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Manchmal geht es mit der Recherche zu bestimmten Geschichten nicht voran. Das liegt nicht daran, dass ich keine Fragen gestellt hätte, sondern dass mich – aus welchen Gründen auch immer – Antworten darauf z.T. erst mit großer Verzögerung erreichen. Es gibt sogar Geschichten, bei denen ich schon seit Monaten vergeblich auf eine Antwort warte. Trotz immer wieder erfolgter Erinnerungen. - So spielt man z.B. bei Audi „auf Zeit“ und hofft wohl, dass mein Interesse an einer belastbaren Antwort sinkt. - Im Gegenteil! - Ich bleibe „am Ball“. Zwar nicht krampfhaft und verärgert, sondern eher sportlich und lächelnd. - Auch im Journalismus kann ich meine Erfahrung im Langstrecken-Motorsport umsetzen: Es ist wichtig an welcher Stelle liegend man die Ziellinie beim Abwinken überfährt! - Wir haben gestern noch darüber gesprochen, dass ich eigentlich zu allen Zeiten – auch schon vor Jahrzehnten – nach diesem Schema gehandelt habe. Wir, das ist ein ehemaliger Kollege und ich, die wir Anfang der 70er Jahre die in Köln erscheinende „Auto-Zeitung“ mit einem Motorradteil belebten, der selbst von der damals größten Motorradzeitschrift in Stuttgart als unangenehm empfunden wurde. - Weil wir keinen „Visitenkarten-Journalismus“ betrieben haben. Wir haben nicht gewartet, bis uns jemand ein neues Motorrad „auf dem Tablett servierte“, sondern wir wussten „was in der Branche lief“ und haben uns im richtigen Moment an der richtigen Stelle eingeklinkt. - Meine Arbeit ist heute nicht anders. - Ich arbeite immer noch mit menschlicher Intelligenz und einem in Jahrzehnten aus Erfahrung gewachsenen „Bauchgefühl“, während sich so manche Kollegen inzwischen auf die „künstliche Intelligenz“ in der modernen digitalen Welt verlassen. - Und auf „Presseabteilungen“, die eigentlich mehrheitlich - genau genommen - keine mehr sind.
16. Februar 2017: Lieber Leser
Als ich heute am Morgen die aktuellen Veröffentlichungen meiner Kollegen durchforstete, da fiel mir ein Hinweis auf, dass in Frankreich bei einer großen Automobilfirma ein Aufsichtsratsmitglied überraschend ausgeschieden war. Und man machte sich so seine Gedanken, versuchte dieses Ausscheiden in einen Zusammenhang mit einer anderen internen Entwicklung zu bringen. Und das passt offensichtlich auch gut, ist aber – aus meiner Kenntnis und Sicht der Dinge – eigentlich normal.
Das Aufsichtsratsmitglied ist 72 Jahre alt. Der Kollege hat vielleicht übersehen, dass das genau das Alter ist, in dem normalerweise Aufsichtsratsmitglieder ihre Aufgaben an neue, jüngere Manager übertagen. Aber in Deutschland gibt es eben das Beispiel Daimler AG, wo aktuell der Eindruck erweckt wird, als wäre das unnormal.
Dabei ist es eigentlich „unnormal“, wenn ein Dr. Manfred Bischoff bis zum Jahre 2021 irgendwann eine Vertragsverlängerung erfahren hat, als er eigentlich diese „Altersgrenze“ für Aufsichtsratsmitglieder schon erreicht hatte. - Bischoff ist im April 1942 geboren! - Wenn man aber die interne Situation „beim Daimler“ nicht erst seit gestern beobachtet, dann muss einem eigentlich deutlich geworden sein, das Bischoff und Zetsche in der Firma wie in Symbiose leben.
Sie hätten gerne ein Beispiel für Symbiose? - Wikipedia erklärt das so:
„Ein Beispiel für ... Symbiose ist die Beziehung von Ameisen zu Blattläusen. Die Ameisen geben den Blattläusen Schutz vor Feinden, im Gegenzug lassen sich diese von den Ameisen „melken“, sie sondern eine Zuckerlösung ab, welche die Ameisen zu sich nehmen.“
Wenn man – wie ich – die Entwicklung bei Daimler/Mercedes an der Spitze dieser AG verfolgen konnte, der kann die heutige Situation eben besser beurteilen. Wenn man heute einen der jungen Fachkräfte im Hause Daimler danach fragt, was eigentlich mit Breitschwerdt ist, dann könnte es sicher auch passieren, dass man als Antwort bekommt: Das ist ein mittelalterlicher Schwerttyp!
Doch der den ich meine, der mit „dt“ am Ende, was man beim Aussprechen seines Namens nicht hört, war nach meiner Auffassung einer der wirklich wichtigen Vorstandsvorsitzenden. Er wird übrigens in diesem Herbst 91 Jahre alt.
Edzard Reuter ist bei mir auch unvergessen, weil er sich mit AEG auch einen Platz in den Schaufenstern mit „weißer Ware sicherte.“ Damals war übrigens Daimler der Konzern und Mercedes eine Marke, die unter einem eigenen Vorstandsvositzenden geführt wurde. Populär war „damals“ Prof. Niefer als Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz AG.
