Hamilton startet um zu gewinnen!

Es wurde in den Zeitungen zum Endergebnis des „Großen Preis von Österreich“ sehr viel geschrieben. Oft war es nur eine auflagensteigernde Beschreibung des Crash zwischen Rosberg und Hamilton. Natürlich wurde auch erwähnt, dass die beiden Mercedes-Werksfahrer nun wahrscheinlich niemals mehr Freunde werden. Aber warum sollten sie es auch? - Das ist nämlich gar nicht das Problem im Mercedes Formel 1-Team. Auch bei den Geschehnissen in Spielberg muss man zwischen den Abläufen unterscheiden, die auch für die Zuschauer sichtbar waren und denen, die aus der Differenz zwischen dem Wollen der Teamleitung und dem Willen der Fahrer entstand. Die spanische Zeitung „Marca“ ist eines der wenigen internationalen Blätter, die den Grund und die Ernsthaftigkeit der Spannungen erkannt haben. Es ist nicht die Spannung zwischen den Fahrern, sondern die, die zwischen Fahrer und Team entsteht. „Marca“ schreibt: "Hamilton ist die Politik egal. Er missachtet den von Mercedes erarbeiteten Plan und bezwingt Rosberg in der letzten Runde."

Hamilton startet um zu gewinnen!

Das sollte eigentlich normal sein. Als Fahrer eines Mercedes Formel 1 in der Saison 2016 sowieso. Aber es ist schon ein Unterschied in diesem deutsch-englischen Team, ob man Nico Rosberg oder Lewis Hamilton heißt. - Zumindest in diesem Jahr.

Nicht nur die britische Presse hat bei Rennen in der Vergangenheit schon mal angedeutet, dass evtl. … - Aber hier sollen nicht die britische Presse oder andere Medien zitiert werden, es genügt der Hinweis auf Motor-KRITIK-Geschichten aus diesem Jahr.

Was das aktuelle Rennen in Spielberg zum „Großen Preis von Österreich“ betrifft: Dass Rosberg um fünf Plätze zurück in der Startaufstellung strafversetzt werden musste, war von ihm selbst – durch einen Unfall – verschuldet, der einen Getriebewechsel notwendig machte.

Es ist nicht zu beanstanden, wenn das Team in so einem Fall „seinen Fahrer“ mit einer entsprechenden Taktik unterstützt. Aber dann kam es beim Reifenwechsel von Hamilton zu einer Situation, die bei der ARD (Internet) so beschrieben wurde:

„Zudem profitierte er (Anmerkung: gemeint ist Nico Rosberg) davon, dass die Mechaniker von Teamkollege Hamilton bei dessen Reifenwechsel patzten.“

Nun: Menschen sind keine Computer. - So etwas kann passieren.

Nachdem Vettel durch einen Reifenplatzer (hinten rechts) zum Ausfall wurde, gab es eigentlich keinen Druck mehr für die zwei Mercedes F1. Nico Rosberg war durch den „Patzer“ beim Hamilton-Reifenwechsel in Führung gegangen und das Team beorderte noch mal beide Mercedes zu einem Reifenwechsel an die Box. - Die Reihenfolge Rosberg auf EINS, Hamilton auf ZWEI, wurde wohl als richtig empfunden.

Der erste war Lewis Hamilton. Der hat natürlich dann danach schnell gemerkt, dass dieser Sicherheits-Reifenwechsel noch einen tieferen Sinn hatte, denn er fragte - nachdem er die Übersicht hatte - erstaunt über Funk:

"Warum bekommt Nico die weicheren Reifen?"

„Toto“ Wolff hat ihm nicht geantwortet: Weil das die Schnelleren sind! - Aber es wäre die richtige Antwort gewesen. Man wollte offensichtlich im Team sicherstellen, dass Nico Rosberg nicht mehr durch Hamilton unter Druck kam.

Wie wir nach dem Rennen erfuhren, hatte man für Nico Rosberg „zufällig“ nicht mehr die Reifen in der Härte, die nun Lewis Hamilton fahren musste. „Zufällig“ kann man mit der weicheren Mischung auch schnellere Rundenzeiten fahren als mit der härteren Mischung. - So ein Pech aber auch!

Aber dann zeigte Lewis Hamilton seine ganze Klasse. Er scheint in einem solchen Fall über sich selbst hinaus zu wachsen, wie man dann bewundernd zu sagen pflegt.

Lassen Sie es mich hier in Motor-KRITIK dem Herrn „Toto“ Wolff noch einmal deutlich sagen:

  • Lewis Hamilton ist die komplexere Rennfahrer-Persönlichkeit als Nico Rosberg!

Das ist nicht abwertend, auf Nico Rosberg bezogen, gemeint. Der spricht z.B. mehr Sprachen. Sitzt öfter und länger im Simulator. Hat Frau und Kind. - Lässt sich also für Mercedes eigentlich besser „vermarkten“.

