VLN war Gestern: Ist NLS 2022 neuzeitlicher Genuss?

Gestern gab es auch die erste offizielle Information zum 6h-Rennen am kommenden Samstag. Es gab auch – fast verschämt - im Download die vorläufige Starterliste. Wer sie herunter geladen hat, wird im Lauftext einen Hinweis auf die Starterzahl vermisst haben. Dafür gab es zu lesen, wer alles bei diesem Rennen wichtig ist. Da heißt es gleich zu Anfang: „Kuba Giermaziak nimmt im Siegerauto von NLS4 erneut Platz und Rückkehrer Kim-Luis Schramm nimmt wieder den Platz von René Rast im Audi R8 LMS des Teams Scherer Sport by Phoenix ein.“ - Ein Siegerauto ist keine Garantie für einen weiteren Gesamtsieg und ein Ex-„Sieger“ kann damit einen anderen Eindruck vermitteln, wenn er „rastlos“ ist. Motor-KRITIK-Meinung: Die offizielle Ankündigung „schramm-t“ ein wenig an der Realität vorbei. - Ein anderer Hinweis ist allerdings realer: „Am kommenden Samstag (9 Juli) gibt es ab 12 Uhr auf der legendären Nordschleife einen Zuschlag: Nämlich zwei Stunden Motorsport obendrauf bei der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS). Das ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen steht auf dem Plan. Die Zuschauer können sich also auf 120 Minuten Zugabe im Vergleich zu den 4-Stunden-Rennen freuen: mehr Runden, mehr Überholmanöver, mehr Spannung.“ - Kann, aber muss nicht so sein! - Motor-KRITIK gestattet sich, diese Veranstaltung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. - Aber noch ein Hinweis zu den Kosten: Wer ins Fahrerlager möchte, zahlt als Erwachsener 18 Euro + 10 Euro Parkgebühr für’s Auto. Damit kann man dann aber auch z.B. am „Pflanzgarten“ oder „Brünnchen“ parken. Als Kinder werden Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren empfunden. Die haben freien Eintritt!

VLN war Gestern: Ist NLS 2022 neuzeitlicher Genuss?

Ob es ein Genuss ohne Reue ist, bleibt nach dem Studium der „Vorläufige Teilnehmerliste“ zum aktuellen „ROWE 6 Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen“ am 9. Juli 2022 fraglich. Dort sind 133 Teilnehmer als mögliche Starter aufgeführt. Es werden also schließlich weniger als 130 Fahrzeuge am Start sein. - Natürlich spielt da Corona, der Ukraine-Krieg, die Klimakrise, die Inflation, der Brexit und die derzeitige Trockenzeit eine Rolle.

Aber immerhin ist eine moderne NLS in der Lage – wie ich schon kurz informieren konnte – eine Siegerehrung 30 min vor offiziellem Renn-Ende – mit Genehmigung des DMSB (!) - durchzuführen. Da spielt natürlich die Sommerzeit, der Nullmeridian - und die Zusammensetzung in den einzelnen Klassen eine Rolle. - Außerdem der Druck, der von der nachfolgenden Veranstaltung am folgenden Tag, einem Sonntag ausgeht.

Für diesen 10. Juli 2022 ist das Fahrerlager, das noch am 9. Juli entsprechend seiner Bezeichnung genutzt wurde, dann die Bühne für „GRIP – DAS MOTOREVENT“! - Nach zweijähriger Pause möchte diese Veranstaltung wieder Top-Zuschauerzahlen erreichen und hat sich mit den „European Time-Attack-Masters“ aufgeplustert.

Als ich vor zwei Tagen mal im Internet nach Tickets schaute, das wurden mir noch 48 angeboten. Wie viele schon vergriffen waren wurde mir zwar nicht gesagt, aber bei einer kleinen Anfrage bei Szenen-Kennern wurde mir deutlich gemacht, dass man schon mit mehr als 100.000 Zuschauern und Teilnehmern rechnen würde. - Ich staune! - Was soll eigentlich das Besondere an diesem „Highlight“ sein?

Es gibt nicht nur eine Reihe von „Autogramm-Stunden“, die nur 30 Minuten dauern, sondern man kann – gegen eine kleine Schutzgebühr (79 €) – auch als Besucher die GP-Strecke im 20-Minuten Takt nutzen und dann  – als Höhepunkt – von 17:00  18:00 Uhr die „Finals“ der „German Timeattack Masters“ erleben. - Auf dem Grand-Prix-Kurs. - Und vorher deren jeweils 20minütigem Training in den einzelnen „Klassen“ zuschauen.

  • Einlass ist am Sonntag übrigens für Besucher schon ab 7:00 Uhr am Sonntagmorgen! - So ist jedenfalls im Internet zu lesen!

