VLN & mehr: Manche Rennen brauchen keine Verkäufer!

Christian Udo Stephani ist seit dem 1. Januar 2020 offiziell Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG, hat so auch Einfluss auf die Entwicklung der seit 1977 bestehenden Serie. Er gehört zu einer neuen Generation von Geschäftsführern, die die vornehmste Form des Verkaufens ihres Handelns darin sehen, es schön zu reden. Das ist jetzt auch wieder nach VLN-Lauf 2 & 3 passiert, die offiziell als Läufe einer neuen NLS-Serie deklariert werden. - Auch auf einer VLN-Internetseite! - Zumindest ist die unter einer solchen Internetadresse zu erreichen. - Es gibt auch Journalisten, die ihre eigentlich Aufgabe darin sehen, als Multiplikator von Meinungen zu dienen, mögen sie auch noch so irreführend sein. - So wird auch die Meinung des Herrn Christian Udo Stephani ohne jede  korrigierende Anmerkung verbreitet. Die Geschäftsführer-Meinung stand natürlich unter dem Obertitel: Alles ist gut! - Wenn diese Zuordnung beanstandet werden sollte, so ist er – und seine Multiplikatoren - zumindest der Meinung: Alles wird gut! - Aber es gibt hier auch etwas zum Oldtimer-GP und 24h-Rennen zu erzählen. - Motor-KRITIK hat auch zu den Läufen 2 & 3 – unter welchem Titel sie auch immer durchgeführt wurden – eine eigene Meinung. Es gibt also viel zu schreiben. Diese Geschichte könnte man dann auch – positiv - unter den Titel stellen:

VLN & mehr: Manche Rennen brauchen keine Verkäufer!

Herr Stephani täte gut daran, sich am Handeln der großen Filialisten Aldi und Lidl zu orientieren. In deren Läden gibt es keine Verkäufer, weil das Angebot stimmt! - Das sollte ein Geschäftsführer eines Rennveranstalters auch als seine wesentliche Aufgabe betrachten um entsprechend zu agieren:

  • Das Angebot muss stimmen!

Er sollte auch nicht seine Leistung – immer! - als positiv verkaufen, sondern bereit sein, seine Arbeit und das Ergebnis kritisch zu hinterfragen. - Was wir nicht brauchen ist ein zufriedener Geschäftsführer.

  • Wir brauchen zufriedene Zuschauer!

Ganz gleich, ob die nun hinter einem FIA-Zaun stehen, oder vor einem Fernseher sitzen.

Zum Wochenende hin wird man – wahrscheinlich – es auch als eine besondere Leistung des Veranstalters verkaufen, wenn – wie sich das aus meinen Recherche-Ergebnissen ergibt – der Parkplatz „Brünnchen“ wieder für Besucher geöffnet wird.

Hier handelt es sich dann aber wohl um einen Versuch, im Hinblick auf das immer noch vor uns liegende 24h-Rennen, eine Genehmigung zur Durchführung mit Zuschauern zu erreichen. Ohne Zuschauer – das ist die intern vorherrschende Meinung beim ADAC Nordrhein in Köln – wird es kein 24h-Rennen geben!

Es ist auch kaum anzunehmen, dass ein amerikanischer Millionär – trotz all‘ seiner in der Vergangenheit bewiesenen Großzügigkeit - das sonst entstehende finanzielle Defizit durch eine entsprechende Zahlung ausgleichen wird.

Oder – eine andere untersuchte Möglichkeit: Das 24h-Rennen wird in der Nacht unterbrochen, praktisch zweigeteilt durchgeführt, wie ich es vor vielen Jahren (als Teilnehmer) – aber aus anderen Gründen – schon mal erlebt habe.

So wichtig es war, bisher – durch die Corona-Pandemie – ausgefallene VLN-Läufe nachzuholen, so wichtig wäre es auch, aus den deutlich werdenden Schwächen der jetzt mit Anpassungsmaßnahmen durchgeführten Rennen zu lernen. Das geht aber nur, indem man die Fehler bewusst wahrnimmt  und für die Zukunft zu vermeiden sucht, nicht aber, indem man sie verschweigt und die Veranstaltungen „schön redet“!

