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In diesem Fall war es das Ende der 34. Kalenderwoche. Da gab es schon viel Arbeit. Man musste sich einteilen. Denn natürlich wollte ich mir ein Bild von den Abläufen beim 24h-Stunden-Rennen in Portugal machen. Ich wollte auch den F1-Grand-Prix in Belgien nicht verpassen und mitbekommen, was beim Moto-GP im britischen Silverstone so abging. Dabei wollte ich aber nicht versäumen, den Musik-Event am Nürburgring ein wenig beobachten, zumal mich schon am Freitagabend telefonisch die ersten Beschwerden von Anwohnern wegen der „unverschämten Lautstärke“ und den „wummernden Bässen“ erreichten. - Nein! Nicht aus Nürburg. - Die Beschwerden kamen aus dem Umfeld von Langenfeld! - Der „Laut-Horizont“ schien sich ein wenig verschoben zu haben. - Selbst hier in Virneburg, rd. 12 km entfernt, kamen die Bässe an. - So lange sie „wummerten“. - Über all‘ das wird nicht nur sachlich zu informieren sein, sondern es gibt dazu auch eine Ergänzung durch „Meinung“. Sowohl zu den Motorsport- als auch zu dem Musik-Highlight. - Und ich habe noch Zeit gefunden, einfach mal so im Internet herum zu kramen. Und bin fündig geworden. - Wie nachfolgend zu lesen sein wird.
Das Wochenende eines Motor-Journalisten
Eigentlich begann meine „Berufswochenende“ schon am Freitagabend spät, als man sich telefonisch bei mir aus dem Raum Langenfeld über den „Lärm“ beschwerte, den der Wind vom Nürburgring bis dort hinüber trug. Auch hier in Virneburg konnte man die Bässe „wummern“ hören.
Der – von seiner Basis her – holländische Veranstalter hatte mit „New Horizons“ einen lautstarken Auftritt am Nürburgring, der allerdings von den „Hörern“ vor Ort als nicht ungewöhnlich empfunden wurde. Vielleicht auch deshalb, weil man durch visuelle Effekte zu stark abgelenkt war.
Ein Besucher formulierte seine Eindrücke so:
„Eigentlich war das mehr Musik gucken!“
Da ging nicht nur ein Konfettiregen auf die Besucher nieder, sondern sie wurden auch von Laser- und Pyro-Shows gefesselt. Am Freitagabend gab es schon früh (vor Mitternacht) angeblich eine „Pause durch Regen“. - Auch hier in Virneburg konnte man diesen „Ausfall“ miterleben, weil plötzlich – nach dem „Wummern“ - Stille eintrat.
Holländer haben deshalb nicht immer unbedingt einen „leisen Auftritt“, weil sie manchmal in Holzschuhen unterwegs sind!
Es ist inzwischen so, dass Renn-Geräusche – auch wegen der vielen Geräusch-Kontrollen – das betroffene Wohnumfeld kaum noch stören. Störend ist der Lärm während des Touristenverkehrs und ist die Lautstärke der mehr und mehr zunehmenden Musikveranstaltungen am Nürburgring, die eigentlich auch im gegenwärtig wahrgenommenen Umfang nicht Bestandteil der Betriebsgenehmigung einer Rennstrecke (!) sind.
Über die wirklichen Besucherzahlen von „New Horizons“ am Nürburgring wird derzeit noch gerätselt. Die offiziell genannten 27.000 werden von „Insidern“ belächelt, aber nicht kommentiert. - Aber die Polizei war insgesamt sehr zufrieden und formuliert das in einer offiziellen Pressemitteilung am Ende der Veranstaltung so:
„Die Polizei zieht durchweg eine positive Bilanz und wir haben keine Einwände wenn die Festivalbesucher auch im kommenden Jahr wieder den Weg zum Nürburgring finden.“
Da wird der Geschäftsführer der capricorn NÜRBURGRING GmbH, Mirco Christian Markfort, zufrieden lächeln, zumal er auch bei anderen – neuen Firmen – nun (auch?) Geschäftsführer sein kann. Hier folgt dann die Wiedergabe eines screenshots – auch an diesem Wochenende gemacht – aus der man auch ein wenig Zukunft herauslesen kann:
Der neue russische Eigentümer trennt sich so fast unauffällig von der Bezeichnung „capricorn“ in seiner Firmenanschrift. Eine Verwaltungs-GmbH braucht man, wenn man in einer „GmbH & Co. KG“ das Risiko auf 25.000 Euro begrenzen will. - Dieser Handelsgerichtseintragung ist auch zu entnehmen, dass es eine „Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG“ geben wird. Die Eintragung wird sicherlich in den nächsten Tagen im Handelsregister zu finden sein, denn eigentlich müsste der Notarvertrag, wie auch schon der zur „Verwaltungs GmbH“ am 31. Juli 2017 gemacht worden sein.
