Verbessern „Erdbeben“ den Motorsport?

Am letzten Wochenende erlebten die „Rock am Ring“-Fans ein „Donner-Wetter“. Jetzt, am Wochenanfang, erleben die VLN-Fans ein „Erdbeben“. - Als Erdbeben werden nicht nur messbare Erschütterungen unserer Erde bezeichnet, die schon mal durch Verschiebungen ganzer Erdplatten entstehen. Als „Erdbeben“ werden manchmal auch „Verschiebungen“ empfunden, die durch die Auflösung von Spannungen zwischen bestimmten gesellschaftlichen Gruppen entstehen. Solche Spannungen können entstanden sein, weil eine unterschiedliche Ausrichtung in der gleichen Sache erfolgt. - Das ist zwar schon – wie man heute erfährt - vor Tagen passiert, aber der „Donner“ wird in diesen Tagen erst hörbar und die unmittelbar Beteiligten werden nun auch „ein Knirschen“ empfinden. Motor-KRITIK hatte das „Beben“ angekündigt. Es wird zwar so zu einer „Entspannung“ kommen, aber gleichzeitig auch zu neuen „Spannungen“ führen, auf deren Lösung dann die Fans des Basis-Motorsports, die Fans der VLN, in den nächsten Tagen und Wochen gespannt sein dürfen. - Aber der „Blitz“ hat noch nicht beim DMSB eingeschlagen! - Durch eine einstimmige Entscheidung aller Gesellschafter der VLN-Veranstaltergemeinschaft („...da waren es nur noch Neun!“) ist es zu einer Verbindung mit der CNBG, der „capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft“ gekommen , die sicherlich die Motorsportwelt genauso überrascht, wie das ein Erdbeben in der Eifel tun würde. Damit haben sich nicht nur „Schichten neu gebildet“, sondern auch Schichten so verschoben, dass man auf gespannt darauf warten kann, ob nun auch noch ein „Nachbeben“ auftritt und in welcher Form das erfolgen wird. - Motor-KRITIK versucht seine Leser - soweit das heute schon möglich ist – mit Hintergrundinformationen zu versorgen, da die offizielle „Media-Information“ von heute nur „sehr sparsam“ informiert.

Verbessern „Erdbeben“ den Motorsport?

In den ersten Sätzen zu der an einem Tag meistgelesenen Geschichte dieses Jahres bei Motor-KRITIK hatte ich von einer „Cäsur“ gesprochen, die „jetzt – nach dem 24-Stunden-Rennen“ durch entsprechende „Einzelaktionen“ oder auch Aktionen von Einzelnen (!) erfolgen muss, bzw. sollten. Ich hatte versucht anzudeuten, dass sie – wenn: dann hoffentlich (!) - das Gesamtbild des Motorsports am Nürburgring verändern.

Da konnte ich noch nicht wissen, wie extrem weit sich der Motorsport von seinem Ursprung entfernt hat. Mike Frison, den ich zufällig vor seiner Umrundung des Nürburgring „per pedes“ auf einem Parkplatz traf, hat das „aktuelle Bild des Motorsports“ mit vielen Fotos und seiner klaren Schilderung von Eindrücken beim 24-Stunden-Rennen zwar auf seinen Internetseiten verständlich gemacht – aber selbst das ist nur ein Teil. - Ein sichtbarer Teil. (Wenn Sie's interessiert: Mit einem KLICK HIER sind Sie da!)

Der andere Teil war (ist) – zwar nur undeutlich – in den Geschehnissen des eigentlich „sportlichen Teils“ des 24-Stunden-Rennens auszumachen. Für Motor-KRITIK war eindrucksvoll, mit welch' geradezu unerbittlichen Art von Geldeinsatz und Vorausplanung in allen Details (!) Mercedes hier einen Mehrfach-Sieg (um es so zu formulieren) durchgesetzt hat. Da waren sogar die „BoP“-Spezialisten überrascht.

Da waren die vielen „Überwacher“, die Mercedes z.B. während des Rennens vor den Audi-Boxen platziert hatte, fast ein unwesentlicher Teil, vor allen Dingen ein unwesentlicher Kostenfaktor. Dieser Sieg wurde schon bei den vorhergehenden VLN-Rennen und späteren Tests vorbereitet und die werksunterstützten Teams traten z.T. mit komplett neuem, vorher noch nicht beanspruchtem „Material“ an.

