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Eigentlich wirkt diese Nürburgring-Langstrecken-Serie aktuell wie ein Flickwerk, das auch immer weniger funktionsfähig wurde, je deutlicher die Neigung aller Beteiligten war, sich deutlich in das „Geschäft“ VLN/NLS einzubringen. Da wurde der Rennstreckenbetreiber dann auch zum Mitveranstalter und möchte seinen Einfluss – des Geschäftes wegen – in 2024 durch eine „neue Lösung“ weiter deutlich stärken. Man hat in Sachen Motorsport wenig Gespür. Man scheint z.B. auch nicht zu wissen, dass diese Langstrecken-Serie, die man als „Meisterschaft“ verkauft, aktuell – aber schon seit Jahren - keine mehr ist. - Sie war es mal! - Lang, lang ist’s her! - Der VLN-Organisation war die Anmeldung als „Meisterschaft“ beim DMSB zu teuer. - Die VLN-/NLS-Serie krankt in allen Details. Es gibt kein funktionierendes Gesamtsystem mehr. Unschöne „Flecken“ sucht man mit markigen Marketing-Sprüchen vergessen zu machen. - Dazu - nachdem das „Finale 2023“ nun hinter uns liegt – ein paar Beispiele. - Auch solche von scheinbaren „Nebensächlichkeiten“. - Eine kritische Betrachtung scheint jetzt angebracht, da schon neue Lösungen „angedroht“ wurden und auch eine gerichtliche Entscheidung dazu noch im Oktober ansteht.
NLS-Finale 2023: Jeder denkt zunächst nur an sich!
Gerade zum letzten Lauf, exakt am 7. Oktober 2023, erreichte mich z.B. eine „Vorschau“, die getitelt ist, „Wer holt sich den Meistertitel 2023?“. - Eine gute Frage! - Die richtige Antwort wäre: Niemand! - Da die NLS-Serie – s.o. - keine Meisterschaft ist. Jedenfalls keine vom DMSB anerkannte. - Sonst respektiert man den DMSB, selbst wenn der ein wenig abseits der Realität agiert, aber in diesem Fall sind sich wohl alle einig. - Der Schein muss gewahrt werden!
Zu lesen ist auch zu Lauf 9 der Serie in dieser Presseinformation:,
...„Nicht nur, dass erst beim neunten und letzten Rennen des Jahres die Entscheidung in der Meisterschaft fällt, auch das Teilnehmerfeld präsentiert sich beim 47. PAGID Racing DMV Münsterlandpokal bärenstark.“…
Eine „starke Darstellung“, zu der mir eine „alte Erklärung“ von Franz-Josef Strauß einfällt, der irgendwann einmal in Sachen „Eisbären“ sagte:
„Selbst wenn man eine rosarote Brille aufsetzt, werden Eisbären nicht zu Himbeeren.“
Das ist auf die VLN/NLS bezogen genau so „daneben“ und „sinnig“, wie es so manche Anweisung im Reglement der Langstreckenserie ist. Jeder nutzt die Argumentation, die ihm „in den Kram passt“. Klar müsste inzwischen allen Fans sein, dass diese Serie dadurch gelitten hat, dass jeder Beteiligte auf seine Art versucht hat, für sich daraus finanziell das Beste zu machen!
Für die meisten Beteiligten heißt das übersetzt: Jeder möchte von dieser Serie profitieren, sozusagen „die Rendite verbessern“.
- Es ist keine Frage, dass das dem russischen Nürburgring-Rennstreckenbesitzer am besten von allen Beteiligten gelungen ist.
Und der „dreht weiter am Rad“!
Man zahlt heute als Zuschauer da Eintritt an Nordschleifen-Streckenabschnitten – auch in „Landschaftsschutzgebieten“ – in denen früher der Eintritt – außerhalb von Fahrerlager und Tribünen - kostenfrei war. Davon profitierte z.B. auch der Imbissbesitzer an der Passage „Pflanzgarten“, an der direkt die B 412 vorbei führt. Da hielten dann „früher“ auch vielfach Automobile an, die eigentlich sonst vorbei gefahren wären. Deren Insassen waren evtl. auf einem Wochenend-Ausflug, schauten eine zeitlang dem Renntreiben zu, aßen eine „Rennwurst“ und fuhren wieder von dannen.
