Sport Utility Vehicle mit durchschlagendem Erfolg!

Nicht nur im Markt! Auch auf der Autobahn! - Es ist aber schon erstaunlich, dass die Menschen rd. 65 Millionen Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier wieder in sich eine Sehnsucht nach unsinniger Größe und Gewicht entwickeln. Die Parkflächen werden weniger, der Verkehr wird dichter, aber die Automobile wachsen immer weiter; wie das Beispiel der SUV, der Sport Utility Vehicle zeigt.

Irgendeinen Sinn haben solche Schwergewichte eigentlich nicht. Auch die Dinosaurier vor Millionen Jahren hatten nichts von ihrer Größe. Sonst wären sie sicherlich wieder gekommen, nachdem sie – aus welchen Gründen auch immer – ausgestorben waren. Es ist zwar lange her, dass ich im Frankfurter Senkenberg-Museum die „tierischen Vorgänger“ der SUV bestaunt habe, aber ich bin mir eigentlich sicher, dass unsere Nachfolger auf Erden – wenn die uns noch so lange trägt – auch die heutigen SUV mal in Museen – oder ähnlichen Einrichtungen – bestaunen werden.

Gerade ist wieder ein neuer Spitzen-SUV auf den Markt gekommen. Porsche bietet ihn als „High-Performance-SUV“ mit 640 PS in „Rundstrecken-Abstimmung“ an. Mit einem Basispreis von 196.078 Euro bleibt er zwar unter der 200.000 Euro-Grenze, aber immerhin überschreitet er die  Zwei-Tonnen-Grenze um mindestens 10 Prozent. Dieser „Dinosaurier“ unter den Personenkraftwagen ist in Sport-Abstimmung auch 300 km/h schnell und sprintet in nur 3,3 Sekunden von Null auf 100 km/h!

Unklar bleibt, ob das beim Parkplatzsuchen hilft. Auch in „Basis-Garagen“ (2,55 B, 5,30 L, 223 H) wird es  etwas eng, aber immerhin hat man dem Fahrzeug Keramik-Bremsen und Spezial-Performancereifen serienmäßig mitgegeben!

Auch die Landesstraßenämter werden sich freuen, weil sie so ein Zusatzargument dafür erhalten, dass es dringend an der Zeit ist, die altmodischen Leitplanken auf den Autobahnen durch moderne Beton-Fertigteile zu ersetzen, wie das aktuell schon auf vielen hundert Kilometern erfolgt ist.

Der Grund dafür ist nämlich, dass nicht nur Lkw immer häufiger die normalen Leitplanken bei einem Unfall durchschlagen, sondern dass auch SUV – dank ihres Gewichts und den damit gefahrenen Geschwindigkeiten – immer häufiger dazu gehören. Da können dann offenbar nur noch  „Betonmauern“ den Nutzern der Gegenfahrbahn Sicherheit bieten.

Immerhin könnten z.B. beim genannten Porsche-Beispiel mehr als 2,2 Tonnen mit Tempo 300 unterwegs sein! - Da ist dann von Sicherheit keine Rede mehr und eine simple doppelstöckige Leitplanke stellt keine Hürde mehr dar!

Als Besitzer eines solchen „Performance“-Porsche sollte man aber bei der Fahrt zur Arbeitsstelle daran denken, die Aktentasche immer hinter den Fahrersitz auf den Fahrzeugboden zu legen, damit man den hier geleisteten Aufwand, durch ein Carbon-Dach den Schwerpunkt zu senken, nicht achtlos wertlos macht.

Ein Testfahrer des Werkes hat gerade Mitte Juni auf der Nürburgring-Nordschleife bewiesen, dass sich bei dem betriebenen konstruktiven Aufwand auch auf kurvenreichen Straßen herausragende Fahrleistungen mit dem Schwergewicht realisieren lassen. Er umrundete den 20,832 km langen Kurs in 7:35,9 Minuten. Dafür wurde z.B. lt. Pressemitteilung auch folgender konstruktive Aufwand genutzt, der auch – ein wenig – den Basis-Preis erklärt:

„Gegenüber dem Cayenne Turbo Coupé liegt die Karosserie des Turbo GT um bis zu 17 Millimeter tiefer. Darauf aufbauend wurden sowohl die passiven Fahrwerkskomponenten als auch die aktiven Regelsysteme überarbeitet, auf Quer- und Längsdynamik optimiert sowie in ihrem Zusammenspiel speziell kalibriert. So wurden etwa die Steifigkeit der Dreikammer-Luftfederung um bis zu 15 Prozent erhöht und die Dämpferkennlinien des Porsche Active Suspension Management (PASM) sowie die Applikation von Servolenkung Plus und Hinterachslenkung angepasst. Die aktive Wankstabilisierung Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) arbeitet nun mit einer performance-orientierten Regelsoftware. Das Ergebnis sind eine noch höhere Wankstabilität, eine bessere Fahrbahnanbindung und ein präziseres Einlenkverhalten bei höheren Kurvengeschwindigkeiten. Das Porsche Torque Vectoring lässt passend dazu höhere Sperrgrade zu. Auch die umfassend optimierte Vorderachse verbessert das Handling. Die vorderen Felgen sind im Vergleich zum Turbo Coupé um ein Zoll breiter und der negative Sturz um 0,45 Grad vergrößert worden, um dem speziell für den Turbo GT neu entwickelten 22-Zoll-Performance-Reifen Pirelli P Zero Corsa mehr Aufstandsfläche zu geben. Verzögert wird ab Werk mit der Porsche Ceramic Composite Brake (PCCB).“

Zum Vergleich: Der derzeitige Rekord für „Kompaktwagen“ auf der Nordschleife liegt bei 7:45,390 min und wird von einem Renault Mégane RS Trophy R seit 2019 gehalten, der nur in einer kleinen Stückzahl vor Jahren gebaut wurde. Dieses Spezialfahrzeug kostete zwar rd. 100.000 Euro weniger, war um eine Dreiviertel-Tonne leichter und hatte auch nur einen 1,8l-kleinen Vierzylinder-Turbomotor.

Sagt das nicht alles? - Noch vor wenigen Tagen argumentierte eine junge Frau auf einem Supermarkt-Parkplatz auf meine Frage, warum sie einen SUV fahren würde, mit:

„Ich sitze höher, habe den besseren Überblick und einfach das Gefühl von mehr Sicherheit, weil mehr Auto um mich herum ist.“ - Und nach einer kurzen Pause: „Die Kleinen sind eben die Schwächeren!“

Da habe ich dann auch den inzwischen lange verstorbenen Marketingchef eines großen Kölner Autoherstellers verstehen können, wenn der zu einem Rennen am Nürburgring mit einer weißen Zugmaschine seines Hauses anreiste. - Das war eindrucksvoll! - Ich habe es jedenfalls bis heute nicht vergessen!

MK/Wilhelm Hahne

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