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Nun gibt es sie wieder. In Zeitungen, Zeitschriften, im Fernsehen, im Internet: Die Jahresrückblicke. Dort findet der Leser oder „Seher“ exakt das, was angeblich wichtig war, Bedeutung hatte. Obwohl unterschiedliche Medien auch unterschiedlich empfinden und werten können, wird oftmals an die gleichen Ereignisse erinnert. Manches ist lokal von Bedeutung, anderes – so muss man es empfinden – ist von weltweiter Wichtigkeit. Naturereignisse, Unglücke, der Tod von Prominenten bestimmt die Jahresrückblicke 2016. Aber auch der findet Erwähnung, der z.B. „neuer Dschungelkönig“ wurde. - Wichtig? - Dann schon, wenn der Jahresrückblick für Jeden etwas bieten soll. - Motor-KRITIK muss solche „Auflagen“ nicht erfüllen. Darum ist der folgende Rückblick auf vielleicht ganz unwichtige Dinge vor langer oder kurzer Zeit bezogen. Wenn man darüber nachdenkt, ist ein solcher Rückblick auch manchmal eine „Erinnerung an die Zukunft“. Darum gibt es hier folgend, am…
30. Dezember 2016: Rückblick nach Anstoß!
Womit sollte man einen Jahresrückblick beginnen? - Merkel, Dreyer, Brexit, Syrien, Türkei, Afghanistan? - Sollte ich dabei Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung im Hinblick auf den rechtlichen Hintergrund, die moralische Substanz hinterfragen?
War – damit verglichen – der Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft durch Nico Rosberg ein erwähnenswertes Ereignis? - Oder sein Rücktritt direkt danach?
Natürlich stellt man sich als Journalist solche Fragen, wenn es um das Thema „Jahresrückblick“ geht. - Aber eigentlich wollte ich auch gar keinen schreiben. Ich werde nur durch das was zu diesem Thema aktuell geschieht, zu einem Rückblick „angestoßen“.
Da denke ich dann weiter. Ich habe die Flächenbombardierungen im Herbst 1944 auf Duisburg erlebt und nicht vergessen. Wer hat da die rechtlich-moralische Basis hinterfragt? - Wir haben nächtelang in Luftschutzkellern gesessen, haben z.B. eine Bombe nur wenig entfernt vor dem Haus einschlagen gehört und darauf gewartet, ob die nächste Bombe nun uns direkt traf oder „zum Glück“ nur den Nachbarn hinter uns. - Schließlich war es eine Flächenbombardierung.
Bei solchen „Flächenbombardierungen“ die sich natürlich – sagen unsere heutigen „Freunde“ - eigentlich gegen „kriegswichtige Ziele“ richteten, hat es mehr als eine halbe Million Tote unter der deutschen Zivilbevölkerung gegeben. - Und die konnte nicht flüchten! - Wohin? - Deutschland wurde als Feind von der ganzen Welt empfunden – und ich war nun mal zufällig in Deutschland geboren. Und dann noch in die Nazizeit hinein. - Pech!
Vorteil: Ich weiß heute wovon ich rede oder schreibe. - Unsere Politiker wirken dagegen auf mich oft wie vollmundige „Party-Plauderer“!
Meine Großmutter pflegte zu dieser Zeit festzustellen: Politiker sind keine Menschen, „dat is‘ Gesocks“! - Und das bezog sie nicht nur auf die „Nazis“. - Gab es z.B. eine Berechtigung dazu, den 2. Weltkrieg mit einem Atomschlag gegen Japan zu beenden?
Wenden wir uns doch mal „brandaktuellen Ereignissen“ zu, die in keinem der derzeit veröffentlichten Jahresrückblicke erscheinen.
Da gab es eine Umbesetzung beim DMSB, eine neue Generalsekretärin wurde auf den „Chefstuhl“ gehoben. Motor-KRITIK hat darüber berichtet und die Frage gestellt: „Aufgestellt zum Abkassieren?“ - Manche Leser haben das als ungehörig empfunden, weil hier praktisch unterstellt wurde… -
Dadurch „angestoßen“ habe ich das noch vor dem Jahresende geklärt:
- Die Internationalen Lizenzen werden in 2017 um gut 10 Prozent teurer.
- Die Preise für Nationalen Lizenzen erhöhen sich um durchschnittlich 12 Prozent.