Natürlich musste der Imbissbesitzer eine Pacht zahlen, inzwischen aber auch seine Würstchen bei der Pächterfirma des russischen Besitzers durch einen neuen Vertrag gezwungen – zwangsweise und teurer als vorher - kaufen.
Aber zum 9. NLS-Lauf hielt hier kein Vorbeifahrender mehr an. Es gibt dort auch keinen Imbiss mehr. Dessen Besitzer hat seinen Vertrag gekündigt, weil sich der Aufwand nicht mehr lohnte. - Selbst der normale NLS-Zuschauer muss nun dort auf seine „Rennwurst“ verzichten.
Der Aufwand für „Vorbeifahrende“ war einfach zu hoch geworden. Da sind heute 10 Euro Parkgebühren zu entrichten und 20 Euro Eintritt zu zahlen. Diesen Eintrittspreis kann man aber noch nicht einmal „vor Ort“ entrichten, sondern man muss dazu vorher in den Bereich Start- und Ziel fahren. Ein Aufwand, den Vorbeifahrende – aber auch „alte“ Fans – nicht mehr bereit sind auf sich zu nehmen.
Zum letzten Lauf NLS 9-Lauf konnte aber auch der Vertragspartner des Nürburgring-Pächters den Imbissbesitzern noch nicht einmal die Bratwürste in der eigentlich vertraglich zugesagten „Nürburgring-Qualität“ liefern. Natürlich hat man eine „stille Lösung“ gefunden.
- Dieses Beispiel soll nur verdeutlichen, dass das ganze System dieser Serie – auch das im Umfeld - „krank“ ist, sich nicht an den Gesetzen des Sports, sondern des „gewaltsamen Geldverdienens“ orientiert.
So steht auch im Bereich der „Sabine Schmitz“-Kurve inzwischen kein Imbiss mehr, der von einem Nürburger Bürger betrieben wird, wie das einmal vertraglich festgelegt war, sondern man muss froh sein, wenn es dort überhaupt noch einen Imbiss gibt. Der kann dort auch nur „eingeschränkt“ funktionieren, weil hier hier auch 10 Euro Parkgebühren für Hungrige Besucher die „Rennwurst“ um diesen Betrag verteuern.
- Das natürlich nur, wenn die Nürburger Bürgermeisterin, die der Ortsgemeinde gehörige Fläche zu einem Rennen, an den Nürburgring-Pächter verpachtet hat. Und wenn nicht und trotzdem die Besucher abkassiert werden: Dann waren eben die Streckenposten die Schuldigen. - Wie ich hier in Motor-KRITIK schon mal an einem Beispiel beschreiben konnte!
Außerdem hat man aktuell an der „Sabine Schmitz“-Kurve den Zuschauerbereich „neu begrenzt“. Ich hatte schon bei NLS-Lauf 8 durch entsprechende Fotos – wortlos – darauf hingewiesen. Aber die regelmäßigen NLS-Besucher dieses Streckenabschnitts haben das inzwischen auch schon gemerkt!
Aber angeblich hängt eine solche Sperrung – vor dem FIA-Zaun – vom jeweiligen Veranstalter ab, betrifft nicht jedes Rennen. - Zufällig nun NLS-Lauf 8 und 9!
Vorhersage: In 2024 wird es unter diesen Umständen dann bald auch keinen Imbiss-Betreiber mehr geben, weil die addierten Gesamtkosten zum Besuch eines Rennens für den Besucher den Kauf einer „Rennwurst“ in Frage stellen.
- Es wird offenbar heute nirgendwo mehr in Zusammenhängen gedacht.
In den NLS-Läufen spiegelt sich nicht mehr das Interesse der Automobilkäufer wider, sie dienen auch nicht mehr einer – auch aktuell notwendigen – technischen Entwicklung. Zum Beispiel auf dem Reifen-Sektor. Das ist bei einer Vorschrift von „Einheitsreifen“ in bestimmten Klassen und Cups auch nicht zu erwarten. Solche „Reifen-Vorschriften“ dienen primär nicht der Sicherheit, sondern mehr den Rendite-Vorstellungen der Veranstalter!
