Monza-Ergebnis beweist: Die F1 ist eine Fahrer-WM!

Gerade den Ferrari- und Mercedes-Managern wäre es lieber, wenn bei den Formel 1-Wertungen die Konstrukteurswertung im Vordergrund stehen würde, weil doch eigentlich das Rennfahrzeug und der Motor das für den Sieg entscheidende Faktum sind. Gerade in Monza, auf der schnellsten Formel 1-Strecke kommt es die Power an. - Das war auch die Meinung vieler Fachleute. - Darum gab es auch die Vorhersage: Ferrari mit Vettel würde siegen. Schließlich waren im Qualifying 3 zwei Ferrari vor zwei Mercedes gewesen. Ferrari hatte bewiesen: Man hatte das bessere Formel 1-Fahrzeug, den besseren Motor. Es würde wahrscheinlich auch keinen Regen geben, der evtl. durch die fahrerischen  Qualitäten eines Einzelnen, die Darstellung von technischer Leistung verfälschen könnte. - Wer sollte da Ferrari schlagen, die mit ihren zwei Einsatzfahrzeugen die erste Startreihe einnahmen? - Weil der Rennausgang ein anderer war, muss man hier noch einmal feststellen:

Monza-Ergebnis beweist: Die F1 ist eine Fahrer-WM!

Nach dem Qualifying 3 musste auch von Mercedes eingestanden werden: Ferrari hatte leistungsmäßig wohl einen Vorteil, vielleicht auch insgesamt das bessere Rennfahrzeug. Aber ein Rennen ist etwas anderes als ein „Einzel-Zeitfahren“. Im Rennen wird klar, warum die Formel 1 trotz aller Bemühungen der Industrie immer eine Fahrer-WM bleiben wird: Der Fahrer macht den Unterschied! - Darum war auch der „zweite Mann“ bei Ferrari in Monza im Rennergebnis der bessere.

Aber Mercedes hatte eine noch bessere Fahrer/Fahrzeug-Kombination am Start.

Es gibt sehr viele talentierte Fahrer. Aber den ersten Unterschied macht ihre Erfahrung im Rennbetrieb. Man braucht schon einen gewissen Zeitraum, eine gewisse Routine, um als Rennfahrer der Perfektion näher zu kommen. - Aber dann ist auch noch die Persönlichkeits-Struktur zu berücksichtigen. - Sozusagen als Ausgangsposition zu einem perfekten Rennfahrer.

Kein Mensch ist wie der andere. Das ist auch bei Rennfahrern so. Manche stehen sich durch ihre Anlagen bei einer Entwicklung zu einem perfekten Rennfahrer „selber im Weg“. Zu diesen Typen zählt leider Sebastian Vettel, der aus seinen Fehlern in der Vergangenheit wenig gelernt hat, die Fehler – die ihm schadeten – immer bei anderen sucht. - Er hat zwar Talent, aber… -

Dabei ist es in der Formel 1 ziemlich einfach die Konkurrenten einzuschätzen. Man fährt nicht gegen Unbekannte, sollte seine Konkurrenten genau kennen. Ein Sebastian Vettel also auch die Persönlichkeitsstruktur eines Lewis Hamilton. Auch als Kommentator sollte man nicht nur die Fahrer, sondern auch das Material und sein Verhalten über eine Renndistanz einschätzen können. - Wenn man Erfahrung hat.

Leider werden bestimmte Fahrer aus „Verkaufsgründen“ (Marketing-) herorisiert, werden auftretende Differenzen bei Entscheidungen auf die Technik, auf die Aerodynamik geschoben. Mich – als Beobachter der Szene von außen – stört, dass einmal ein Windschatten die Fahreigenschaften des Fahrzeugs negativ – wegen der gestörten Aerodynamik – beeinflussen soll, während dann wieder – wie jetzt in Monza – das Windschattenfahren für das Erreichen besserer Zeiten ein Vorteil ist. - Wie hätten Sie‘s denn gern?

Dann erreichen die gleichen Reifen auf dem einen Automobil wie Mercedes schneller die ideale Temperatur, was dann im Qualifying ein Nachteil – in diesem Fall – für Ferrari bedeuten würde, weil die zu lange brauchen, wie es auch für Monza erklärt wurde. Zu dem was dann im Rennen zu sehen war, passte das nicht. Und es gab auch keine Erklärung dafür: Die Reifen auf dem Ferrari zeigten im Rennen relativ schnell Verschleißerscheinungen, während die von Mercedes, im Qualifying eigentlich – so die Fachleute - bevorteilt, dann im Rennen – trotz der Vorhersagen der Fachleute – am längsten fahrbar blieben. - Das passt alles nicht zusammen, reicht aber zur Erklärung der jeweils auftretenden Situation. - Es gibt immer eine „fachliche“ Erklärung für alles!

