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Wen interessiert noch das Ergebnis eines Rennens von Juni 2019? - Mit ähnlichen Argumenten wurde der 1. Teil meiner Geschichte zu den Auswirkungen einer Disqualifikation beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring in diesem Jahr abgetan. - Und entsprechend negativ war auch die Bewertung insgesamt. - Dabei runden solche Geschichten, die den realen – nicht den öffentlich dargestellten - Hintergrund zum Motorsport in Deutschland deutlich machen, eigentlich das optisch und akustisch wahrnehmbare Geschehen ab. - Auch der Motorsport wird heute durch ein industrielles Marketing stark beeinflusst, das dem Motorsport nicht gut tut. Mit diesem Marketingeinfluss versucht man die Idealvorstellungen der Werke durchzusetzen. So wird gleichzeitig versucht, die mögliche positive Beeinflussung der Käufer der normalen Serienprodukte durch so dann erst mögliche Erfolge im Motorsport zu vergrößern. Da ist man wenig rücksichtsvoll. Schließlich geht es – um Geld! - Was sich im 1. Teil meiner Geschichte zum Geschehen um das 24h-Rennen andeutete, wurde wohl von einigen Lesern als „krankhafte Phantasien“ eines alten Mannes empfunden, bzw. versucht so darzustellen. - Dabei hatten sich die Beteiligten schon durch ihr Verhalten bei meinen ersten Anfragen zu diesem Thema ein wenig „entblättert“ und mich aufmerksam weiter recherchieren lassen. - Nachstehend finden meine Leser das – immer noch vorläufige - Ergebnis meiner journalistischen Bemühungen. - Ich werde weiter am Thema bleiben!
24h-Rennen 2019: Teil II einer wahren Geschichte!
Der beginnt eigentlich damit, dass ich einen Tag nach Veröffentlichung des 1. Teils hier in Motor-KRITIK dann eine Antwort auf meine Anfrage bei Manthey-Racing erhielt. - Damit meine Leser die Ausgangsposition kennen, folgt hier zunächst der Text meiner Anfrage. - Am 19 November 2019, um 14:09 Uhr schrieb ich:
„Guten Tag,
beim Sammeln von Fakten für eine neue Geschichte bin ich am Wochenende auch auf die 24h-Internetseite des ADAC Nordrhein geraten.
Ich war überrascht festzustellen, dass das Ergebnis des 24h-Rennens dort immer noch als "provisional" gekennzeichnet ist. Ich habe sofort in meiner "alten" Geschichte zu diesem
Thema nachgeschlagen um festzustellen, dass "Manthey-Racing" - obwohl disqualifiziert - nicht in Berufung gehen wollte.Diese Aussage habe ich dann auch - zu meiner Erleichterung - noch am Sonntag auf Ihrer Internetseite bestätigt gefunden.
Was aber jetzt zu der Frage führt:
Was ist passiert, dass das Rennergebnis des 24h-Rennens 2019 immer noch nicht endgültig ist?
Ich wäre für ein paar aufklärende Sätze sehr dankbar! Sie können mir das sicherlich erklären. - Danke im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne“
Als mögliche Reaktion hätte ich nun erwartet, dass man – so man wirklich von meinem Hinweis überrascht ist – sofort den Veranstalter des 24h-Rennens anruft, anschreibt, um zu erfahren, warum es immer noch ein „vorläufiges“ Ergebnis zum 24h-Rennen gibt, obwohl man selber keine Berufung eingelegt hat.
Das ist nicht erfolgt! - So hatte ich dann – nach dieser Anfrage - den Veranstalter um Auskunft gebeten und auch umgehend - wie meine Leser bereits erfahren konnten – eine Antwort erhalten. - Das passte nach meiner Erfahrung nicht alles so richtig zusammen, so dass ich – nach ersten Nachrecherchen – auch die „offiziellen Darstellungen“ nicht mehr so recht ernst nehmen konnte.
- Warum hatte man beim ADAC Nordrhein mit der weiterhin öffentlichen Darstellung eines „vorläufigen“ Ergebnisses „ein Tür‘chen offen gelassen“?