- Das DMSB Permit Nordschleife Stufe A und B bleiben unverändert.
- Der DMSB erfindet aber noch eine Stufe C, die es zum wohlfeilen Preis von 25 Euro gibt.
Die Zuschauer benötigen demnach auch in 2017 noch kein Nordschleifen-Permit! - Immerhin! (Von den „Gebühren“ für die Veranstalter reden wir in 2017.)
Die offizielle Preisliste des DMSB habe ich – damit interessierte Leser selber rechnen können – mit den detaillierten 2017er-Preisangaben für die Lizenzen als pdf-Datei dieser Geschichte angehängt.
Damit wäre diese „Erinnerung an die Zukunft“ auch abgehakt.
Es gibt aber noch ein aktuelles Beispiel dafür, dass ein Rückblick nicht immer ganz einfach ist, sich nicht unbedingt auf ein Jahr beschränken kann. Manchmal kann ein Rückblick auch eine richtige Zeitreise sein:
Da gab es jetzt im Dezember 2016 – kurz vor Weihnachten - eine kleine Meldung, dass Holger Pfahls, das Musterbeispiel für einen Politiker, der immer „auf der Höhe der Zeit ist“, einen Teil seines vom Fiskus beschlagnahmten Millionenvermögens, nun nach einem Urteil des OLG München, wieder zurück erhält.
Wer hat die Meldung schon wahrgenommen? - Und auch noch Zusammenhänge herstellen können?
Holger Pfahls hat Jura studiert, war im bayerischen Justizdienst tätig, wechselte dann ins Bayerische Umweltministerium, von da in die Bayerische Staatskanzlei, wurde persönlicher Referent von Franz Josef Strauß, dann Leiter des Büros des Bayerischen Ministerpräsidenten, übernahm die Leitung der Grundsatzabteilung der Staatskanzlei, wurde Präsident des Bundesamtes für Verfassungschutz, ging dann als Staatssekretär ins Verteidigungsministerium. Er war dort verantwortlich für die Rüstungskontrolle, für die Beschaffung und den Export von Waffen.
So weit – und kurz – die berufliche Entwicklung von Holger Pfahls zwischen 1970 und 1992. Da schied er dann aus dem Staatsdienst aus, trat zunächst in eine Anwaltskanzlei in München ein. Dann wurde er Generalbevollmächtigter der Daimler-Benz AG, zunächst für Belgien, um dann – ab 1995 – für die Ostasien-Vertretung des Konzerns in Singapur zu arbeiten. Sein Assistent war dort Nicolas Holzer, der Sohn von Dieter Holzer, dem Lobbyisten, der durch die Leuna-Affäre bekannt wurde. - Auch der war – bezeichnenderweise - „beim Daimler“.
Dieter Holzer, der Vater, starb übrigens in diesem Jahr. Er wurde bisher in keinem Jahresrückblick erwähnt.
Die ganze berufliche Entwicklung des Herrn Holger Pfahls hatte „ein Geschmäckle“. Wie festgestellt wurde, hatte er sich bereits zu seiner Zeit als beamteter Staatssekretär aktiv für die Interessen der Daimler-Benz AG und seiner Tochterfirmen eingesetzt.
Holger Pfahls war offensichtlich jemand, der sich vor und hinter den Kulissen – auch der wirtschaftlichen Macht – gut auskannte und sein Wissen (und seine Kontakte) nutzte.
1999 hatte schließlich die Augsburger Justiz einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Holger Pahls hatte es zu weit getrieben. - Doch der Münchner Generalstaatsanwalt kassierte das Papier. Kurze Zeit später gab es diesen Haftbefehl zwar wieder, aber Holger Pfahls war in der Zwischenzeit verschwunden. - So‘n Zufall aber auch! - Es dauerte Jahre, bis ihn die Ermittler im Jahre 2004 in Paris festnehmen konnten.
Als gelernter Jurist, eingebunden in ein dichtes Netzwerk, wusste Holger Pfahls „wie der Hase läuft“. Außerdem hatte er einen erfahrenen Anwalt zur Seite, der in Mainz seine Sozietät betrieb. Auch ein interessanter Mann, der z.B. Opel in der Lopez-Affäre vertreten hat oder in einer Reihe von Prozessen von Opel – oder seiner leitenden Mitarbeiter - gegen Wilhelm Hahne tätig wurde.
