6. November 2017: Lieber Leser!

Im Moment stockt nicht die Arbeit, aber es fehlt hier dies, dort jenes – und so werden die Geschichten nicht komplett. So müssen meine Leser auf die Komplettierung – und die Geschichten - noch etwas warten. Aber es werden sicherlich gute Geschichten, die auch nach Jahren noch gelesen werden – können. Das Internet ist eben ein riesengroßer Speicher. Ist mal etwas drin, hat man lange etwas davon. Die bis jetzt erfolgreichste Geschichte in Motor-KRITIK hat in sechs Jahren mehr als 92.000 Leser gehabt, eine andere, die eine Kauf-Entscheidung zwischen Benziner und „Stromer“ leichter machen soll, hatte – auch in sechs Jahren – mehr als 52.000 Leser. - Dazwischen liegen noch sieben andere. Das als Antwort auf die Frage eines Lesers von letzter Woche: „Warum machen Sie das eigentlich? - Nur für die paar Leser?“ - Richtig! - Aber meine Leser sind nicht Irgendwer, sie sind zumeist das, was man als „Meinungsbildner“ empfindet. Darum gebe ich mir auch bei jeder Geschichte große Mühe. Sowohl bei der Recherche als auch beim Schreiben. - Obwohl ich oft denke, dass ich mit einzelnen Themen ein wenig spät bin, bin ich doch sehr oft zu früh. Zu früh, um von allen verstanden zu werden. - Darum gibt es auch Leute, die über meine Geschichte lachen. - Ich halte es da mit dem Wort eines Freundes, der mich mal in einem solchen Fall mal mit dem Satz zu trösten versuchte: „Von Schlechten verlacht zu werden ist schon fast ein Lob!“ - Die Besten sind sicherlich meine Abonnenten, die offensichtlich meine Arbeit zu schätzen wissen.

6. November 2017: Lieber Leser!

Ich schätze auch die Arbeit meiner Kollegen. Gerade gestern Abend habe ich mir mit Interesse einen Fernsehbeitrag angeschaut, der vom Thema „Paradise Papers“ bestimmt war. Weltweit waren – wie zu hören – mehr als 90 Medien mehr als ein Jahr damit beschäftigt, 13,4 Millionen Dokumente auszuwerten. In Deutschland war es das bewährte Investigativ-Team von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“.

Da man auch gehört hatte, dass mehr als 120 Namen von Politikern aus fast 50 Ländern in den Dokumenten zu finden waren, war ich als interessierter Zuschauer erstaunt, dass sich der Bericht mehr auf einen schon verstorbenen Milliardär und andere Personen des öffentlichen Interesses konzentrierte, von denen man sonst in „Bunte“ lesen kann.

Ich habe zur Kenntnis genommen, das Lewis Hamilton Millionen an Einfuhrumsatzsteuer sparte, in dem er seine „Düse“ auf der Ile of Man einfliegen ließ, wo man eine solche Steuer nicht erhebt. - Na und? - Habe ich mich gefragt? - Was hätte das Investigativ-Team denn getan, wenn man sich den Luxus eines eigenen Privat-Jet leisten könnte?

Heute kann man auf den Internetseiten des SPIEGEL lesen:

„Die auf den Bermudas ansässige Anwaltskanzlei Appleby hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass dem ICIJ möglicherweise illegal Datenmaterial zugespielt worden sei. Die Firma betont, auf legale Offshore-Praktiken zu setzen und im Einklang mit den Gesetzen zu handeln. Man nehme alle Vorwürfe ‚extrem ernst‘.“

Tatsächlich ist das was da – überwiegend – in dem Bericht gezeigt wurde legal. Man gibt sich global, nutzt die international vorhandenen Möglichkeiten. Die schaffen Politiker, die sich selber z.T. als die großen Vorbilder – vor allem im Wahlkampf – präsentieren, aber gerne auch an sich selber denken.

Darum hätte ich eigentlich erwartet, dass dieser Bericht einmal die Scheinheiligkeit solcher Politiker entlarvt, wovon es lt. Informationen der Investigativ-Teams so um 120 aus fast 50 Nationen geben soll. - Ich hätte das als verdienstvoll empfunden.

Aber Politiker waren nur Randerscheinungen in diesem Bericht. Natürlich musste besonders einer aus der Trump-Regierung dran glauben. Denn da lag der Verdacht nahe… - Aber was konnte man ihm persönlich beweisen?