Aber kommen wir doch einfach mal zu einer Auflistung der schnellsten Zeiten in Qualifying 3 und der im Monza-Rennen. Die Differenzen waren in Monza nicht so groß wie in Francorchamps. Aber es stimmt nachdenklich, wenn Fahrzeuge und Fahrer der angeblich 2. Wahl dann die geringste Differenz zwischen den gemessenen Rundenzeiten aufweisen. Verglichen mit Francorchamps sind sie – schon wegen der kürzeren Streckenlänge – in Monza natürlich insgesamt kürzer. - Aber Hamilton und auch Vettel haben in Monza schon ihr Bestes gegeben. - Fahrerisch! - Sowohl in Quali 3 als auch im Rennen. - Trotzdem war es ein Lance Stroll, auf Platz neun die Ziellinie überfahren, der die geringste Differenz zwischen schnelster Q3- und schnellster Rennrunde aufwies.

Oder wenn man einmal auf die Zeitdifferenzen bei Kimi Raikkönen schaut. - Dieser Fahrer ist – wegen des Reifenzustandes, mit dem er das Rennen zu Ende fahren musste, zu bedauern.

Aber – ich habe es schon zum Hockenheim Grand-Prix erwähnt:

Das mit den sensationellen F1-Boliden einer neuen Generation ist zwar alles richtig, aber man sollte nicht übersehen, dass der Rundenrekord auch in Monza nun schon seit dem Jahre 2004 ungebrochen ist. Im Quali 3 war Kimi Raikkönen zwar schneller – Vettel, Hamilton und Bottas auch – aber Rundenrekorde können nur in Rennen gefahren werden. - Und da ist man mit moderner Technik einfach zu langsam.

Zumal auch mal mit besser, mal mit schlechter geeigneten Einheitsreifen gefahren wird. Es gab mal eine F1-Zeit, in der sogar ein Reifenwechsel verboten war und es gab auf dem Reifensektor auch mal eine Konkurrenz-Situation. - Nachtanken ist heute verboten.! - Aber wie sollte man moderne Formel 1-Rennen ohne einen Reifenwechsel spannend gestalten? - Da hat man dann nur noch das Safety-Car. - Das ist sogar für die Strategie-Abteilungen der Rennteams nicht zu kalkulieren.

Der Rundenrekord in Monza wurde im Jahre 2004 (!), übrigens von Rubens Barrichello mit Ferrari aufgestellt. Damals mit einem – würde man heute sagen - „alten“ Formel 1-Wagen fuhr Barrichello im Rennen eine Zeit von 1‘21,041 min, die in diesem Jahr im Rennen selbst von den Spitzenfahrern um gut eine Sekunde verfehlt wurde.

  • Und die Differenz zwischen den im 2004er Zeittraining und Rennen gefahrenen schnellsten Zeiten, betrug gerade mal 0,957 sec.

Die klar aufwändigere Technik der Rennboliden des Jahres 2018 ist nicht unbedingt ein Fortschritt, er wird uns aber als ein solcher verkauft. Mit Turbomotoren und „elektrischer Unterstützung“ geht‘s mit um 1.000 PS in die Zukunft! - Aber leider langsamer voran als in den „guten alten Zeiten“!

Allerdings verbrauchen die modernen F1-Boliden in Monza weniger an Benzin pro 100 Kilometer als ein moderner, großvolumiger SUV aufeiner Rennstrecke „voll“ gefahren verbrauchen würde.

Und was die aktuelle Fahrersituation in der Formel 1 betrifft, so hat – aus deutscher Sicht - leider ein Sebastian Vettel noch nicht die richtige Einstellung gefunden, die es ihm auch erlauben würde, aus seinen Fehlern zu lernen. Darum müsste eigentlich nach Erleben der 2018er Realität in Monza – und nach dem Miterleben und Beobachten des Crash von Vettel/Hamilton und den „Erklärungen“ des lieben Sebastian nach diesem Rennen – klar sein:

  • Lewis Hamilton wird Formel 1-Weltmeister 2018.

Sebastian Vettel lernt leider zu langsam. Da kann man besser auf das Versprechen von Kimi Raikkönen nach seinem – auch für ihn enttäuschenden – 2. Platz hoffen, der seinen Fans versprach, den Sieg für Ferrari bald nachzuliefern.

Das passt zwar nicht zu den im Fernsehen gehörten Aussagen der Fachleute, die seinen Rücktritt ankündigten bzw. damit rechnen, dass ihn „ein junger“ Mann im Ferrari-Team ersetzt.

Spätenstens nach Monza sollten die Ferrari-Verantwortlichen begriffen haben, dass ein Kimi Raikkönen im Moment im Team unersetzlich ist. - Nur hat man bisher im Team in dieser Saison die Akzente falsch gesetzt.

MK/Wilhelm Hahne
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