Frage an RLP-IM: ADAC-Mitglied? - Keine Antwort!

Vor elf Tagen habe ich tatsächlich so eine Frage zur ADAC-Mitgliedschaft des neuen RLP-Innenministers an die Pressestelle des Mainzer Innenministeriums gestellt und bin bis heute ohne Antwort! - Was habe ich falsch gemacht? - In den letzten Tagen habe ich die gleiche Frage bekannten und unbekannten Personen bei unterschiedlichen Gelegenheiten gestellt, bei der absolut kein Anlass zu einer solchen Frage bestand. Alle (!) haben sofort – und für mich nicht überraschend – mit JA geantwortet. Mancher einer hat zwar dann schon nach gefragt, warum ich gefragt hätte. Ein zufällig von mir befragter Deutsch-Russe sagte mir z.B. stolz: „Ja, seit 27 Jahren!“ - Ich konnte ihm daraufhin mitteilen, dass er so heute aktuell einer von 21,5 Millionen Mitgliedern des ADAC sei. Zum Vergleich: Der AvD vermeldet 1,4 Millionen, die SPD z.B. rd. 380.000, die CDU rd. 372.000 Mitglieder. Beide Parteien empfinden sich aber als „Volksparteien“! - ??? - (Die BRD hat aktuell gut 84 Millionen Einwohner!) - Das alles soll nur so manch falsche Einschätzung gerade rücken, stellt aber  sicherlich keine Basis für die Nichtbeantwortung meiner Frage an einen relativ neuen Minister im Kabinett der SPD-Ministerpräsidentin des Landes, Malu Dreyer, dar.

Frage an RLP-IM: ADAC-Mitglied? - Keine Antwort!

Der RLP-Minister, dem meine Frage gilt, ist der relativ neue Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz, Michael Ebling.  Meine Anfrage an die Pressestelle des Innenministeriums in Mainz ist vom 4. August 2023, 8:29 Uhr, und lautet:

„Sehr geehrte Frau XXX,

ich wüsste gerne, ob Herrr Michael Ebling Mitglied des ADAC und
- ungefähr - seit wann ist.

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne
freier Journalist (im DJV)
Presseausweis 2023: 12-1-0851-18-3“

Die von mir angeschriebene Dame ist im Organigramm des Mainzer Innenministerium als Leiterin des Referats MB4 ausgewiesen. Ich habe auch keinen Hinweis erhalten, dass die Dame sich vielleicht auf einer Dienstreise befindet oder aus anderen Gründen nicht erreichbar ist. - Bis jetzt habe ich nur registrieren können: Keine Antwort!

Michael Ebling ist als Innenminister z.B. auch für das Rettungswesen in Rheinland-Pfalz verantwortlich, ein Land, in dem schon aufgrund der geografischen Gegebenheiten das Flugrettungswesen eine besondere Rolle spielt.

Da gibt es eine Entwicklung, die zumindest mir nicht verständlich ist. - Weil es keine „Entwicklung“ gibt! - Die „Nichtentwicklung“ betrifft die Einfügung eines Rettungshubschraubers in das Rettungssystem des Landes, der im Jahre 2016 erstmals vom Nürburgring aus als „Betriebshubschrauber“ eingesetzt wurde. Seit dieser Zeit fliegt der mit einer provisorischen Start- und Lande-Genehmigung. Es wurde aber schon damals direkt nicht nur ein Antrag zur Genehmigung eines Hubschrauber-Flughafens, sondern auch auf eine Nachtfluggenehmigung gestellt, denn der Hubschrauber ist technisch entsprechend ausgerüstet.

Bis jetzt in 2023 ist leider nichts passiert. - Der Hubschrauber fliegt immer noch „provisorisch“. Aber inzwischen mit so vielen Einsätzen, die aber nirgendwo offiziell erwähnt werden, dass ich nun hier - mal wieder (!) - ein paar Anmerkungen dazu machen muss.

Auch die „Johanniter-Pressestelle“ hatte mir schon vor einiger Zeit keine Antwort auf eine Anfrage von mir nach der Zahl der Rettungsflüge in 2022 gegeben.

