Karfreitag in der Eifel: Schrill, laut, gefährlich!

Überall auf der Welt gilt der Karfreitag als ein stiller, besonderer Feiertag. In unseren Regionen sind Tanzveranstaltungen verboten, in Filmtheatern dürfen nicht alle Filme gezeigt werden, selbst die Fußballbundesliga spielt an diesem Feiertag nicht. - Nur in der Eifel ist alles anders. Um genau zu sein: Nur an einem bestimmten Ort der Eifel: Dem Nürburgring. - Dort kamen an diesem stillen Feiertag auch in diesem Jahr viele Menschen zusammen, um sich mal auszutoben. Es sollen um 20.000 gewesen sein, die an diesem Tag – auch in diesem Jahr – wenn sie schon nicht zum Austoben kamen, so doch so ein Spektakel erleben wollten. Diese Minderheit respektiert nicht den Wunsch einer Mehrheit nach Stille, die aus christlicher Tradition in allen Religionen am Karfreitag eine besondere Bedeutung hat. Die auch durch Gerichtsurteile geschützt wird. - Nur in der Eifel nicht, wo auch an diesem Tag die Abläufe von der Bedeutung des Geldes bestimmt werden. - Dieser Karfreitag wurde mal von einem am Nürburgring arbeitenden Marketingmann in „Carfriday“ umbenannt und zu einem Geschäftsmodell umfunktioniert. „Carfriday“ spricht eine junge, moderne Klientel an, wie auch das Beispiel 2019 wieder zeigte, über das hier – so sachlich wie möglich -   informiert werden soll.

Karfreitag in der Eifel: Schrill, laut, gefährlich!

Es war an diesem hohen kirchlichen Feiertag schon in den letzten Jahren immer wieder zu Exzessen gekommen, die auch die Zuschauer gefährdeten, die nur aus Neugier zu einer Veranstaltung am Nürburgring angereist waren, die es im eigentlichen Veranstaltungskalender des Nürburgrings gar nicht gibt.

Im vergangenen Jahr wurde die Öffentlichkeit Ende März noch vom Nürburgring-Pächter in einer Pressemitteilung so vorgewarnt:

"Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG

Polizei und Ordnungsamt informieren für das Osterwochenende
    • Maßnahmen gegen Verkehrsverstöße und Falschparker
    • Polizei und Ordnungsamt erwarten bis zu 20.000 Besucher
    • Verkehrsbeeinträchtigung insbesondere an Karfreitag
Nürburg. Zum Auftakt des Osterwochenendes 2018, am Karfreitag den 30. März, erwarten die Polizei und das Ordnungsamt bis zu 20.000 Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland an der und um die Rennstrecke. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens ist insbesondere an Karfreitag und auch an den Osterfeiertagen mit enormen Fahrzeug- und Fußgängerverkehr im Bereich der Hauptzufahrtsstraßen zum Nürburgring zu rechnen."

In diesem Jahr unterblieb jede Vorab-Information, aber man sorgte in Abstimmung mit Polizei und Straßenbaubehörden vor, errichtete z.B. Schutzgitter an der B 258 in Höhe der Tankstelle „Döttinger Höhe“ und trennte die Fahrbahn der B 258 an dieser Stelle durch eine „Mittelleitplanke“ so ab, dass zur Tankstelle nicht mehr nach links abgebogen werden konnte, wenn man in Richtung Nürburg unterwegs war.

Aber alle diese Maßnahmen – und noch mehr -  nutzten wenig. Die Zuschauer standen an der „Kult-Tankstelle“ wie eh‘ und jeh dicht an den Fahrbahnen und man feuerte den in Kolonnen langsam vorbei fahrenden Verkehr an, doch mal richtig Lärm zu machen, hielt Schilder hoch, mit denen z.B. zum „Burnout“ aufgefordert wurde.

Damit war nicht ein gewisser Gesundheitszustand gemeint, sondern es wurden durchdrehende Antriebsräder „gefordert“, die dann „schwarze Streifen“ auf dem Asphalt hinterließen. Die Polizei legte zwar Wert darauf Präsenz zu zeigen, davon aber nicht zu viel, damit die Situation nicht eskalierte.

