hat in Eisenach eine tolle moderne Lackieranlage. Einer von denen die sie mit aufbauten, wurde dann nach Amerika versetzt und - nahm sich dort das Leben. - Selbstmörder gibt es nicht nur bei Renault oder anderen Mega-Produzenten.

Und wie war das mit den Dieselmotoren-Entwicklung, die Opel – immer ein wenig spät dran – leider ein wenig verschlafen hat?

Eigentlich war – und ist? - bei Opel alles ein wenig so, wie sich das in folgender Schilderung - und damit dann auch im Titel zu dieser Geschichte - ausdrückt. (Die folgende Schilderung ist nicht erfunden, sondern schildert den Live-Auftritt eines leitenden GM/Opel-Mitarbeiters.)

Da eilt ein Mann, gut gekleidet, mit seinem Handkoffer als Businessman ausgewiesen, schnellen Schrittes in der Halle des Großflughafens einer europäischen Hauptstadt auf den Schalter einer Fluggesellschaft zu, um sich den Damen dort artig vorzustellen: „Mein Name ist Klaas – First Klaas.“ - Kein Scherz. - Aber natürlich wird (nach kurzem Nachdenken und Begreifen) gelächelt. - Worüber? -

Aus einer Presse-Mitteilung der Adam Opel AG vom7. Juni 2002:

'Frank Klaas besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und nahm nach einem Volontariat beim Hessischen Rundfunk unterschiedliche Funktionen in der Hörfunk- und Fernsehredaktion des hr wahr. Als Automobilspezialist des Senders zeichnete er seit 1989 für die Berichterstattung in der ARD Sondersendung von der Frankfurter IAA verantwortlich, die er auch live moderierte. Daneben kommentierte er unter anderem regelmäßig die Rennen zur DTM in der ARD sowie die Übertragung der Trainingsläufe in den dritten Fernsehprogrammen der ARD. Gleichzeitig entwickelte der ambitionierte Hobby-Rennfahrer das Format des Autotests im Wirtschaftsmagazin „mex“ im hessen fernsehen und gestaltete die Verkehrssendung „mobil“.'

In 2007, als aus der Opel AG inzwischen eine GmbH geworden war, verabschiedete sich Frank Klaas von Rüsselsheim, um in Zürich, bei GM Europe, eine neue PR-Aufgabe zu übernehmen. Weil es GM es so wollte. Und nun will GM, dass er (aus Kostengründen?) zusätzlich in Deutschland arbeitet. Er wird also - wie sein Chef Forster - zwischen Zürich und Rüsselsheim pendeln müssen. Immerhin ist er in Zürich jetzt Chef der GM Corporate Communikation und in Rüsselsheim Leiter der Kommunikation von GM/Opel in Deutschland. Das gilt ab 1. Januar 2009. Wie nachstehend zu lesen, wird seine Tätigkeit auf der Visitenkarte nun als "General Director Corporate and German Communications" bezeichnet.

„Der Leiter von GM Corporate Communications in Zürich, Frank Klaas, übernimmt ab dem 1. Januar 2009 mit der Abteilung Communications bei Opel zusätzlich den deutschen PR-Bereich. Die Verantwortung hierfür hatte er bereits schon einmal, bevor er im Herbst 2007 nach Zürich ging und von Stefan Weinmann abgelöst wurde. Die genaue Funktionsbezeichnung des 50-Jährigen ist jetzt General Director Corporate and German Communications.“

Frank Klaas spricht zwar ein bestürzendes Englisch (für Amerikaner), aber ein bezauberndes Französisch (z.B. für Belgier). Eine seine großen Leistungen bei Opel: Er konnte einen Unfall mit Todesfolge bei einem Presse-Termin in den USA, wo ein Dodge-Sportwagen (Dodge ist natürlich falsch. Ich korregiere nachträglich in Pontiac bzw. Saturn) als ein Opel vorgestellt wurde, weitgehend „unter der Decke halten“. - Das war sehr wichtig, da das Fahrzeug natürlich mit dem Schleuderschutz ESP serienmäßig ausgestattet ist. Was natürlich nichts mit dem tödlichen Unfall zu tun hat, ihn aber auch nicht verhindern konnte.

