Das gibt‘s: „Silent Rider“ haben „Bock auf leise!“

Vor Tagen besuchte mich ein Freund mit seiner neuen Kawasaki Z H2, ein Motorrad mit 1.000 ccm-Reihenvierzylindermotor und einer Leistung von beeindruckenden 200 PS Leistung - dank Kompressoraufladung. - Ich möchte hier nicht den Sinn einer solchen Motorisierung hinterfragen, sondern feststellen, dass ich die Vorfahrt dieses Motorrades vor meinem Haus erst akustisch wahrnahnm, als mein Freund sein Motorrad mit einem lauten Klack auf den Ständer stellte. - Das wäre genau das Motorrad, dass sich Mitglieder eines Vereines wünschen, der sich – inzwischen bundesweit tätig – in der Eifel gebildet hat und den“rauhen Ton“ - der oft in „wildes Kreischen“ ausartet –  doch sehr stört, vor allen Dingen dann, wenn Motorradfahrer „in Rudeln“ auftreten und Motorräder nutzen, die man evtl. akustisch zu Rennmaschinen „aufzuwerten“ versucht hat.

Das gibt‘s: „Silent Rider“ haben „Bock auf leise!“

Wenn ich schon mal, während der „Touristenfahrten“ am Nürburgring an meinem Computer sitze, höre ich manche Motorräder schon, wenn sie noch Kilometer entfernt sind, während sie über die B 258 sozusagen „heran düsen“, um dann unser kleines Eifeldorf nach langsamer Durchfahrt – wegen einiger Kurven – dann unüberhörbar in Richtung Nürburgring zu verlassen.

Motorräder müssen nicht laut sein, aber nicht alle Motorradfahrer lieben „seidig laufende“ Vierzylinder. Da gibt es Harleys, mit dem „ballernden“ luftgekühlten Zweizylinder-V-Motor oder die „hämmernden“ Ducatis, deren „rasselnde“ Trockenkupplungs-Geräusche – wenn man daneben steht – selbst beim Gangeinlegen unüberhörbar sind. Das ist nicht unbedingt störend, aber störend ist schon, wenn bestimmte Gegenden Deutschlands zu Reisezielen vieler „solcher“ Motorradfahrer werden.

Dazu gehört nun mal auch das Nürburgring-Umfeld, wo man bei der Bevölkerung inzwischen auf Lärm – nicht nur von Motorradfahrern – ein wenig allergisch reagiert. Auch Automobilhersteller umgehen gesetzliche Geräuschvorgaben, indem sie z.B. Klappenauspuff-Systeme verbauen, die bei unter Volllast laufenden Motoren schon unangenehm laut werden können. - Bei den „Touristenfahrten“ am Nürburgring zum Beispiel.

Man muss also schon auf einem Ohr ein wenig taub sein – oder auf einem Auge blind -  wenn man solche Automobile „übersieht“ und „überhört“, dagegen bei Motorrädern dann „überreagiert“. - Es sind auch nicht nur Motorradfahrer, die sich „laute Auspuffanlagen“ - gegen einige Bestimmungen verstoßend – anbauen lassen.

Aber Tatsache ist, dass es inzwischen eine bundesweiten Initiative gegen unnötigen Motorradlärm gibt. Inzwischen ist sie ein eingetragener Verein, der im Internet zu einer Petition gegen unnötigen (!) Lärm aufruft. - Der Verein entstand nicht im Umfeld des Nürburgrings, sondern aus dem Zusammenschluss von genervten Bürgern in einem anderen „stillen“ Teil der Eifel, der wegen seiner kurvenreichen Straßen und der von vielen Motorradfahrern als „genussvoll“ empfundenen Landschaft dann zu bestimmten Zeiten selbst von schwerhörigen älteren Leuten nur noch mit ausgeschaltetem Hörgerät ertragen werden kann.

Acht betroffene Kernkommunen haben sich zum Arbeitskreis Nationalpark Eifel gegen Motorradlärm zusammengeschlossen. Das sind Bad Münstereifel, Heimbach, Hürtgenwald, Nettersheim, Nideggen, Roetgen, Schleiden und Simmerath und sind inzwischen zum e.V. geworden, der um weitere Mitglieder und Unterstützer wirbt.

Wirft man einmal ein Blick auf ein Stück Landkarte, wo die Mitglieder in gelb angelegten Punkten, die Unterstützer in Rot angezeigt werden, so muss auffallen, dass es die Kommunen im direkten Umfeld des Nürburgrings nicht zu stören scheint, wenn deren Bewohner über Gebühr mit überhöhtem Lärm belastet leben müssen.

Dazu zählt z.B. Adenau, wo man sich nach eigener Darstellung als ein Stück Nürburgring empfindet und wohl keinen Ärger mit dem neuen Privat-Besitzer möchte, gegen dessen Interessen sie dann handeln würden – glaubt man wohl - wenn die Stadt zu einem Mitglied von „Silent Rider e.V.“ würde.

