DTM 2018: Viele Wenig ergeben (k)ein Viel!

Audi, BMW und Mercedes sind die Marken, die in 2018 mit je sechs Fahrzeugen (= 18) als Renntourenwagen kaschierte Prototypen in der DTM an 10 Wochenenden zu insgesamt 20 Rennen antreten. Mercedes scheidet dann für 2019 aus. - Da sind es dann nur noch 12 Einsatzfahrzeuge, wenn es Gerhard Berger – dem „Chef“ der DTM - in diesem Jahr nicht gelingt, zumindest einen weiteren Hersteller zu finden, der auch mit sechs Fahrzeugen einsteigt. - Aber das kann nur ein Teil seiner Bemühungen sein, denn die DTM braucht auch ein Rahmenprogramm. Und da sieht es aktuell nicht gut aus. Die Zuschauer möchten nämlich an einem Rennwochenende Motorsport der unterschiedlichsten Art erleben. Dazu gehörte bisher auch der Audi TT-Cup, den aber Audi offiziell mit Ende 2017 eingestellt hat. Audi-Tuner Abt wollte da in die Bresche springen und den TT-Cup sozusagen „auf eigene Rechnung“ weiter führen. - Da wurde von „großem Interesse“ gesprochen und bei der DTM gab man sich sicher, dass auch in 2018 der Audi TT-Cup mit zum DTM-Rahmenprogramm gehören würde. - Aber nun ist der aktuell, kurz vor Eröffnung der Saison, auch noch weggebrochen. - Gerhard Berger‘s Probleme werden damit nicht kleiner. - Und der Beobachter kann sich nun den Titel zu der 2018er DTM-Saison durch Hinzufügen und Wegnehmen eines Buchstabens passend gestalten:

DTM 2018: Viele Wenig ergeben (k)ein Viel!

Eigentlich war man in Kempten voller Hoffnung gewesen. Der Audi TT-Cup würde auch unter Abt, dem respektablen Tuner – nicht nur von Audi-Modellen, in 2018 zu einem Erfolg werden. Schließlich wäre „ohne Abt“ auch vorher so manches Andere bei Audi nicht gegangen.

Man denke nur an die Formel E, die Audi eigentlich „damals“, beim Entstehen der Serie, noch abgelehnt hatte. - Abt hatte sie dann „auf eigene Kappe“ - mit einer entsprechenden (nicht kleinen!)  „Einstiegsumme“ - nicht nur im Sinne von Audi umgesetzt, sondern sich auch – ziemlich aktuell - von der eigentlichen Verantwortung dafür – gegen Erhalt einer „kleinen Schutzgebühr – entledigt und war nun frei z.B. für die Umsetzung des Audi TT-Cups bei der DTM.

Der Einsatz der Audi-Formel E-Fahrzeuge wird aber weiter durch Abt vorgenommen! - Gegen Berechnung!

Was über das Interesse am zukünftigen Audi TT-Cup zu hören war, gehört eigentlich ins Reich der Träume. Denn aus den „hunderten von Anfragen“ ist dann unter der Realität der Kosten von 95.000 Euro in der Saison 2018 pro Fahrer nichts geworden. - Nur eine Handvoll war interessiert!

Natürlich hatte – papperlapapp – Abt im Vorfeld nur Positives über das Echo verbreitet, das entstanden war, nachdem Audi als Hersteller diese Serie mit Ende des letzten Lauf in Hockenheim in 2017 eingestellt hatte. Die „Premium“-Rennfahrer des Werkes hatten unter Aufsicht des DMSB-Präsidenten, Hans-Joachim Stuck, der bei diesem Rennen bezeichnenderweise als Letzter einlief, dann mit vielen unsinnigen Unfällen dafür gesorgt, dass sich das „Verschrotten“ der Einsatzfahrzeuge insgesamt nun auch wirklich lohnte.

Abt hatte sich dann bereit erklärt, den Audi TT-Cup sozusagen in der bisherigen Form „zu übernehmen“, zumal dafür nun „frische“ Einsatzfahrzeuge notwendig geworden wären.