  • Aus welchem Grund sind meine Anfragen zum Thema Luftrettung in RLP für alle Beteiligten so unangenehm?

Ich habe also zunächst mal in den „Landesrettungsdienstplan“ (LRettDP, Stand: Januar 2023) des Landes Rheinland-Pfalz geschaut. Da findet sich auf Seite 44 folgende Information:

„C.IV.3
Luftrettung (§ 9 RettDG)
Die Luftrettung ist ein unverzichtbarer und integraler Bestandteil des Rettungsdienstes. Sie ist in die Primärrettung (als Notarztzubringer, Versorgung vor Ort und zum Transport von Patienten) originär eingebunden und auch wesentlicher Bestandteil des landesweiten Notfall- und Intensivtransportsystems (N.I.T.S.).

In Rheinland-Pfalz bestehen Rettungshubschrauberstationen in Koblenz, Ludwigshafen am Rhein, Mainz und Wittlich; siehe C. IV. 3.1.

Die Randbereiche werden von den Standorten in Luxemburg, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Köln, Mannheim, Reichelsheim, Saarbrücken, Siegen und Würselen erfasst, so dass eine lückenlose Abdeckung des gesamten Landesbereiches besteht.“

Man muss nur bis zur Seite 46 weiter blättern, um dann zu den Standorten der offiziell eingesetzten Rettungshubschrauber lesen zu können:

„C.IV.3.1
Standorte der Rettungshubschrauber
C.IV.3.1.1 Koblenz, Bundeswehrzentralkrankenhaus
Rettungshubschrauber (RTH) Christoph 23
C.IV.3.1.2 Ludwigshafen am Rhein, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik
Rettungshubschrauber (RTH) Christoph 5
C.IV.3.1.3 Mainz, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität
Intensivtransport- und Rettungshubschrauber (ITH/RTH) Christoph 77
C.IV.3.1.4 Wittlich, Verbundkrankenhaus
Rettungshubschrauber (RTH) Christoph 10“

Alles ADAC-Hubschrauber! - Der „Johanniter“-Hubschrauber vom Nürburgring fehlt auch per „Stand Januar 2023“!

Nun weiß ich aber, dass es diesen Hubschrauber seit 2016 am Nürburgring gibt. Ich höre und sehe ihn praktisch täglich fliegen. - Sightseeingflüge?

Auf einer Johanniter-Internetseite entdecke ich:

„Luftrettungszentrum Nürburgring
365 Tage pro Jahr – 24 Stunden am Tag: Wir fliegen für das Leben!“

Für das Innenministerium in Mainz gibt es so ein „Luftrettungszentrum Nürburgring“ aber nicht! Da muss man sich dann fragen, ob vielleicht die Bedeutung dieses Hubschrauber-Flughafens, der bisher (seit 2016!) durch die LBM nur „provisorisch“ genehmigt ist, in seiner Bedeutung für das  Rettungswesen des Landes Rheinland-Pfalz insgesamt wohl keinen Stellenwert hat, der erwähnenswert wäre.

  • Ist das „Luftrettungszentrum Nürburgring“ wirklich „o.B.“ - ohne Bedeutung?

Im „Umfeld des Nürburgrings“ haben die ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph 10“ und „Christoph 23“, in Wittlich und Koblenz stationiert, sicherlich Bedeutung gehabt, denn die flogen…

  • ...im Kalenderjahr 2022 jeder mehr als 2.000 (in Worten: Zweitausend!) Rettungseinsätze!

Wenn man berücksichtigt, dass ein Kalenderjahr 2022 exakt 365 Tage hatte, dann waren das jeweils  um 6 Rettungsflüge pro Kalendertag im Durchschnitt. - Da kann man dann wohl von einer „tollen Auslastung“ sprechen.

Mir ist es auch gelungen, die Einsatzzahl des „Johanniter“-Hubschraubers „Air Rescue Nürburgring“ für das Jahr 2022 zu ermitteln:

  • Der Nürburgring-Hubschrauber der „Johanniter“ war 2020 exakt 1.120 mal zu Einsätzen in der Luft!