Lewis Hamilton würde besser zu einer „jungen Marke“ passen. Mercedes ist traditionell eben etwas „altbacken“. So denkt auch das Mercedes-Marketing. - Handelt darum auch „Toto“ Wolff so?

Man kann diesem Multi-Millionär nun wirklich nicht vorwerfen, nicht ganz im Sinne „seiner Firma“ tätig zu sein. An seinem schweizerischen Wohnsitz wurde er – wie Motor-KRITIK recherchieren konnte – in letzter Zeit kaum gesehen. Er opfert sich wirklich für “sein“ Mercedes-Team auf. - Aber er war auch früher schon (als Fahrer) für einen schnellen Crash gut.

Wenn „Toto“ Wolff nun wirklich für die Saison 2017 zu Ferrari wechseln sollte – wie man sich „hinter den Kulissen“ zuflüstert - dann sollte er – sozusagen als „Mercedes-Problemlöser“ - auf jeden Fall Lewis Hamilton mitnehmen. („Toto“ Wolff's Vertrag mit Mercedes läuft Ende 2016 aus und seine Anteile an der Firma hat er inzwischen an Hans Werner Aufrecht verkauft.)

Das würde einen guten Einstand beim neuen Team in die 2017er Saison erleichtern. - Auch für Ferrari! - Weil Vettel noch mehr „unter Druck“ käme.

Sergio Marchionne, CEO der Fiat S.p.A. und auch „Chef“ von Ferrari, ist übrigens zufällig ein guter Bekannter von „Toto“ Wolff.

Die Arbeit eines Niki Lauda würde dann allerdings im nächsten Jahr für Mercedes nicht leichter werden.

Wie auch für Sebastian Vettel bei Ferrari. Es ist zwar eindrucksvoll wie der gerade aktuell herum jammert, dass der Reifen bei seinem Ferrari bei über 300 km/h „ohne jede Vorankündigung“ einfach so geplatzt sei.

Da werden die Pirelli-Leute offiziell nicht darüber lachen. - Aber Sebastian Vettel sei von einem alten Mann gesagt, dass ein mit „modernen Materialien“ aufgebauter Rennreifen – und der Pirelli sollte so einer sein – tatsächlich ohne jede Vorankündigung platzt, wenn man ihn zu lange nutzt. - Der „alte Mann“ weiß das aus eigener Erfahrung!

Aber es sind in dieser Saison erst 9 Rennen gefahren. Da muss sich Lewis Hamilton z.B. keine Sorgen um weitere „Zufälle“ im Team machen. So viel kann denen nicht mehr einfallen.

In den ausstehenden 12 Rennen kann der Sieger noch 325 Punkte einfahren. Würde man bei Mercedes die Teamorder einführen, dann würde das nicht nur bedeuten, dass man die Formel 1 bei den „Sportwetten“ aus dem Programm nehmen muss (!), sondern auch – und da sollte man bei Mercedes in einer stillen Stunde darüber nachdenken – das man vielleicht die Fahrerweltmeisterschaft gewinnt, aber die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft verliert. - Das entscheidet der Fahrer auf der Strecke!

Wie hätten Sie's denn gern, „Toto“ Wolff? - Die Start-Nr. 1 haben Sie schon für Mercedes durch „geschicktes Verhandeln“ mit Lewis Hamilton für die Saison 2016 verloren!

MK/Wilhelm Hahne

„Unpassender“ Anhang: Ich habe aktuell einen ehemals erfolgreichen deutschen Rennfahrer getroffen. Er ist jetzt so um die Fünfzig. - „Ich sehe dich nicht mehr im Rennauto. - Zu alt?“

Der so Angesprochene lacht: „Wilhelm, das tue ich mir doch bei den 'modernen' Rennleitern heute nicht mehr an. Das ist doch heute kein Motorsport mehr; das ist doch Politik.“

„Würdest du denn z.B. mit einem modernen GT3 überhaupt noch zurecht kommen?“

Der „Ehemalige“ erzählt mir, dass er noch vor Kurzem auf einer richtigen Rennstrecke so ein Fahrzeug mal „interessehalber“ bewegt habe. „In der dritten Runde war ich damit so schnell, wie ein bekannt schneller Mann auf diesem Fahrzeug. Du musst deinen Fahrstil nur an den Leuchtdioden ausrichten“, erzählt er, „nachdem man die Knöpfe am Lenkrad richtig bedient hat.“

Frage: „Wie würdest du die GT3 einbremsen?“

Antwort: „Nicht mein Problem! - Aber Gegenfrage: Wie würdest du das machen?“

Da muss ich nicht lange überlegen: „Es würde nur noch die straßenzulassungsfähige Serien-Aerodynamik zugelassen und ein 'normales' Lenkrad ohne Knöpfe.“

Da hat mir der „alte Rennfahrer“ auf die Schulter geschlagen und lachend gemeint: „Da würde dann aber auch so manches junge Renntalent 'ganz alt aussehen'!“

Stimmt! - Aber der Motorsport würde so vielleicht auch wieder mehr zum MotorSPORT werden!

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