Eine Motor-KRITIK-Nachrecherche ergab, dass man gerne die Bezeichnung „Nürburgring GmbH & Co. KG“ gewählt hätte, aber da der Insolvenz-Sachwalter das Insolvenzverfahren (in Eigenverwaltung!) immer noch nicht abschließen konnte, wollte man auf russischer Seite nicht mehr länger mit einer Trennung vom irreführenden Begriff „capricorn“ in der Firmenbezeichnung warten und hat den Namen der Rennstrecke in der neuen Firmenbezeichnung durch das Eröffnungsjahr – 1927 – ergänzt.
Dumme Frage:
Was wäre jetzt, wenn das Europäische Gericht in dem noch nicht abgeswchlossenen Verfahren den Verkauf an den ursprünglichen Käufer, die „capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft“ nicht billigt?
Mir ist dazu am Wochenende auch nichts eingefallen!
Auch, weil ich dringend zum Motorrad-Grand-Prix auf die britischen Inseln hinüber schauen musste. DMAX übertrug dieses Mal live. Und weil Gesunde gerne auf Kranke Rücksicht nehmen, hatte man in England den Start der „Großen“ auf 16:30 Uhr verschoben, um den Fernsehzuschauern die Möglichkeit zu geben, die Formel 1 zu sehen.
Das Zuschauen war bei den Motorradsportlern – wie immer – ein Erlebnis und wirklich spannend. Für mich besonders, da ich – wäre ich Motorrad-Rennfahrer – aufgrund meiner Erfahrung als Motorradfahrer insgesamt auch auf eine weiche Reifenmischung hinten gesetzt hätte. Valentino Rossi setzte vorne wie hinten auf „hart“; sein Teamkollege, Maverick Vinales, fuhr auf der Yamaha vorne „hart“, hinten „weich“. - Weil in Silverstone sommerliche Temperaturen herrschten wurde das allgemein als zu risikoreich empfunden.
Nachdem Valentino Rossi 16 Runden des Rennens angeführt hatte, wurde er dann nicht nur von Andrea Dovisioso auf einer Ducati (im Besitz von Audi!) überholt, sondern auch noch von seinem Teamkollegen. Die bessere Reifenwahl war hier entscheidend!
Dafür haben selbst manche Fachleute keine Erklärung. Hier ist meine: Bei einem Motorrad mit einer so hohen Motorleistung bei so geringem Gesamtgewicht wird es bei allen Beschleunigungsvorgängen immer eine Menge Schlupf am Hinterradreifen geben. Dieser Schlupf erhöht die Reifentemperatur und damit auch den Verschleiß.
Bei einer „weichen“ Mischung ist dagegen in solchen Situationen immer mehr Grip vorhanden, der Schlupf – und damit der Verschleiß – ist geringer. Wenn man nun noch ein wenig taktisch fährt… - wie das Vinales – obwohl erst 22 Jahre alt – hervorragend machte, hatte er gegen Ende noch so viel mehr Reserven (im Reifen!), dass es ihm ein leichtes war, die Yamaha vor Rossi auf Platz zwei ins Ziel zu bringen.
Bei Motorradrennen wird also – auch – taktisch gefahren, eine gute Taktik gehört mit zu dem, was aus einem guten Rennfahrer einen noch besseren macht. Das ist bei der Formel 1 nicht anders. Und manchmal beeinflusst da auch die Taktik des Teams das Endergebnis.
So habe ich schon registriert, dass in allen Trainingssitzungen Raikkönen schneller als Vettel war, während dann im Qualifying Raikkönen Vettel nicht nur zur zweitschnellsten Zeit verhalf, indem er seine Runde abbrach, um Vettel den Windschatten zu bieten, der Vettel auf Platz zwei brachte; sondern dass Raikkönen im Qualifying vom Team ein Auto hingestellt bekam, dass unvorstellbarer Weise „laterale“ Schwingungen aufwies und ihn hinderte, wirklich schnell zu sein.
Im Rennen hatte dann Vettel – wie eigentlich vorauszusehen – gegen Hamilton keine Chance und musste froh sein auf auf Platz zwei einzukommen. Obwohl – und das muss auch erwähnt sein – Vettel im Rennen die schnellste Runde auf dem Ardennenkurs mit 1:46,577 fuhr. Die schnellste Runde von Hamilton war 26 Tausendstel Sekunden langsamer.
Aber nicht das ist wirklich so interessant, sondern mehr, dass die Formel 1-Renner bei allen Rennen so deutlich langsamer ihre Rennrunden drehen als im Qualifying. Nun hört man dann das Argument von „deutlich mehr Gewicht, da mehr Benzin“. In Spa waren aber die Spitzenleute auf einem 7 Kilometer Kurs in ihrer schnellsten Runde (!) um gut 4 sec langsamer als im Qualifying. Würde so ein Rennen – wie das früher einmal war – auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen, käme das einer Differenz zwischen schnellster Runde im Qualifying und Rennen von 12 – 14 sec gleich. - Das ist eine Welt!
