DMSB-Lizenz-Theater: Es kam alles noch schlimmer!

Zugegeben: Ich habe bei meiner Sonntagsarbeit einen Fehler gemacht und bin auf das beim DMSB offensichtlich „gepflegte Chaos“ hereingefallen. Außerdem habe ich  – auch das war mein Fehler – schon nach den ersten telefonischen Informationen zum Chaos nach dem Abbruch des Lizenz-Lehrgangs am Nürburgring mit der Nachrecherche und dem Schreiben begonnen. Irgendwann „läuft eben das Fass über“. - Das aber auch bei meinen Lesern! - Und das in einer Häufigkeit, die ich nicht erwartet hatte. Während meiner Sonntagsarbeit hatte ich natürlich nicht laufend den E-mail-Eingang bei mir überprüft. Aber dort gab es dann – wie ich heute in der Frühe feststellen musste – noch detailliertere Informationen nicht nur zum vom DMSB am Nürburgring hinterlassenen Chaos, sondern auch bei der Fortsetzung dieser Geschichte, die in meiner Sonntagsgeschichte noch relativ normal wirken musste. Tatsächlich muss ich nun, in voller Kenntnis aller Details feststellen:

DMSB-Lizenz-Theater: Es kam alles noch schlimmer!

Das Fass kam bei mir nach den ersten Telefonaten am Sonntagmorgen zum Überlaufen. Zwar waren  die Informanten mir zwar zunächst unbekannt, machten aber dann doch einen zuverlässigen Eindruck, wenn ich in einem Fall z.B. hören musste:

„Sie sind ein eigenartiger Journalist. Von Ihnen hört man nichts Gutes. - Wenn man sich offiziell nach Ihnen erkundigt. - Aber hinter vorgehaltener Hand hört man nur Gutes!“

So ist das heute! - Da freut man sich schon, wenn sich Wenige trauen, offen mit einem zu sprechen. Und bei der Nachrecherche bestätigten sich auch die erhaltenen Informationen.

Bei der schnellen Durchsicht von DMSB-Unterlagen habe ich aber den Fehler gemacht, mich auf die „Ordnung“ zu verlassen, die ich beim ersten Überfliegen erkannt zu haben glaubte. Die Unterlage trägt den Titel:

„DMSB-genehmigte Strecken zur Durchführung von Fahrerlizenzlehrgängen“

Die Unterlage zeigt den Stand von März 2018 und ist unter „Rundstrecke“ z.B. alphabetisch gegliedert. Unter „R“ findet sich nur der „Red Bull-Ring“. Da habe ich dann übersehen, dass man ganz unten in der Liste noch u.a. den „Funpark Meppen“ angehängt – sozusagen „nachgehängt“ - hatte.

Ich bin auf der Suche nach dem „Racepark Meppen“, auf der Internetseite des nun aktuellen Lehrgang-Anbieters vom nun neuen Lizenzlehrgangs nicht nur auf das richtige Datum, nicht nur auf die geforderten Gebühren – 599 Euro – sondern auch mit der Benennung des Ortes der Durchführung, „Racepark Meppen“  als Bestätigung meiner ersten Informationen gestoßen. - Alles richtig. Alles passte zusammen.

Natürlich hatte ich auch den „Funpark Meppen“ im Internet nicht übersehen, aber ich habe mir nicht vorstellen können, dass unter diesem Namen der DMSB eine Streckenabnahme durchgeführt hatte.

Ich bin da nämlich auf die Seite gestoßen, die ich hier zeige und mir nicht vorstellen können, dass der DMSB – bei allem was er nicht so richtig macht – nun auch neben dem „eSport“, den Einsatz von Panzern – gegen eine kleine Schutzgebühr natürlich - kontrolliert. - Zugegeben: Dumm gelaufen. - Ich hätte damit rechnen sollen, dass man beim DMSB mit allem rechnen sollte!

Das haben auch die Sportfahrer nicht bedacht, die sich über den Winter - nach dem Reglement einer der betroffenen Serien – ein Einsatzfahrzeug aufgebaut hatten. Den zunächst verlangten Lehrgang für die Nationale A-Lizenz hatten sie schon im letzten Jahr gemacht, waren jetzt von der Forderung nach einer Internationalen Lizenz Stufe D überrascht worden, hatten also noch mal in die Tasche gegriffen, um dann das – hier schon geschilderte – Chaos am Nürburgring mitzuerleben.

  • Jeder der Teilnehmer hat den Nürburgring ohne diese Lizenz verlassen!

Mitte letzter Woche erreichte diese Teilnehmer dann die Information, dass es für den praktischen Teil einen „Nachholtermin“ geben würde. Wobei sie nicht verstanden haben, weshalb sie für die Internationale D-Lizenz noch für einen Theorieteil zahlen mussten, der exakt identisch mit dem war, den sie relativ kurz vorher schon beim Erwerben der Nationalen A-Lizenz gemacht hatten.