Damit hat der derzeitige Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz dann ein Problem! Es gibt diesen „Johanniter“-Hubschrauber offiziell zwar nicht, aber er muss – praktisch  zusätzlich – den ADAC’lern „10“ und „23“ schon dringend aushelfen. - Ohne ihn hätte das Rettungswesen eine Lücke!

Wenn ich nun weiter recherchiert habe, so bin ich darauf gestoßen, dass 90 Prozent aller Einsätze des „Nürburgring-Hubschraubers“ klare Rettungseinsätze waren, die auch von den Krankenkassen jeweils bezahlt werden, weil er „offiziell“ eingesetzt wurde.

  • Aber wer setzt einen Rettungs-Hubschrauber ein, den es eigentlich gar nicht gibt? - Zumindest nicht in den Unterlagen – und damit dem „Rettungsplan“ des Innenministeriums! - Also ohne deren Wissen?

Da bin ich dann auf die Rettungsleitstelle in Koblenz gestoßen, deren Mitarbeiter schon in den Anfangszeiten des Johanniter-Hubschreibers am Nürburgring (ab 2016 mit 290 Einsätzen im ersten Jahr) sich nach meinen damaligen Recherchen selber in Probleme brachten, wenn sie den Johanniter-Hubschrauber statt eines ADAC-Hubschraubers beauftragten.

Für Beamte und Politiker des Landes RLP ist dieser am Nürburgring stationierte „Johanniter“-Hubschrauber nur ein „Betriebsmittel“, das nur „subsidiär“ eingesetzt werden sollte. Nur im „Falle eines Falles“ sollte man darauf zurück greifen dürfen!

  • So mussten die Disponenten der Leitstelle Koblenz „damals“ jeden der von ihnen veranlassten Einsätze dieses „Johanniter“-Hubschraubers nachträglich schriftlich argumentieren! - Mit Argumenten, die dann auch schon mal hinterfragt wurden. Und manchmal kam auch Ärger auf!

Heute ist das anders, weil das Beauftragen des „Johanniter“-Hubschraubers inzwischen zur Routine geworden ist – werden musste! Man kommt ohne den Nürburgring-Hubschrauber der „Johanniter“ gar nicht mehr aus, weil die zwei anderen ADAC-Hubschrauber im gleichen Umfeld eigentlich schon hoffnungslos überfordert sind. - Trotzdem muss aber noch jeder Einsatz argumentiert werden. Das hat zu folgender Entwicklung geführt: Man hat in der Koblenzer Einsatzzentrale Textbausteine für den Computer entwickelt, damit den Ansprüchen der Einsatzleitung auf Einsatz-Begründung schneller entsprochen werden kann.

  • Der Einsatz des Nürburgring-Hubschraubers wird so zu einem Beispiel für die bürokratische „Hemmung“ im deutschen Gesundheitssystem!

Welche Rolle spielt in diesem Fall nun ein neuer Innenminister, der aufgrund eigentlich welcher Fähigkeiten für die Regierungspräsidentin des Landes RLP erste Wahl war?

Dazu habe ich ein wenig weiter zurück blicken müssen. - Man kennt sich! - Malu Dreyer war bis 2002 hauptamtliche Beigeordnete der Stadt Mainz für Soziales, Jugend, Gesundheit und Wohnen. Sie wechselte „damals“ als Sozialministerin in das rheinland-pfälzische Kabinett. Michael Ebling wurde ihr Nachfolger in der so frei gewordenen Position der Stadt Mainz.

Michael Ebling wurde schließlich Oberbürgermeister der Stadt Mainz, galt schon in dieser Zeit als enger Vertrauter der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin und wird nicht nur aktuell – sondern wurde auch schon vorher – als ihr möglicher Nachfolger als „Regierungschef“ gehandelt!

