Gespeichert von wh am
Der Anlass zu dieser Geschichte hat eine ganze Reihe von Eifeler Bürgern verärgert. Er ist aber mehr als ärgerlich, weil damit immer nur über Auswirkungen von Entscheidungen befunden wird, man aber wenig Gedanken darauf verschwendet, wie man etwas ändern könnte. Nun gehört es eigentlich nicht zu den Aufgaben eines Journalisten, Menschen, die sich als „Fachleute“ empfinden, Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Ich möchte aber eine Reihe von Leserzuschriften verärgerter Bürger in meinem Eifler Umfeld zum Anlass nehmen, mir ein paar Gedanken zu machen und alle Betroffenen zu bitten, doch gemeinsam zu Lösungen zu finden. Dabei sollte man – so man nicht gerade zu den Jüngeren zählt – sich auch daran erinnern, dass man auch mal jung und nicht mit der Erfahrung von heute unterwegs war. Ich persönlich habe mal ein paar Tage (dazu gehörte auch ein Wochenende!) in die gedankliche Entwicklung und praktische Umsetzung zu folgender Geschichte investiert und würde mich freuen, wenn sie für andere – den Einen oder Anderen - eine Anregung wäre, sich mal mit der immer dringender werdenden notwendigen Lösung der entstandenen Probleme auf den Straßen im Umfeld des Nürburgrings zu beschäftigen. - Die folgende Geschichte ist aber auch der…
Beweis: DMSB-Entscheidungen sind immer nachhaltig!
Es war wohl der 7. Juli 2015, als der Deutsche Motor-Sport-Bund (DMSB) eine Entscheidung verkündete, die wahrscheinlich – auch – von dem Gedanken beseelt war, dass man mit einer offiziellen Ausweitung der bisherigen sportlichen Grenzen, natürlich auch zusätzlich Geld verdienen könne, weil so ein zusätzliches Geschäftsfeld geschaffen wurde.
- Der DMSB hat am 7. Juli 2015 das Driften zum Driftsport erklärt und offiziell dem Motorsport zugerechnet!
Ich war zu dem Thema mal im Internet unterwegs und möchte mal daraus ein Fundstück präsentieren:
...“Qualm, der Geruch von verbranntem Gummi und extrem quer fahrende Fahrzeuge: Mit spektakulären Drift-Winkeln und gekonnten Formationen begeistern die Quertreiber die Fans inzwischen auch in Deutschland. Während in den USA und in Japan das Driften seit Jahren sehr populär ist, ist diese Disziplin in Deutschland dagegen noch relativ unbekannt. Dabei ist das, was die Lenkradartisten präsentieren, nicht nur Spaß, sondern auch Kunst – und zwar Fahrkunst in höchster Perfektion. ‚Driftsport ist eine junge, aufstrebende Disziplin im Automobilsport‘, erklärt Werner Gusenbauer, Vorsitzender des DMSB-Fachausschusses Driftsport. ‚Aber nur wenn die Akzeptanz für unseren Sport noch weiter gesteigert wird, ist es möglich, dass auch in Zukunft geeignete Locations für unsere Wettbewerbe zur Verfügung gestellt werden. Und das geht nur, wenn alle Beteiligten in der Drift-Szene an einem Strang ziehen und gewisse Dinge klar geregelt sind. Geräuschemissionen sind hier nur als ein Beispiel zu nennen.‘“...
Das hört sich gut an. Der DMSB hat auch „Meisterschaften“ und damit quasi eine „Profi“-Szene geschaffen. - Aber hat man sich wirklich auch um den „Breitensport“ in dieser neuen Spezial-Abteilung des Motorsports bemüht und gekümmert?
Natürlich hat dieser „Sport“ (?) junge Leute begeistert. „Qualm, der Geruch von verbranntem Gummi und extrem quer fahrende Fahrzeuge.“ - Toll, Alter! - Das probier ich auch mal! - Aber wo? - Und wie? - Und hier beginnt dann das Problem!
