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„Veranstalter und Förderer der Sportstätte des Nürburgrings“ haben eine Interessengemeinschaft gegründet und eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. Sie finden: „Die Sportstätte des Nürburgrings befindet sich in ihrer bisher tiefsten Krise.“ - Wie ist sie denn dahin gekommen? - Als ich einen der Teilnehmer der neuen „Interessengemeinschaft Nürburgring“ frage, ob die vorgestellte Aktion nicht etwas spät kommt, da ist er der Meinung: „Sie haben Recht – es hätte ein dreiviertel Jahr vorher schon etwas passieren müssen.“ - Mein Kommentar: „Ich denke, man hat beim ADAC Jahre verschlafen.“ - „Ich bin nicht der ADAC“, sagt der Mann in der schwarzen ADAC-Jacke und wendet sich ab. - Die Gründungsversammlung – die eigentlich keine war, weil die Interessengemeinschaft keine Rechtsform hat – fand am Samstag vor dem 24-Stunden-Rennen statt. Man versucht nun mit „einer gemeinsamen Stimme“ zu sprechen. - Reiner Aktionismus! - Mir scheinen die Herren:
Aus dem Schlaf geschreckt !
Man hat sich um 15 Uhr im Raum „Daytona“ des „Dorint“-Hotel versammelt. Eine Reihe der Gründungsmitglieder und Journalisten, die sich zu diesem Zeitpunkt in größerer Zahl wegen des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring befinden.
Den Vorsitz führt Otto Flimm, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „JA zum Nürburgring“. Den gibt es zwar schon lange, er hat auch viel zu der Entwicklung des Nürburgrings beigetragen, aber das auch schon mal auf eine besondere Art: Als ein „großer Zeh“ des ADAC stellte er gerne den zwischen die Tür, damit sich „der große Fuß“ nicht mit seinen Motorsportinteressen das Fußvolk seiner inzwischen über 13 Millionen Mitglieder vergrault. - Denn nicht alle 13 Millionen haben Motorsportinteressen.
„Ich freue mich“, sagt Otto Flimm vorne am „Vorstandstisch“,
„dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind.“ -
Da war z.B. eine neue Information. Ich wusste nicht, dass es zu dieser Veranstaltung eine Einladung gegeben hatte. - Mich hatte jedenfalls keine erreicht.
Was für meine Feststellung spricht, die ich Tage vorher gegenüber dem Rechtsanwalt von „JA zum Nürburgring“ schriftlich geäußert hatte, soweit das die Einstellung des Herrn Flimm mir gegenüber betrifft:
„Der mag mich zwar nicht, aber...“
Otto Flimm hatte mich danach sofort angerufen, um mir zu sagen, dass es so schlimm nun auch nicht wäre. Aber immerhin konnte er sich nicht dazu durchringen mir zu sagen, dass er mich zu 100 Prozent „OK“ findet. - Was für seine Ehrlichkeit spricht. - Mit der er natürlich dann nicht weiter kommt, wenn sein Gegenüber nicht ein normaler Mensch aus der Eifel, ein einfacher Journalist ist, sondern vielleicht Politiker sind. - Oder gar Insolvenz-Sachwalter.
Damit meine Leser einen kleinen Überblick erhalten, lasse ich ein paar Fotos sprechen:
So sah der „Vorstandstisch“ im „Dorint“ unbesetzt aus:
Der „Vorsitzende“ war von den „Gründern“ der Erste „vor Ort“ und besprach sich auch zwischendurch immer mit seinem Kölner Anwalt:
Das ist der neue Mann an der Spitze von „Freunde des Nürburgrings“, Manfred Sattler, der als erfolgreicher Produzent einer Spezial-Software für den europäischen Möbelfachhandel einen interessanten Kontrast zu den vielen ADAC-Sportfunktionären bildete:
Das Fernsehen interessierte sich nicht nur für ihn:
Aber das Wort führte der Vorsitzende von „Ja zum Nürburgring“, der Ehrenpräsident des ADAC, Otto Flimm:
Auf die Insolvenz-Sachwalter ist Otto Flimm gar nicht gut zu sprechen. Er fühlt sich – wie er auch auf diesem Pressetermin zum Ausdruck brachte - „belogen und betrogen“. - Otto Flimm hat sicherlich allen Grund für diese Aussagen. Und hier bei Motor-KRITIK ist auch schon darauf hingewiesen worden – bevor Otto Flimm „in die Falle ging“ - dass vieles was ihm gesagt und versprochen wurde, „lediglich Ablibi-Funktion hatte; wie er jetzt selbst auf der Pressekonferenz noch einmal ausführte.
Insgesamt haben alle die, die an diesem Samstag eine „gemeinsame Erklärung“ vorstellten (die man Stunden vorher verfasst hatte) eine solche Geste des Widerstands gegen politisch dumme und wirtschaftlich belastende Entscheidungen, die eine ganze Region betreffen, um Jahre verschlafen.