Da ich selber einige Jahrzehnte Teil des Motorsports am Nürburgring war, werden meine Leser – vielleicht – verstehen, dass ich nicht „vor Ort“ sein muss, um besser informiert zu sein als junge, unerfahrene Kollegen, die ihre Nase direkt in die Abläufe stecken konnten.

Erstaunlich ist es so nicht, dass ich – direkt nach dem Rennen – zu Informationen durch Andeutungen kam, die für mich z.T. völlig neu waren. Sie wurden konkret, weil ich Anregungen, die ich durch Schilderung „von unklaren Äußerungen“ erhalten hatte, dann sofort einer Klärung zuführen konnte.

Wer wusste denn z.B., dass der „AC Monheim e.V. DMV“, offiziell per 1. Januar 2016 aus dem Kreis der Gesellschafter der VLN oHG ausgeschieden ist? - Dieser Verein wird aber noch eins der VLN-Oktober-Rennen in 2016 durchführen.

Und dann versuchte man von Seiten des in diesen Tagen am Nürburgring als Veranstalter tätigen ADAC Nordrhein, Kollegen so zu informieren („vertraulich“ natürlich!), dass das Denken der motorsportlich interessierten Öffentlichkeit wohl in eine bestimmte Richtung gelenkt worden wäre. So wurde ich dann auch „mit informiert“, allerdings nur als Anregung zu neuen Recherchen, die dann zu den überraschenden Erkenntnissen führten, dass der ADAC Nordrhein (fast) perfekt über eine Entwicklung informiert war und ist, von der man in Köln aber offensichtlich überrollt wurde.

Nun versucht man, mit gezielten Indiskretionen diese eigene Niederlage zu einer Niederlage des eigentlichen Gewinners in dieser Situation zu machen: Der VLN.

Die hat sich nämlich kurz entschlossen – und das überrascht schon – nun „aus den Fängen“ des ADAC Nordrhein entfernt. Man war Zug um Zug abhängiger geworden, weil man sich, mehrheitlich aus ADAC-Vereinen bestehend, den „Weisungen“ des mächtigen ADAC Nordrhein untergeordnet hatte. Man war in Sachen Klasseneinteilung, Technik, „BoP“ und Umsetzung, zum Teil der Vorbereitung des 24-Stunden-Rennens degradiert worden und es gab Bestrebungen des ADAC, die jetzt in der letzten Phase auch durch eine Kanalisierung, die - ganz gleich ob bewusst oder unbewusst – durch die ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring) erfolgen sollte, die VLN und das 24-Stunden-Rennen in ihrer Gesamtheit ganz „unter die Fittiche“ des ADAC Nordrhein zu bringen. Es gibt da eine „vertrauliche“ ILN-Vorlage, die aber nicht mehr zum Einsatz kommen konnte.

Peter Meyer, der Vorsitzende des ADAC Nordrhein, hatte zur Umsetzung seiner selbstherrlichen Planungen auch den direkten Kontakt zu Viktor Kharitonin, dem eigentlichen (neuen) Besitzer des Nürburgrings gesucht, um dann kurz vor dem 24-Stunden-Rennen erfahren zu müssen: Der Zug ist abgefahren! - Einstieg verpasst!

Das hat dann zu dem Versuch einer Weichenstellung durch geschickte Teilinformationen an Kollegen geführt, deren Nachrecherche in der Eifel dann Motor-KRITIK angeregt haben, mal in Details einzusteigen um – auch überrascht – festzustellen, dass das erwartete „Erdbeben“ eigentlich schon erfolgt war, aber noch nicht öffentlich gemacht wurde.

Die Situation erinnert ein wenig an ein aufziehendes Gewitter, bei dem man aus der zeitlichen Differenz zwischen optischer Wahrnehmung des Blitzes und der akustischen Wahrnehmung des Donners auf die Entfernung des Unwetters schließen kann. In diesem motorsportlichen Fall hat man keinen Donner gehört, aber der „Blitz“ schlägt aber jetzt mit aller Wucht ein:

  • Die VLN oHG und die CNBG gründen eine neue VLN-V.V. GmbH,
  • in der die CNBG 60 Prozent, die VLN oHG dann 40 Prozent der Anteile hält.
  • Die sportliche Ausrichtung der VLN-Läufe wird durch die VLN bestimmt.

