Nbrgrg-Verkauf: Ein Käfig voller Narren?

Die „Vorrats-GmbH“ wurde am 29. Oktober 2013 im Handelsregister bekannt gemacht und trug den schönen Namen „Blitz D13-eins-sechs-acht GmbH“. Die kauften die beiden Unternehmer Robertino Wild und Dr. Axel Heinemann (beide Düsseldorf) und nannten sie am 10. März 2014 in „capricorn NÜRBURGRING GmbH“ um. Am 11. März 2014 wurden die Herren dann dank des Kopfnickens von vier Mitgliedern des Gläubigerausschusses (insgesamt mit fünf Personen besetzt) zu Käufern des Gesamtobjekts Nürburgring erklärt. Am 1. April 2014 fanden die Eigner der o.g. Firma einen anderen Namen aussagekräftiger: Die Firma heißt ab diesem Termin „capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH“, aber schon am 11. Juli 2014 änderte man den Unternehmensgegenstand, „sowie die Bestimmungen über das Stammkapital“. Das betrug übrigens bei der Gründung 25.000 Euro. Weitere Infos findet man im Handelsregister des Amtsgerichts Düsseldorf unter der HRB-Nr. 71282. - Andere Details finden die Leser von Motor-KRITIK in folgender Geschichte mit dem Titel:

Nbrgrg-Verkauf: Ein Käfig voller Narren?

Es war immer klar und deutlich vermeldet worden: Die Verantwortung für den Verkauf der Nürburgring GmbH nach ihrer Insolvenz in Eigenverwaltung lag immer beim Gläubigerausschuss. Die Herren Insolvenz-Sachwalter hatten immer alle Verantwortung dafür weit von sich gewiesen, genauso wie der Vertreter der KPMG, Frankfurt, die für die Erstellung des „Verkaufsprospekts“ nicht (!) verantwortlich war, sondern nur so einfach in einem „Teaser“ zusammen gestellt hatte, was man für wichtig und richtig hielt. - Ohne jede Verantwortung. - Oder sollte man sagen: Verantwortungslos?

Was ist z.B. mit Bauschäden? - Wenn es sie gibt: In welcher Höhe sind sie gutachterlich bewertet? - Aber vielleicht wollte man mögliche Interessenten nicht abschrecken. - Hatte man nur den „Bieter“ Capricorn ins Vertrauen gezogen, einseitig auf einen möglichen Käufer gesetzt, von dem man glaubte, ihn als „mittelständisch und autoaffin“ der Öffentlichkeit gut verkaufen zu können?

Und die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hat eigentlich niemals etwas mit irgendetwas zu tun gehabt. Politiker tragen niemals eine Verantwortung. Eigentlich sind sie nur zum Darstellen von Worthülsen gut. Im Fernsehen z.B., oder irgendwo in den Medien. Natürlich sagen sie nicht, was wirklich ist und einmal sein wird, sondern sie sind Produzenten von Visionen.

So ist „Nürburgring 2009“ entstanden. Und niemand trägt Verantwortung. Da soll vom Gericht jemand bestraft werden, der nur Erfüllungsgehilfe seines Herrn war. Und er war umgeben von weiteren Erfüllungsgehilfen, die sich lediglich pragmatisch verhalten haben. - Warum sollte man eine eigene Meinung äußern, wenn man längst verlernt hat eine zu haben?

Alles wird gut! - Es wird doch niemand Millionen „verballern“, weil das doch eine unvorstellbare große Summe ist. Für einen Normalverdiener. - Aber nicht für Politiker! - Die formen daraus ein „Leuchtturmprojekt“. Und wenn es nichts wird, werden sie Berater bei einem Arzneimittelhersteller. Dieser Hersteller muss dann anschließend irgendwo anders die Kosten senken. - Berater sind eben teuer.

Vor allen Dingen dann, wenn sie über ein hohes Niveau verfügen, ihr Niveau z.B. mit einem Projekt wie „Nürburgring 2009“ deutlich gemacht haben. Aber sie hatten auch Kehrtwendungen, hin zu einem „Neuanfang“ vorgenommen. Mit Leuten, die zu ihnen passen.