Man hatte zunächst immer versucht, ganz gleich wer auch das Gegenüber war, unabhängig davon ob seine Absichten lauter oder für andere schädlich waren, zunächst einmal persönliche Vorteile zu erlangen. Natürlich für die Organisation für die man glaubte, verantwortlich handeln zu müssen.
Relativ nüchtern dagegen schätzt man heute die Situation ein. Sogar die Arbeit des eigenen Rechtsanwalts betrachtet Otto Flimm heute kritisch, wenn er an diesem Samstag ein wenig sarkastisch feststellte, „dass die wohl für Geld alles machen“.
Es wurde an diesem Termin – am 18. Mai 2013 - der Presse eine „Erklärung der 'Interessengemeinschaft Nürburgring' vom 18. Mai 2013“ vorgestellt. Dort heißt es:
„Der beste und effektivste Schutz der Interessen des Sports – insbesondere des Breitensports- auf dem Nürburgring ist der Erhalt der Sportstätte in öffentlicher Hand.“
Zur Lösung des „Beihilfeproblems“ fordert man weiterhin:
„Erhalt der Sportstätte in öffentlicher Hand und Veräußerung der Hotellerie- und Freizeitunternehmungen im Rahmen des eingeleiteten Bietverfahrens.“
Insgesamt wurde der Eindruck deutlich, dass man die Entwicklung über Jahre wohl nicht begriffen hatte, sondern jetzt erst anfängt zu denken, nachdem „das Kind in den Brunnen gefallen ist“.
An diesem Samstag versuchte man zu verdeutlichen, dass die „Verkaufs-Broschüre“ der Insolvenz-Sachwalter zum angeblich notwendigen Nürburgring-Verkauf „nicht transparent und zum Teil unehrlich“ in ihren Informationen wäre. Auch bestimmte Rennen wurden schon für die Saison 2014 in Frage gestellt. Darunter war auch das 24-Stunden-Rennen, das gerade an diesem Wochenende hier am Nürburgring durchgeführt wurde. - 2014 nicht mehr?
Der Geschäftsführer der NBG (Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH), Dr. Schmidt (Ex-Hockenheim-) hat dieser Aussage vom Samstag am Pfingstmontag in einem Interview mit „sport1“ klar widersprochen und eine Durchführung des Rennens auch für 2014 zugesagt. - Mit einer erstaunlichen Sicherheit, die umso mehr verwundert, weil ich mir noch nicht einmal sicher wäre, ob man Herrn Dr. Schmidt im nächsten Jahr zum Zeitpunkt eines möglichen 24-Stunden-Rennens noch als Geschäftsführer der NBG erleben kann.
Die überwiegende Anzahl der Gründer der „Interessengemeinschaft Nürburgring“, die sich an diesem Samstag in der Eifel gegründet hatte, setzt sich aus ADAC-Funktionären zusammen, eine Tatsache, die sich auch dadurch nicht verändert, dass auch ein AvD-Funktionär unterschrieben hat oder zwei verantwortliche Geschäftsführer von „Rad & Fun am Ring“. - Um es nicht zu vergessen: Der neue Vorsitzende von „Freunde des Nürburgrings“, Manfred Sattler, saß (wie oben schon erwähnt) auch mit am „Vorstandstisch“.
Als am Samstag im Gründungslokal „Hotel am Tiergarten“, Nürburg, überraschend ein Veranstalter auftauchte, der von der Gründung gehört, aber wohl überhört hatte, dass hier nur bestimmte Leute als Mitglieder erwünscht waren, da hat man den elegant hinauskomplimentiert. - Diese „Interessengemeinschaft“ scheint mir persönlich als eine des ADAC. - Ein paar „Freunde“ mit „Alibifunktion“ sind herzlich willkommen. Aber nur solche, die auch keinen Ärger machen. - Bitte niemand mit einer eigenen Meinung!
Auffallend: Der Raum „Daytona“ wurde so voll, dass mehrfach Stühle nachgeholt werden mussten. Und schließlich wurde dann auch ein lange frei gebliebener Platz – der links neben mir – doch noch besetzt, als Hanns-Martin Fraas („Rad & Run am Ring“) dann doch aufrutschte. Er hatte vorher Platz gelassen, weil er wohl befürchtete, dass ich ihn auf ein lange mit ihm – bis heute ! - nicht beantwortetes E-mail ansprechen würde. Ich habe es nicht getan. Ich habe ihn auch nicht auf seine herausragenden Leistungen bei der „BikeWorld am Nürburgring“ angesprochen. (Sollte ich über „Kleinigkeiten“ sprechen? - Noch nicht einmal fünf Millionen Euro Verluste.) - Sie finden übrigens ein schönes Foto von ihm bei „Goggle“: Zusammen mit Jörg Lindner.
