Stephani & Charitonin: Die „Goldene Zeit“ in RLP?

Es kommt nicht darauf an, wer es schließlich gemacht hat! - Wichtiger ist, wer sich im richtigen Moment „die Feder an den Hut steckt“! - Und das ist Christian Stephani, der gestern am Nachmittag verkünden konnte: „Unsere Bemühungen der letzten Wochen, ein überzeugendes und schlüssiges Hygienekonzept für die Rennen zu entwickeln, haben sich ausgezahlt. Mit der aktuellen Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz, die den Wettkampfbetrieb in kontaktfreien Sportarten wieder erlaubt, ist der Weg für Rennen in der Grünen Hölle frei.“ - So ist er dann in den Augen vieler Betrachter „ein Sieger“. So wird das auch sicherlich dem wichtigsten Mann im Firmen-Konstrukt um den Nürburgring erscheinen: Viktor Charitonin. - Verlierer sind die Fans, denn die finden in der aktuellen „Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz“ nicht statt. - Aber man darf zusammen mit Stephani & Charitonin feststellen: Der Rubel rollt wieder!

Stephani & Charitonin: Die „Goldene Zeit“ in RLP?

„Allein unter Irren“ war vor Jahren mal der Pilotfilm für eine Comedyserie getitelt, der „in der Klapse“ spielte. Das was jetzt gerade abläuft spielt aber „in der normalen Welt“! Und man fragt sich: Muss ich nun rein oder andere. - In die Klapse!

Ich hatte gerade gestern ein Stück der „Präzision“ geschildert, mit denen ein Geschäftsführer im Bannkreis des Nürburgrings arbeitet. Aber der hat natürlich Helfeshelfer! - Einer von denen verkündet gestern:

„Gemeinsam haben wir etwas geschafft, das bislang keiner anderen Rennserie in Europa mit Ausnahme der Formel 1 gelungen ist: Wir dürfen wieder Motorsport betreiben – auch wenn dies vorerst leider noch ohne Fans am Streckenrand geschehen muss, was wir sehr bedauern“, betont ILN-Vorsitzender Martin Rosorius. „Aber es freut uns sehr, dass wir mit dem Know-how und dem Engagement unserer Teams und Fahrer helfen konnten, die richtigen Weichen zu stellen. Die ILN hat sich im Hintergrund mit eigenen Arbeitsgruppen intensiv eingebracht und wichtige Anregungen beigesteuert – etwa zur technischen Umsetzung oder bei der Optimierung der Fahrwege im Fahrerlager. Dabei haben wir auch ganz praktische Hilfestellung geleistet: Ein ILN-Mitglied hat zum Beispiel mit einem GT3-Rennwagen aus der Topkategorie SP9 bewiesen, dass die neue Lösung mit dem Wendehammer am Ende der provisorischen ,Boxengasse‘ sowie die Ein- und Ausfahrt durch die ersten beiden Boxen auch im Hinblick auf die Kurvenradien funktioniert. Jetzt hoffen wir auf ein möglichst großes Teilnehmerfeld und darauf, dass uns die Corona-Situation schon bald auch wieder vor Zuschauern fahren lässt.“

Kann es sein, das meine Motor-KRITIK-Leser und ich mehr wissen als der 1. Vorsitzende der ILN? Ich habe auch die 9. CoBeLVO gelesen, die ab heute, 10. Juni 2020, sozusagen „rechtskräftig“ ist. -

(Damit meine Leser auch den „Formulierungskünstlern“ in ihren Publikums- und Presseinformationen folgen können, die auch im Internet zu lesen sind, füge ich eine pdf-Datei der neuen Landesverordnung im Anhang bei.)

Ich hatte vor Tagen auch die Nennungsliste für ein 24h-Rennen in Portugal angehängt, dass – wie da auch zu lesen ist – am 20. Juni (Korrektur: am 13. Juni) in Portimao/Portugal gestartet wird. Mit 18 Startern. Da fragt man sich natürlich, ob jemand eine andere Vorstellung von Europa hat, wenn der seine Leistung – und die anderer Träumer – so zusammenfast:

„Gemeinsam haben wir etwas geschafft, das bislang keiner anderen Rennserie in Europa mit Ausnahme der Formel 1 gelungen ist: Wir dürfen wieder Motorsport betreiben...“

Das schreibt ein „Fachmann“! - Auf dem gleichen Niveau wie sein Mitstreiter, Christian Stephani?  

Ich zeige hier mal eine nüchterne Darstellung auf Facebook, die von einem Caterer stammt, der mal am Nürburgring eine große Rolle spielen sollte. - Hier wurde zu allen Zeiten gerne „Schaum geschlagen“!

Das ist der ziemlich aktuelle Screenshot. Nicht nur Insidern, sondern auch all‘ meinen „alten“ Lesern, dürfte der Name bekannt sein. Er versteht nicht, was derzeit bei uns abgeht. Da gibt es Demonstrationen, die so klar gegen die von Politikern aufgestellten Corona-Regeln verstoßen, wie jetzt auch die Genehmigung der Kreisverwaltung Ahrweiler von Rennen am Nürburgring. - Aber es genügt wohl ein Papier,  ein Gutachten eines renommierten Hygiene-Instituts und… -

Aber wenn es so nun mal politisch genehmigt ist – warum auch immer…

Wer kontrolliert die Einhaltung? - Auch Journalisten sind zum Rennen nicht zugelassen!