Hier – auf den Motor-KRITIK-Internetseiten - wird von diesem Karfreitag nur deshalb mit Verspätung berichtet, weil wir den offiziellen Abschlussbericht der Polizei abwarten wollten. - Und der sieht für den Karfreitag des Jahrs 2019 so aus:

20 Unfälle ereigneten sich insgesamt am Karfreitag im Zuständigkeitsbereich der Polizei-Inspektion Adenau.
18 Unfälle davon im normalen Straßenverkehr,
  2 Unfälle im „Touristenverkehr“ auf der Nürburgring-Nordschleife.

Wenn man diese Unfälle nach Straßen und Schwere untergliedert, ergibt sich folgendes Bild:

Bundesstraßen:
8 Unfälle
7 Pkw-Unfälle mit Sachschäden
1 Motorrad-Unfall mit leicht verletzten Personen
Landstraßen:
5  Unfälle
4 Pkw-Unfälle
1 Motorrad-Unfall mit schwer verletzten Personen
Kreisstraßen:
0 Unfälle
Sonstige Straßen:
5 Pkw-Unfälle mit Sachschaden
Nürburgring-Nordschleife, im „Touristenverkehr“:
1 Pkw-Unfall mit zwei schwerverletzten Personen, die nach polizeilichen Erkenntnissen aber nicht lebensgefährlich verletzt wurden.
1 Motorrad-Unfall mit einem Leichtverletzten.
Geschwindigkeitsverstöße:
183 Verwarnungen wurden ausgesprochen.
  42 Verkehrs-Ordnungswidrigkeitsverfahren wurden eingeleitet, dabei 8 Fahrverbote ausgesprochen.

Diese Zahlen vermitteln zwar einen Eindruck, aber nur ein unvollkommenes Bild von dem, was sich an diesem Karfreitag, einem eigentlich stillen Feiertag, hier in der Eifel wirklich abspielte.

  • Wenn man die Suchfunktion bei „youtube“ nutzt, kann man sich optisch und akustisch einen Eindruck verschaffen, der das Bild abrundet.

Dabei muss die Zuschauerzahl rings um die Nordschleife auffallen, die die bei normalen Rennen weit übertrifft. Es wird auch auf der Strecke so einiges von den Amateur-Rennfahrern, denen das Umrunden der Nordschleife an diesem Tag – pro Runde – 30 Euro wert ist, so einiges geboten. Alles was im Straßenverkehr verboten ist, kann man hier „live“ erleben. Kritische, einheimische  Beobachter der Szene sprechen inzwischen von „illegalem Motorsport“.

Unverständlich ist, dass an so einem Tag dann einem - wie ein GT3 verkleideten - Sportwagen das Umrunden der Strecke in mäßigem Tempo – quasi als Verkehrshindernis – erlaubt wird, auch wenn diese Fahrt durch ein Streckensicherungsfahrzeug nach hinten abgesichert wird.

Es spricht auch für die einfühlsame Einschätzung der Zuschauer für die in 2019 technisch neu aufgestellte DTM, wenn die dafür Verantwortlichen dann drei Interventioncars der DTM (Audi, BMW, Aston Martin) zum Nürburgring beordern, damit die im „Touristenverkehr“ durch ihr Mitfahren die dort vertretenen Zuschauern anregen, auch mal ein DTM-Rennwochenende zu besuchen.

Fragt man erstaunt nach, hört man von „Fachleuten“:

  • Die Klientel ist doch hier wie da dieselbe!

Und man muss begreifen, dass es eigentlich nur um Geld geht. Hier am Nürburgring am Karfreitag. Auch bei der DTM, die an diesem Wochenende in die 2019er Saison in Hockenheim startete. - Oder ist das tatsächlich Sport? - Oder vielleicht mehr Marketing?

Motor-KRITIK möchte hier nicht die „Touristenfahrten“ auf der Nordschleife mit der DTM vergleichen, aber wäre schon interessiert zu erfahren, was denn der normale Zuschauer des Jahres 2019 interessanter findet: Den „illegalen Motorsport“ auf der Nürburgringring-Nordschleife (DMSB-Feststellung: „...außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs“) oder das DTM-Rennen in Hockenheim.

Vielleicht meldet sich jemand, der beide „Veranstaltungen“ erlebt hat.. - Was war/ist interessanter:

  • Die „Touristenfahrten“ am Karfreitag am Nürburgring oder die DTM an diesem Wochenende in Hockenheim?
MK/Wilhelm Hahne
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