Rückblick zu Weihnachten: Vom Lochstreifen zur KI!

Es ist – sicherlich auch per KI – heute möglich, einen sinnlichen, gemütvollen Rückblick aufs vergangene Jahr – zu Weihnachten oder zum Jahreswechsel – verfassen zu lassen. So mancher wird in dieser Zeit auch wohl so entstehen. Unauffällig, aber wenn man die Entstehungsgeschichten alle kennen würde, schon auffällig oft. Motor-KRITIK verzichtet auf diesen Seiten, in seiner  Berichterstattung, auf den Einsatz von KI und macht das schon im “Kopf der Seite“ mit einer entsprechenden Anmerkung deutlich. Dabei habe ich nichts dagegen, wenn andere Leute KI verwenden. - Wenn Sie’s denn gut finden…! - Nachstehend gehe ich noch mal gedanklich einen langen Weg zurück. Zurück bis in die 60er Jahre, in denen ein großer Mann der Automobilindustrie – aus den USA – schon vorhersagte, dass 10 Jahre später mal die Straßen mit Elektro-Automobilen überflutet sein würden. Dazu habe ich „damals“ auch schon etwas geschrieben. Ich habe eben die ganzen blödsinnigen Versprechen, mit denen jeweils eine „moderne Entwicklung“ untermauert werden sollte, selber erlebt. - Darum ist meine folgende Geschichte auch getitelt:

Rückblick zu Weihnachten: Vom Lochstreifen zur KI!

„Damals“ gab es noch richtige Schreibmaschinen. Ich gehöre dann auch heute noch zu der aussterbenden Generation von Leuten, die das Bedienen einer entsprechenden Tastatur mit 10 Fingern gelernt haben. Natürlich habe ich auch die Stenografie beherrscht.

Die braucht heute niemand mehr. Aber „damals“ ließ vieles auf einen Chef schließen, wenn der mit einem Druck auf einen Knopf, seine Sekretärin zum Diktat bestellte. Die so entstehenden Briefe wurden dann vom Chef mit einem richtigen Tintenfüller unterschrieben. - Nachdem er natürlich den von ihm diktierten Text noch einmal gelesen hatte.

In der Neuzeit habe ich mir schon mal von einem Lokalpolitiker die Frage gefallen lassen müssen:

„Glauben Sie etwa, ich lese jeden Brief, den ich unterschreibe?“

Offenbar wird darum der Blödsinn, der so allgemein verbreitet wird, dann immer größer!

Ich gehöre noch zu jenen, die eine Beförderung zum Abteilungsleiter ablehnten, weil mir die Arbeit als Leiter einer solchen Abteilung keinen Spaß gemacht hätte. Obwohl mich mein Chef auf die gehaltliche Verbesserung und die des „sozialen Status“ hingewiesen hat.

Ich habe nicht nur die Entwicklung der Schreibmaschine über einige Zwischenschritte hin zum Computer mit erlebt, ich habe die jeweilige Technik auch genutzt. Einige meiner Journalisten-Kollegen haben mich für verrückt erklärt, als ich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre dann noch etwas mehr als 30.000 Mark in Computer, Bildschirm und zwei Software-Programme investierte.

So habe ich mir die Freiheit erkauft, ohne jede Abhängigkeit von Verlagen, Chefredakteuren oder Presseabteilungen der Industrie das zu schreiben, was ich jeweils recherchieren konnte. Denn über die Zeit wurden auf diesem Gebiet – wie meine Kollegen es zu spüren bekamen – die „Zügel deutlich straffer geführt“.

Ich erinnere mich da an einen inzwischen verstorbenen Kollegen, der mir mal sagte:

„Wilhelm, du hast es gut! - Du kannst schreiben was du willst.“

Und dazu ergänzend dann erzählte, in welches System er scheinbar unentrinnbar eingebunden war.

Die Welt hat sich weiter entwickelt. Nicht unbedingt in die richtige Richtung.

Gerade in diesen Tagen wurde ich von einer „normalen“ Telefon-Nummer angerufen und eine symphatische Frauenstimme meldete sich als eine „KI-Anruferin“. Sie versuchte mir klar zu machen, wie deutlich ich meine Reichweite – und vieles andere sonst noch – verbessern könne, wenn ich Anzeigen schalten, und, und, und.

Diese KI-Argumentation endete dann mit der Frage:

  • Ob sie mal einen Fachberater bitten solle, mit mir ein Gespräch zu führen, das meine Internetseiten deutlich „nach vorne bringen“ würde?