Die Antwort durch deren Pressesprecher, der gleichzeitig für den DMSB die Pressearbeit macht, war einfach „zu schön“! - Und die Antwort von Manthey-Racing erhielt ich erst nach der Info des ADAC-(DMSB-)Pressesprechers, exakt am 22. November 2019 um 16:17 Uhr vom dortigen Manthey-Abteilungsleiter Vertrieb-Marketing-Event:
Sehr geehrter Herr Hahne,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, die verspätete Rückmeldung bitten wir höflich zu entschuldigen.Die von Ihnen getroffen Aussage im Zusammenhang mit unten stehendem Sachverhalt können wir hiermit bestätigen. Manthey-Racing hat gegen die Disqualifikation beim diesjährigen 24h-Rennen keine Berufung eingelegt.
Zur weiteren Sachverhaltsaufklärung und warum das Rennergebnis auf den Internetseiten des 24h-Rennens als provisorisch ausgewiesen ist können wir darüber hinaus leider nicht beitragen.
Herzliche Grüße aus Meuspath
XXX
Obwohl betroffen, hatte man – wie aus der E-mail hervorgeht – keinen Kontakt mit dem ADAC Nordrhein aufgenommen. - Wenn man weiß, aus welchen weniger bedeutenden Gründen im Hintergrund zwischen einzelnen „Parteien“ telefoniert, diskutiert und geschrieben wird, war eine solche Antwort aus meiner Sicht – und meiner Erfahrung - „entsprechend einer Absprache“ erfolgt.
Das hat sich – leider – bestätigt, da „zufällig“ in der gleichen Woche bei Manthey-Racing der dort eingebaute Rollenprüfstand über einen ganzen Tag in vollem Betrieb war. Dabei lag mir eine „so nebenher“ erfolgte Information aus dem Manthey-Umfeld vor, dass dieser Prüfstand nicht mehr genutzt werden solle, da man den dafür bisher benötigen Raum als Lagerraum nutzen wolle.
- Gab es neue Planungen? - Warum stand ausgerechnet nun – praktisch am Ende der Motorsport-Saison – dort ein Porsche GT3 auf dem Rollenprüfstand? - Warum wurde dieser Prüfstand in diesem Fall von einem Mitarbeiter gefahren, der in letzten Zeit – z.B. auch bei Prüfung der Cup 3-Fahrzeuge (vor dem Verplomben) – nicht mehr am Prüfstand tätig war? - Aber eigentlich der Prüfstandsexperte in dieser Firma ist!
In einem solchen Fall zahlt sich aus, dass ich als Journalist viele Dinge registriere, obwohl sie eigentlich im Moment des Erlebens scheinbar ohne jede Bedeutung sind.
So hat mich z.B. schon seit Jahren gewundert, dass den GT3-Fahrzeugen in den „Vorschriften“ zur „BoP“ (Balance of Performance) auf einem Rollenprüfstand immer eine höhere Leistung zugestanden wurde, als sie auf dem Motorenprüfstand – also an der Kurbelwelle – gemessen wurde. Dabei muss selbst jedem Laien klar sein, dass im Antriebsstrang Leistung verloren geht. Durch mechanische Reibung, die auch nicht durch Schmierung z.B. der Getrieberäder vermindert wird, da man dann wieder die so genannten „Planschverluste“ durchs Getriebeöl hinzurechnen muss.
Natürlich hat es im Laufe der Jahre Material- und Konstruktions-Verbesserungen im Getriebe und Antriebsstrang gegeben, die die Leistungsverluste weiter minimiert haben. Aber es wird an der Hinterachse immer (!) weniger Leistung ankommen, als an der Kurbelwelle gemessen wird.
Nur bei der „BoP“ ist das anders. - Nicht nur darum, sondern insgesamt ist eine „BoP“ nach meiner Auffassung von Motorsport ein völliger Blödsinn. Erst recht in der heutigen Zeit! - Obwohl es für die „ungewöhnliche“ Differenz bei den unterschiedlichen Leistungsmessungen eine Erklärung gibt. - In der Folge zu lesen.
Es ist auch aus meiner Sicht ein reiner Aktionismus, wenn man z.B. den Motorsport mit Verbrennungsmotoren einstellt, die in der Realität noch Jahrzehnte den Straßenverkehr z.B. in Europa bestimmen werden. Allein solche Entscheidungen machen auf die gegenseitige Abhängigkeit von Automobilindustrie und Politik aufmerksam. - Es ist ein gemeinsames „Schaulaufen der Paare“!
