Verpasster Start ins Juliläumsjahr!

Wenn eine Rennstrecke ein Jubiläum feiert, dann erinnert sie an Höhepunkte in der Vergangenheit. Der erste sportliche Höhepunkt war sicherlich das erste Rennen 1927 auf der neu erbauten, zur „Reichsversuchsstraße“ deklarierten Nürburgring-Nordschleife. Aber den neuen Pächter des Nürburgrings – einen neuen Eigentümer gibt es lt. Grundbucheintragung noch nicht – scheinen solche Rückblicke auf die Basis des heutigen Geschäfts, durch die die Nürburgring-Nordschleife für Motorsportler und Automobilindustrie als Renn- und Teststrecke Weltgeltung erlangte, wenig zu interessieren. Man verweist darauf, dass es auch 2017, im 90sten Jahr des Bestehens dieser Rennstrecke, die Rennen auf der Nordschleife ausgetragen werden, die auch in den Jahren zuvor auf dieser Rennstrecke Bedeutung hatten. Und feiert das als „volles Programm“ zum Jubiläum. - Ein Formel 1-Rennen findet nicht statt. - Wie in den Jahren zuvor. - Soll man an die Leistungen von Toten erinnern und dafür noch einen Aufwand betreiben, der die evtl. möglichen Gewinne noch mal schmälert? - Wo doch schon die durch die Mainzer Landesregierung – als Eigentümer des Nürburgrings – geschaffene Situation mit nicht oder nur wenig nutzbaren Neubauten, einer Achterbahn („ring°racer“) und übergroßen personellen Zusatz-Belastungen eine ungesunde Ausgangsposition zur Erzielung von Gewinnen geschaffen hat. - Man hat nichts dagegen wenn die Motorsport-Fans feiern. Man hat auch nichts dagegen, wenn ein Motorsportklub 2017 in Feierlaune ist. - Wenn es denn den Nürburgring-Pächter kein Geld kostet. - Darum wird es die Betroffenen auch kaum interessieren, wenn hier am Ende des 30. Januar 2017 (abends) festgestellt wird:

Verpasster Start ins Jubiläumsjahr!

Während engagierte Wissenschaftler seit Monaten den Versuch machen, zum Jubiläumsjahr des Nürburgring zumindest die Zeitschrift „Der Nürburgring-Ring“ mit allen Ausgaben und erfolgten Titel-Variationen, zwischen 1926 und 1974 zusammen zu tragen, um an diesem Beispiel, bis auf die Zeit vor der Eröffnung noch einmal die Meinung von Zeitzeugen zu erfahren, macht eigentlich der neue Pächter des Nürburgrings wenig, um das 90jährige Jubiläum des Nürburgrings dafür zu nutzen, breiteren Schichten der Gesellschaft, als nur den reinen Fans, die Bedeutung des Nürburgrings klar zu machen.

Was sicherlich auch ein Stück Werbung für die „Grüne Hölle“ wäre, wie der Nürburgring von Jackie Stewart empfunden wurde. - Doch das war später.

Der erste Sieger in einem Automobilrennen auf der neu erbauten Nürburgring-Nordschleife war Rudolf Caracciola auf Mercedes. 1927 wurde der Nürburgring mit dem zweiten in Deutschland ausgetragenen „Großen Preis von Deutschland“ eröffnet. - Der erste „GP von Deutschland“ wurde 1926 auf der Berliner Avus ausgetragen. - Am 19. Juni 1927 wird Rudolf Caracciola der erste Sieger in einem Automobilrennen auf der Nürburgring-Nordschleife mit einem Mercedes-Benz Typ S.

Rudolf Caracciola wurde am 30. Januar 1901 in Remagen geboren, wäre also im 90sten Jahr des Bestehens des Nürburgring 116 Jahre alt geworden. Doch er ist bereits im Jahre 1959, eigentlich schon lange in Lugano/Schweiz lebend, in Kassel am 28. September an einem Leberleiden gestorben.

Seine Frau hat sich in einem handgeschriebenen Brief für die Kondolenzschreiben zum Tode ihres Mannes bei seinen Fans aus ihrem gemeinsamen Wohnort Lugano bedankt. Dieses Schreiben wurde mir – wie Sie sehen können – von einem Leser in digitalisierter Form zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

 

In Remagen, seinem Geburtsort, wurde dem berühmtesten Rennfahrer seiner Zeit, der übrigens neben seinem Rufnamen Rudolf noch die Vornamen Otto und Wilhelm trug, ein Denkmal errichtet.

Am Nürburgring hat man zu seinem 100. Geburtstag den Streckenabschnitt „Karussell“ nach ihm benannt. Doch immer noch ist für den Motorsportler und Fan das „Karussell“ das „Karussell“. Ich habe noch niemanden erlebt, der es als „Caracciola-Karussell“ bezeichnet hätte. - Ein Denkmal? - Unbekannt!

Vor dem Haus A an der Nürburgring-Einfahrt kann man als Denkmal Juan-Manuel Fangio mit einem Mercedes erleben. Er hat immerhin auch drei Mal den „Großen Preis von Deutschland“ hier auf dem Nürburgring gewonnen.

Ein Leser hat für Motor-KRITIK einmal das Inhaltsverzeichnis aller bis heute gefundenen Ausgaben der Zeitschrift…

  • Der Nürburgring – 1926 bis 1932
  • Der Nürburgring – 1933 bis 1952
  • Nürburgring – 1953 – 1974

zusammen gestellt. Dort ist – soweit man das heute feststellen kann – keine Geschichte zu finden, die sich speziell mit dem 1. Sieger eines Automobilrennens auf dem Nürburgring befasst.

In Heft 1/1934 findet sich wohl eine Geschichte mit dem Titel:

„Der Nürburgring im nationalsozialistischen Deutschland“

Die regelmäßigen Leser von Motor-KRITIK kennen aktuell die Bedeutung der Sozial-Demokratischen-Partei Deutschlands in ihrer rheinland-pfälzischen Prägung für den Nürburgring. - Der neue Nürburgring-Pächter sicherlich auch!

Aber er hat den 30. Januar als Geburtstag des 1. Siegers in einem Automobilrennen auf der Nürburgring-Nordschleife übersehen. - Im Jubiläumsjahr des Nürburgrings!

Motor-KRITIK wollte zumindest mit dieser kleinen Geschichte am Tag Geburtstages dieses großen deutschen Rennfahrers daran erinnern!

Und möchte sich bei dieser Gelegenheit auch bei seinen Lesern für die rege Beteiligung auf der Suche nach bisher nicht gefundenen Ausgaben der o.g. Ausgaben bedanken. - Wie es scheint, war die Suche aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich. - Danke, für die engagierte Mithilfe!

Folgende Fundorte der o.g. Zeitschrift können bisher hier genannt werden:

  • Universitäts- und Landesbibliothek, Düsseldorf
  • Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig
  • Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt

Einzelhefte sind auch im Besitz der unterschiedlichsten Sammler und Fans, die sich z.T. bei mir gemeldet haben.

Am Nürburgring wird derzeit nicht unbedingt die Tradition der Rennstrecke gepflegt. - Man interessiert sich dort offensichtlich weder für alte Zeitschriften noch für tote Rennfahrer. Selbst wenn es der erste Sieger eines Automobilrennens auf dieser – inzwischen – Kult-Rennstrecke ist.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Motor-KRITIK wird natürlich in den nächsten Wochen über den Erfolg bei der Suchaktion nach fehlenden Ausgaben der Zeitschrift „Der Nürburgring“ berichten.

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