Nur ein deutscher Journalist hatte versucht, die Opel-Nachrichtensperre zu diesem Unfall zu durchbrechen. - Wer wohl? - Es ist mir nicht gelungen. Von Opel gab es keinerlei Auskunft dazu. Nur einen Hinweis - z.B. an den Deutschen Presserat: Wilhelm Hahne hätte Opel-Vorstände (oder war es nur einer?) beleidigt. - Aber dazu kommen wir später noch. Und das Verlagshaus in Nizza (der tödlich verunglückte Kollege war Franzose) hielt auch dicht, gab keinerlei Auskunft. Obwohl ich es mit Hilfe eines perfekt Französisch sprechenden Freundes mehrfach per Telefon und E-mail versucht habe. Hier ein Beweisstück:

Bonjour Madame XXXX,

je m´appelle Wilhelm Hahne et je suis journaliste indépendant spécialisé sur le sujet moteurs. C´est avec grande émotion que j´apprend le décès de votre collègue et mon confrère Michel XXXX lors de la présentation de la nouvelle Opel GT aux Etats Unis.

Je sais que l´accident a eu lieu le 27. Janvier vers 14:10 sur le highway 78 en direction de Julian. La voiture aurait quittée la route pour tomber dans un ravin. Michel XXXX (54) est décédé tandis que son co-pilote Patrick XXXX (47) est grièvement blessé.

Pourriez-vous me donner d´avantages d´informations? Par exemple:
Michel XXXX était il employé chez Nice-Matin? Et Patrick XXXX aussi? Sont-ils des journalistes automobiles? Ont-ils des familles, épouses, enfants? Savez-vous s´il y a une couverture d´assurance de la part de Opel?

Connaissez-vous les raisons de cet accident? S´agit-il d´une faute de conduite ou d´un défaut technique? (D´après la police américaine, l´alcool n´a pas joué de rôle).

Je vous remercie de bien vouloir me donner un maximum d´informations, peut-être vous pouvez aussi me donner un numéro de téléphone du collègue qui connait le cas.

Je vous prie d´agréer, chère Madame, mes sentiments les meilleures!

Wilhelm Hahne.

(Ich habe manche Namen - da sie für die Darstellung hier ohne Bedeutung sind - aus der E-mail-Kopie entfernt.)

Vielleicht ist Frank Klaas jetzt auch beleidigt, ob der Darstellung seines Auftritts auf einem großen deutschen Flughafen. Es war nicht sein einziger dieser Art. Darum gibt es dafür sicher auch mehr als nur einen Zeugen. - Die sprechen natürlich darüber nicht. Vielleicht finden sie Frank Klaas sogar witzig. Schließlich ist so manches an ihm lustig. - Eine GmbH ist sicherlich auch "witziger" als eine AG.

Wenn "First Klaas" z.B. in der oben zitierten Opel-Pressemitteilung als "ambitionierter Hobby-Rennfahrer" bezeichnet wird, so habe ich diese Darstellung schon vor Jahren in einem Brief an den (damaligen) Opel-Vorstandsvorsitzenden Carl-Peter Forster zu relativieren versucht, als ich ihn darauf aufmerksam zu machen versuchte, dass er als Chef auch eine Sorgfalts- und Aufsichtspflicht gegenüber seinen Mitarbeitern wahrzunehmen und evtl. sie - und damit auch die Firma Opel - zu schützen habe.

Natürlich habe ich auch verdeutlicht warum. - Carl-Peter Forster hat mir nie geantwortet, sondern diese Antwort seiner Rechtsabteilung überlassen, die mich sehr einfühlsam darauf hinwies, dass wir uns schon aus einer ganzen Reihe von Gerichtsprozessen bekannt sind. - Tatsächlich gibt es sicherlich außer mir keinen Motor-Journalisten in Deutschland, der von einem Automobilhersteller in so schneller Folge mit einer solchen Serie von Prozessen überzogen wurde.

Die Firma Opel ließ sogar von einem renomierten Institut (der FAZ-Gruppe in Frankfurt zugehörig) untersuchen, ob ich anders als die Mehrheit der anderen Medien, über Opel mehr als der Durchschnitt berichtet habe. (Unter uns: Es waren Berichte, die Opel störten.) Die Untersuchung des Instituts hat die Auffassung der Opel-Geschäftsleitung bestätigt. Nur stand in dem Untersuchungsbericht auch, dass die meisten meiner Geschichten Exklusiv-Geschichten waren. -

Wie hätten andere Blätter über Sachen berichten können, von denen ich nur Kenntnis hatte? Weil ich sicherlich - auch heute noch - zu den wenigen Journalisten der Branche gehöre, die nicht überwiegend Presseinformationen abdrucken, Einladungen annehmen, um Neuheiten in einer der Firma genehmen Art vorzustellen, sondern selber recherchieren.