(V.V. GmbH steht für „Veranstaltungs- und Vermarktungs- Gesellschaft mbH“ und CNBG für „capircorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft GmbH)

In diesem Fall sollte man beachten, dass der bisherige Pächter des Nürburgrings, die CNG, die „capricorn NÜRBURGRING GmbH“ als Betreibergesellschaft des Nürburgrings unverändert bestehen bleibt, aber versuchen wird, spätestens in 2017 die jetzige Firmenbezeichnung neu zu gestalten. Die neue V.V.-GmbH, mit einem Anteil von 60 Prozent der CNBG, ist aus Motor-KRITIK-Sicht eine der ersten GmbH-Neugründungen die zwar erwartet worden waren, aber nicht unbedingt in dieser Zusammensetzung.

Es ist erstaunlich, dass die notwendigen „Vorarbeiten“ so unauffällig über die Bühne gehen konnten, dass sie selbst von Motor-KRITIK nur in kleinen Ansätzen wahrgenommen wurden. Erstaunlich ist diese neue Ausrichtung auch deshalb, weil sie entsprechend dem Gesellschaftervertrag der VLN, die eine oHG ist, die einstimmige Zustimmung aller Gesellschafter voraussetzt. Das sind zwar – wie oben zu lesen – aktuell dann nur noch neun, aber immerhin überwiegend ADAC-Klubs.

Tatsächlich haben die Gesellschafter einstimmig beschlossen, der von Karl Mauer, dem Generalbevollmächtigten der VLN oHG eingeleiteten Zukunftssicherung der VLN, durch Neuordnung und Gründung einer neuen GmbH mit Beteiligung der neuen Besitzgesellschaft (überwiegend in russischem Besitz) zuzustimmen. - Das wurde, wie ich recherchieren konnte, an einem Feiertag vor dem 24-Stunden-Rennen von einem Koblenzer Notar beglaubigt.

Die Verträge wurden gesamtheitlich von einem Juristen konzipiert, der auch kenntnisreich die Interessen von „Ja zum Nürburgring“ vor einem Gericht in Luxembourg vertritt: Dr. Dieter Frey, Köln.

So konnten vor dem 24-Stunden-Rennen dann die anderen vorbereiteten Vertragswerke – insgesamt sind es wohl vier – noch vor dem Rennen unterschrieben werden. Es war – der Sache wegen – auch Sonntags- und Feiertags-Arbeit notwendig geworden, obwohl sich die Verhandlungen, Gespräche, insgesamt wohl über Monate hinzogen.

Ein Nebeneffekt: Die Geschäftsstelle der neuen VLN-V.V. GmbH wird sich nun am Nürburgring, in der dortigen Büroanlage, nahe dem „Boulevard“ befinden. - Auch hier wurde ein neuer Mietvertrag über eine kleinere Bürofläche abgeschlossen.

Als das Gespräch zwischen dem Vorsitzenden des ADAC Nordrhein und dem zum 24-Stunden-Rennen angereisten Viktor Kharitonin stattfand, war das umfangreiche Vertragswerk grundsätzlich in „trockenen Tüchern“ und zumindest in den wesentlichen Teilen schon unterschrieben.

Natürlich wird diese neue Situation aus den unterschiedlichsten Gründen nun zu „Verschiebungen“ nicht nur im Bereich des Motorsports am Nürburgring führen. Schon wenige Tage nach dem Rennen gab es – um es so zu formulieren – eine erste Auseinandersetzung der zu diesem Zeitpunkt noch nicht offiziellen VLN V.V. GmbH mit Vertretern des ADAC Nordrhein am Verhandlungstisch des DMSB in Frankfurt.

Hier ging – und geht - es wohl um „Kompetenzprobleme“ die in der „Zusammenarbeit“ der letzten Zeit zwischen den Partnern auf dem Motorsportsektor entstanden sind. Da wird sich VLN V.V. GmbH mit dem neuen CNBG-Rückgrat sicherlich kaum „unterbuttern“ lassen, deren Geschäftsführer – zunächst – wohl der bekannte Karl Mauer ist, der auch die Geschäfte der VLN oHG führen wird. - Zumindest noch 2017.