Es sind inzwischen Boxenstopp-Zeiten für alle Teilnehmer vorgeschrieben! Die machen es den Zuschauern unmöglich, eine Übersicht bei der Platzierung in den Langstreckenrennen während des Rennens zu erhalten. Das betrifft weniger die „GT3-Spitze“ als das „gemeine Starterfeld“. Auch dort gibt es nämlich inzwischen Boxenstopp-Mindestzeiten, die für die gesamte Renndauer eingehalten werden müssen. Der eine Teamchef lässt die ihm zugeordnete Gesamtzeit „en bloc“ absitzen, der andere verteilt sie auf einzelne Boxenstopps. Und dann kann es noch sein, dass es „Zeitstrafen“ gibt, weil die Stopps hin und wieder mal zu kurz ausfallen. - Da genügt 1 Sekunde!
Alles unnötig, wenn die Tankanlagen des Nürburgrings einem aktuell möglichen technischen Standard entsprechen würden. Das betrifft nicht die Tanksäulen mit ihren einzelnen Flügelpumpen, das betrifft mehr die unterirdische Bevorratung in eigentlich insgesamt zu kleinen Tanks. Wobei es aktuell noch nicht einmal möglich ist, am Nürburgring mit einem Diesel-Automobil zu starten. - Es gibt keine Diesel-Zapfsäule mehr! Dabei beträgt der Diesel-Anteil am deutschen Kfz-Bestand derzeit um 30 Prozent!
- Der heutige Motorsport am Nürburgring ist eigentlich der Motorsport „von gestern“!
Die Besetzung in einem VLN/NLS-Langstreckenrennen spiegelt in seiner Zusammensetzung heute nicht mehr das Kaufinteresse der Zuschauer wider, sondern ist „krankhaft“ an Nenngeld-Einnahmen orientiert, die man in ihrer Höhe an die jeweiligen Gesamt-Einsatzkosten für so ein Rennfahrzeug bei einem NLS-Lauf „angelehnt“ hat. So zahlt ein Team für den Einsatz eines GT3 eben ein Mehrfaches, als der Teilnehmer mit einem „normalen“ Renntourenwagen.
Nur sind die Fahrer eines „normalen“ Renntourenwagens bei den heutigen NLS-Rennen für die Fahrer der „einnahmeträchtigen“ (für den Veranstatler) GT3-Renner bei so einem Langstrecken-Rennen eher wie „Steine auf der Straße“. - Sie behindern! - Da fühlt sich dann der Fahrer eines Renntourenwagens schon oft wie „auf der falschen Veranstaltung“.
Auch das immer wieder gerne zitierte „Feigenblatt BoP“ für die GT3-Renner ist eine reine Farce. Man schaue nur mal auf das Endergebnis des aktuellen NLS-Lauf 9:
- Nach vier Stunden Renndauer gab es einen Zieleinlauf, bei dem – von 113 Startern, statt der versprochenen „mehr als 120“ - dann insgesamt 99 in Wertung ankamen.
- 11 Fahrzeuge – davon 9 GT3 – legten in 4 Stunden - 29 Runden zurück. - Zur Erinnerung: Bei einer Länge von je um rd. 25 Kilometer!
- Die ersten 9 GT3-Renner waren dabei insgesamt um mehr als 7 min nach ihrer 29. Runde getrennt. - Entsprechend den „BoP“-Vorstellungen (und Darstellung!) der Funktionäre, hätten die – weil alle gleichzeitig starten - auch gleichzeitig ankommen müssen. - Die „BoP“ ist eine Farce! - Aber der Industrie, auf deren Anregung die „BoP“ entstand, garantiert sie ein Geschäft!
- Die Mehrzahl der Renntourenwagen - 27 Fahrzeuge - legten in den 4 Stunden Renndauer 24 Runden zurück, waren also „nur“ um 130 Kilometer von den „Schnellen“ getrennt.
- In der Durchschnittsgeschwindigkeit über das gesamte Rennen gab es zwischen dem Sieger (Audi GT3) und dem letzten im Rennen (BMW 128 ti) eine Differenz von etwas mehr als 78 km/h! - Der Sieger fuhr einen Durchschnitt von 173,961, der Letzte den von 95,373 km/h!
Die Ausschreibung für einen VLN/NLS-Lauf heute orientiert sich nicht mehr an sportlichen Gesichtspunkten, sondern daran, wie man wohl möglichst viel Geld verdienen kann. Da müssen dann die VLN/NLS-Veranstalter z.B. Rücksicht auf den Veranstalter des 24h-Rennens nehmen. - Sagen sie! - Der braucht die GT3-Renner als Attraktion. - Meint er. - Auch bei den Tourenwagen wird zwischen solchen, die für den Einsatz beim 24h-Rennen gedacht sind und „normalen“ VLN-Rennern unterschieden. - Bei NLS-Läufen!