Ich habe bei diesen Prozessen auch einen guten Eindruck von den Qualitäten eines Teils des Opel-Managements gewinnen können. Moral und Ethik konnten von denen nicht nur buchstabiert werden, sondern wurden auch präzise in Eidesstattliche Erklärungen umgesetzt. So hat mal der, mal der verloren. Opel schließlich an Bedeutung im deutschen Markt. - Aber das hatte ich ja auch voraus gesagt. - Das alles war nicht witzig. - Oder doch?

Vielleicht so witzig wie die Opel-Modellpolitik?

Denken wir doch noch mal eine Reihe von Jahren zurück, als deutlich wurde, dass der Diesel in den Produktreihen jedes Automobilherstellers hier in Europa eine besondere Bedeutung erlangen würde. Da hatte man schon eine gute Idee. Opel verbaute z.B. einen BMW-Dieselmotor. - Im Ansatz war das gut. Es hätte auch noch besser werden können. Von meinen lieben Fachkollegen unbemerkt war einer der Opel-Manager mit der Aufgabe betraut, doch den Kontakt zu BMW zu verbessern, BMW dazu zu bringen, ein gemeinsames Diesel-Produktionswerk in Europa zu errichten. Das hätte bei den angedachten (und erwarteten) Stückzahlen für das Dieseltriebwerk die Kosten gesenkt. - Im Interesse beider Hersteller.

So gab es denn auch auf Vorstandsebene Kontakte, die nach unten ausgeweitet wurden, indem z.B. der BMW-Vorstand einem leitenden Mitarbeiter den Auftrag erteilte, die Möglichkeiten einer gemeinsamen Zusammenarbeit zu prüfen und eine Vorstandsvorlage zu erstellen. Das Ergebnis war so, dass es nicht zu einer Zusammenarbeit kam. - Warum?

Ein BMW-Mitarbeiter erklärte mir das so: "Ich habe noch niemals jemanden erlebt, der so wenig von dem verstand was er zu verantworten hatte." - Wovon er sprach? - Ich bitte Sie, ich werde doch keine Opel-Manager beleidigen! Das sind fähige Leute. Die benöligen heute z.B. keine Milliarden-Kredite, sondern nur entsprechende Bürgschaften. - Wenn das keine Leistung ist!

Man hat mit Fiat kooperiert. Erinnern Sie sich an Power-Train? - Nun, die Zusammenarbeit mit Fiat scheiterte, aber Power-Train gab irgendwie noch bis in die Jetzt-Zeit. Warum? - Weil man vernünftige Dieselmotoren brauchte, die italienische Ingenieure besser entwickeln konnten als deutsche im tollen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim. Weil man bei Fiat zu den Ersten gehörte, die... - (Sie sollten eine meiner alten Geschichten lesen, die die Vorgeschichte erklärt.)

Aber welcher Italiener kommt als Ingenieur schon gerne - sagen wir mal - von Turin nach Rüsselsheim? - Also warb Opel italienische Ingenieure bei ihren Firmen ab, gründete in Turin eine Opel-Dependance (Power-Train) und versuchte so das Diesel-Niveau bei Opel-Automobilen zu verbessern. Bis in die Jetztzeit laufen diese "italienischen Kontakte".

Aber was ist mit den Kontakten zur Mutter, zu General Motors = GM? - Die könnten nicht besser sein. Eine ist die Mutterfirma, die andere die Tochterfirma. Sollte man denken. Aber beide sind gleichberechtigt. Im aktuellen Erscheinungsbild: beide gehen am Stock und betteln um öffentliche Hilfe. - Dumm gelaufen. - Wirklich?“

Damit Sie das begreifen: Das habe ich alles in 2009 geschrieben. Ich habe Fakten zum Thema Opel veröffentlicht, die weitgehend unbekannt waren. Und ich habe noch weitere Fakten dargestellt. - Wenn Günter Jauch an diesem Wochenende in 2013 in seiner großen Diskussionsrunde zum Thema Steuerbetrug auch die amerikanische „Steueroase“ Delaware streifte und das so, als wäre das eine neue Erkenntnis, dann kopiere ich hier noch mal ein, was ich – auch zu diesem Thema – in 2009 geschrieben habe:

„Schauen wir einmal über den "großen Teich". Wie homogen ist eigentlich der Firmenverbund von GM? - Eigentlich nicht auf dem Niveau von Dosenmilch, wo man auf dem Etiket evtl. mal lesen kann: voll homogenisiert. - Das amerikanische Management hat darauf keinen Wert gelegt. Bochum war z.B. immer ein richtiges Automobil-Herstellungswerk. Komplett und autark. Aber das war nicht immer so gewünscht. So hat man dann z.B. auch das Werk Antwerpen mit einem Presswerk ausgestattet. Damit man ein Argument gegen Bochum hatte. - Wenn die mal frech wurden. (Beide Werke fertigten z.B. den Astra.)

Und die Werksabgabepreise wurden auch entsprechend der jeweiligen nationalen Steuergesetzgebung festgelegt. Gewinne wurden so immer dahin verlagert, wo die Steuergesetzgebung am günstigsten war. Man schaue mal in eine wirklich alte Ausgabe der Schweizer "Automobil-Revue", wo ein (inzwischen von vielen) längst vergessenes Opel-Vorstandsmitglied (er war sogar Vorstandsvorsitzender) Herman, etwas zu seiner Position in Rüsselsheim und in der GM-Hirachie (aber auch zur Preispolitik) in einem Interview gesagt hat.

Dieser Mann hat nach seiner Aufgabe in Rüsselsheim, unter der er gelitten hat, weil er sie ernst nahm, dann das Russlandgeschäft angekurbelt. Er hatte russische Vorfahren und er gehörte dem Judentum an. Er gab sich in der GM-Hirachie eine Alibifunktion, wie sie dort auch - nach seiner Ansicht - manche Frauen und Menschen anderer Hautfarbe haben. Dieser Mann - übrigens ein Freund deutscher Opern - machte sich keine Illusionen. Er hatte nach seinen Opel/GM-Erfahrungen auch wohl keine mehr.

Wenn ich jetzt aktuell an ihn und seine Arbeit zurück denke, dann war das vielleicht der letzte Opel-Firmenlenker, der seine Arbeit wirklich ernst nahm, nicht ausrichtete am Anspruchsdenken des amerikanischen Managements, das immer relativ wenig Einfühlungsvermögen für den europäischen Markt bewiesen hat. Moderne Manager, solche "von heute" wissen, dass sie eigentlich schon beim Start ein "Verfalldatum" mitbekommen, richten ihr Tun auf einen kurzfristigen Erfolg aus und stellen eine positive interne Kommunikation sicher. Das ist bei GM wirklich wichtig: eine gute interne Kommunikation. Ist man einmal eingebunden in eine der "internen Seilschaften", dann ist am Ende eine "Goldene Ehrennadel" für besondere Leistungen sicher. Ganz gleich, was wirklich geleistet wurde. Es muss nur als Leistung gut "nach innen" verkauft und auch - von bedeutenden GM-Leuten - so empfunden worden sein.

Aber zurück zu der Firmenstruktur von GM in Amerika. Auch die ist ein Stückwerk, wirkt zumindest auf den Außenstehenden gestückelt. Hier ein Werk, da ein Werk. Und alles dann wieder im Verbund. Man muss aber auch sehen, dass der Sitz von GM - wie immer wieder zu lesen ist - in Detroit ist. Meint man. Aber wo werden die Gewinne versteuert, wohin "deligiert"? - Wer sich ein wenig auskennt, kann es erahnen: dorthin, wo große Holding-Gesellschaften günstige steuerliche Bedingungen vorfinden. Das ist nicht unbedingt in Liechtenstein oder Irland. Ein guter Amerikaner bleibt im Lande. So auch GM in - Delaware.

Das ist ein kleiner Bundestaat mit weniger als eine Million Einwohner. Es ist seit Jahren der erfolgreichste Bundesstaat der USA. Fast alle großen amerikanischen Firmen sind dort registriert, weil sie dort besonders günstige steuerliche Bedingungen für Holding-Gesellschaften vorfinden. Kein Wunder, dass man dort um 620.000 registrierte Briefkasten-Firmen zählt. Delaware ist eine Steueroase. Die Amerikaner finden das OK - und schimpfen über Liechtenstein.