Leider merken nur Wenige, dass man so eine Langstreckenserie zerstört, die eigentlich mal die Basis sein sollte für talentierte Amateure, die vom Aufstieg in den Spitzensport nicht nur träumen, sondern ihren Weg „nach oben“ fest im Blick haben und bereit waren, dafür auch Opfer zu bringen.

Was sollen jetzt Rennen – nicht nur – ohne Zuschauer, sondern auch ohne Gäste der Sponsoren, die z.T. teure Loungen am Nürburgring bezahlen (müssen!), ohne sie wirklich nutzen zu können. So müssen auch die Caterer auf das Geschäft mit der Lieferung von kalten und warmen Buffets für die Sponsor-Gäste verzichten. Die Miete für die Loungen muss aber auch in diesem Jahr, wo durch die Corona-Pandemie eine Nutzung der Loungen untersagt ist, voll bezahlt werden.

Was den Sponsoren/Mietern nicht unbedingt klar ist: Auch bisher wurden sie am Nürburgring, durch ein „effektives Geschäftsmodell“ des Nürburgring-Besitzers gleich mehrfach zu Kasse gebeten.

Die Loungen-Mieter zahlen nicht nur einen „guten“ Mietpreis für die Loungen, sondern – da der Vermieter auch die vor Ort tätigen Caterer dazu „verdonnerte“, dann auch noch für deren Lieferungen „überhöhte Preise“, da die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG darauf besteht, dass die Caterer für alle Lieferungen eine Provision an sie zahlen! - Was dann die Buffets – aber auch die Getränke - nicht billiger macht!

Was wir jetzt erleben, ist eigentlich eine Ruhe vor dem Sturm – oder besser – der bisher schon  durch Corona „laue Wind“ wird weiter einschlafen, weil so mancher Sponsor – durch das Verhalten des Vertragspartners sensibilisiert – im Hinblick auf die nächste Rennsaison feststellen wird, dass man eigentlich die VLN gar nicht braucht. - Und Geld das man nicht ausgibt, braucht man auch nicht zu verdienen!

Eine Schweizer Tageszeitung, die NZZ, sieht die aktuelle Corona-Situation in Deutschland so:

„Seit Monaten liegen weite Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland lahm: Konzerte, Theatervorstellungen und Sportveranstaltungen wurden abgesagt; Letztere finden mittlerweile wieder statt, doch ohne Zuschauer. Als vor einigen Wochen die ersten Demonstrationen gegen die Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie begannen, reagierten deutsche Kommentatoren verstimmt. Dass dabei auch rechte und linke Extremisten sowie Verschwörungstheoretiker aufmarschierten, erregte das berechtigte Misstrauen der Beobachter. Dass sich überhaupt Menschen in grösserer Zahl versammelten, erschien angesichts der drohenden Ansteckungsgefahr mindestens fahrlässig.“

Tatsächlich wurden diese Demonstrationen aber von Politikern und Polizei toleriert, weil es um ein Thema ging, das man nicht „abwürgen“ kann, ohne selbst als Demokrat unglaubwürdig zu werden.

Unter diesem Gesichtspunkt wirkt es dann eigentümlich, wenn der Parkplatz „Brünnchen“ zum 27. Juni, zum 1. VLN-Rennen, für Zuschauer gesperrt ist. Denn eigentlich sind die Zuschauer da „im Freien“ und könnten sich auch in entsprechenden Abständen aufstellen. In Rheinland-Pfalz gilt – wie ich lesen konnte – der klare Handlungsrahmen:

„Hygienemaßnahmen beachten.
Triff dich mit maximal zehn Personen oder zwei Hausständen.
Halte grundsätzlich Abstand.
Trage eine Maske, wenn du unbekannte Menschen triffst.
Es darf sich maximal eine Person pro 10m² aufhalten, wenn es keine festen Plätze gibt.
Bei nicht nur kurzfristigem Aufenthalt müssen die Kontaktdaten erfasst werden.“

Wie die Genehmigung der Kreisverwaltung Ahrweiler (nachdem Frau Dreyer in Mainz still genickt hatte?) für die künftigen VLN-Rennen zeigt, braucht man nur das Gutachten eines Hygiene-Instituts, das – natürlich – vom Ablauf eines VLN-Rennens nicht die geringste Ahnung hat - und einen geschickten, erfahrenen Verhandlungspartner.

Als interessierter Zuschauer braucht man vielleicht nur – wie jetzt in einigen deutschen Großstädten demonstriert - ein Transparent mit der richtigen Beschriftung. - Wovon eigentlich jeder wirklich überzeugt sein müsste, wäre zum Beispiel die Aufschrift:

  • Gegen Diskriminierung und Rassismus!

