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Am Sonntag habe ich mal wieder länger aus dem Fenster geschaut. Dabei habe ich auf eine Burgruine geblickt, bei der man gerade den Turm eingerüstet und das Gerüst mit Folie verkleidet hat, damit kleine Steintrümmer, die sich beim Restaurieren lösen, nicht irgendwelche Häuser beschädigen, die unterhalb der Burg liegen.
Man muss kein Journalist sein, um sich bei allem was man sieht, etwas zu denken. Bei mir liegt es wohl auch daran, dass ich in einer Zeit aufgewachsen bin, in der es immer – und immer wieder – neue Gründe gab, eine Entwicklung zu hinterfragen, die uns aber immer (!) als positiv verkauft wurde. Dabei war sie nur dann - scheinbar - positiv, wenn man den Hintergrund ausblendete.
Unsere Gesellschaft hat sich leider zu einer entwickelt – oder degeneriert? - in der man überwiegend an der Darstellung eines Vordergrundes arbeitet. Man ist vielfach zum Darsteller von etwas geworden, was man gar nicht ist. - Vielleicht auch gar nicht sein wollte! - Aber man wurde durch das sich auch verändernde Umfeld - aus meiner Sicht – negativ beeinflusst!
Ich erinnere mich, dass mir mein Vater mal als Schulkind, als ich vor der Schule – also so um 5 – 6 Uhr in der Frühe - dann noch den Pferdestall mistete, das Pferd striegelte und Hufe säuberte, darauf aufmerksam machte, mit dem Pferd immer „gut umzugehen“. Und er sagte einen Satz, den ich in meinem Leben immer beherzigt habe. Der Hinweis war zwar auf das Pferd, ein Tier bezogen, trifft aber – nach meiner inzwischen größeren Erfahrung – auch auf Menschen zu:
„Ein Pferd wird nicht als ‚Verbrecher‘ geboren, er wird dazu durch eine falsche Behandlung erzogen! - Auch ein Pferd vergisst z.B. nicht, wenn du es nicht richtig und rücksichtsvoll behandelst!“
Auf dem Weg zur Schule nahm ich dann das Pferd, einen„Traber“, einen Vollblüter, mit auf eine Weide, die von meiner „Volksschule“ nicht weit entfernt war. Mein Großmutter gab mir dann schon mal als „kleine Empfehlung“ – zusätzlich - mit auf den Schulweg:
...„und pass’ schön auf die Tiefflieger auf!“
Wir befanden uns damals nämlich im „Zweiten Weltkrieg“. Er wurde zum „Zweiten“, weil als „Erster“ der von „14/18“ so empfunden wurde.
Ich weiß nicht, wie viel „kleine Kriege“ in den Jahrzehnten danach noch auf unserer Erde geführt wurden, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hätte. Andere „kriegerischen Auseinandersetzungen“ wurden uns dann jeweils so „verkauft“, wie es von Politikern den Bürgern (Wählern) vorgedacht und entsprechend verbreitet wurde.
Ich hatte schon als Kind (!) im „Zweiten Weltkrieg“ gelernt, dass es nicht genügt, eine Seite zu einem Thema zu hören. So hatte ich zwar tagsüber alle Informationen aus dem „Volksempfänger“ gehört, sie aber nachts – unter der Bettdecke – mit denen der englischen „BBC“ abgeglichen. Natürlich habe ich auch die Flugblätter gelesen, die von den „feindlichen Bombern“ bei Angriffen abgeworfen wurden.
So habe ich mir dann – nach dem Einmarsch der „Alliierten“ – auch ein Bild durch das Verhalten der „Befreier“von unseren – nun - „Freunden“ machen können und begriffen, dass offizielle Informationen immer einen „Hintergrund“ haben. - Nicht immer einen guten!
So habe ich schließlich heute als Journalist durch „meine Vergangenheit“ eine andere Basis beim Zuordnen, Denken und Recherchieren. - Selbst wenn ich mal sonntags aus dem Fenster schaue!
- Oder anders: Ich habe niemals eine Journalistenschule besucht oder besuchen müssen! - Meine Schule ist und war immer das Leben! - Ich war eigentlich immer ein guter Schüler!
Bis zur nächsten Geschichte,
Wilhelm Hahne
PS:
Da fällt mir ein: Wenn das Gerüst an der Burg noch in der Weihnachtszeit stehen sollte, könnte man sehr gut den Burgturm wie eine Weihnachtskerze aussehen lassen. Statt der Fahne müsste nur ein symbolhaft gestalteter Docht (vielleicht mit einer Lichterkette oder so...) angebracht werden. Darum habe ich auch noch schnell das Foto dazu eingestellt, damit sich meine Leser „ein Bild machen können“, was mir u.a. am Sonntag vor dem Fenster noch nebenbei so eingefallen ist.