Diese Art zu denken hat wohl – um bei Adenau zu bleiben – zu politischen Entscheidungen geführt, die sich an allem orientiert haben, nur nicht am Wohl der Bürger, die natürlich auch von der Touristik abhängig sind. - Da lässt man dann absichernde, teure Gutachten erstellen, mit denen man nachzuweisen versucht: Alles ist gut!

Man hat zum Zeitpunkt der Eröffnung des Grand-Prix-Kurses – 1984 - z.B. den Bahnhof Adenau aufgelöst, die Schienen heraus gerissen. Man hat inzwischen das Hallenbad abgerissen, zu Kosten, mit denen man auch eine Renovierung hätte vornehmen können. Natürlich gibt es auch kein Freibad mehr. Das Krankenhaus musste zunächst auf die Entbindungsstation verzichten, dann auf die Chirurgie und geht so langsam der Schließung entgegen. - Da sollte man sich dann auch nicht über viele Laden-Leerstände in der Stadt wundern. - Adenau ist unattraktiv geworden!

Mitten durch Adenau führt die B 257, was auch verkehrstechnisch für Ärger sorgt. Auch das hätte anders sein können, hätte man – schon vor Jahrzehnten – der geplanten Umgehungsstraße zugestimmt. - Man muss halt im Sinne der Bürger Entscheidungen treffen, muss auch bereit sein, im Hinblick auf richtige Entscheidungen, den Ärger Einzelner hinzunehmen, wenn es um die Zukunft von Vielen geht! - Adenau ist schon lange nicht mehr politisch auf die Zukunft ausgerichtet worden. Nur kein Risiko! - Nur keinen Ärger! - Jeder Politiker versucht seine Amtsperiode möglichst „reibungslos“ zu überstehen. - Wichtig: Die Rente – bzw. die Pension – ist sicher!

Auch das Vermeiden einer Mitgliedschaft von „Silent Rider“ ist natürlich ein Fehler. Nur wer zumindest auf dem Beifahrersitz sitzt, kann dann auch schon mal „ins Steuer greifen“. Nun muss man hinnehmen, was z.B. gegen Ende nächster Woche im Bundesrat passiert.

In Adenau hat man – natürlich – nicht mitbekommen, dass der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, schon am 10. März 2020 eine Eingabe an den Bundesrat in Berlin gemacht hat, die dort zur Drucksache 125/20 wurde und erstmals in einer Sitzung des Bundestages schon am 13. März 2020 unter „TOP 49“ behandelt wurde. - Aber nur kurz! - Im Protokoll der Sitzung ist zu lesen:

„TOP 49

Entschließung des Bundesrates zur wirksamen Minderung und Kontrolle von Motorradlärm
– Antrag des Landes Nordrhein-Westfalen gemäß § 36 Absatz 2 GO BR – (Drucksache 125/20)

Es liegen keine Wortmeldungen vor.

Ich weise die Vorlage den Ausschüssen zu, und zwar dem Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit – federführend – sowie dem Ausschuss für Fragen der Europäischen Union, dem Gesundheitsausschuss, dem Ausschuss für Innere Angelegenheiten, dem Rechtsausschuss, dem Verkehrsausschuss und dem Wirtschaftsausschuss – mitberatend.“

(Meine Leser finden übrigens die Drucksache 125/20 als pdf-Datei im „Anhang“ zu dieser Geschichte.)

Durch die Corona-Situation in Deutschland kam es auch im politischen Berlin zu Zeitverschiebungen, so dass diese Vorlage als einer von 65 Tagesordnungspunkten erst am nächsten Freitag, bei der 989. Sitzung des Bundesrates am 15. Mai 2020 wieder auftaucht.

Dort soll dann nicht nur über die Vorschläge des NRW-Ministerpräsidenten beraten werden, sondern der hat auch die Bundesregierung gebeten, in Zukunft die Arbeit solcher „Initiativen“ wie „Silent Rider“ zu unterstützen!

Man sollte auch nicht übersehen, dass es schon Mitte 2019 im rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz eine „Kleine Anfrage“, einer „grünen“ Landtagsabgeordneten gab, die sich u.a. mit der Lärmsituation am Nürburgring beschäftigte. Auch diese Anfrage und die Antwort der zuständigen Ministerin finden meine Leser im „Anhang“ als pdf-Datei.

Man sollte sich schon – auf allen Ebenen – mit der Situation hier „vor Ort“, aber auch im großen Zusammenhang betrachtet, auseinander setzen, sollte sich über Details informieren, um zu einer eigenen Meinungsbildung mit realem Hintergrund zu kommen.

Die politische Führung in Adenau z.B. beseitigt ein auftretendes Problem nicht dadurch, indem sie es übersieht!

Nicht nur Corona ist z.Zt. ein Thema! - Oder es ist ein Thema, das von anderen Themen ablenkt.

Wir sollten die aber nicht übersehen und z.B. beim Thema Lärm nicht vergessen, dass es einen großen Teil von Betroffenen gibt, die mit Nachdruck formulieren würden:

    • Wir haben Bock auf leise!

MK/Wilhelm Hahne
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