Meine Antwort:

„Meine Grundeinstellung ist leider eine andere: Wer meine Internetseiten nicht kennt und auf seine Art nutzt, der ist es selber schuld!“

Nach einem Moment der Stille setzte dann die KI-Stimme zur Antwort an:

  • „Das ist“… - Abbruch und sekundenlang Ruhe. Dann wieder: „Das ist“… - Wieder mit Abbruch. Dann sogar zum dritten Mal: „Das ist“… - Bevor dann wohl der „Bediener“ den rettenden Schluss gefunden hatte: "Wir werden uns zu gegebener Zeit wieder bei Ihnen  melden!“

So kann ich aktuell ganz einfach die Grenzen der modernen KI aufzeigen. Dumm ist nur, dass viele Menschen an deren „unbegrenzte“ Möglichkeiten glauben, auch, weil sie damit Geld verdienen möchten. - Viel Geld, versteht sich!

In vielen angeboten Lösungen stecken sicherlich gute Ansätze. So sicherlich auch in den vor Jahrzehnten den Händler von ihren Herstellern angebotenen „Textbausteinen“ zu ihren einzelnen Modellen, die dann der Händler zu jeweils speziell auf die Ansprechpartner ausgerichteten Serien-Brief-Texte zusammen stellen konnte.

So erhielten dann – ich erinnere mich schmunzelnd – die Inhaber von Beerdigungsinstituten in einem großen Gebiet einen Serienbrief, mit denen ihnen die Vorzüge eines VW-Transporters für ihre Berufssparte so vorgestellt wurde:

„Bei einem VW-Transporter befindet sich das Transportgut immer im bestgefedernsten Raum zwischen den Achsen.“

Die Lebenden haben sich darüber amüsiert; den Toten war das eigentlich egal!

So ist das eben mit dem „Fortschritt“, den es zu allen Zeiten gegeben hat, aber dem erst eine neue Generation geradezu „gläubig“ nachläuft.

Als ich in den 60er für die „WAZ“ in Essen eine Sonderbeilage zum Thema „e-Automobile“ mit sinnvollem Text zu füllen versucht hatte, da gab es dann Ärger mit dem RWE und die „WAZ“ bat, mich doch direkt mit dem „Beschwerdeführer“ in Verbindung zu setzen.

Mit Argumenten wohl gewappnet bin ich in Essen angetreten. Nach kurzem Warten wurde ich dann zu einem Essen in die „Villa Hügel“ eingeladen. 

Mehrere Gänge, mit Tafelsilber und dem Gesprächspartner vom RWE. Der hat aber nicht über e-Automobile gesprochen, hat nach zwei Stunden gemeinsamen Essens auf die Uhr geschaut und gemeint:

„Nun muss ich aber wieder zurück an die Arbeit. - Sie finden sicherlich alleine wieder aus Essen zurück.“

Das war meine erste Lektion zum Thema e-Automobil! - Eine aktuelle, bestimmt nicht die Letzte, liegt gerade vor mir auf dem Tisch. Ein „Dossier“ über ein supertolles e-Automobil.

Ich habe auf vielen Seiten dieses „Dossiers“ nach den Zahlen gesucht, die mir etwas zum Eigengewicht“ erzählen:

  • Zu diesem Thema habe ich nichts gefunden. Aber das Auto hat - natürlich – über 1.000 PS, sprintet in einer ähnlichen Zeit wie ein Formel 1 von Null auf 100 km/h.

Ich könnte nun sicherlich noch Beispiele für „sinnvollen“ Fortschritt (wie man den so empfindet) an “sinnvollen Fortschritt“ reihen.

Ein Grundschüler mit Blick auf das, was ihm als „Hausaufgaben“ mitgegeben ist:

„Warum soll ich das eigentlich noch alles lernen? - Mein Handy kann das doch alles besser!“

Mit einer ähnlichen Einstellung sind wohl auch eine Menge von Verkehrsteilnehmer in ihren Automobilen unterwegs. Sie verlassen sich auf die vielen verbauten Sicherheitssysteme.

Als der Sohn eines Bewohners in meinem „Wohndorf“ mit seinem modernen Kleinwagen aus einer Kurve fliegt und einen Totalschaden verursacht, fragt mich der Vater – das ist tatsächlich so geschehen:

„Sag mal Wilhelm, das darf doch wirklich nicht passieren, dass man mit 100 aus der Kurve fliegt? - Das Auto hatte doch alle Sicherheitssysteme!“

Da habe ich nichts direkt gesagt, sondern zurück gefragt:

„Wo ist das denn passiert?“

Kurze, klare Ortsbeschreibung! - Natürlich kenne ich diese Kurvenpassage und kann so einer deutlichen Antwort auf seine Frage ausweichen:

„Dort gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h.“

Um hier zu einem Ende zu kommen: 

Natürlich gibt es immer wieder „sinnvollen Fortschritt“. Aber es braucht auch gebildete Menschen, die ihn sinnvoll nutzen!

Und verantwortungsvolle Journalisten, die die Grenzen des Wahnsinns – und Wachstums - aufzeigen! - Auch wenn sie damit Träume zerstören!

Ein frohes Fest!

Wilhelm Hahne

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