Nun war dieser Rechtsanwalt auch noch zufällig später der Anti-Korruptionsbeauftragte der Mainzer Landesregierung. Der gleichzeitig einen wegen Korruption angeklagten Holger Pfahls verteidigte? - Nein, das ging wirklich nicht.
So gab es dann einen neuen Anti-Korruptionsbeauftragten für die Landesregierung. Während der „alte“ sich dann um die „Rechtsprechung“ im Fall des Ex-Daimler-Benz-Mitarbeiters bemühen konnte. Bei Daimler kannte man diesen Rechtsanwalt übrigens aus einer Zeit, da er als Staatsanwalt in Koblenz gegen Daimler tätig wurde.
Holger Pfahls gestand dann vor Gericht einen Teil der gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein, wurde – es gab da eine Absprache - zu einer Haftstrafe von etwas über zwei Jahren verurteilt. - Unter Anrechnung seiner Untersuchungshaft usw. war er so nach kurzer Zeit – Urteil im August, Entlassung im September 2005 – wieder auf „freiem Fuß“. In 2007 erklärte er sich für „mittellos“ und stellte alle Zahlungen an seine Gläubiger – und so auch an den Fiskus – ein.
Drei Jahre später wurde aber dann ein Millionen-Schatz von ihm aufgespürt. Das hatte Folgen. Zum Beispiel auch für seinen Mainzer Rechtsanwalt. Der wurde wegen Beihilfe vom Amtsgericht Augsburg später rechtskräftig verurteilt.
Als ich für Motor-KRITIK danach bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer anfragte, ob dieser vorbestrafte Rechtsanwalt immer noch Mitglied wäre – oder sein könne – da gab es zunächst keine Antwort. Es bedurfte schon Erinnerungen, bis Motor-KRITIK die Antwort erhielt, dass dieser vorbestrafte Rechtsanwalt immer noch – wie selbstverständlich – Mitglied der Kammer sei.
In der Zwischenzeit wurde aber auch sein Nachfolger, der nach ihm eingesetzte Anti-Korruptionsbeauftragte der Mainzer Landesregierung von eben dieser rheinland-pfälzischen Landesregierung als Strafverteidiger dringend gebraucht. Er sollte – weil er ein in Strafverfahren sehr erfahrener und guter Anwalt ist – den Geschäftsführer einer landeseigenen Gesellschaft in einer Betrugssache verteidigen.
Da hat ihn dann der zuständige Staatssekretär der Landesregierung „entpflichtet“ und inzwischen ist darum wieder ein neuer Anti-Korruptionsbeauftragter für die Mainzer Landesregierung tätig. Allerdings hat sein Vorgänger nicht verhindern können, dass der Geschäftsführer der landeseigenen Gesellschaft doch – inzwischen rechtskräftig – wegen Betrugs verurteilt wurde.
Dumm gelaufen! - Noch dümmer ist eigentlich, dass dieser wegen Betrugs verurteilte Geschäftsführer auch Träger des Bundesverdienstkreuzes ist, das ihm s. Zt. durch den Ministerpräsidenten Kurt Beck persönlich überreicht wurde. (Man kennt sich und mag sich!) Und das Bundespräsidialamt drückt sich nun aktuell wie zufällig darum, das Bundesverdienstkreuz zurück zu fordern. - Mit interessanten Argumenten!
Alles feine Leute! - Mit den besten Verbindungen. - Und sie werden in keinem Jahresrückblick erwähnt!
Im Fall des Holger Pfahls hat nun ganz aktuell ein neuer Anwalt – der „alte“ wäre nicht mehr gegangen – festgestellt, dass Vater Staat „damals“ viel zu Viel eingezogen hatte. Nun soll der Herrn Pfahls das Zuviel wieder zurückerstatten. - In „SPIEGEL online“ war zu lesen:
„Jetzt müssen die Augsburger tatsächlich einen Teil des Vermögens zurückerstatten. Nach Angaben von Johann (Anmerkung: der neue Anwalt von Pfahls) rund eine Million Euro. Darunter das gepfändete Haus in der Oberpfalz, das das Ehepaar nach wie vor bewohnt, einen Audi Q7, ein Depot in Luxemburg in Höhe von rund 600.000 Euro, edle Manschettenknöpfe und Laptops.“
Aber „SPIEGEL online“ ergänzt dann am Ende der Geschichte mit dem Zusatz:
„Derzeit prüft der Bundesfinanzhof noch den Steuerbescheid, der dem Ganzen zugrunde liegt. Gut möglich, dass ein Teil der Geld- und Sachwerte deshalb wieder vom Finanzamt gepfändet wird.“
Bei den Verbindungen und dem vorhandenen Netzwerk in Politik und Wirtschaft – Pfahls hat dort Pfähle eingeschlagen - ist ein „gutes Ende“ der Geschichte (für Pfahls) nicht ausgeschlossen.