Aber selbst ein „Audi TT“ ist für moderne Rennfahrer nicht so attraktiv, dass man dafür sehr viel Geld bezahlt, wenn es für einen Fahrer darum geht, auch von seinem nicht unbedingt motorsportlich geprägten Umfeld als „Rennfahrer“ empfunden zu werden.

Das ist übrigens eine Erfahrung, die so manches „Profi“-Team machen musste, dass vom „Vermieten“ der Fahrerplätze im Motorsport lebt. BMW hat da (noch) einen besseren Namen. Aber aktuelle Beispiele unterstreichen den Eindruck, dass auf dem Rennfahrzeug z.B. Porsche stehen muss, wenn man es zu „vernünftigen Preisen“ vermieten will.

Als sich nun aber zu wenig Interessenten für die Teilnahme an einem von Audi-Tuner Abt durchzuführenden „Audi TT-Cup 2018“ gemeldet hatten, da hat Abt sich zur Absage dieses Cups entschließen müssen, zumal man auch keine zusätzlichen Sponsoren für eine solche Rennserie von 9 Veranstaltungen und 18 Rennen auftreiben konnte.

Die Entscheidung bei Abt in Kempten fiel am 3. April 2018, wurde aber erst in der Woche darauf öffentlich. Und es wurden dazu dann sehr sachliche Informationen dazu, nur auf den Ausfall einer angedachten Serie bezogen, veröffentlicht. Dieser TT-Cup hatte eben aus der Sicht der Fachpresse auch keine Bedeutung mehr, nachdem er eigentlich schon vor Monaten offiziell eingestellt worden war.

Übersehen wurde dabei, dass er einmal im Umfeld der DTM ausgetragen wurde und schon – aus der Sicht der Zuschauer - „Farbe ins Bild“ brachte. Der TT-Cup war eben doch ein wichtiger Programmpunkt in einer solchen DTM-Veranstaltung, die man – weil auch eine reine Marketing-Erfindung – nicht mehr unbedingt als attraktiven Motorsport empfinden muss.

In 2018 wollte nun Audi-Tuner Abt mit dem TT-Cup ein sonst tristes DTM-Wochenende wieder frischer aussehen lassen. Auch in der DTM-Organisation hat man wohl fest mit dem Programmpunkt „Audi-TT-Cup“ gerechnet. Denn – und das darf nicht übersehen werden – die DTM-Organisation hätte natürlich auch Geld dafür erhalten, dass der TT-Cup im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe mitfahren durfte!

Das war noch im letzten Jahr – immerhin – eine siebenstellige Summe! Man ging in „Fachkreisen“ davon aus, dass Abt für sich sicherlich Sonderkonditionen aushandeln würde, aber: Nun fehlt nicht nur der Programmpunkt TT-Cup, sondern es ist auch bei der Finanzierung der DTM-Serie ein nicht „kleines Loch“ entstanden.

Auf Gerhard Berger kommt jetzt nicht nur die Aufgabe zu, für 2019 mindestens einen neuen Hersteller zur Weiterführung der DTM zu gewinnen, die sonst mit 12 Teilnehmer-Fahrzeugen wohl kaum noch Zuschauer anziehen dürfte, sondern muss nun auch noch die Finanzierungslücke in 2018 zu schließen, die jetzt durch den Wegfall der Audi TT-Serie entstanden ist.

Nachdem die ARD schon für 2018 keinen neuen Vertrag mehr mit der DTM abgeschlossen hatte und man so gezwungen war, einen neuen - „privaten“ - Fernsehpartner aufzutreiben, ist die Gesamtsituation für DTM – wenn man versucht sie in die Zukunft zu projezieren – nicht besser geworden.

Viele Wenig ergeben nicht unbedingt immer ein – positives – Viel, sondern können eben manchmal auch „zu Viel“ sein. - Oder eben „kein“ Viel!

Woran Motor-KRITIK schon mit dem Titel zu dieser Geschichte erinnern wollte.

SAT1 wird sicherlich wenig Freude an dem neuen Fernsehvertrag mit der DTM haben, der vernünftiger Weise nur über eine Laufzeit von zwei Jahren abgeschlossen wurde. SAT1 wird es danach sicherlich noch geben.

Aber die DTM?

MK/Wilhelm Hahne
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