Zu Beginn meiner Autofahrerzeit war „Driften“ noch etwas geradezu Abstraktes. Mein erstes Automobil war z.B. ein VW Standard mit 24 PS und Seilzugbremsen. Damit habe ich auch das Doppelkuppeln und Zwischengasgeben beim Herunterschalten lernen müssen, weil nur 3. und 4. Gang synchronisiert waren. Ich habe mich später dann noch mit dem Unterschied zwischen Borg-Warner- und Porsche-Synchronisation eines Getriebes auseinander gesetzt. - Wen interessiert heute noch so etwas? - Wer macht sich noch Gedanken darüber, wie sich ein technisch gutes und preisgünstiges Fahrwerk des Fortbewegungsmittels Automobil aussehen sollte? - Eins, das dann mithilft, das Autofahren erschwinglich zu machen! - Auch im Jahre 2023 verfügt eine Familie beim Kauf eines Automobils tatsächlich über einen wesentlichen Teil seines Vermögens!
(Ich möchte hier nicht auf den Einfluss von Marketing und Leasing auf die „ungesunde“ finanzielle Situation von vielen Automobilkäufern eingehen.)
- Eigentlich muss es nicht gleich - z.B. - eine oft in der Presse gepriesene Viel-Lenker-Hinterachs-Konstruktion für einen Hecktriebler sein! - Der Mehraufwand und Mehrpreis entspricht nicht einem Mehr-Nutzwert!
Heute gibt es beim modernen Automobil von allem zu viel! Zu viel Leistung, zu viel Gewicht, zu viel Elektronik, zu viel überflüssige, zu aufwändige Technik, die aus der Sicht der Käufer eigentlich keinen sinnvollen Mehrwert ergibt.
- Bestenfalls für den Automobil-Hersteller, der dann von einem „qualitativen Wachstum“ spricht!
Aber man kann mit diesem „von-Allem-zu-viel“ – nun ohne jeden zusätzlichen Aufwand – wie selbstverständlich herrlich „driften“! - Wenn man das Automobil als „Spielzeug“ betrachtet, zuviel Geld hat und nicht weiß, was eigentlich „Driften“ ist!
- Driften ist nicht: Durch brutales Einsetzen von zu viel PS „schwarze Striche“ auf dem Asphalt hinterlassen!
Wenn man noch jung ist, die Auswirkungen eigenen Tuns mit dem Automobil - auch aufgrund mangelnder Erfahrung - nicht so recht überblicken kann, kommt es dann zu solchen „Extremen“, wie wir sie zur Zeit im Umfeld des Nürburgrings erleben. Diese „Drifter“ rekrutieren sich praktisch aus der Gruppe der „Touristenfahrer“, die eigentlich in der Masse auch schon – auf der Rennstrecke – undiszipliniert unterwegs ist.
Selbst die seriösen Regional-Politiker, die sich selber auch als „vernünftig“ einschätzen würden, begreifen nicht, was sie damit auslösen, wenn sie an den Zufahrtsstraßen zu ihrer Stadt dann einen Hinweis anbringen lassen, wie ihn das folgende Foto zeigt:
Da steht – und man sollte versuchen das zu begreifen und wörtlich zu nehmen – „Adenau – Ein Stück Nürburgring“! - Soll man nun den Besuchern dieser Stadt, die wegen des Nürburgrings sogar aus dem Ausland anreisen, dann übel nehmen, wenn so ein Angebot dann wörtlich genommen wird? - Dieses „Angebot“ wird übrigens nicht nur an einer Stelle der Stadt gemacht!
Wenn man dann noch an einem Eingangs-Kreisverkehr in dessen Mittelpunkt einen alten Formel 1-Wagen mit Fahrer stellt, finden das die Besucher der Stadt nicht nur toll, um sich – für die Lieben zu Hause und als Erinnerung – mal fotografieren zu lassen, sondern nutzen den „vernünftig großen“ Durchmesser des „Kreises“ dann auch zur Selbstdarstellung mit einem „tollen“ Automobil! - Wie man sehen kann, hinterlässt das Angebot der Stadt Adenau so auch deutliche Spuren!