Heute gibt es die Daimler AG und viele – zu viele – GmbH‘s. Schon toll, dass es in Stuttgart jemand geben soll, der sich in diesem Geflecht von sicherlich taktisch klug aufgestellten Firmen überhaupt noch auskennt.
Dr. Ing. Dieter Zetsche? - Hm, er ist sicherlich ein Künstler im Fassadenbau. Man denke nur an Chrysler, für eine kurze Zeit ein Stück Daimler in Amerika, das in einem Moment dann in sich zusammen fiel, als Zetsche – für Chrysler verantwortlich – diese Firma verlassen hatte.
Im Gespräch gestern mit meinem – inzwischen auch älter gewordenen – Kollegen Hubert Clemens, und beim Überlegen danach, sind mir noch viele Details zu „alten Vorkommnissen“ eingefallen.
Dieses Foto hatte Hubert Clemens mir zukommen lassen. Es zeigt uns beide vor gut 40 Jahren beim Betrachten der ersten Suzuki-Wankel, die hier gerade beim Importeur ausgepackt wurde. Wir hatten auf die Ankunft dort Tage gewartet. Natürlich waren wir die ersten in Deutschland, die darüber umfassend berichten konnten. Wir sind sie auch gefahren.
Über solche „Erstberichterstattung“, wie z.B. auch über den ersten in Deutschland geschriebenen Fahrbericht über die 500er Vierzylinder-Honda, haben wir immer gerne die Kollegen in Stuttgart geschockt. Sie waren die Größten! - Wir waren nur besser.
Aber mit unserer Arbeitsauffassung – von morgens früh bis abends spät – haben wir nicht so recht ins System des Bauer-Verlages gepasst. Außerdem gab es schon häufiger Beschwerden der Industrie über unsere etwas „nicht angepasste“ Art. Sogar die Anzeigenabteilung war nicht erfreut, wenn wir ihnen mit dem erwähnten Fahrbericht über die 500er-Honda einen Anzeigenauftrag über fünf Seiten (vierfarbig) „kaputt machten“.
Wir haben gestern noch gemeinsam darüber gelacht, dass uns damals der Textchef der „Auto-Zeitung“ eine passende Bildzeile als seinen Beitrag in diese erste Vorstellung der 500er Honda einsetzte, die dann unsere mit „Gehört zum Testprogramm: Übersetzen über den Main“ ersetzte. - Wir haben damals – und haben gestern wieder – über solchen Blödsinn gelacht.
Hubert Clemens genießt heute seine Rente und ist vielleicht ein wenig verwundert, dass ich mich noch immer mit dem gleichen Elan wie „damals“ um aktuelle Themen kümmere. Ich habe ihm erzählt, dass ich gerade nochmal an einer Mercedes-Geschichte arbeite. (Die wird dann – manche werden sagen: Leider! - nur für Abonnenten zu lesen sein.)
Eine weitere Geschichte – an der ich noch arbeite – wird sich mit der „Luftrettung“ beschäftigen, obwohl ich schon mit meiner Geschichte davor zu diesem Thema in ein richtiges „Wespennest“ gestochen hatte.
Eigentlich nutze ich heute immer noch das gleiche System: Irgendwann lege ich ein Dossier an, ergänze es über die Zeit mit weiteren Recherchen – und irgendwann ist es dann reif für eine Veröffentlichung. Da steht dann immer mehr drin, als wenn man eine aktuelle BILD-Schlagzeile „nacharbeitet“, wie das heute häufig geschieht, weil die gedruckte Presse ja gerne im Mainstream mitschwimmt. - Und Auflageneinbrüche dann gerne mit dem Verlust der jungen Lesern an die digitalen Medien erklärt.
Ich mache weiter, so wie wir – Hubert Clemens und ich – schon vor Jahrzehnten einen im Markt erfolgreichen Motorradteil bei der „Auto-Zeitung“ gemacht haben. Als wir weg waren, war auch „unsere Dynamik“ weg und – der Teil wurde nach einiger Zeit eingestellt.
Andere sagen, dieser Motorrad-Teil in einer „Auto-Zeitung“ wäre von der Entwicklung überrollt worden. Aber auch eine reine Motorrad-Zeitschrift im Bauer-Verlag hat sich nicht gehalten. - Man muss schon selbst ein wenig verrückt sein, wenn man für Verrückte – und das sind aus der Sicht vieler „Normalos“ Motorradfahrer – schreiben will.
Weil es heute in den Verlagen kaum noch jemanden gibt, der früher – zu recht – als Verleger bezeichnet wurde, muss man sich über die Entwicklung im Journalismus eigentlich nicht wundern. Ich bleibe bei „meiner Art“. Es könnte sein, dass es dafür sogar junge Leser gibt!
Aber ich kenne die Alterstruktur meiner Abonnenten nicht. - Ich würde mir aber wünschen, es wären mehr!
Ich schreibe einfach für „Motor-KRITIK-Leser“. Die sich dafür halten, können gerne Abonnent werden. Unabhängig vom Alter. Ich kann nur versprechen: