ADAC-6-Std.-Rennen: Schlecht ge-klo-nt!

Seit Jahren gibt es im VLN-Kalender ein Sechs-Stunden-Rennen. Es gehört jeweils zu den Höhepunkten der VLN-Saison am Nürburgring. Im letzten Jahr waren 192 Fahrzeuge am Start, darunter 32 GT3-Sportwagen. - In diesem Jahr versuchte sich der ADAC-Regionalklub Nordrhein (Köln) auch an einem 6-Stunden-Rennen, deklarierte es als Qualifikationsveranstaltung für das im Juni folgende 24-Stunden-Rennen und konnte auf die Teilnehmer rechnen die a) Geld zuviel, b) Fahrer mit zu großer Anreise die schnelle Möglichkeit einer Qualifikation ermöglichen, c) Fahrer hatten, die sich an das Nachtfahren gewöhnen wollten. Da kamen denn gerade mal 47 zusammen, davon 13 GT3. - Die Veranstaltung hätte sogar Carlos Sainz Spaß gemacht, der als Rallye-Spezialist keine Überholerfahrung hat. Ein erfahrener GT3-Werksfahrer: „Ich kam mir vor, wie am frühen Sonntagmorgen auf der Autobahn. Ich war allein auf weiter Flur.“

ADAC-6-Std.-Rennen: Schlecht ge-klo-nt!

Die Organisation war vom Allerfeinsten. Im Fahrerlager stolperte man über schwarz gekleidete Security-Leute und Ordner. Gegenüber einem VLN-6-Stunden-Rennen waren vielleicht ein Drittel der Zuschauer in Boxennähe unterwegs. Und Fahrer beschwerten sich, dass sie – nicht mit einer Parkkarte ausgestattet – auf dem Parkplatz 6 (das ist falsch! Richtig muss es heißen: B1/2) dann 5 Euro bezahlen mussten, als sie dort ihren Privatwagen parkten. - Bei der VLN ist das Parken dort kostenlos.

Alle Streckenposten waren vollzählig mit einem Klo ausgestattet, ein Komfort, den es bei einem VLN-Rennen in dieser Vollkommenheit nicht gibt. Aber sonst gab es eigentlich wenig Erfreuliches zu berichten. Die angereisten Zuschauer waren nicht unbedingt begeistert und die meisten waren am Sonntag auch erst zum Rennstart angereist.

Die zwei Qualifying-Sitzungen vorher waren eigentlich noch nicht einmal beim Beobachten am Computer spannend, weil auf den Internetseiten der Ablauf auch nicht korrekt – wie vorgesehen – ablief. Und man konnte wohl auch als Teilnehmer durch engagiertes Gasgeben keine der so begehrten „Blauen Lampen“ fürs 24-Stunden-Rennen ergattern. Obwohl hier auch eigentlich „langsamere Teilnehmer“ die Chance gehabt hätten, da die Teilnehmerzahl insgesamt klein war und in der GT3-Kategorie nicht unbedingt Gas gegeben wurde.

Als Zuschauer, extra zu dieser Veranstaltung angereist, muss man sich ein wenig wie bei einem Rennen am 1. April vorkommen sein: Ein wenig auf den Arm genommen. Die Fahrer der BMW-Werkswagen (GT3) mussten z.B. im Training schon sehr aufpassen, um nicht einem Kollegen ins Heck zu fahren. Man fuhr mit „gebremstem Schaum“, nahm spätestens nach Überfahren des „Galgenkopf“ das Gas heraus und tuckerte so dem Zielstrich entgegen.

Der einzige GT3, der mal einen Sprint einlegte, war der weiße Mercedes SLS mit der Start-Nummer 15, der auf Pirelli-Entwicklungsreifen unterwegs war und die natürlich auf ihre Qualitäten testen wollte. Feststellung von außen: Pirelli hat hier gute Arbeit geleistet. Wäre der SLS auf dem (kürzeren) VLN-Kurs unterwegs gewesen, hätte die Stoppuhr klar unter 8 Minuten angezeigt.

Alle BMW-Werkswagen waren auf Michelin-“Kundenreifen“ unterwegs, auch die, die sonst auf Dunlop rollen. Aber Dunlop hat die Rennreifenproduktion in England eingestellt. So gibt es derzeit einen Engpass, den dann z.Zt. Michelin schließt. - Wenn auch mit schlechterem Material.

