5. VLN-Lauf: Nichts für Miesmacher?

Auf der Internetseite einer Fachzeitung wurde schon nach dem Zeittraining – Entschuldigung! Natürlich sagt man Qualifying! - ein neuer Rundenrekord vermeldet. Der Veranstalter musste da auf seiner Internetseite korrigierend eingreifen, weil Rundenrekorde nur in Rennen gefahren werden können. Aber 7:57.161 min beweisen, dass die Sicherheitsmaßnahmen des DMSB gegriffen haben. (Das ist natürlich ironisch gemeint!) Weniger Leistung, weniger Leistung, die Kuppe am Flugplatz weg, „mehr Flügel“, da kommt dann beim Zuschauer Freude auf. „Mein lieber Schwan! - Hat der Eier!“ - So der Kommentar des Streckensprechers. Mit einem „Klingelingeling, Klingelingeling, hier kommt der Eiermann“, war Christopher Mies im „Land“-Audi an Jörg Bergmeister im „Manthey“-Porsche hinunter in den „Tiergarten“ vorbeigerauscht. - Von den vom DMSB eingesetzten „Lehrern“ wird einem wohl nicht beigebracht, dass man nicht als Erster auf die '“Döttinger Höhe“ fährt, wenn es einem nicht gelungen ist, den Konkurrenten auf dem kurvenreichen Teil der Strecke vorher abzuschütteln. Das wäre – ist – genauso falsch, wie ín Hockenheim, aus der „Ostkurve“ kommend, mit einem Gegner im Windschatten aufs „Infield“ zuzufahren. - Man lässt in beiden Fällen den Gegner immer vorher vorbei und überholt sie dann aus dem Windschatten. - Das Manöver von Christopher Mies war allerdings „Bellof-like“. - Also:

5. VLN-Lauf: Nichts für Miesmacher?

Die Filmsequenz vom Überholvergang und dem „Ansaugen“ vorher habe ich mir zusammen mit einem VLN-Fan angesehen, der voller Bewunderung war und dann mir gegenüber die Bemerkung machte:

„Hast du 'die Pflaume' in dem weißen Aston Martin auf der Geraden gesehen? Der hat doch tatsächlich auf „die Spitze“ gewartet, damit ihm noch eine Rennrunde erspart bleibt.“

Ich hatte! - Und mir dabei – innerlich lächelnd gedacht – dass der wohl gerade das Haushaltsgeld für zwei Monate einer zweiköpfigen Familie anspart. Das habe ich dann auch so meinem Besucher gesagt. - Der hat mich fragend angeschaut.

Da musste ich ihm dann sagen, dass eine Rennrunde – wenn man die Gesamtkosten rechnet – in dieser Kategorie des „Basis-Motorsports“ so um 1.500 Euro (in Worten: Eintausendfünfhundert Euro) kostet. - Eine Runde! -

  • „Du bist verrückt“, habe ich mir vorwerfen lassen müssen.

Also habe ich es vorgerechnet. Jeder Insider wird diese Rechnung bestätigen, die unter dem Strich ergibt, dass eine Rennrunde auf der VLN-Version der Nürburgring-Nordschleife aktuell so um 1.500 Euro in der Kategorie der gesamtsiegfähigen Rennfahrzeuge kostet.

Nach dieser „groben Rechnung“ hätte der Gesamtsieg dem „Land“-Team 42.000 Euro gekostet. - Wahrscheinlich sind es aber noch „ein paar Euro“ mehr gewesen. - Haben Sie da bisher mal drüber nachgedacht?

Um einmal bei Gedanken zu bleiben, die man im allgemeinen bei einem „Rennbericht“ nicht niederschreibt, weil die jeweiligen Berichterstatter es für selbstverständlich halten, dass jeder Zuschauer an der Strecke oder Fan vor dem Computer-Bildschirm den Fachjargon versteht, hier etwas zu immer wieder gebrauchten „Kürzeln“.

Wenn man – nach einem VLN-Rennen z.B. – mal im „Endergebnis“ blättert, dann stößt man immer auf bestimmte Buchstaben-Kombinationen, die natürlich eine Bedeutung haben. Obwohl sie auch bei Rennen in der Eifel benutzt werden, kommen die nicht aus dem „Plattdeutschen“, sondern aus der „Motorsportsprache Englisch“, wie es einige Funktionäre empfinden. - Hier die Darstellung der „Kürzel“ und deren Bedeutung:

  • DNC = Did Not Classify
  • DNF = Did Not Finish
  • DNS = Did Not Start

DNF betrifft bei VLN-Langstreckenrennen schon mal ein Drittel der Startenden. DNS ist selten, aber DNC habe ich in dieser Saison noch nicht bewusst wahrgenommen. Darum ist das mir im Fall des 5. VLN-Laufs auch besonders aufgefallen.

Es betraf die Start-Nr. 504: Gros, Heiko & Gros, Sabrina, gemeldet in der Klasse VT2 auf einem Opel Astra J OPC.
Im Training 137. in der Gesamtwertung. Es wurden dort 5 Runden gefahren, davon die schnellste in 10:37.412 min
Lt. "Chronologie" wurde das Team um 16:24 Uhr am Renntag als 2. in der VT2-Klasse vermeldet.
Im später ausgedruckten Rennergebnis findet man das Team mit 19 Runden Rückstand außerhalb der Wertung. - Schnellste Runde 10:49.199 min, die 9. dann in 1 Stunde und 57 Minuten, was auf eine lange Reparaturzeit schließen lässt.