Und bitten Frau Merkel jetzt in der Not um eine milde Gabe. Für Opel, die arme Tochter. Nur ein kleine Bürgschaft von ein paar Milliarden bitte. Die Gelegenheit ist günstig, wo doch alle um Milliarden bitten. - Natürlich hat man nichts falsch gemacht. Es ist die Krise. Die Finanzkrise. Und auch der Betriebsrat sagt... -

Weil bald wieder der Automobilsalon in Genf eröffnet, erinnern wir uns vielleicht mal, was wir in den letzten Jahrzehnten alles von Opel in Genf gezeigt und vorgestellt bekamen, wovon Vieles gut war, aber nie in Serie ging. Den Opel Corsa Spider, den Opel Twin, den Opel Maxx den Opel Trixx. - Und in der in der letzten Woche erschienen Ausgabe von "ams" (Nr. 5/2009) ist auf Seite 162 ein Opel-Mittelmotorsportwagen-Konzept aus dem Jahre 1969 zu sehen. - Ja ja, man war in den "Urzeiten" der AG schon kreativ. - Wer hat "damals" eigentlich immer "gebremst"?

Schon 1997 wurde dann der Signum gezeigt, der dann unter Forster ab 2002 zum Flop wurde. Es war der erste "Premium-Versuch" von Opel. Man hatte zu dessen Unterstützung - mit Absicht! - den Vectra Caravan vergessen (übrigens eine "amerikanische Entscheidung"), um die Kundschaft mit sanfter Gewalt zum Signum zu zwingen. Die Kundschaft zwang Opel zur Wende.

Und nun wirbt Opel um Staatshilfe und veröffentlichte ganzseitige Anzeigen: "Eine Bürgschaft würde für Opel einen Schutzschirm bilden". Roland Koch, Ex- und neuer Minister-Präsident von Hessen stuft Opel als Sonderfall ein. Opel sollte geholfen werden. Der sagt - und bitte lesen Sie, lieber Leser, diesen Satz mehrfach: "Das, was bei Opel passiert, ist keine klassische Autokonjunkturkrise." - Na, wenn Herr Koch das meint... - Und auch NRW hat wohl ein paar Millionen für das Werk Bochum bereit.

Wenn wir nun noch alles Revue passieren lassen, was zu diesem Thema in Berlin - und anderswo - geplappert wurde, dann weiß man, welche Voraussetzungen man benötigt, um in der heutigen Zeit Spitzenpolitiker zu werden. - Könnte es vielleicht sein, dass die Geschäftspolitik von Opel "ein wenig daneben" ist? - Obwohl Herr Forster noch im August 2008 Verkaufs- und Produktionsziele prognostizierte, die man als Branchenkenner niemals so äußern würde. Carl-Peter Forster sagte: "2007 haben wir 1,63 Millionen Opel und Vauxhall abgesetzt. In fünf Jahren werden es sicherlich zwei Millionen sein - und zwar mit einem noch besseren Image und in einer noch höheren Qualität."

Wir können jetzt in 2013 seine Vorhersagen überprüfen. 2012 liegt inzwischen hinter uns. Es sind nicht – wie Forster schätzte – zwei Millionen Fahrzeuge geworden. Die Zahlen von damals, 2007, haben sich praktisch halbiert. (Auf ein paar Stück kommt es da wirklich nicht an, sondern darauf, wie sich die Entwicklung in der Realität darstellt.) - Aber wen interessiert schon die Realität? - Darum hier mal weiter mit meiner Schilderung aus dem Jahre 2009:

„Sollte er es vielleicht mal wieder mit Zuverlässigkeit versuchen? Erinnern Sie sich noch an den Slogan, "Opel der Zuverlässige"? - Erinnern Sie sich noch, dass es bei Opel mal das Problem gab, dass man mehr Opel Rekord als Opel Kadett verkaufte? - Heute hat man das Problem, überhaupt noch Käufer für seine Modellpalette zu finden und man tröstet sich damit, dass mit kommenden Modellen alles besser wird. Der Vectra-Nachfolger startet in diesem Jahr in Rüsselsheim, Anfang 2010 läuft die Produktion England an, spätestens dann 2011 in Bochum. Bis dahin wird es von da noch das bekannte ("alte") Modell mit der Bezeichnung "Classic" geben. Hoffentlich zu einem marktgerechten Preis. Denn GM-Europachef Forster kommt mir mit seinem Hin und Her bei Signum, Vectra Caravan, seinem Schwanken zwischen Millionen-Produktionszahlen und hohen Pro-Stück-Gewinnen vor wie ein Mann, der nun zu der Erkenntnis kommt: "Früher war ich schrecklich unentschlossen; heute bin ich mir da nicht mehr so sicher!" -