Allerdings wäre es nun auch an der Zeit, wenn auf der Seite des DMSB ein Umbau – zumindest ein personeller – erfolgen würde. Was dort aktuell – nicht nur in Sachen „Nordschleifen Permit“ deutlich wird – Motor-KRITIK informierte am 5. Juni 2016 umfassend - zeigt die Schwächen dieses „nationalen Sportvereins e.V.“ auf, der von vielen inzwischen als „Spottbehörde“ empfunden wird.

Vertreter der Reifenindustrie berichten z.B. von – eigentlich überflüssigen – Gesprächen in den Tagen vor dem 24-Stunden-Rennen, in denen man einem Geschäftsführer des DMSB, Michael Schacht, klar machen musste, was ein „Hybridreifen“ ist. Es ist ein Reifen, den es nach Motor-KRITIK-Kenntnis seit ungefähr zwei Jahren gibt, der wie ein Slick (engl. für glatt) aussieht, aber für feuchte Strecken gedacht ist, mit denen man auch unter solchen Umständen „nutzbare Reifentemperaturen“ aufgrund einer entsprechenden „Mischung“ erreichen kann. Dem DMSB war das offensichtlich unbekannt und es kam vor dem Top-30-Qualifying wohl mit dessen Geschäftsführer zu langen Diskussionen deshalb, weil ja eigentlich der im Qualifying gefahrene Reifen auch beim Rennstart genutzt werden muss (werden sollte). - Aber wie unterscheidet man einen Slick von einem Slick?

Dieser „kenntnisreiche“ Geschäftsführer vertrat bei der „größten deutschen Motorsport-Veranstaltung“ die nationale Vertretung der FIA, den DMSB, am Nürburgring, während der Herr Präsident sich im illustren Umfeld des GP von Monaco bewegte, und der für die Sicherheit im Automobilsport verantwortliche Vorsitzende des beim DMSB verantwortlichen Leiter, Michael Günther, sich im Vorfeld des „Großereignisses“ 24-Stunden-Rennen in Urlaub begeben hatte.

Diese Erwähnung soll in Verbindung mit der "warnenden" Presseerklärung der Fahrer AG vom 5. Juni 2016 nur aufzeigen, dass mit der Gründungen einer neuen VLN-V.V. GmbH eigentlich nur die ersten Anzeichen eines „Erdbebens“ zu sehen sind. Selbst wenn man es als solches empfinden würde, wird es auf die „Nachbeben“ ankommen; denn wir brauchen im deutschen Motorsport dringend „tektonische Beben“, Verschiebungen an den Bruchfugen der (Erd-)Kruste im Motorsport, die auch den Einfluss des Marketing auf den Sport wieder normalisieren.

Das 24-Stunden-Rennen 2016 könnte wirklich eine Cäsur darstellen. Wer einen solchen „Wendepunkt“ nicht erkannt hat – oder nicht für notwendig hält – dem wird Motor-KRITIK gerne mit Detailinformationen – z.B. auch zum Geschehen am Nürburgring – in den nächsten Wochen und Monaten gerne helfen, die aktuelle Situation zu begreifen..

Wir werden auch Details zu der Firmen-Neugründung nachreichen, in der uns der Begriff „Vermarktungs GmbH“ besonders auffällt, wenn uns belastbare, gesicherte Informationen vorliegen.

Motor-KRITIK liegen zwar jetzt schon Informationen vor, die wir aber noch als zu einseitig empfinden, um sie als „zuverlässig“ unseren Lesern vermitteln zu können.

So werden z.B. grundsätzliche Entscheidungen in der neuen V.V.-GmbH durch einen „Beirat“ bestimmt sein, der in den ersten drei Jahren aber – soweit sind wir sicher – von der vertraglich festgelegten Stimmenmehrheit im Beirat von der VLN bestimmt sein wird.

Die vom ADAC Nordrhein inzwischen hinter vorgehaltener Hand verbreiteten Bedenken gegen den Zusammenschluss der VLN-Organisation mit der neuen Besitzgesellschaft am Nürburgring unter russischer Führung scheinen unbegründet - aber "politisch" verständlich.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Motor-KRITIK-Leser finden die offizielle „Media-Information“ der neuen Partner im Veranstalter- und Vermarktungs-Geschäft am Nürburgring im Anhang zu dieser Geschichte als pdf-Datei, die wir der Nürburgring-Internetseite entnommen haben, damit Motor-KRITIK-Leser nicht lange suchen müssen.

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