Hier einmal die Basiszahlen für den 5. VLN-Lauf am Nürburgring, das 56. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen:

  • Nennungen: 151
  • trainiert: 146
  • gestartet: 142 – in Wertung angekommen 108

Da hätte die Start-Nr. 504 sogar noch den 109. Platz belegen können, wenn es nicht in der Ausschreibung zu dieser Rennserie folgende „Beschränkung“ gäbe:

„Teilnehmer, die nicht mindestens 70 % der Gesamtdistanz des Siegers Ihrer Klasse und 50% des Gesamtsiegers (jeweils kaufmännische Rundung) zurückgelegt haben und nicht spätestens 20 Minuten nach dem Abwinken des ersten Teilnehmers die Ziellinie mit eigener Kraft passiert haben, werden nicht gewertet.“

Auf die Rundenanzahl des Gesamtsiegers bezogen hat die Start-Nr. 504 nur 32 Prozent der Distanz des Gesamtsiegers zurück gelegt und in der Klasse hat man nur 41 Prozent des Klassensiegers erreicht. Man hat also praktisch das in der Ausschreibung vorgeschriebene Klassen-Ziel nicht erreicht. Da ist es normal – und sollte auch selbstverständlich sein – dass keine Wertung erfolgt.

Im ersten Moment habe ich übrigens das „DNC“ in der Ergebnisliste als „Did Not Come“ verstanden, bis ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man diese Kürzel-Auflösung nur bei Bootsrennen benutzt, wenn das Boot nicht pünktlich in Richtung Startlinie unterwegs ist. - Beim Segeln z.B. - Ich habe mich also von der VLN korrigieren lassen müssen. (s.o.) Selbst dumme Fragen werden dort schnell beantwortet!

Motor-KRITIK war dieser Opel Astra schon am Freitagnachmittag im Fahrerlager aufgefallen, da ich dieses Fahrzeug bei einer VLN-Veranstaltung sonst nie gesehen habe.

Wir haben uns darum gerade um das Schicksal dieses Fahrzeugs bemüht, weil so ein „2. Hand“-Opel Astra OPC sicherlich ein Automobil ist, mit dem man Basis-Motorsport betreiben und gegenüber einem GT3 viel „Haushaltsgeld“ sparen kann. - Runde für Runde! - Ohne weniger Spaß beim Fahren zu haben. Es gibt keine BoP, keine Mindest-Boxenstandzeiten, keine Limitierungen beim Betanken, keine Leistungsmessungen.

Wenn es einem aber in 4 Stunden Fahrzeit nur gelingt, die Nürburgring-Nordschleife maximal 9mal zu umrunden, kann einem schon der Spaß vergehen. Das macht dann einen 57er Durchschnitt, wäre also ähnlich dem, den wir bei Landstraßenfahrt mit vielen Dorfdurchfahrten im normalen Alltag erzielen. Während die schnellste – die neueste - Opel Astra-Cup-Version aktuell im Rennen über vier Stunden einen 144er Durchschnitt fuhr. -

Dieses Opel-Team mit der Start-Nr. 504, Vater (44) und Tochter (21) sind sonst bei der RCN unterwegs, kennen sich also auf der Nordschleife gut aus, hatten dort – auch unter der Anleitung von Volker Strycek – schon eine Menge Fahrspaß, den sie nun im Umfeld der VLN möglichst noch vergrößern wollten.

So haben sie denn mal von dem aktuellen „Kurzzeit“-Angebot der VLN Gebrauch gemacht, sozusagen zu „Schnupperkursen“ (halbes Nenngeld, Transponder umsonst) bei einem VLN-Rennen zu starten. Leider hat dann aber die „Defekthexe“ zugeschlagen.

Die Motor-KRITIK-Rückfrage bei der VLN ergab, dass bei diesem 5. Lauf drei VLN-Neulinge das Starterfeld „der Alten“ ergänzten, weil sie das „Einstiegsangebot“ der VLN-Organisation mal zu dem Versuch nutzen wollten, ob sie auch dorthin passen und – ob der erlebte Spaß in Relation zu den Kosten steht.

Der „Teamchef“ des Familien-Opel-Teams (Start-Nr 504) war sicher vom eigenen Ergebnis bei diesem 5. VLN-Lauf nicht gerade begeistert, aber seine Tochter ist zu diesem Vater zu beglückwünschen, der nicht nur begriffen hat, dass man mit solchen Langstreckenrennen nicht nur die fahrerischen Fähigkeiten der Tochter verbessert, sondern auch etwas für die Charakterbildung des heranwachsenden Menschen tut.

Motorsport ist nur scheinbar „sinnfreies Tun“. Motorsport macht Menschen auch „eindeutiger“ und entschlussfreudiger; macht aber auch alles Zuviel beim Überschreiten physikalischer Grenzen deutlich.

Rennen fahren ist wie ein Schachspiel ohne Bedenkzeit, hat Richard von Frankenberg einmal gesagt.

Motorsport vermittel auch – wie in einem Crashkurs – nutzbare Lebenserfahrung, meint Motor-KRITIK.

Christopher Mies ist übrigens zu beglückwünschen, dass er bei seinem gewagten Überholversuch auf Jörg Bergmeister traf! -

Herzlichen Glückwunsch!

MK/Wilhelm Hahne
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