Als die der Öffentlichkeit nicht mehr passten – und auch sonst nichts – da hat man sich von ihnen getrennt. Und mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung einen Schlussstrich zu ziehen versucht. Damit das Land Rheinland-Pfalz endlich keine Verantwortung mehr hatte. Natürlich lag dann die Verantwortung bei anderen. Weil man in einem Insolvenzverfahren keinen Einfluss mehr hat. - Sagte man in Mainz. - Und die Herrschaften dort – exakt die, die behaupten keine Einfluss zu haben - bestellten einen Insolvenz-Geschäftsführer. Das politische Mainz bestimmte Prof. Dr. Dr. Schmidt. - Auf Empfehlung eines Beraters.

Auch Prof. Dr. Dr. Schmidt hatte nichts zu verantworten. Er hat noch nicht einmal ein Sanierungskonzept vorgelegt, aber immer wieder von Sanierung gesprochen und schreiben lassen. Eigentlich hat er aber nur den Verkauf des Nürburgrings betrieben. Den er dann nicht verantwortete, sondern – als es denn soweit war – der Gläubigerausschuss. Da kann der Insolvenz-Sachwalter, Jens Lieser, nur zustimmend nicken. Auch er hat keine Verantwortung. Und das Insolvenzgericht hat alles überwacht. - Natürlich war man nicht verantwortlich, man hat nur einen Blick darauf geworfen.

Wer verantwortet eigentlich den so genannten Kaufvertrag? - Motor-KRITIK hat daraus Details beschrieben. Dazu gehören auch die ersten Zahlungstermine. Der letzte – jetzt aktuelle - im Kaufvertrag genannte Zahlungstermin war danach der 31. Juli 2014. An diesem Tag hatte die „capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH“ dann – verbürgt durch rechtsgültige Unterschriften – exakt 5.000.000 Euro (in Worten: fünf Millionen Euro) zu zahlen.

Es war für Motor-KRITIK schwer, diesen Punkt exakt zu diesem Termin abzuhaken. Denn alles ist geheim. Der Vertrag ist geheim. Die Zahlung ist geheim. Ob der Vertragsinhalt erfüllt wurde ist geheim. Fünf Millionen Euro sind eben kein Thema für die Öffentlichkeit. - Außerdem war der Insolvenz-Sachwalter gerade in Urlaub. Er jetzt – seit dem 18. August 2014 – ist er wieder im Dienst. Aber es gehört nicht zu seinen Obliegenheiten, die Öffentlichkeit zu informieren.

Also übernimmt diese Aufgabe heute Motor-KRITIK. Ergebnis:

Die „capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH“, Düsseldorf, Nachfolgerin des Vertragspartners „Blitz D13-eins-sechs-acht GmbH“ „ ( HRB-Nr. 71282 beim Amtsgericht Düsseldorf) hat zum vertraglich vereinbarten Termin 31. Juli 2014 (zwischen Null und 24 Uhr) nicht die vertraglich vereinbarte Zahlung von fünf Millionen Euro geleistet!

Und nun? - Aber das darf eigentlich niemand wissen. Das ist alles geheim. Und die Landesregierung hat keinen Einfluss. Aber es gibt einen Kaufvertrag. - Sollte man den nicht ernst nehmen, weil die EU in Brüssel ihn noch nicht abgenickt hat? - Aber diese „capricorn Besitzgesellschaft mbH“ greift schon überall – als wäre man tatsächlich Besitzer des Nürburgrings – in die Abläufe, in die Gestaltung von Verträgen mit Veranstaltern, auch durch veranlasste Kündigungen, ein. - Und wer trägt die Verantwortung?

Die Mitglieder des Gläubigerausschusses, die den Kaufvertrag am 11. März 2014 in Koblenz abgenickt haben, ohne die Vermögensverhältniss – oder die Verhältnisse überhaupt! - geprüft zu haben, aus zeitlichen Gründen prüfen zu können; die glaubten richtig zu handeln, weil sie sich damit (überwiegend) des Wohlwollens von Insolvenz-Sachwaltern und den Mitgliedern der Landesregierung sicher waren.

