Malu Dreyer: Jetzt wird’s langsam peinlich!

Es war Ludwig Erhard, der in der Politik zu seiner Zeit die „soziale Marktwirtschaft“ ins Gespräch brachte. Danach versuchte sich die Politik dann – auf den verschiedensten Gebieten – in „konzertierten Aktionen“. Es scheint eigenartig, wenn solche Erinnerungen an „alte Zeiten“ durch aktuelle Aktionen ausgelöst werden, die man eigentlich in dieser Abfolge nicht erwartet hatte. Da wurde von Motor-KRITIK gerade das persönliche Erscheinen der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin zum 30. April am Nürburgring angekündigt, als sich zum Moment des Erscheinens dieser Meldung auch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit einer Nürburgring-Meldung in den Vordergrund schob, nach der Fraktionsvorsitzender und Mitglieder des Landtages dieser Partei sich durch einen Besuch der Capricorn-Fertigungsstätte in Meuspath ein Bild vom aktuellen Käufer des Nürburgrings gemacht haben. - Eine „konzertierte Aktion“? - In Verbindung mit anderen Feststellungen in der Sache muss man zu der Einschätzung kommen:

Malu Dreyer: Jetzt wird’s langsam peinlich!

Zunächst hatte Malu Dreyer „mehr Kontrolle und Transparenz“ bei zukünftigen Großprojekten in der Art von „Nürburgring 2009“ durch die Neuberufung eines „Wirtschaftlichkeitsbeauftragten“ ins Spiel gebracht. Wahrscheinlich, weil da Sachverstand gefordert ist, den man bei der gesamten Landesregierung von Rheinland-Pfalz nicht erwarten kann.

War es darum zum Nürburgring-Skandal gekommen? - Oder vielleicht auch deshalb, weil man auf die Feststellungen, Warnungen und Hinweise des Landesrechnungshofes in Speyer in der Vergangenheit nicht geachtet hat? - Der hat aufgrund der ihm übergestülpten Aufgabenstellung bisher nur die Möglichkeit, ein Projekt im Nachhinein zu überprüfen, dann, wenn „das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist“.

Man braucht also zukünftig eigentlich keinen neuen – und teuren - „Wirtschaftlichkeitsberauftragten“, sondern muss nur die Aufgabenstellung für den Landesrechnungshof ändern. Die Fachleute dort hatten in ihren Jahresberichten auch den Finanzminister und die Landesregierung immer wieder vor Fehlern gewarnt und an Fehlern – die schon gemacht worden waren – aufgezeigt, wo Verbesserungen möglich wären.

In den Ministerien wurden solche Hinweise abgenickt, angeblich dankend angenommen, um dann im gleichen Schlendrian fortzufahren, wie das bisher auch schon geschehen war. - „Wir machen's einfach!“ - Das war einer der Wahlsprüche von Kurt Beck, gerne auch in Sachen Nürburgring verwendet. - Auch durch Nürburgring-Geschäftsführer Dr. Walter Kafitz.

Also was soll das Gerede von einem „Wirtschaftlichkeitsbeauftragten“? - Wo eigentlich doch nur der gesunde Menschenverstand gefragt ist – und war. Wenn es an dem fehlt, landet man evtl. im Gefängnis. Das ist vielleicht eine Erfahrung, die für Politiker neu ist, kann aber in ihren Auswirkungen besser sein, als so manches Gefälligkeits-Gutachten, für dessen Richtigkeit der Gutachter nicht haftet.

Diesem ersten interessanten gedanklichen Vorstoß der Ministerpräsidentin folgte dann direkt die Planung ihres Auftritts am Nürburgring, der auch ein wenig anders ablaufen wird, als bisher von Motor-KRITIK vermeldet.

Malu Dreyer wird sich am 30. April nicht nur ab 18:30 Uhr den interessierten Fragen einiger (weniger?) Besucher stellen, sondern – wie die Nachrecherche ergab – sich schon vorher bei Besuchen entsprechend ein-, bzw. abstimmen. - Und auf die Öffentlichkeitswirkung achten!

So ist zunächst – gegen 16:00 Uhr - ein Treffen mit den Akteuren bei GetSpeed geplant, der Firma, die Partner beim Kauf des Nürburgrings durch Capricorn ist und dessen Geschäftsführer, Adam Osieka,  sich auch am Abend an der Seite der Ministerpräsidentin im Nürburgring-“Boulevard“ den Fragen der interessierten Besucher stellen wird.