Nicht zufällig ist der VDA, der Verband der deutschen Automobilindustrie vor Jahren von Frankfurt nach Berlin umgezogen. Inzwischen sitzt man in einem gemeinsamen „Kahn“, rudert gemeinsam über die Spree und hat noch nicht gemerkt, dass der „Kahn“ undicht ist. - So wird man dann in nächster Zeit mehr mit „Löcher stopfen“ als mit Vorwärtsrudern beschäftigt sein. - An dieser Situation wird auch die „neue Spitze“ des VDA nichts ändern! - Alles Müller oder watt? - Jedenfalls mit guten Kontakten zur Politik-Spitze und dem politischen System in Berlin.
Derweil versucht die Automobilindustrie sich den verbliebenen Motorsport passend zu machen, indem sie z.B. Einfluss auf die „BoP“ nimmt. - Deutlicher als bisher! - Da ist der – für mich – bisher schon unerklärliche Leistungsunterschied bei den vorgeschriebenen Messmethoden der „BoP“ nur ein „kleines Wunder“.
„Große Wunder“ dauern etwas länger! - Und daran arbeitet die Industrie zur Zeit sehr intensiv! Schließlich wird die Arbeit für die „BoP“ auch von der Industrie bezahlt. - Und wer die Musik bezahlt, bestimmt was gespielt wird! - So heißt es im Volksmund. - Aus Erfahrung!
- Nachdem ich „das Spiel“ durchschaut zu haben glaube, habe ich meine Recherchen weiter ausdehnen müssen, so dass dies hier nicht die letzte Geschichte zu dem Thema sein kann.
Um eine Basis für weitere Recherchen zu erhalten, habe ich jetzt zunächst noch einmal nach einer Erklärung gesucht, warum es in der bisherigen „BoP“ die für mich unerklärlichen Leistungsunterschiede zwischen Motor- und Leistungsprüfstand gibt. - Meine folgenden Feststellungen ergeben sich aus einer Reihe von Hintergrundgesprächen mit Fachleuten auf den unterschiedlichsten Gebieten und meiner persönlichen Erfahrung – auch bei VLN- und 24h-Rennen:
Der beim 24h-Rennen vom Manthey-Team eingesetzte Porsche 911 war mit einem von Porsche angelieferten „Werksmotor“ ausgestattet, einem wirklichen „Rennmotor“. Nach der Disqualifikation wurde vom Manthey-Team eingeräumt, dass man leider vor dem Einsatz des Wagens keine Prüfung auf dem vorhandenen – betriebseigenen – Rollenprüfstand vorgenommen wurde und hat das als „Fehler“ bezeichnet. - Darum hat man auch auf eine Berufung verzichtet!
Dieser „Fehler“ beruhte – soweit ich aktuell zu wissen glaube – auf einem Verbot des Stuttgarter Herstellers. Den Grund kann man erahnen, so dass eigentlich mit einer Disqualifikation des Porsche 911 GT3, der offiziell vom Manthey-Teams eingesetzt wurde (einer Firma, an der Porsche mehrheitlich beteiligt ist!), aus meiner persönlichen Sicht, der Falsche vom DMSB bestraft wurde.
In diesem Zusammenhang kommen – zumindest bei mir – Zweifel auf, ob es wirklich Zufall war, wenn in der öffentlichen Darstellung des 24h-Stunden-Veranstalters noch Monate nach dem DMSB-Urteil (Sportgericht) immer noch ein „Vorläufiges Rennergebnis“ im Internet hochgeladen war.
Tatsächlich wurde das Sportgerichtsurteil, das schriftlich und ohne eine mündliche Verhandlung erfolgte, niemals irgendwo in der Öffentlichkeit präsentiert. - Es mutet auch etwas eigenartig an, dass nach meinen Recherchen der Stuttgarter Hersteller, Porsche, zur Zeit immer noch versucht, die Messergebnisse, die nach dem 24h-Rennen auf einem Referenz-Rollenprüfstand in Gegenwart von Manthey-Mitarbeitern und den Sportkommissaren ermittelt wurden, in Frage zu stellen.
