GP von Deutschland: Menschliche Intelligenz siegt!

Mercedes ist ein Team, das an die Überlegenheit der künstlichen Intelligenz glaubt. Alles wird exakt berechnet, im Voraus per Computer kalkuliert; jeder muss sich anpassen.

Lewis Hamilton hatte in Hockenheim beim Qualifying einen Fehler gemacht. Einen menschlichen Fehler. Er hatte seine Möglichkeiten überschätzt. Das hat ihn dann auf Start-Platz 14 gebracht. Sebastin Vettel hat im Qualifying keinen Fehler gemacht und startete von Platz 1 ins Rennen.

Für die meisten Fachleute war damit der Ausgang des Rennens klar: Sebastian Vettel würde seinen ersten Sieg in Hockenheim erringen, einem Kurs, der nahe seiner Geburtsstadt Heppenheim liegt. - Vettel würde sein Heimrennen nach Hause fahren.

Wenn da nicht der böse – allerdings nur leichte - Regen gekommen wäre. Mit Slicks unterwegs, ist das bei einem Rennen immer ein Risiko. Man muss z.B. die Bremskraftverteilung für die neue Situation optimieren und die Reifentemperatur hoch halten.

Wer jemals in einem Rennen mit Slicks bei leichten Regen unterwegs war weiß, dass es wichtig ist, die Reifentemperatur hoch zu halten. Es ist für einen Fahrer eindrucksvoll, wie schnell es sich mit einem weichen Slick mit richtiger Temperatur bei leichtem Regen fahren lässt. - Wenn man es kann! - Nicht alle können das. - Aber das unterscheidet z.B. gute Rennfahrer von noch besseren. - Der stille Finne, Kimi Raikkönen, gehört z.B. zu den Besseren.

Vettel ist da empfindlicher, braucht mehr scheinbare Sicherheit, die z.B. ein Reifen mit optisch vorhandenen Blöcken – gerade im Hinblick auf‘s Bremsen - bietet. Er wohl hatte auch versäumt, die Bremskraftverstellung bei einsetzendem Regen deutlicher in Richtung vorne zu verstellen. - Blockierende Hinterräder beim Bremsen, lassen sich kaum korrigieren. - Ein Formel 1 hat übrigens auch kein ABS!

  • Sebastian Vettel weiß das jetzt alles noch besser als vorher. - Aber es hat ihn den Sieg gekostet.

Bei Serien-Automobilen bleibt die Bremskraft auf der Hinterachse immer (!) weit unter den Möglichkeiten, die man eigentlich nutzen könnte. - Bei den Großserien-Herstellern wird das aus Sicherheitsgründen (zur eigenen Sicherheit!) gemacht – und eigentlich damit Bremsweg verschenkt. - Aber wer merkt das schon?

Sebastian Vettel sollte das eigentlich alles wissen. Und er sollte auch über die Routine verfügen, in einer solchen Situation die Nerven zu behalten, den Bremspunkt z.B. ein wenig früher zu wählen. Vor allen Dingen dann, wenn man eigentlich mit einem komfortablen Vorsprung im Rennen unterwegs ist. - Aber Vettel stand unter dem großen emotionalen Druck, unter allen Umständen das Rennen in Hockenheim gewinnen zu wollen. - Es wäre sein erster Sieg auf dieser Rennstrecke gewesen.

So hat er aber Lewis Hamilton zum Sieg verholfen. Es war Kimi Raikkönen der zuverlässig mit seinem Ferrari aufs Treppchen fuhr, obwohl er immer wieder im Ferrari-Team wie ein „Wasserträger“ bei den Radrennfahrern behandelt wird.

Meine Auflistung der schnellsten Rennrunden birgt heute so manche Überraschung. Sie macht aber auch deutlich, wie stark der persönliche Einsatz eines Lewis Hamilton war. Er hatte bei diesem Rennen – so war mein Eindruck – sein Fahrer-Schicksal selbst in die Hand genommen, hat mehr seiner Fahrer-Intelligenz, als der „künstlichen“ seines Teams vertraut. - Es war ein Sieg des Lewis Hamilton. Von Startplatz 14 kommend. Das war ein Sieg nach dem Motto: Jetzt helfe ich mir selbst!
Ich möchte die Zeiten in der Liste nicht weiter kommentieren.

Das ist die zweite Liste, die ich nur für die bisher dominierenden drei Teams, Mercedes, Ferrari und Red Bull erstelle und die deutlich machen, wie weit sich die heutigen Formel 1-Einsitzer dank der modernen Hybrid-Technik von den Renner der jüngeren Vergangenheit entfernt haben. Die Differenzen zwischen schnellster Qualifying- und und schnellster Rennrunde sind riesengroß geworden. - Das hier in Hockenheim Hamilton deutlich heraus fällt liegt daran, dass er schon im ersten Qualifying ausgeschieden war, also noch nicht mit einer Top-Zeit glänzen konnte. Umso auffallender ist die Differenz zwischen den Zeiten, die ich für Vettel ermitteln konnte. - War da doch mehr? - War Vettel deshalb – vielleicht – nervöser, weil ihn in der Technik irgendetwas nervös machte? - Wer im Qualifying 1‘11 und im Rennen 1‘17 bei einer Streckenlänge von rd. 4,5 Kilometer fährt… - Hm! - Das kann eigentlich etwas nicht stimmen. - Zumal er deutlich in Führung liegend ausgeschieden ist.

Die normale Rennberichterstattung ist gut. - Motor-KRITIK will diese Informationen auch nicht ersetzen, aber – vielleicht – sinnvoll ergänzen.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Fast vergessen: Der Rundenrekord in Hockenheim wird seit 2004 (!) von Kimi Raikkönen, damals mit einem McLaren/Mercedes unterwegs gehalten. Er war „damals“ 0,474 sec langsamer als Michael Schumacher mit Ferrari in dessen bester Qualifying-Runde. - Kimi umrundete damals den Kurs im Rennen (!) in 1‘13,780 – Nun schauen Sie bitte noch mal auf die obigen Listen!

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