Da wägt er z.B. unter anderem seit langem ab, ob vielleicht - oder vielleicht doch nicht? - ein Holden-Modell (aus Australien) als Opel-Modell in die Modellpalette der "Deutschen" eingefügt werden sollte. - Schau'n mer mal!

Um ganz sicher zu gehen, wurde aktuell der Opel-Vertriebsleiter gerade mal wieder ausgewechselt. NEU. Mal wieder. Achim Schaible (vorher Leiter des Flottengeschäfts), gerade seit 1. September 2008 als Vertriebsleiter Deutschland "im Amt" geht als "Chef" zu Renault Deutschland. Michael Klaus (Vertrieb und Marketing Saab), löst zum 1. April 2009 Thomas Owsianski ab, an den Schaible vorher zu berichten hatte. Owsianski war der Opel-Geschäftsführer für das operative Vertriebsgeschäft. Irgendwer muss schließlich der Schuldige sein. - Ach ja, und Todd Gaffner wird dann den Opel-Vertriebsdirektor spielen und an Michael Klaus berichten. - Wer jemals in der Automobilbranche aktiv im Vertrieb an der Basis tätig war, der weiß (wie ich z.B.), wie wichtig eine personelle Konstanz im Vertrieb eines Automobilherstellers ist. Bei Opel - bei der Opel GmbH - ist alles andere als eine Konstanz zu registrieren. - Wer soll da zu wem noch Vertrauen haben?“

Nur zur Erinnerung, weil das viele Beobachter einfach nicht mitbekommen haben; weil das aber schon einen Eindruck von der Konstanz gibt, mit der man bei GM nicht nur Tochterfirmen führt, sondern auch andere Entscheidungen – die eigentlich langfristigen Charakter haben sollten – eher kurzfristig anlegt, wenn sich damit ein „Effekt“ verbinden lässt:

Opel war seit 1929 eine Aktiengesellschaft,
wurde dann von 2005 bis Ende 2010 als GmbH geführt,
ist nun seit 2011 wieder eine AG.

Aktuell wird Opel von einem Ex-VW-Manager, Karl-Thomas Neuman, geleitet. Seit März 2013. Wer die unterschiedliche firmeninterne Art von Denkansätzen bei VW und Opel kennt und die berufliche Entwicklung des Herrn Neumann verfolgt hat, der weiß, dass Neumann Opel gut tun würde. Wenn er sich denn gegen GM durchsetzen könnte. - Das wird nicht der Fall sein. (Ich würde da sehr gerne nicht Recht behalten.)

Lassen Sie mich mit einem Zitat enden, das in einer meiner nächsten Geschichten der Anfang sein wird und eigentlich nicht so richtig in diesen Rahmen zu passen scheint:

„Gelebte Demokratie und aktive Partizipation erfordern unerschrockene Bürgerinnen und Bürger, einen aufrechten Gang und eine aktive und informierte Teilnahme am politischen Diskurs.“

Die Ergänzung dieses Satzes und auch die Aufklärung, wer das – und wann – gesagt oder geschrieben hat, gibt’s dann in den nächsten Wochen. Denn auch dieses Mal kann ich versprechen:

Fortsetzung folgt!

Wilhelm Hahne

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1 Kommentar

GM/Opel

<p> Ausgezeichneter Bericht, wie immer!</p> <p> 1983 hat Brock Yates in seinem Buch &quot;The Decline And Fall Of The American Automobile Industry&quot; auf die Zusammenh&auml;nge, die zum Niedergang der grossen Autowerke gef&uuml;hrt hat, hingewiesen. Ihre Beobachtungen sind eine Best&auml;tigung, leider.</p> <p> Herzliche Gr&uuml;sse</p> <p> Robert Dubler</p>

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