Man darf aber davon ausgehen, dass zumindest die BMW-Werkswagen (Z4) zum 24-Stunden-Rennen mit den Spezialmischungen ausgestattet sein werden, wie sie sonst von Michelin an die Großabnehmer von Serienprodukten für ihre Werksteams ausgegeben werden.

Die BMW Z4 werden so beim 24-Stunden-Rennen noch mal um rd. 10 – 15 Sekunden pro Runde schneller sein, als jetzt beim „Quali-Rennen“.

Einer der langjährigen Besucher der Rennen an der Nürburgring-Nordschleife ging sogar so weit, im Fall dieser Veranstaltung von „Betrug am Zuschauer“ zu sprechen. Einer aus dem Team der BMW-Konkurrenten zog lächelnd Bilanz: „Die haben sich mit diesem Vierfach-Sieg keinen Gefallen getan.“

Er spielte damit wohl auf die Möglichkeit des Veranstalters an, noch mal dank der BoP (Balance of Performance) in das Leistungsverhalten der Fahrzeuge einzugreifen. Insgesamt ist so ein 24-Stunden-Rennen inzwischen zu einer Farce geworden, da der Veranstalter es wohl gerne allen Marketing-Abteilungen recht machen möchten.

So musste man sich auch nicht wundern, wenn man jetzt beim 6-Stunden-Rennen hören (oder lesen) konnte: „...bekommt wegen Unterschreitung der vorgeschriebenen Boxenstandzeit eine Zeitstrafe...“ - ??? - Bei einem Langstreckenrennen, wo die Teamleistung – auch die der Monteure – zählen sollte? - Das ist so. Alle Fahrzeuge sollen möglichst gleichzeitig die Ziellinie als Sieger passieren können – zumindest die Möglichkeit haben. - Wie der Veranstalter wohl den jeweiligen Firmen zu vermitteln versucht. - Es sind schließlich auch Sponsoren darunter!

Und dem Zuschauer soll es Spannung garantieren. Und im Übrigen ist man ja sooo tolerant. Inzwischen darf man sogar den Boxenstopp mit einer Stopp-and-Go-Strafe kombinieren. - Ist das nicht ein Fortschritt?

BMW war übrigens nicht nur mit dem inzwischen sehr guten Z4 unterwegs, sondern auch mit einem anderen – ein wenig missgeratenen - „Kind“: Dem BMW M 235i racing. - Noch ein wenig fett und voller Kinderkrankheiten. Die Auslieferung hatte sich verzögert, weil die Getriebe Ärger machten. Dann Antriebswellenschäden, die Fahrwerkabstimmung stimmte nicht. Man muss sich fragen, wer für eine solche BMW-Visitenkarte verantwortlich zeichnet.

Das mit dem Getriebe soll abgestellt sein, das Fahrwerk ist inzwischen auf Bilstein-Dämpfer umgestellt, aber leider ist das Gewicht immer noch zu hoch. - Aus Motor-KRITIK-Sicht ist ein solcher BMW als Rennfahrzeug keine Empfehlung für die Münchner. Man scheint verlernt zu haben, aus Serienlimousinen ein amateurtaugliches Rennfahrzeug zu machen.

Es war wieder erstaunlich festzustellen, dass ein Porsche-Cup-Fahrzeug vom Typ GT3 in seiner seriennahen Ausführung zu den (auf der Geraden) schnellsten Rennfahrzeugen zählt, schneller ist, als z.B. ein Audi R8 oder ein Mercedes SLS, die aber natürlich über deutlich mehr Abtrieb verfügen und damit – bezogen auf die Rundenzeit – deutlich schneller sind als ein Porsche.

Weil aber so wenig Fahrzeuge am Start waren und die auch unbedingt nicht alle so schnell unterwegs waren wie sie konnten, platzierte sich der GetSpeed-Porsche-Cup-GT3 im Rennen auf Platz 8 im Gesamtklassement. Aber von den Schnellen waren nach 6 Stunden auch einige ausgefallen. - Trotzdem wurde es nichts mit der „Blauen Lampe“ für das Fahrzeug. Da hatte man wohl – wie auch bei Motor-KRITIK – etwas falsch verstanden.