„Errötend folgt er ihren Spuren
und ist von ihrem Gruß beglückt.“

Wer in der Volksschule mal „Die Glocke“ (von Friedrich von Schiller) auswendig gelernt hat, kann davon in den Jahrzehnten danach noch vielfach – und immer wieder – aus dem damals fast widerwillig gelernten – weil langem, langem Gedicht - noch Nutzen ziehen.
Auch als Oberbürgermeister der Stadt Mainz hat sich auch Michael Ebling offenbar gerne des Satzes daraus erinnert:

„Doch der Segen kommt von oben.“

Im Mai 2019 hob er als Oberbürgermeister, die für die Stadt Mainz besondere Bedeutung des ADAC Rettungshubschraubers „Christoph 77“ hervor, die er als wichtige Ergänzung des bodengebundenen Rettungsdienstes und damit als eine wichtige Säule der Notfallversorgung empfand. Wörtlich sagte er damals:

„Vielen Dank der ADAC Luftrettung, der Unimedizin und insbesondere der Crew des Hubschraubers für ihr großes Engagement in den vergangenen Jahrzehnten!“

Da war zu erwarten, dass er – auch als Innenminister - in dieser Richtung hurtig fort schreiten würde. - Wenn es sich um einen ADAC-Rettungshubschrauber handelt! - Was dann auch an einem weiteren Beispiel aus 2023 deutlich wird:

Da war Professor Stefan Hofer, Chefarzt der Klinik für Anäthesie, Intensiv, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Westpfalz-Klinikum schon stolz, wenn er – mit einem Taschenspieler-Trick – bewiesen hatte, dass die Region Westpfalz einen Rettungshubschrauber braucht.

Mit einen Kniff gelang es ihm, im Oktober 2018 – sozusagen im ersten Schritt – einen „Johanniter“-Hubschrauber am Klinikum zu stationieren. Im Juni 2022 hatte dann das Innenministerium in Mainz – Michael Ebling war erst ab 13. Oktober 2022 offiziell Innenminister (!) - die Stationierung eines Intensiv-Transporthubschraubers europaweit ausgeschrieben.

Inzwischen war aber längst ein ADAC-Hubschrauber in diese Position gerutscht. Der flog im Jahre 2022 unter der Bezeichnung „Christoph 66“ schon 1885 Einsätze!

Nun haben inzwischen der neue Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz und der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH (g = gemeinnützig! - AG München HRB 7637) Ende April 2023 einen Vertrag zur dauerhaften Übertragung des Luftrettungsdienstes in der Region Westpfalz an den ADAC unterzeichnet.

Damit meine Leser eine Vorstellung von viel Gemeinnützigkeit haben:

  • Zur Konzession des Betriebs von ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph 66 gehört auch der Bau und Betrieb einer „Luftrettungsstation“ im Bereich Kaiserslautern. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren. Es handelt sich – geschätzt – also um ein Auftragsvolumen von um 80 Millionen Euro und ist eine der bisher bundesweit größten Vergaben im bundesweiten Luftrettungsdienst!

Minister Michael Ebling bringt also den Laden schon in Schwung! - Warum fragt da so ein kleiner (kleinlicher?) Informationsdienst wie Motor-KRITIK noch danach, ob der Herr Minister vielleicht ADAC-Mitglied ist?

  • Motor-KRITIK-Feststellung von heute, 15. August 2023: Michael Ebling ist nach allen durch die Recherche gesammelten Eindrücken mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Mitglied des ADAC! - Einer von 21,5 Millionen!

Und was den „Johanniter“-Hubschrauber am Nürburgring betrifft, den man zumindest im Ministerium des Herrn Ebling nicht zu kennen scheint (s. LRettDP, Stand Januar 2023)?

  • Immerhin wurde diesem „Johanniter“-Hubschrauber durch die LBM doch schon „damals“ eine Außenstart- und Außenlande-Erlaubnis nach § 25 Luftverkehrsgesetz erteilt!

Es geht also doch auch ohne Bürokratie!

Was zu beweisen war!

MK/Wilhelm Hahne

Wichtiger Nachtrag: Eine Stunde und sechs Minuten nach der Einstellung obiger Geschichte erhalte ich folgende e-Mail aus dem Mainzer Innenministerium:

"Sehr geehrter Herr Hahne,

Herr Minister Ebling ist kein ADAC Mitglied.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

XX XXXX
Pressesprecher

MINISTERIUM DES INNERN UND FÜR SPORT
RHEINLAND-PFALZ

Schillerplatz 3-5
55116 Mainz
Telefon +49 (6131) 16 - 3494
Mobil +49 1724166978"

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