Als es dann zum – nahe liegenden – Beispiel des Steuer-Paradieses Holland kam, da war ich eigentlich sicher, dass nun als Beispiel… - Nein, das gab es nicht. - Man hatte offenbar mit Bedacht seine Beispiele ausgewählt.

Da brauche ich keine 13,4 Millionen Dokumente, um auf ein bedeutendes Beispiel zu stoßen. Ich habe dann auch mal – weil mich das wirklich interessierte – bei „Wikipedia“ nachgeschaut. Da kann man z.B. lesen:

„Am 29. Januar 2014 entschied der Verwaltungsrat, dass Fiat seinen rechtlichen Sitz in die Niederlande verlegen wird und neben seiner bisherigen Notierung an der Mailänder Börse ab 1. Oktober 2014 noch an der New Yorker Börse gehandelt werden soll. Hierzu wurde die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) gegründet, auf die die Fiat S.p.A. zu einem späteren Zeitpunkt verschmolzen wurde. Zusätzlich zum Sitz in den Niederlanden hat Fiat Chrysler Automobiles, aus Steuergründen, noch einen Hauptsitz in London (Großritannien). Fiat Chrysler unterhält in den Niederlanden Büros, steuert aber noch die zentralen Geschäfte wie Forschung, Entwicklung und Finanzen weiterhin von den bisherigen Sitzen in Turin und Auburn Hills. Als Motiv für den Sitz in den Niederlanden gelten steuerliche Vorteile.“

Das wäre doch ein schönes Beispiel gewesen, habe ich gedacht. Fiat ist schließlich eine Firma, die jeder Fernsehzuschauer kennt, von der man weiß, dass sie eigentlich italienisch ist und war! - Aber – so ist mir dann eingefallen – Fiat ist auch ein guter Anzeigenauftraggeber für die Medien. - Sind darum auch andere große Werbekunden der Medien nicht in diesem Bericht erschienen?

Warum haben denn deutsche Sportler - wie z.B. Vettel - ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt? - Warum unterhält „Toto“ Wolff neben seinem Haus in England noch eins in der Schweiz? - Seine Frau ist dort nur kurzzeitig anzutreffen, wenn sie mal wieder ein Gespräch mit ihrem Steuerberater hat. - „Kleine Fische“?

Die „großen Geschichten“ zum Thema Steuervermeidung werden eigentlich nicht geschrieben. Mit „passenden Geschichten“ zu dem Thema wird aber Stimmung gemacht, der Neid geschürt. - Und alle Welt klatscht Beifall.

Da kommt man sich als kleiner, normaler Journalist, der das Investigativ sein in seinem Beruf eigentlich für selbstverständlich ist, ganz schäbig vor. Denn wer regt sich schon darüber auf, wenn in einem Produkt eines großen Verlages in einer „tollen Geschichte“ falsche Zahlen erscheinen? - Die werden dann auch von einer Nachrichtenagentur übernommen und kleine Provinz-Zeitungen drucken sie nach. - Ungeprüft!

Wäre da nicht eine „investigative Überprüfung“ - selbst einer Nachrichtenmeldung - vor Drucklegung angesagt gewesen? - Jeder kann Fehler machen. Ich ärgere mich schon mal über Tippfehler, die ich mache. Und ich bin froh, dass ich eigentlich keine Meldungen abschreibe, sie oft nur zum Anlass für eigene Recherchen nehme. - Natürlich kostet das Zeit, manchmal auch Nerven. Gerade wenn man wie ich, bei meinem Haupthema Automobil, gegen ein Kartell antreten muss.

Ich muss darum sehr oft die Informationsabteilungen – Presseabteilungen - der Industrie, der Automobilindustrie, geradezu als „Informations-Verhinderungsabteilungen“ empfinden. Darum dauern bei mir auch schon mal Recherchen länger, als ich eigentlich gedacht hatte. - Aber ich komme an meine Informationen – die richtigen Informationen – weil ich mit ein paar Jahrzehnten Erfahrung weiß wie‘s geht. - Das klappt nicht immer, aber immer öfter!

Meine Leser haben hoffentlich Verständnis dafür, dass es darum schon mal etwas länger dauert und nicht immer im gleichmäßigen Takt Geschichte auf Geschichte folgen kann. - Wie im Moment. - Aber Sie können sicher sein:

Fortsetzung folgt!

Wilhelm Hahne

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