Der Nachhol-Termin sollte nach dieser ersten Information am 7. April – also auch gestern – auf dem Flugplatz Bitburg stattfinden.

Nur ein paar Stunden später kam dann die Info, dass der Lehrgang in Bitburg nicht stattfinden darf, da der DMSB den Flugplatz Bitburg, aber auch den Flugplatz Mendig nicht für Lehrgänge zur Erlangung der Internationalen Lizenz freigibt.

Eigentlich hätten diese von der Entwicklung ziemlich überraschten Teilnehmer auch die mehrere hundert Kilometer lange Anreise nach Meppen in Kauf genommen, wenn es nicht noch eine weitere ergänzende Information gegeben hätte in der es hieß:

  • Dass jeder Teilnehmer ein einsatzbereites Wettbewerbsfahrzeug (Mindestausrüstung Überrollkäfig und 4-Punkt-Gurt) mitbringen muss!

Die resignierende Information der Betroffenen für mich:

„Da wir uns zusammen ein Auto teilen, war damit der Lizenzlehrgang für uns gestorben.“

Ein anderer Informant ergänzt die Motor-KRITIK-Informationen zu dem Lizenz-Desaster am Nürburgring durch die Schilderung:

...dass die Teilnehmer informiert wurden, mit einem zugelassenen Automobil anreisen und am Lehrgang teilnehmen können. So kamen um 80 Prozent der Lehrgangsteilnehmer mit ihrem Privat-Automobil. Dort fanden sie auf der Grand-Prix-Strecke aber einen Rennbetrieb mit u.a Formel- und GT3-Fahrzeugen vor, so dass nach ca. 30 Minuten der praktische Teil abgebrochen wurde.

Man kam dann zur Theorie, auf die man sich mit eLearning vorbereitet hatte, die mit einer kleinen schriftlichen Prüfung abgeschlossen wurde. - Und mit einem: "Sie hören von uns!" verabschiedet.

Auch in diesem Fall – ein anderer als der zunächst geschilderte – verläuft die Beschreibung bei der  Fortsetzung des Chaos um den Lizenzerwerb exakt genau so.

Inzwischen hatte sich auch eine „WhatsApp“-Gruppe zu dem Thema gebildet, in der man sich austauschte. Auch in diesem – hier zweiten Fall – haben sich zwei Leute ein Einsatz-Automobil aufgebaut, können also nicht jeder mit einem Einsatzfahrzeug zum Lehrgang antreten.

Ein Informant dazu:

„Auf dieses Thema wurde absolut nicht eingegangen.“

Seine resignierte Feststellung zur Behandlung der Teilnehmer, die hier mit viel Engagement ihren Einstieg in den Motorsport geplant und dafür Ersparnisse – und grundsätzlich schon viel Geld – investiert hatten:

„Friss oder stirb!!!“

Ein weiteres Zitat in diesem Zusammenhang:

„Man merkt, dass man als kleiner Teilnehmer nur um sein Geld gebracht wird und es vollkommen egal ist, ob man weiter kommt oder eben nicht. Es wurde ebenfalls nicht gesagt, ob wir unser Geld zurück kriegen – oder ob es überhaupt weiter geht!!! - Das Entsetzen ist riesengroß, da wir allein ein Jahr gebraucht haben um unser Auto fertig zu stellen.“ - Später ist dann zu lesen: „Nun soll das alles an einer Lizenz scheitern, die nur als Geldmaschine genutzt wird?“

Ein anderer Teilnehmer schreibt mir:

„Wir hätten sicherlich das Projekt nicht gestartet, wenn wir von allen Schwierigkeiten, speziell mit der Lizenz gewusst hätten.“

Da möchte ich dann hier aus den Vereinssatzung des DMSB e.V., „§ 2“ zitieren:

„Zweck und Aufgabe des DMSB ist die Förderung des Motorsports unter besonderer Berücksichtigung der Jugendarbeit.“

Hans-Joachim Stuck ist Präsident dieses e.V. - Er hat einmal gegenüber „Auto BILD TV“ gesagt, was er wohl geworden wäre, wenn er nicht geworden wäre was er ist:

„Comedy-Show wäre so meine Richtung gewesen.“

Ob er damit dem DMSB, dem Aushängeschild der FIA in Deutschland und dem Motorsport-Nachwuchs aktuell helfen kann?

Obwohl: Die haben bisher wirklich nichts zu lachen! - Den DMSB, am Inhalt seiner Satzung gemessen, kann man wirklich vergessen.

Womit leider den Teilnehmern, die dieses DMSB-Lizenz-Chaos erleben müssen, leider nicht geholfen ist. - Ein Teilnehmer zum bisherigen Ergebnis:

„Nur wieder um 270 Euro ärmer!“

MK/Wilhelm Hahne
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