Also reden wir mal über die „Schwächen“ der zuletzt durchgeführten VLN-Läufe, so weit sie aufmerksamen Beobachtern bekannt werden konnten, denn der Ort des eigentlichen Geschehens, das Fahrerlager, war für Journalisten grundsätzlich gesperrt! - Wegen Corona! - Was sonst?

Den ersten „Fehler“, der bei VLN-Lauf 2 deutlich wurde – und auch den SP9 – zugerechnet werden kann, den hat man bei Lauf 3 dann ziemlich unauffällig beseitigt. - Beifall! - In der Ausschreibung für die VLN-Serie 2020 ist zu lesen:

„Das Training wird in der Regel um 08:20 Uhr freigegeben ( Ampel am Ende der Boxengasse zeigt grünes Licht) und beginnt in den ersten 10 Minuten ohne Zeitnahme.
Das gezeitete Training (Qualifying) beginnt in der Regel um 08:30 Uhr ( Startampel bei Start / Ziel zeigt grünes Licht)“

Wurde vor Jahren noch diese „Vorlaufzeit“ genutzt, um Reifen oder/und Bremsbeläge für ein Langstreckenrennen anzufahren, geht man heute schon sofort als SP9-Fahrer in eine Informationsrunde, um dann ab 8:30 Uhr eine erste freie Runde für eine möglichst neue Bestzeit zu haben.

So passierte das auch bei Rennen 2. - Aber das erste Fahrzeug war so früh in Marschrichtung Start- und Ziel unterwegs, dass die Boxenmannschaft informierte: Der Fahrer möge deutlich verlangsamen, weil er sonst noch bei ROT die Startlinie überfahren würde, was die folgende Runde zeit- und wertlos machen würde.

Folglich hat das erste Fahrzeug deutlich verlangsamt, war da, wo ein folgender SP9 es vorher nicht wahrnehmen konnte, und der SP9 ist – da keine Korrekturmöglichkeit vorhanden war - voll aufgefahren.

Bei Rennen 3 – Am Sonntag - hat man nach dieser „Erfahrung“ dann die Fahrzeuge erst zwei Minuten später auf die Strecke gelassen, so dass die ersten SP9 in jedem Fall nach 8:30 Uhr – bei GRÜN – über die Startlinie fuhren.

Was in den Schilderungen der Verantwortlichen nach dem Rennen „purer Sonnenschein“ war, sah in der Rennleitung anders aus. Die vorgeschriebenen Geschwindigkeits-Limits wurden fast 100 Mal nicht eingehalten und entsprechend bestraft. Auffallend dabei, dass Rennen 2 da praktisch eine „Lernphase“ war, da es – offiziell - bei Rennen 3 zu deutlich weniger Geschwindigkeitsübertretungen kam.

  • Insider sagen allerdings: Sie wurden nicht mehr alle veröffentlicht!

Wie sehr die „SP9 Pro“ die VLN-Landschaft verändert hat, sieht man auch am Crash-Ergebnis der Einstellfahrten am Freitag:

In der schnellen Bergauf-Linkskurve, nach dem Knick unten in der „Fuchsröhre“ fliegt ein Fahrzeug der SP 10, aus der Gruppe der VLN 24h-Specials, rechts in die Leitplanken, wird auf die linke Seite der Fahrbahn zurückgeschleudert und kommt dort zum Stehen.

  • Für die nachfolgenden Fahrzeuge wird – unübersehbar – GELB geschwenkt!

Das nachfolgende Fahrzeug verhält sich entsprechend und ist in langsamer Fahrt in Richtung Unfallstelle unterwegs, als ein „SP9 Pro“ mit unverminderter Geschwindigkeit ums Eck kommt, vom der Situation angepassten Verhalten des langsamen Teilnehmers vollkommen überrascht wird, beim Bremsversuch rechts in die Leitplanken fliegt, dann den korrekt fahrenden Teilnehmer voll trifft und mit ihm zusammen in die Unfallstelle des zuerst „abgeflogenen“ SP 10 fliegt und die dort beschäftigten Rettungsmannschaften gefährdet.