Die Porsche-Argumentation: Der Porsche-Antriebsstrang wäre in der Praxis deutlich verlustärmer als ein solcher der Konkurrenz, so dass die von den „BoP“-Technikern gegenüber allen GT3-Fahrzeugen eingeräumte Toleranz von um 4 Prozent als Leistungsplus auf einem Rollenprüfstand gegenüber einer Messung auf dem Motorenprüfstand bei Porsche nicht ausreichen würde. (Zwei Prozent für eine mögliche reale Differenz, rd. zwei Prozent als „Sicherheitspolster“ dafür, dass ein GT3 bei einer Nachkontrolle nicht wegen weitere 2 oder 5 Mehr-PS aus der Wertung fällt!)
Nun versucht man also industrieseitig – in diesem Fall die Firma Porsche – die Messgenauigkeit in Relation zu der Messung auf einem Motorenprüfstand weiter in Frage zu stellen, was nun aktuell bei den betroffenen DMSB-Technikern zu der Überlegung führt, in Zukunft in der „BoP“ (Balance of Performance) nicht mehr zwei Leistungsdaten für die GT3-Fahrzeuge zu benennen, sondern wie das auch von Porsche (Manthey) im Fall der Cup 3-Fahrzeuge gemacht wird, vor Saisonbeginn eine Messung auf dem Rollenprüfstand vorzunehmen, dessen Ergebnis dann als Ausgangsbasis verbindlich für die Saison ist.
Sollten bei einer Überprüfung – auf dem gleichen Prüfstand – dann deutliche Abweichungen „nach oben“ festgestellt werden: a.d.W. (aus der Wertung). Oder es müssten nach offiziell vermeldeten Leistungsverbesserungen entsprechende „BoP“-Korrekturen vorgenommen worden sein.
Aber bis dahin wird es wohl noch einiger Meetings und Vergleichsmessungen bedürfen um auch einer Firma wie Porsche klar zu machen, dass man – so man ein Reglement offiziell akzeptiert – sich in der Folge auch daran zu halten hat. - Schließlich hat man das derzeitige System der „BoP“ auch dadurch akzeptiert, dass man deren Konzept durch gewisse Zahlungen an den Veranstalter des 24h-Rennens mit trägt!
Mir persönlich ist klar, dass Porsche sich eigentlich gegenüber der Konkurrenz ein wenig im Nachteil fühlt, weil man eigentlich mit einem – relativ – hubraumkleinen Motor unterwegs ist, woraus denn auch ein Drehmoment-Nachteil resultiert. Man profitiert dann aber durch die per Saldo bessere Bremsleistung des 911 GT3, außerdem durch eine schmalere Silhouette (Stirnfläche), die einen höheren Top-Speed erlaubt.
Es ist inzwischen so weit gekommen, dass z.B. einer der auch bei VLN-Läufen und dem 24h-Rennen startenden Konkurrenten ein – gegenüber seinem Vorgänger - aerodynamisch schlechteres Fahrzeug gebaut hat, um in der „BoP“ eine höhere Motorleistung eingeräumt zu bekommen.
- Es ist also inzwischen so weit gekommen, dass Rennfahrzeuge passend für die „BoP“ gebaut werden!
Und je umfangreicher die Reglements werden, desto mehr „Löcher“ gibt es, die von Firmen und Teams dann als „Grauzone“ empfunden und entsprechend genutzt werden.
Gerade bei der VLN hat sich im Sportjahr 2019 gezeigt, dass die verantwortlichen Herren selbst nicht mehr in der Lage waren, das von ihnen selbst verantwortete – und geschriebene! - Reglement „richtig zu lesen“. So hat man dann „Wertungsänderungen“ noch kurz vor der offiziellen Gesamtsiegerehrung vornehmen müssen.
Für‘s die nächste Motorsport-Saison gibt es weitere Reglement-“Neuerungen“. Und wieder wird es Firmen und Teams geben, die diese „Neuerungen“ zum eigenen Vorteil für sich zu nutzen versuchen werden. Die Reglement-Ersteller versuchen damit z.T. auch Gefahren zu mindern, die sie durch „Sicherheitsmaßnahmen“ vorher selbst herbei geführt haben.
Dieser „Teil II“ einer Geschichte, die einen Vorfall beim 24h-Rennen im Juni 2019 beleuchet, wird so leider nicht die letzte Geschichte hier in Motor-KRITIK zu dem Reglement-Thema gewesen sein, dem hier auf der Nürburgring-Nordschleife auch eine besondere Bedeutung zukommt.
Durch „Sicherheitsauflagen“ des DMSB!