Wer wollte einen so ausgestatteten demonstrierenden Zuschauer zurückweisen? - Zumal die „Ordner“ des Nürburgrings nicht unbedingt auf dem Grundstück des Mit-Veranstalters und Besitzers die möglichen Zuschauer zurück zu weisen versuchen. Was ich in den letzten Wochen bei den Touristenfahrten beobachtet habe, würde ich z.T. als eine Art von „Amtsanmaßung“ empfinden. Die eingesetzten „Sicherungskräfte“ weisen sich auch nicht als beauftragt aus, sondern verbieten einfach einen Zugang. - Auch da, wo sie keinerlei Rechte haben, z.B. einem Wanderer einen Zugang zu verbieten, da sie auf „fremdem“ Grund und Boden stehen.

  • Tatsächlich ist die Situation so, dass mit der Art der Auslegung von Regeln beim Thema Corona-Pandemie, die VLN-Fans diskriminiert werden!

Für Unternehmen/Unternehmer reicht ein geheim gehaltenes Hygiene-Konzept – auch wenn es evtl. unrealistisch ist – den Lohnsteuer zahlenden Arbeiter und Angestellten genügt noch nicht einmal die Einhaltung der „normalen“ Vorschriften, um die  - zu 1) – Geld zu verdienen oder – die zu 2) Benannten einfach nur Freude und Entspannung erfahren zu lassen. - Das verstehe wer will!

Natürlich gefährdet man mit einer Auflehnung gegen „das System“ die Durchführung weiterer Rennen. Die Frage ist aber auch, ob solche Rennen in der derzeitigen Situation überhaupt sinnvoll sind.

Nach meiner persönlichen Einschätzung stellt man damit für die Zukunft die Durchführung einer VLN-Langstrecken-Serie in Frage. - Man sollte z.B. – wenn schon – dann im Sinne des angestrebten technischen Fortschritts - „alternative Treibstoffe“ zulassen, die bisher „wie verboten“ von den Veranstaltern – und dem DMSB – behandelt werden.

Vielleicht ist das auch – aus den verschiedensten Gründen, die ich in der Vergangenheit auf diesen Seiten schon benannt habe – erwünscht. - Soll das vielleicht einer „neuen Serie“ vorbehalten bleiben?

Aber ich möchte den DMSB hier nicht nur erwähnt haben, sondern auch mit seiner Meinung zur aktuellen Entwicklung zitieren:

„Der DMSB wertet die Freigabe für den Auftakt zur VLN-Saison Ende Juni als wichtiges Signal für den gesamten Motorsport. ‚Wir freuen uns über diese positive Entwicklung und die Kooperation der Beteiligten‘, fasst das für den Automobilsport zuständige DMSB-Präsidiumsmitglied Dr. Gerd Ennser zusammen. ‚Die VLN hat ein gutes Hygienekonzept erarbeitet, das durch viel Expertise gestützt ist – von Hochschulmedizinern bis zu den Experten des DMSB. Ich freue mich, dass so gezeigt werden konnte, dass Motorsportwettbewerbe mit einem guten Hygienekonzept auch in diesen besonderen Zeiten möglich sind.‘ Der DMSB hofft nun, dass auch andere Genehmigungsbehörden das Signal aufnehmen und weitere Wettbewerbe möglich werden. Dabei leistet der Verband nötigenfalls mit der Expertise seiner Motorsport-Fachleute Unterstützung. ‚Vielen Veranstaltern und Aktiven konnten wir bereits in den vergangenen Wochen fachliche Hilfestellung bei Beantwortung wichtiger Fragen in der derzeitigen Pandemiesituation geben‘, unterstreicht Dr. Gerd Ennser. ‚Der DMSB bleibt auch in der nun hoffentlich anstehenden Phase des Wiederbeginns immer ein Ansprechpartner für Veranstalter und Aktive.‘“

Die Starterzahl am 27. Juni 2020 wird zeigen, wie „wichtig“ die Durchführung eines VLN-Rennens in der jetzigen „Corona-Situation“ ist.
Den sportlichen Ausrichter der jetzigen Veranstaltung wird‘s nicht interessieren, da ihm durch die Verträge ein „Fixum“ garantiert ist. Aber Herrn Stephani wird‘s schon interessieren, weil das Ergebnis „seine“ Firma belasten wird.

Zunächst muss er aber Durchsetzungsvermögen beweisen. Das erwartet „sein Chef“ von ihm.

Vielleicht passt es ja in sein Konzept! - Aber es ist nicht immer ein Zeichen von Reife, kurzfristige Gewinne wichtiger zu nehmen, als eine langfristige Strategie!

Irgendwann wird man das auch am Nüŕburgring begreifen. - Müssen!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Der 27. Juni ist übrigens ein schlechter Termin für die Durchführung des 1. VLN-Rennens in diesem Jahr, weil damit der Zeitpunkt, an dem die aktuelle Mehrwertsteuer sinkt, um wenige Tage verpasst wird. Es zählt nämlich der Zeitpunkt, an dem eine Leistung erbracht wird, nicht etwa das Rechnungsdatum! - Ab 1. Juli wäre die Mehrwertsteuerbelastung um 3 Prozent geringer! - Sinkt dann auch der Preis für die Touristenfahrer-Tickets entsprechend?

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