Da wir uns nicht nur durch Befragen, sondern auch durch eigenen Augenschein ein Bild vom der „Konkurrenz-Veranstaltung“ zum VLN-6-Stunden-Rennen machen wollten, seien hier noch einige Fotos eingestellt, die gleichzeitig dann T'ipps für den Besuch des 24-Stunden-Rennens enthalten.

Die Parkplätze von Aldi und Lidl...

 

 

...waren – weil hier keine Parkplatzgebühr verlangt wurde – gut genutzt. Von hier ist es auch nicht weit bis zum Streckenabschnitt „Breidscheid“ wie dieses Foto verdeutlicht:

 

An den Zugängen zur Strecke, wie hier bei Quiddelbach – wo man zur „Hatzenbach“ Zugang hat – war der Parkplatz an der Straße (da kostenlos) übervoll...

 

während auf der anderen Seite der Parkwächter...

 

...die Däumchen drehte und das „Flatterband“ nur für wenige Zuschauer-Fahrzeuge zu öffnen hatte. (Bitte lesen Sie die Korrektur am Ende dieser Geschichte.)

Irgendwann hat man dann wohl auch keine Parkgebühr mehr erhoben, weil die paar Euro, die man so zusätzlich einnahm, auch „den Kohl nicht mehr fett machten“.

Man spricht davon, dass die Gesamtkosten für die Veranstalter dieses Rennens, für den ADAC Reginonalklub Nordrhein in Köln, bei 400.000 Euro gelegen haben. Dieser Betrag konnte trotz heftigem Verlangen für Fahrerlagerplätze, Nenngeld, und, und, und – sicherlich nicht eingenommen werden. Wenn die Endabrechnung erfolgt ist, wird am Ende unter dem Strich sicherlich ein „dicke rote Zahl“ stehen.

Ich habe einige Zeit warten müssen, bis ich von der B 257 aus am „Flugplatz“ gleich zwei Rennfahrzeuge fotografieren konnte:

 

Dafür dann mehr Fahrzeuge, die auf einer Wiese „nebenbei“ abgestellt waren. Kostenlos natürlich:

 

In der Nähe des Lindner-Hotels waren – wie ich schon schrieb – von Anfang an (nicht unbedingt „bis zum bitteren Ende“) dann fünf Euro fällig:

 

Und an der Kasse der Tankstelle „Döttinger Höhe“...

 

...wurde mir mit Überzeugung bestätigt, dass jedes VLN-4-Stunden-Rennen mehr Betrieb bringt, als hier das ADAC-6-Stunden-Rennen. „Heute morgen“, so sagte man mir am Sonntag, „war hier gar nichts los.“

Darum ist wohl auch damit zu rechnen, dass es so ein teures Vorspiel (für den ADAC) zum 24-Stunden-Rennen nicht mehr geben wird. - Dieses hier war auch für die Zuschauer eigentlich uninteressant.

Und noch ein Tipp: Gleich ob nun beim 24-Stunden-Rennen oder bei einer der kommenden VLN-Veranstaltungen:

Essen Sie Ihre „Rennwurst“ an der „Würstchenbude“ neben der Tankstelle an den „Döttinger Höhe“. Sie ist unvergleichlich besser als die, die man direkt an der Strecke kaufen kann.

Es hat im Verlaufe des 6-Stunden-Rennens verschiedene „Vergleichstests“ gegeben. - Und inzwischen kennen wir bei Motor-KRITIK auch die Einkaufspreise.

Das Bessere ist eben ein Feind des Guten! - Nicht nur im Fall von Rennveranstaltungen.

MK/Wilhelm Hahne

Korrektur: Zu meiner Darstellung schreibt mir einer meiner Leser gegen 20 Uhr: "...Der Parkplatz war nicht wegen der Parkgebühr so leer. Ich wollte dort trotz Parkgebühr parken. Der Ordner erklärte mir, dort dürften nur Sportwarte mit Campingausweis parken. Ich sollte mir gegenüber auf dem Parkplatz was suchen...." - Das ist der, der so übervoll ist. - Alles klar?

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