Wenn Touristen- am Vatertag Renn-Fahrer spielen!

Ich erinnere mich noch gut an Wandergruppen lustiger Väter, die an Vatertag, nicht nur den Wanderstab in der einen Hand, auf staubigen Wegen unterwegs waren. Der Staub wurde ab und an dann schon mal - in der anderen Hand die Flasche - weggespült. - So hatte das Trinken seinen Sinn!

Die Zeiten haben sich geändert. Zunächst war man dann an Vatertagen mit dem Pferdewagen unterwegs. Dann wurde der Wagen von einem Trecker gezogen. So ein alter Deutz mit luftgekühltem Einzylindermotor ballerte ganz schön, verfügte aber über wenig mehr als 10 PS. Mehr brauchte man auch nicht. - Aber lustig war’s!

Wenn man an Vatertag mit dem Auto unterwegs war, dann war das meistens ein Familienausflug. Denn Alkohol am Steuer? - Das ging gar nicht! Und natürlich galt: „Hör’ auf deine Frau und fahr vorsichtig! - Doch die Zeiten sind vorbei!

Es gab auch eine Zeit, da galt unter Motorradfahrern: „Ein Sturz ist eine Schande!“ - Das ist auch längst vorbei. Vorbei ist auch die Zeit wo man beim Kauf eines Motorrad noch abwog, ob man nun etwas mehr Geld für 305 ccm ausgab oder es doch vielleicht bei 249 ccm beließ, weil das nicht nur in der Anschaffung billiger war. - Die Zeiten haben sich geändert!

Heute gönnt sich der Vater an Vatertag ein paar Runden Nürburgring! Kostet – weil Donnerstag - nur 25 Euro pro Runde. Und Geld kostet ja auch nichts. Wie das mit dem Fahren geht, hat man im Fernsehen gesehen. Außerdem hat das Auto ABS, ESB, eine Tractions-Control, ist mit Breitreifen – 20 Zoll! - ausgestattet und hat belüftete Scheibenbremsen vorne und hinten. Außerdem hat man den Wagen gleich mit Sportfahrwerk und Differentialsperre geordert! Sein Talent als Fahrzeugführer hat man schon bei der Führerscheinprüfung bewiesen: Führerschein gleich im ersten Anlauf bestanden!

Also ab in die Eifel! - Die Nordschleife ruft! - Eine echte „Grüne Hölle! - Mit Dreifach-Leitplanken und FIA-Zaun! Und weil die dritte Corona-Welle schon gebrochen ist, kann man dort den vielen Zuschauern am Streckenrand mal zeigen, was man so als Rennfahrer drauf hat! - Alles nach dem Motto:

  • Wenn ich so eine Karre wie der Hamilton hätte, könnte ich auch leicht Weltmeister werden!

Das werden einige denken, bzw. gedacht haben, bevor ihr Fahrzeug auf einem Abschleppwagen die Strecke verließ, nachdem ihnen vorher die Strecke ausgegangen war. - Da muss Öl auf der Strecke gewesen sein oder irgendein technisches Versagen... - Oder irgend so ein Blödmann ist eindeutig  zweideutig zu langsam gefahren… -

In diesem Jahr stand sogar ausgangs „Schwalbenschwanz“ ein Reh auf der Strecke! Das hat sogar die Streckenposten verunsichert. - Welche der Fahnen, die es lt. StVO im Straßenverkehr gar nicht geben kann (nur im Rennbetrieb!), sollte man nun schwenken? - Was man an Vatertag mit einem Schwenkbraten macht, das weiß man aus Erfahrung! - Aber ein Reh auf einer Rennstrecke, die eine Privatstraße ist und nun durch den Pächter und Veranstalter zu einer Kraftfahrzeugstraße geworden war, auf der aktuell dann nur polizeilich zugelassene Kraftfahrzeuge unterwegs sind…? - In jedem Fall der Einsatzleitung Meldung machen!

Das war aber nicht die einzige Meldung an diesem Tag! Da hat’s in der „Eiskurve“, am „Schwedenkreuz“, an der „Quiddelbacher Höhe“ geknallt und zwischendurch ist auch mal ein Motorradfahrer auf der Bundesstraße auf ein Automobil aufgefahren, das zum Parkplatz „Brünnchen“ abbiegen wollte.

Da musste dann sogar die Polizei gerufen werden. Natürlich auch bei schwereren Unfällen auf der Nordschleife, wo dann auch die Strecke zunächst mal geschlossen werden musste! So auch nach einem „richtigen“ Unfall am „Schwedenkreuz“. - Insgesamt hat es – soweit ich das zählen konnte – am Vatertag auf der Nordschleife so um 10 Mal „geknallt“. Die Polizei war  natürlich auch oben und vermeldet heute:

„Die Polizei Adenau hat mit Unterstützung von Kräften der TEG (Traffic Enforcement Group der Polizeidirektion Mayen) am gestrigen Feiertag umfangreiche Kontrollen durchgeführt. …“

Nichts von einem Unfall während der „Touristenfahrten“! - Obwohl sowohl Kranken- als auch Abschleppwagen im Einsatz waren. Man führte auch mit einem Videofilmer ein Fachgespräch an der Nordschleifen-Einfahrt. - Wo man schon einmal da war!

So hat dann der Vatertag in den Medien – soweit es die Unfälle auf der Nordschleife betrifft – ein gutes Ende genommen.

Und heute am Freitag, dem Tag nach Vatertag, hat man die Rennstrecke für den Touristenverkehr schon vor „High Noon“ zunächst mal wieder geschlossen. - Schließen müssen? - Oder war das vielleicht eine reine Sicherheitsmaßnahme?

Vielleicht war wieder mal ein Reh auf der Strecke. - Oder gar die Polizei? - Man weiß es nicht!

MK/Wilhelm Hahne

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1 Kommentar

Reh auf der Strecke...

...und welche Flagge denn nun...? Da darf es m.E. keine zwei Meinungen geben: da durch die bekannter maßen sehr schreckhaften Tiere eine Gefahrensituation besteht, bei der absolut unklar ist, ob die Strecke frei (bleibt), teilweise oder vollständig blockiert ist (oder beim nächsten Fluchtversuch des Rehs: sein wird), ist für mich ganz klar "doppelt gelb" zu schwenken; auf der Nordschleife am Posten "vorher" am besten noch "einfach gelb".

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