Wenn man nun auf die Abläufe des 6-Stunden-Rennens am Samstag schaut, dann wird klar, dass die Siegerehrung dazu dann schon ab 17:30 Uhr -. wie in der offiziellen Ausschreibung zu lesen - beginnen muss. Das Renn-Ende wird zwar erst – bei pünktlichem Start – um 18 Uhr sein, bis mindestens 19 Uhr wird das Parc Fermé dauern müssen, aber bis 20:00 Uhr muss das Fahrerlager dann eigentlich geräumt sein, weil dieser Termin den Ausstellern und Teilnehmern von „GRIP – DAS MOTOREVENT“ als erster möglicher Termin für einen Zugang zum Fahrerlager genannt wurde. Und da ist dann noch in der Nacht eine Menge aufzubauen und einzurichten!

  • Aber die „VLN VV“ hat – unverständlicher Weise - noch zu einer Fahrerlager-Fête nach dem Rennen eingeladen, die aber dann wohl kaum lange dauern kann. - Oder ist diese Fête einfach nur kostengünstig geplant?

Nicht nur die „GRIP-Bühne“muss in der Nacht noch aufgebaut werden, wo u.a. „Matthias & Hamid“, Sophia & Hamid“ am Sonntag ihre Interviews und Autogrammstunden haben, aber auch ein „Eke Fresh“ (das ist ein Rapper, kein Deodorant!) auftritt. Und das – immerhin! - 30 min lang!

Da kann man von Glück sprechen, dass von den 24 Klassen bei diesem Sechs-Stunden-Rennens am Samstag dann 6 Klassen nur 1 Starter, 3 Klassen nur 2 Starter aufweisen. Da könnte man dann – auch weil der DMSB das praktisch abgenickt hat – um 17:30 Uhr, wenn die dort genannten Fahrzeuge noch im Rennen sind, schon – vorbehaltlich einer kleinen Korrektur – zur Siegerehrung schreiten. - Was soll danach noch groß passieren?

  • Wer zu dieser Zeit als Solo-Starter einer Klasse noch im Rennen ist, wird wohl auch noch – „klar in Führung liegend“ – zuverlässig, weil unbedrängt, über die letzten Runden kommen!

Die Zeit ist vorbei, wo bei einem VLN- 6-Stunden-Rennen der Jahre 2014, 2015, 2016, 1017 und 2018 immer mehr als 160 Teilnehmer am Start waren. Dabei wollen wir erst gar nicht 2013 zum Maßstab nehmen, wo noch 198 Fahrzeuge beim 6h-Rennen starteten! - VLN war mal!

Wir leben in einer Krisenzeit (s.o.) wo die Organisatoren schon aus Klimaschutzgründen (CO2) darauf zu achten scheinen, dass immer weniger Verbrenner-Fahrzeuge an den Start gehen. Man macht von der Kostenseite her wirklich alles, um kleine Starterzahlen zu erreichen. Obwohl man noch aktuell auf „Facebook“ den offiziellen Eintrag finden kann:

„Race-Action mit einem schier gigantischen Fahrerfeld: Darauf kann man sich bei den Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie freuen. Supersportwagen professioneller Teams gehen dabei zusammen mit seriennahen Tourenwagen ins Rennen. Eingeteilt in rund zwei Dutzend verschiedener Klassen fahren dennoch alle 165 Rennwagen um den Sieg in ihrer Wertungsklasse.“

Man möchte offenbar nicht zurück stehen, wenn auf einer anderen Internetseite, die den Motorsport „moderner Art“ – den von Sonntag - präsentiert, den dann so offeriert:

„Ein Showdown der europäischen TimeAttack Szene auf der bekanntesten Rennstrecke der Welt – dem Nürburgring.
In den verschiedenen Sessions Warm-Up, Practice, Qualifying und der Superlap kämpfen die Teilnehmer gegen die Uhr. Hierbei sind die Fahrzeuge nahe unbegrenzt modifizierbar. Spannende Rennaction und ein volles Fahrerlager sind dabei garantiert.“

Hier kämpft offensichtlich eine „neue Generation“ gegen „alte Generatoren“. Da ist dann der geschäftliche Erfolg entscheidend. - Der spricht wohl – wenn man den schon vorher bekannten Zahlen trauen kann (s.o.) – für die „neue Generation“.

  • Lassen wir uns von den realen Abläufen am Wochenende überraschen!

Ich werde jedenfalls am Sonntag wegen des drohenden Verkehrs-Kollaps nicht im direkten Nürburgring-Umfeld zu finden sein. - Zu der neuen Art von Motorsport finde ich auch keinen richtigen Grip!

MK/Wilhelm Hahne
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