Hier sind noch einmal die Namen der vier Mitglieder des verantwortlichen Gläubiger-Ausschusses aufgeführt, die den Kauf des Nürburgring erst im Ansatz möglich machten. - Einer sagte NEIN! - Das macht dann fünf:

Sie sind von den Insolvenz-Sachwaltern dem zuständigen Insolvenzgericht so benannt:

  • Herr Reinhold Schüssler, Vertreter der Ortsgemeinde Nürburg
  • Herr Karsten Drawe, Vertreter des Investitions- und Strukturbank Rehinland-Pfalz (ISB)
  • Herr Udo Mergen, Vertreter der Ortsgemeinde Müllenbach
  • Herr Winfried Ott, Vertreter der Arbeitnehmer
  • Herr Günter Thull, Vertreter der Bundesagentur für Arbeit (Agentur für Arbeit, Mayen)

Der Vertreter der Ortsgmeinde Nürburg, Reinhold Schüssler, war der Einzige, der am 11. März 2014 gegen einen Verkauf an die Düsseldorfer Visionisten Wild und Heinmann stimmte. Sein Gefühl hat ihn – wie die aktuellen Abläufe zeigen – nicht getäuscht. Schon die zweite 5 Millionen-Rate wurde von denen, die sich als Käufer des Nürburgrings empfinden, zum im Vertrag vereinbarten Termin, am 31. Juli 2014 nicht gezahlt.

Natürlich sind die Herren um eine Zahlung bemüht. Bisher wurde Zweidrittel des Anteils an der „Besitzgesellschaft mbH“ von Robertino Wild gehalten, während Dr. Axel Heinemann Eindrittel schulterte. Nun möchte man die Zweidrittel des Herrn Robertino Wild halbieren und bietet sie möglichen Interessenten an.

Robertino Wild musste wohl seine Rücklagen, die er für den Kauf des Nürburgrings gebildet glaubte, für eine Auseinandersetzung reservieren, die ihn wohl überraschend traf. (Für Motor-KRITIK-Leser ist die Entwicklung nicht überraschend.)

Die Herren in Düsseldorf sind ziemlich nervös und es gibt nicht nur einen Ansprechpartner, der von einem Angebot berichtet.

Es ist bezeichnend, dass ein Ortsbürgermeister, nur seinem Gefühl vertrauend, nicht den Ermunterungen der Leute, die jede Verantwortung ablehnen, die richtige Entscheidung in Sachen Verkauf des Nürburgrings getroffen hat. Schaut man sich einmal an, in welchem Abhängigkeitsverhältnis zur Landesregierung sich andere Beteiligte im Gläubigerausschuss befinden, bekommt man ein Gefühl für die Art ihrer Entscheidung: Sehr pragmatisch!

Möge nun der vom Insolvenz-Gericht eingesetzte Insolvenz-Sachwalter nach seinem Urlaub verkünden, wie es in Sachen Verkaufsabwicklung des Nürburgrings auf der Bases des existierenden Kaufvertrages (bisher ohne Zustimmung der EU!) weitergehen soll.

Aber eigentlich ist das alles geheim. Der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit in diesem Insolvenzverfahren wird darauf verweisen, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt und man darum... -

Natürlich ist der Inhalt dieser Geschichte auch absolut vertraulich. - Behalten Sie ihn also bitte für sich.

Aber selbstverständlich können Sie sich ein paar Gedanken dazu machen.

„...die Geda...en...ken sind frei!“

MK/Wilhelm Hahne
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1 Kommentar

19.8.14 Ihr Artikel

<p> Guten Abend lieber Herr Hahne,</p> <p> &nbsp;</p> <p> Es ist schon sehr erschreckend, diese Mischung von Kaltschnaeuzigkeit, Verantwortungslosigkeit, Frechheit, oder latenter Dummheit , die hier um &quot;unsern&quot; Ring gespielt wird.Ich bin zwar kein Fan der Bruesseler EU, aber in diesem Fall, warte ich gespannt, was da raus kommt.Danke fuer Ihre Nachforschungen:-))</p> <p> &nbsp;</p> <p> Lieben Gruss aus der Schweiz</p> <p> &nbsp;</p> <p> Ihr</p> <p> &nbsp;</p> <p> Rainer Merlot</p>

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