Das sind dann die Auswirkungen von sich widersprechenden – aber sicherlich gut gemeinten Entscheidungen – von Organisationen, Firmen und Behörden.
- Die Organisation DMSB erklärt das Driften zum Motorsport!
- Der Pächter einer Rennstrecke verbietet das Driften während der „Touristenfahrten“!
- Der gleiche Pächter lässt aber auf seinem Gelände „anregende“ Drift-Wettbewerbe veranstalten, die natürlich vom DMSB genehmigt sind!
- Wo – und mit welchen Maßnahmen – wird denn der Nachahmungsversuch der Jugend – und Wilden - kanalisiert?
Jedenfalls nicht mit Hinweisen, dass eine Stadt – wie in diesem Fall Adenau - auch ein Stück Rennstrecke ist!
Nun ist diese Art von „Driften“ heute nicht nur mit Super-Sportwagen möglich, sondern auch mit „alten“, kraftvoll motorisierten Automobilen der Mittelklasse, die dazu noch einen Heckantrieb aufweisen und ich erinnere mich – jetzt beim Schreiben – daran, was mir Eberhard von Kuenheim, einer der besten „Lenker“ eines Automobilherstellers, die ich kennen lernen durfte, einmal sagte. Ich hatte ihn auf irgendetwas angesprochen , das ich als Problem für „seine Marke“, BMW, empfand:
„Aber Herr Hahne, dass ist doch alles kein Problem! Ich mache mir größere Sorgen darum, dass mit alten BMW-Fahrzeugen, im Besitz junger Fahrer, das Image unserer Marke geschädigt wird.“
Wenn ich mir aktuell „das bunte Treiben“ auch im „Touristenverkehr“ auf der Nürburgring-Nordschleife ansehe, das dann evtl. auf den Bundes- und Nebenstraßen im Nürburgring-Umfeld seine Fortsetzung findet, dann weiß ich, dass ein Eberhard von Kuenheim mir „damals“ nicht nur ein paar Jahre im Alter voraus war!
Hier lasse ich mal 10 Fotoaufnahmen folgen, auf denen ich „schwarze Streifen“ auf Straßen fotografiert habe, wie sie im Umfeld des Nürburgrings „auf einen Blick“ zu finden sind. Damit diese (hier beispielhaften) Stellen auch von anderen Interessierten ausgemacht werden können, habe ich jeweils mit kleinen roten Schriftzeiten, die dazu passenden Geo-Daten (GPS-Koordinaten) eingefügt.
Die Foto-Serie eröffne ich mit einer Kurve auf der B 258 am so genannten „Virneburger Berg“, rd. 12 Kilometer vom Nürburgring entfernt, wo dann, wie ich von Anwohnern hörte, dann der „Beifahrer“ aussteigt, um dann den „tollen“ Fahrer bei seiner Kurvendurchfahrt mit „quietschenden Reifen“ zu fotografieren, nachdem er ihm „Alles frei!“ gemeldet hat. Die Kurve wird natürlich rennmäßig an- und „auf der Ideallinie“ so durchfahren, dass auch „schwarze Striche“ auf dem Asphalt zurück bleiben. - Und der Beifahrer steigt danach lachend wieder ins Fahrzeug ein. - Tolles Foto gemacht!
Solche Stellen von unmäßigem – und unsinnigen - PS-, bzw. Drehmoment-Einsatz finden sich dann auch in den Regionen (Gemarkungen) Herresbach, Meuspath, Adenau, Herschbroich und Nürburg.
Das hat zwar alles nichts mit dem zu tun, was vom DMSB unter „Driftsport“ - als „normaler Motorsport“ - anerkannt ist, wird aber von den aktuell „Ausführenden“ zumindest als Training dazu empfunden. Dass das nicht stimmt – und auch nicht von fähigen Piloten so umgesetzt wird – ist auf einem der obigen Fotos zu sehen, wo die „Querfahrt“ am Ende des „schwarzen Strichs“ in der Leitplanke endete. - Dazu gab es übrigens – auch – keine Polizeimeldung!