Die Ministerpräsidentin reist übrigens mit großem Journalistengefolge an, die ihr dann auch von GetSpeed zu Capricorn – auf die andere Straßenseite im Industriegebiet von Meuspath - folgt.

Dort wird sicherlich auch neben der Sachinformation über einen persönlichen Eindruck dann eine Abstimmung der Ministerpräsidentin mit Dr. Robertino Wild darüber erfolgen, was man am Abend den interessierten Zuhörern zumuten will.

Die Journalisten-Crew wird sicher derweil vom Zukunftspotential (s.u. Aussage Daniel Köbler) der Firma Capricorn überzeugen lassen und der Zukunft des Nürburgrings – und überhaupt: Alles wird gut!

Von Meuspath geht dann die Fahrt der Ministerpräsidentin zur Nürburgring Betriebsgesellschaft (mit beschränkter Haftung) weiter, wo sie zunächst nur auf deren Mitarbeiter treffen wird, so die Spaß an einem netten Gespräch mit ihr haben. - Die Mitarbeiter müssen sich dazu anmelden. Nach mir vorliegenden Informationen ist die Lust auf Spaß derzeit dort nicht weit verbreitet.

Dann wird Frau Dreyer sicherlich auch alles tun, um noch einmal alles generalstabsmäßig für den Ablauf am Abend zu planen, bzw. die bereits dort skizzierte Planung in ihr Programm zu übernehmen.

Die auf Einladung der Ministerpräsidentin mitgereisten Journalisten sind bei diesem Teil des Programms nicht beteiligt, sondern werden auf eine Besichtigungs-Tour ins Nürburgring-Abseits geführt.

Erst danach wird Malu Dreyer dann – ab 18:30 Uhr – auf eine Mischung von Nürburgring-Fans und Bewohner der Eifel im Nürburgring-“Boulevard“ treffen und versuchen, denen eine positive Zukunft des Nürburgrings unter den neuen Besitzern (bisher nur auf dem Papier) aufzuzeigen. Hier dürfen dann auch wieder die Journalisten gerne mitschreiben.

Am 23. April hatte schon eine Delegation der GRÜNEN Landtagsfraktion, der SPD durch einen Koalitionsvertrag verbunden, der Produktionsstätte von Capricon am Nürburgring (in Meuspath) einen Besuch abgestattet und ein dreistündiges Gespräch mit dem geschäftsführenden Gesellschafter, Dr. Robertino Wild, geführt.


Angereist waren (vlnr): Der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Landtag, Daniel Köbler, die Landtagsabgeordnete Nicole Müller-Orth, die einen Teil des Rahmens von Dr. Robertino Wild auf dem Foto bilden, sowie rechts davon Nils Wiechmann und Dietmar Johnen, beide MdL von RLP.

Das Ergebnis der Gespräche und der bei einer Betriebsbesichtigung gewonnenen Eindrücke fasste Daniel Köbler so zusammen:

„Capricorn ist ein beeindruckendes mittelständisches Unternehmen mit viel Zukunftspotential. Mit Dr. Wild und seinem Team sehen wir auch der Zukunft des Nürburgrings und der Region optimistisch entgegen. Hier sind die absoluten Fachleute der Motorsport-Technik und Entwicklung am Werk mit hohem Engagement und Herzblut für die Sache.

Capricorn hat eine Idee von der Zukunft des Nürburgrings. Mit eigenen Vorstellungen, gesundem Unternehmergeist und viel Leidenschaft wird in der Eifel an der Umsetzung dieser Idee gearbeitet. Wir wollen den Nürburgring auf diesem Weg begleiten und sichern unsere Unstützung gerne zu.“

Mit einem Vortrag auf diesem Niveau könnte sich Malu Dreyer am Abend des 30. April dann zur „Rosamunde Pilcher der Hocheifel“ hochstilisieren. - Schlimmer geht's nimmer!

Wir dürfen uns am Ende dieser „konzertierten Aktion“ sozusagen auf eine perfekte Aneinanderreihung von Worthülsen freuen, die sicherlich gerne ohne jede Korrektur von „Schöpfern“ der „Groschen-Romane“ übernommen werden.

Jetzt wird’s wirklich langsam peinlich. - Auch ohne Wirtschaftlichkeitsbeauftragten.

Es wird Zeit, dass wir wieder Zugang zur Realität finden.

MK/Wilhelm Hahne
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