„Taffy“ & „Erinnerungen“ an Graf Berghe von Trips

Das sind zwei Bücher, für die man so tief in sein Portemonaie greifen muss, als hätte man gerade sein Automobil vollgetankt. Beide kosten zusammen etwas über 70 Euro, einschl. der Versandkosten. -  „Taffy“ ist ein Bildband mit vielen Fotos, der an die ungewöhnliche – und kurze - Karriere eines Wolfgang Graf Berghe von Trips erinnert und inzwischen in dritter Auflage erschienen ist. - „Erinnerungen“ ist ebenfalls ein Buch, in dem Menschen, die den Grafen erlebt haben – oder ihn sehr schätzen - über und von ihm erzählen. Es hat 84 Seiten und ist schon von seiner Anlage her, natürlich textlastig. - Beide Bücher zeige ich in folgendem Foto.

„Taffy“ kommt als Bildband anders daher. Mit um 190, z.T. unveröffentlichten Fotos. Sie zeigen den Grafen u.a. auch auf einer 250er Wettbewerbs-„Tornax“, das Motorrad einer Marke, die man heute kaum noch kennt. Die hatte – wenn man genau hinschaut – vorne keine Telegabel – sondern eine „geschobene Langarmschwinge“. Da sie hinten auch mit einer (gezogenen) „Schwinge“ ausgerüstet war, verfügte sie über ein „Vollschwingen-Fahrwerk“.

Aber bei „Tornax“ war – zumindest bei der 175er – in den 50ziger Jahren noch etwas anderes besonders: Der Motor zu diesem Motorrad war der einzige Zweitaktmotor, bei dem die Schlitze zu den Überströmkanälen im Zylinder nicht einfach beim Guss eingefügt, sondern präzise nachträglich eingefräst wurden, um Leistungs-“Streuungen“ in der Serie auszuschließen. - Das war in den 50ern!

Es gibt in dem Buch viele lesenswerte Texte, die zum Nachdenken anregen. Wenn etwa Hartmut Lehbrink im Juni 2021 über Wolfgang Graf Berghe von Trips schreibt:

„Der Mann war authentisch, noch einmal beglaubigt durch die Einträge in seine ausführlichen Tagebücher, Botschaften des Ichs an das Ich, dem man nichts vormachen mag und kann. Zwischen Trips, das Image, und Trips, den Mann selbst, passte kein Blatt.“

Graf Trips war nicht nur ein begnadeter Rennfahrer und könnte schon darum für Viele – die es auch gerne sein möchten – schon ein Vorbild sein. Der Graf war aber auch charakterlich – sie man so schön sagt – „ein feiner Mensch“, oder wie es Hartmut Lehbrink an anderer Stelle  in „Taffy“ so formuliert:

"Des Grafen äußerer Adel entsprach seinem inneren Adel, nichts Aufgesetztes, sondern etwas, was von Natur in ihm angelegt war. Irgendwie sah man ihm das auch an – das Antlitz als Spiegel der Seele.“

Und in „Erinnerungen“ schreibt Heinz Ulrich Wieselmann, von 1950 bis 1970 Chefredakteur der Zeitschrift „auto motor und sport“:

„Wo Trips fährt, wird immer in der Spitzengruppe mitgemischt, und sein fröhliches Naturell sorgt dafür, dass die Jagd bei aller Härte des Kampfes ein heiteres Spiel der Männer bleibt.“

So einen Werks-Rennfahrer wird es leider nicht mehr geben! - So ein Typ passt nicht in unsere Zeit! - Grund genug, sich diese beiden Bücher in den Bücherschrank zu stellen, um ab und an mal von den Ereignissen in unserer Zeit im Motorsport an die „gute alte Zeit“ des Motorsports zurück erinnert zu werden.

Zum Beispiel durch ein schnelles Blättern in „Taffy“ zu Seite 7, wo von Hartmut Lehbrink, der die Anreise zu den großen Rennen in Spa und am Nürburgring in den 50ziger Jahren noch zu seinem  Training als Amateur-Radfahrer nutzte – im Ruhrgebiet wohnend – indem er mit dem Fahrrad zu diesen Rennen fuhr:

„Im Zeitalter des biegsamen Pragmatismus und der alternativen Wahrheit wirken Tugenden fast rostig, für die er stand und geliebt wurde.“ („er“ = Graf Trips)

Lehbrink beschreibt damit einen Charakter, mit dem man heute als  talentierter Rennfahrer wohl keine Chance hätte, jemals „Werksfahrer“ zu werden.

Darum sind die hier kurz beschriebenen beiden Bücher, die sich in ihrer Art ergänzen, auch eigentlich ein Muss für jeden wirklichen Trips-Fan und den Motorsport von „damals“.

Auch, um dann – berechtigt – feststellen zu können:

  • Früher – damals – war der Motorsport noch geprägt von Fahrern wie Wolfgang Graf Berghe von Trips und Anstand, Fairness und Ritterlichkeit!

Beide Bücher müssten sich eigentlich im guten Buchhändler bestellen lassen:

„Taffy“, ISBN 978-3-00-070005-7
„Erinnerungen“ … (dummerweise habe ich keine ISBN-Nr. finden können)

Die Bücher sind aber auch – beide – sicherlich direkt bestellbar bei Herrn Jörg-Thomas Födisch, der für beide Bücher als Mit-Herausgeber zeichnet. Seine e-Mail-Adresse:

MK/Wilhelm Hahne

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