Die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG sieht sich in einer eigenen Darstellung so:
„Am 18. Juni 1927 wurde der Nürburgring eröffnet und vereint seitdem die Eigenschaften der anspruchsvollsten und legendärsten Rennstrecke der Welt mit der eines Wirtschaftsmotors für eine ganze Region.“
Dass ein „Wirtschaftsmotor“ auch Nachteile haben kann, wird durch Zuschriften von Motor-KRITIK-Lesern deutlich, die in dieser Region leben. Sie fühlen sich nicht nur, sie sind durch das eigentlich unverantwortliche Treiben von Wochenend-Ausflüglern im Nürburgring-Umfeld mehr als gestört und inzwischen auch verärgert.
So habe ich z.B. auch – auf den Hinweis eines Lesers hin – z.B. die „Bergstrecke“ der B 257 ausgangs „Quiddelbach“ abgefahren, um nach „schwarzen Spuren“ zu schauen. Aber die gibt es hier nicht, obwohl nach Darstellung von Bewohnern dieses Ortes immer wieder nach Schließen des Nürburgring, es dann am späten Abend zu „Rennen“ in Fahrtrichtung „Potsdamer Platz“ kommt, die aber dann wohl abrupt beendet werden, wenn dann doch schon mal die Polizei erscheint.
- Diese „Sportler“ scheinen gut organisiert zu sein! - Ihr Warnsystem funktioniert!
Es geht bei diesen „Rennen“ (die strafbar sind!) wohl nicht darum, „schwarze Streifen“ auf dem Asphalt zu hinterlassen, sondern wohl eher darum, wer der Schnellere – der Schnellste - ist. - Dass es dabei zu einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer kommen kann, blenden diese „Rennfahrer“ offenbar vollkommen aus!
- „90 Jahre Visionen und Illusionen der Strukturpolitik für die Eifel“
Unter diesem Titel fassten einmal vor einigen Jahren die Autoren Dr. Jürgen Haffke (Bonn) und Winfried Sander (Eifel) das Ergebnis ihrer Untersuchung zur Bedeutung des Nürburgrings für die Eifel zusammen und schrieben u.a.:
„Dem Nürburgring sollte bei der Bewältigung der strukturellen Probleme der Region immer eine Schlüsselrolle zukommen. Seine diesbezügliche Wirkung wurde jedoch überschätzt.“
Unterschätzt wurde jedoch seine Bedeutung für die Arbeit der Polizei z.B. im Jahr 2023. Ein Motor-KRITIK-Leser schreibt mir dazu:
„Im Grunde ist es mit der Polizeipräsenz hier in der VG Adenau wie mit dem Gesundheitswesen - es gibt nur noch einen Krankenwagen und der muss sich halt um die schweren Notfälle kümmern - der Rest der Bürger muss sehen, wo er Hilfe bekommt. So ist es auch mit der Polizei. Dass viele Polizei-Beamte dann auch im Nebenamt noch beim Nürburgring arbeiten macht die Sache nicht besser.“
An dieser Stelle möchte ich einfach feststellen, dass in der Zusammenarbeit von Nürburgring-Pächter (bzw. Besitzer) mit den regionalen Behörden noch einiges geschehen muss, um die inzwischen immer deutlicher werdenden Missstände im Straßenverkehr, ausgelöst durch die verständlichen wirtschaftlichen Interessen am Nürburgring, nicht ausufern zu lassen. Der Bau der Rennstrecke Nürburgring vor mehr als 90 Jahren sollte einmal dazu beitragen, die Gesamtstruktur einer notleidenden Region Eifel zu verbessern.
Daran wurde in den letzten Jahrzehnten „nachhaltig“ weiter gearbeitet. Wie eine gute Medizin hatte diese Arbeit aber auch unangenehme Nebenwirkungen. Es wird Zeit, hier „lindernd einzugreifen“, um daraus nicht eine „chronische Krankheit“ werden zu lassen.
MK/Wilhelm Hahne
PS: Die GPS-Koordinaten auf den oben u.a. „im Block“ gezeigten 10 Fotos, benennen jeweils den Standort des Fotografen, der hier mit einem kleinen Tele-Zoom arbeitete.