Es war eine Reihe von feinen Leuten unter den Besuchern dieser Presse-Konferenz: Zum Beispiel jemand, der Otto Flimm informierte, dass der Insolvenz-Geschäftsführer Prof. Dr. Dr. Schmidt über ihn gesagt habe, dass er, Otto Flimm, alle Schuld daran trüge, wenn nun der Nürburgring verkauft werden müsse. Denn wenn Otto Flimm nicht nach Brüssel gefahren wäre... - Pietro Nuvoloni, der auch – ziemlich hinten – im Raum „Daytona“ saß, wird es seinem „Chef“ (Prof. Dr. Dr. Schmidt) sicherlich berichten.
Übrigens: Die Information stimmt. Prof. Dr. Dr. Schmidt informierte Mitarbeiter seiner Firma am Montag vor dem 24-Stunden-Rennen genauso. - Otto Flimmm nahm das dann offiziell am Samstag nicht so wichtig. Er wusste wahrscheinlich, dass Pietro Nuvoloni im Raum war. - Außerdem hatte er die Information schon vorher erhalten. (Aber das ist natürlich alles „geheim“!)
Zur Entlastung von Otto Flimm in dieser Sache: In meinem 2010 veröffentlichten Buch schreibe ich (in der e-book-Ausgabe -pdf-Version- auf Seite 508), dass ich schon als einer der Ersten die EU-Kommission in Brüssel an ihre Aufgaben erinnert habe. Schriftlich. Man kann in meinem Buch lesen:
„Der Eingang wurde mir unter der Registrierungsnummer CHAP(2010)00207 bestätigt und hat in Brüssel in der Akte:
'CP93/2009
- Projekt Nürburgring 2009
- ARP-Museum in Remagen
- Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern'seinen Platz gefunden. Fällt Ihnen etwas auf?“
Was die „Haltung“ (das Verhalten) der Insolvenz-Sachwalter betrifft, da hat Otto Flimm schon Recht. Ich weiß z.B., dass sie den Nürburgring schon zu einem „Sofort-Kauf“-Preis (wie bei „ebay“) angeboten haben. Oder dass sie taktieren, wenn Sie in dem „Gutachten“ zur Insolvenz dem zuständigen Amtsgericht zum Thema „Wohnhäuser Balkhausen“ mitteilen:
„Weder Mietverträge noch exakte Gebäudeflächen liegen vor.“
Das müssen sie wahrscheinlich so äußern, da im „Vergleichsvertrag“ mit den ehemaligen „Gegnern“ (Kai Richter und Jörg Lindner) auch diese (und ähnliche) Verträge nicht aufgeführt wurden. Das passte aus irgendwelchen Gründen nicht. - Darauf einen „Martini“!
Ich habe nur mal kurz in dieser Sache recherchiert: Da hat z.B. der Architekt Tilke aus Aachen einen Mietvertrag. Und der hat an Dirk Adorf, den BMW-Werksfahrer (und Toyota-Händler) untervermietet. - Oder: Der DMSB-Präsident hat auch einen (langjährigen!) Mietvertrag. - Der wurde interessanterweise nach meinen (unbestätigten) Informationen mit der Nürburgring Automotive GmbH nach Kündigung des Pachtvertrages abgeschlossen. - Was mich staunen lässt. - Und die Insolvenz-Sachwalter wissen das alles nicht?
Die „Interessengemeinschaft Nürburgring'“ bietet dem „Sanierungsgeschäftsführer/Sachwalter“ jedenfalls Hilfe an. - Obwohl man (in der Sache!) auch keine Ahnung haben kann. Da man viele „Facetten“ nicht kennt. Aber auch den möglichen Kauf-Interessenten will man bei der Einschätzung von möglichen Negativ-Effekten helfen. Dass ausgerechnet Manfred Sattler erklärt:
„Wir wissen wie der 'Ring' tickt“,
lässt die Frage aufkommen, was er denn in der neuen Interessengemeinschaft zu suchen hat.
Aber die „Gründer“ setzen, wie sie in ihrer „Erklärung“ schreiben,
„darüber hinaus eine Arbeitsgruppe ein, die weitere Forderungen und Positionen ausarbeiten soll und dem Sanierungsgeschäftsführer und dem Sachwalt, der Politik und den Interessenten/Bietern als Ansprechpartnern dient.“
Das hört sich genauso nach Aktivismus an, wie „Meeting“, „Runder Tisch“ und andere gerne verwendeten Worthülsen. Als ich gehe, spreche ich mit einem ADAC-Funktionär über meine Eindrücke und mein Nicht-Verstehen. Der erklärt mir die aktuelle Situation dann so:
„Inzwischen wird Otto Flimm persönlich angegriffen. Also wird es Zeit, dass wir ihn aus der Schusslinie nehmen. Dazu brauchen wir eine unabhängige Institution. Und die haben wir gerade gegründet.“
Ach so!
MK/Wilhelm Hahne