Da nimmt der eine Veranstalter Rücksicht auf den anderen. Wer denkt dabei noch an die Vorstellungen der Teilnehmer, an deren Intension? - Aber man wundert sich dann, wenn die weniger werden! - Dabei gibt es noch Motorsport-Serien, die relativ hohe Teilnehmerzahlen aufweisen! - Warum wohl?
Wenn es also im Hinblick auf die Saison 2024 neue Leute am Steuer der Langstreckenserie NLS – oder wie immer sie benannt sein wird – zu erwarten sind, dann sollten sich diese Leute darüber klar sein, dass diese Nürburgring-Langstreckenserie eine vollkommen neue Gestaltung und eine entsprechende Ausschreibung braucht, die von vielen überflüssigen „Beschränkungen“ der Teilnehmer befreit sein muss.
- Der Motorsport des Jahres 2024 sollte auch ein wenig an der Lebenswirklichkeit der Gegenwart orientiert sein!
Eigentlich ist es ein Unding, dass es für die aktuelle NLS- Serie in diesem Jahr, nach Ende des letzten Laufs, noch zwei Rennen gibt, für die es keine offizielle End-Wertung gibt: Lauf 1 und Lauf 8! - Deren Ergebnis ist bisher „vorläufig“! - Immer noch!
Aber man feiert „Meister“ und hat schon eine „Night of the champions“ fest terminiert. Wie gut, dass es für das Englische „campion“ die verschiedensten Übersetzungen ins Deutsche gibt:
- Meister, Sieger, Vorkämpfer, Verfechter, Anwalt.
Man wollte wohl einen eindeutigen deutschen Begriff für eine deutsche Rennserie vermeiden. Wie man überhaupt bisher vermieden hat, klare Vernunft-Entscheidungen im Sinne einer sportlichen Rennserie zu treffen. Man hat, sich von Kompromiss zu Kompromiss hangelnd, eigentlich jeden Bezug zu einer klaren sportlichen Ausrichtung der Serie verloren.
Die Fans der Serie – und auch die Teilnehmer - hoffen, dass man für 2024 zu einer Lösung findet, die dem Ideal einer Renn-Serie im Motorsport – einer Breitensport-Serie! - ziemlich nahe kommt.
- Und neues Leben blüht aus den Ruinen?
„Wer das glaubt wird selig! - Meine Großmutter hätte das so kommentiert. - Aber junge, moderne Dynamiker sehen das vielleicht anders.
Der russische Rennstreckenbesitzer lässt jedenfalls gerade schon mal die Kosten für 2024 kalkulieren, die dann auf die jeweiligen Veranstalter zukommen! - Es wird teurer werden!
MK/Wilhelm Hahne
PS: Weil es im Zusammenhang mit dieser Geschichte zu einer „schönen Nebensache“ geworden ist: Mit einem anderen „Profi“, als einem von FIA’s Gnaden, wurde NLS-Lauf 9 von Frank Stippler (48) auf einem Audi GT3 (Team Scheerer = Ex-Phoenix) gewonnen. Seine schnellste Runde in diesem Rennen: 7:51,993 min, die von „Stippi“ in der zweiten Rennrunde gefahren wurde. Sein wirklicher „Profi“-Kollege, Christopher Mies (34), war auch nicht nur schnell (7:56,888 min), sondern auch zuverlässig unterwegs. - Sogar die Reifen haben dieses Mal gehalten! - Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch dem „Rentner“ Jürgen Jungklaus gratulieren, der eigentlich den Audi GT3 aus meiner Sicht erst zu einem siegfähigen Rennfahrzeug gemacht hat! - Natürlich gratuliere ich auch dem „Aussteiger“ Ernst Moser, dem Gründer (1999) des „Phoenix-Teams“, das nun an einen bedeutenden Händler in der deutschen VW-Organisation, Scheerer, verkauft ist, aber der – natürlich auch wie Jürgen Jungklaus – beim letzten NLS-Lauf des Jahres 2023 „vor Ort“ war! - Ein wenig „bekloppt“ sein, hilft im Motorsport immer!