Wenn wir mal mit den GT3-Rennern, in diesem Jahr auf der Nordschleife unterwegs, die gleiche Gegenüberstellung von schnellsten Runden im Qualifying und Rennen vornehmen, so liegt da die Differenz im Mittel der bisher in dieser Saison gefahrenen fünf Läufe bei rd. 3,5 sec. - Bezogen auf die Streckenlänge von Spa – und den F1-Vergleich – müssten sie aber eigentlich dann um 12 – 15 sec langsamer sein.
Bei der VLN gibt es auch Überholvorgänge, selbst unter den GT3-Fahrzeugen. Bei der F1 sind Überholvorgänge die Ausnahme, ihnen wird „künstlich“ nachgeholfen. Wie überhaupt in der Saison 2017 der F1 durch gute PR- und intelligente Marketingarbeit versucht wird, das Interesse der Öffentlichkeit (und der Fernsehzuschauer!) ein wenig wachzuhalten. - Fachlich wenig erfahrene Journalisten können da hilfreich sein!
Der nächste F1-Grand-Prix in Monza müsste unter normalen Umständen auch von Lewis Hamilton gewonnen werden. Aus Marktinggründen wäre natürlich ein Sieg von Ferrari wichtig. - Selbst wenn es der von Raikkönen wäre!
Damit kommen wir dann zum nächsten von mir beobachteten Motorsportereignis: Das 24h-Rennen in Portimao (Portugal). Hier haben zwei Ferrari vor einem Mercedes gewonnen, der aber nicht – wie von Motor-KRITIK angenommen – von Black Falcon, sondern offiziell vom Schweizer Team Hofor-Racing eingesetzt wurde. Allerdings mit exakt der Besetzung wie auf diesen Seiten benannt und auch – für Black Falcon – bei der VLN unterwegs. (Black Falcon selbst setzte als „Entwicklungsteam“ einen neuen Mercedes GT4 ein.) - Ich stelle gerade - um 21:45 Uhr - fest, dass Hofor einen AMG Mercedes in allen 24h-Läufen mit dem gleichen Team eingesetzt hat. Ich habe mich verwirren lassen, da Hofor für Portimao nach Fahrern für einen BMW suchte. Der von Black Falcon eingesetzte AMG Mercedes war ein GT4, wie ich schon schrieb. - Entschuldigung! -
Mit diesem dritten Gesamtrang – und wichtiger – einem Klassensieg wurde das Team, das ich in meiner Vorberichterstattung Black Falcon zugerechnet hatte, Gesamtsieger dieser 24-Stunden-Rennen-Serie, dicht gefolgt von dem – auch von mir benannten – PROsport-Performance-Team aus Wiesemscheid/Eifel.
Der “Wochenspiegel“-Ferrari, den VLN-Zuschauern wohlbekannt, belegte hinter einem baugleichen Ferrari 488 GT3 einer italienischen Mannschaft Platz zwei in der Gesamtwertung. Hier habe ich meine besondere Aufmerksamkeit der Lenkarbeit von Nico Menzel, dem Sohn des bekannten Christian Menzel, gewidmet. Er war im Qualifying der schnellste der auf diesem Fahrzeug eingesetzten vier Fahrer. Im Rennen war er nach meinen Beobachtungen mit den gleichen Schwächen behaftet, die man gerade bei jungen talentierten (männlichen!) Rennfahrern findet: Sie können sich nicht einteilen, „powern“ ab ihrer ersten Runde bereits „voll“, um dann nach einer gewissen Zeit „einzubrechen“. Die Neigung des Nico Menzel in Fehler zu verfallen, war ab einer Fahrzeit um 1:30 Stunden festzustellen.
Aber nicht deshalb hat dieses Team nicht Rang 1 belegt, den man lange inne hatte, sondern weil man gegenüber dem vom Gewicht und Tankgröße exakt gleichen Konkurrenz-Fahrzeug insgesamt zwei Boxenstops am Ende mehr gemacht hatte.
So einfach ist es, ein Rückstand von 6 Minuten 16,363 Sekunden auf den Gesamtsieger nach einer Rennzeit von 24-Stunden zu erklären, nachdem man 373 Runden geführt hatte. - Eine tolle Leistung, dieser 2. Platz vor einem AMG-Mercedes, der in dieser Zeit 11 Runden weniger zurück legte! - Gratulation!
Und nun hat die Arbeitswoche eines Motor-Journalisten wieder begonnen. Die 35. in diesem Jahr.