Es folgt dann noch ein offenbar unerfahrener BMW-Fahrer, der eigentlich ohne Not – und kopflos – das Crashtheater fortsetzt. - Das damit übrigens noch nicht beendet war!

Insgesamt waren neben den vielen Unfallwagen zwei Kranken-, ein Notarztwagen, ein Sicherheitsfahrzeug und zwei „Unit“-Fahrzeuge und natürlich ein Abschleppwagen vor Ort.

Wenn man gesehen hat, wie die Teilnehmer diese nicht unproblematische Stelle – gerade bei Nässe – passiert haben, weiß man um die Bedeutung des DMSB-Nordschleifen-Permit. - Dieses Permit hat nur Alibi-Funktion!

Offenbar vermittelt es den Fahrern – wie auch durch die inzwischen verbauten Sicherheitssysteme – den Eindruck, nun richtige Rennfahrer zu sein. Tatsächlich benehmen sie sich wie Rowdys, vollkommen rücksichtslos, versuchen wohl primär die Ansprüche ihrer Teamchefs zu erfüllen, die wiederum vom Marketing befeuert werden, werbeträchtige Ergebnisse einzufahren.

„Schade“, sagte mir ein Teilnehmer, „dass inzwischen sowohl bei den Fahrern wie Funktionären mehr ‚Schnulli‘s‘ als verantwortungsvolle Männer unterwegs sind.“

Wobei die Fahrer bei der aktuellen Überreglementierung der VLN/NLS-Rennen wohl auch überfordert sind.

Die Rennen dieser Serie haben sich durch immer neue „Anhänge“ und Ergänzungen zu Monstern entwickelt, bei denen der „Kern“ inzwischen ohne jede Bedeutung geworden scheint.

Hier wie da müsste jetzt mal dringend entschlackt werden. Aber dazu sind „Schnulli‘s“ nicht geeignet, da bedarf es einer erfahrenen Mannschaft, die rein an der Sache orientiert ihre Entscheidungen trifft.

Für die ist aber leider aktuell nirgendwo Platz. Man versucht lieber – und einfacher - durch nette Interviews eine gute Stimmung zu generieren, versucht die durch unkritische Multiplikatoren unters Volk bringen zu lassen und bereitet so auch – s.o. - das 24h-Stunden-Rennen vor.

Auch der AvD betonte am 22. Juli – also gestern – noch einmal im Hinblick auf den Oldtimer-Grand-Prix:

"Klassiker-Meeting am Nürburgring genehmigt
Zuschauer vorerst nicht zugelassen – Veranstalter hoffen aber weiterhin auf Zulassung von Besuchern
Zeitplan steht: Drei Tage lang historisches Racing am Nürburgring"

Man spürt aber, dass man in Frankfurt auf eine glückliche Wendung z.B. durch die oben bereits erwähnte versuchsweisen Öffnung für Besucher – zumindest beim Parkplatz „Brünnchen“ - am kommenden Wochenende hofft. - Natürlich ist das hier keine offizielle Ankündigung, sondern nur das Ergebnis von Motor-KRITIK-Recherchen! – Schau‘n mer mal!

  • Denn was wäre ein „Oldtimer-Grand-Prix“ ohne Zuschauer? - Eigentlich genau so sinnlos wie ein 24h-Rennen ohne Zuschauer!

Auch diese Rennen brauchen keine Verkäufer, wenn das Angebot stimmt. - Aber sie brauchen Zuschauer!

Wer nach den bisherigen Erfahrung hier an einen Ersatz durch eSport – oder SimRacing – glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann!

MK/Wilhelm Hahne

Nachtrag 23. Juli, 11:30 Uhr: Der Parkplatz „Brünnchen“ ist ab sofort geöffnet! - Hier ein paar am heutigen Vormittag gemachte Fotos, die die aktuelle Situation verdeutlichen:

 

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