Weil ich es aus Erfahrung – und von Kollegen – weiß: Die Leser von Heute möchten vornehmlich schöne, positive Geschichten lesen. Negative Erfahrungen haben sie wahrscheinlich selber genug.
Darum möchte ich auch hier einen positiven Rückblick einfügen. Auch der reicht weiter zurück, beschränkt sich nicht auf die letzten 12 Monate. - Wie wäre es mit 1995?
1995 war das Jahr, mit dem meine aktive Zeit im Motorsport endete. Hier gibt es – einem Album entnommen, das mir zum 70. Geburtstag überreicht wurde – ein paar Fotos:
Diese Fotos zeigen mich als Fahrer auf einem Opel-Astra, Gruppe N, des Mühlner-Teams, den ich eine Reihe von Jahren in Langstreckenrennen bewegt habe. Unter anderem auch bei den 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife und in Spa-Francorchamps. - Mehr – oder weniger – erfolgreich. Beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 1995 habe ich den Klassensieg „versemmelt“. - Sagen die einen. Ich habe es anders empfunden. - In Spa haben wir, „Juppi“ Bermes, Wolfgang Savelsbergh und ich, dann gewonnen. - Die Klasse! - Wir haben den „Divisions-Sieg“ nur knapp verfehlt.
Die ersten zwei Fotos zeigen uns, die Fahrer des Mühlner-Teams, im Rolls Royce bei der Fahrer-Parade und dann das Einsatzfahrzeug vor der eigentlichen Startaufstellung. Das Gesamtergebnis unserer fahrerischen Bemühungen in den zwei großen europäischen 24-Stunden-Rennen kann man dann dem dritten Foto entnehmen: Wir waren in der Addition der Ergebnisse beider Rennen das beste europäische Gruppe N-Team und gewannen die „European Community Challenge 95“. - Im Gesamtergebnis des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring 1995 belegten wir übrigens Platz 10, nachdem wir vorübergehend sogar schon auf Platz 8 gelegen hatten. - Mit einem Opel-Astra, Gruppe N!
Nachdem in dieser Geschichte über weite Strecken auch weit zurück geblickt wurde, möchte ich den Abschluss mit einem Rückblick auf 2016er Weihnachtswünsche machen, die mich erreichten:
Sie raten richtig: Opel und Daimler haben mir nicht geschrieben. Man hat dort ein feines Gespür für Leute die nicht zu ihnen passen. Andere Automobilhersteller -Importeure und Zulieferfirmen haben mir schon eine Weihnachtskarte geschickt. Auch die Firma capricorn aus Düsseldorf! Sie wirkte allerdings ohne jede Unterschrift ein wenig nackt und „traurig öd‘ und leer“. - Wie das Foto zeigt. - Wahrscheinlich war denen in Düsseldorf die Tinte ausgegangen. - Da war die Weihnachtskarte eines Lesers von anderer Art. - Wie man sehen und lesen kann.
In 2017 geht‘s dann weiter! - Nicht immer mit „Rückblicken“, aber immer unter Einbeziehung der Ereignisse, die man dazu im Zusammenhang erwähnen muss, um manche Entwicklung wirklich zu verstehen. - Oder: Es hatte schon vorher in Motor-KRITIK gestanden.
Bis dahin: Machen Sie‘s gut!
Wilhelm Hahne
...und übrigens DANKE an alle, die mir in diesem Jahr „Weihnachtsbotschaften“ gesendet, geschrieben und „Alles Gute“ zum Neuen Jahr gewünscht haben! - Auch an „capricorn“! - Und weil ich jetzt im Januar Geburtstag habe: Ich wünsche mir für‘s neue Lebens- und Kalenderjahr noch viele Abonnenten! - Die haben auch etwas davon, denn ich kann – in meinem Alter – wirklich zurück blicken.
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