24h-Rennen 2019: Beginn einer langen Geschichte?

Eigentlich beginnt diese Geschichte schon nach dem diesjährigen 24-Stunden-Rennen, Ende Juni, auf der Nürburgring-Nordschleife. Hier in Motor-KRITIK wurde darüber berichtet: Man hatte nach dem Rennen bei einer technischen Überprüfung festgestellt, dass der Porsche 911 GT3 des Manthey-Racing-Teams – gemessen an den Vorschriften der „BoP“ (Balance of Performance) – zu viel Leistung hatte. Ich glaubte das schon während des Rennens „mit bloßem Auge“ wahrgenommen zu haben. - Das Manthey-Racing-Team verlor darum den heraus gefahrenen  zweiten Platz im Gesamtklassement, wurde disqualifiziert. Dieses schriftliche Urteil des DMSB wurde vom Team angenommen, obwohl man sich Vorwürfe machte, dass man die vom „Technikausschuss“ des Veranstalters vorgenommene „BoP“-Einstufung in der Praxis nicht überprüft und nachgerechnet hatte. - Denn eigentlich… - Als Beobachter hatte man aber den Eindruck: Bei Porsche hat man die „DMSB-Kröte“ - oder war es eine „BoP“-Kröte? -  geschluckt. - Aber irgendwie… - Vielleicht störte auch irgendwas! - Aber man darf nicht vergessen, dass es in 2020 auch wieder ein 24-Stunden-Rennen gibt. - Auch da wird es wieder ein „interessantes Reglement“ geben, mit einer „BoP“, deren Vorschriften durch einen Technik-Ausschuss bestimmt werden, der von der Industrie bezahlt wird. - ??? - Das muss man nicht verstehen! - War vielleicht darum das 24-Stunden-Rennen des Jahres 2019 im Ergebnis noch nicht endgültig?

Wahrscheinlich! - Die „BoP“ ist auch 2020 Realität!

Am 17. November 2019, am letzten Sonntag, habe ich mal so im Internet herum gesurft. Mir war z.B. eingefallen, dass an diesem Tag Soichiro Honda, der Gründer einer der bedeutendsten Motorrad- und inzwischen auch Automobil-Firmen dieser Welt Geburtstag hatte. Im Jahre 1991 ist er, 85jährig, gestorben.

Man lehnt sich, während man sich erinnert, dann im Stuhl zurück, hat noch mal den ersten persönlichen Kontakt vor Augen, damals – es muss 1970 gewesen sein – als wir uns im Tokyo Hilton zum ersten und einzigen Mal die Hand schüttelten. Und ich musste daran denken, dass ich lange nichts mehr von seinem Sohn gehört hatte, der ein Stück Mugen-Motorsport ist, was dann auch die enge Bindung dieser Tuning-Firma zu Honda erklärt. - Das ist so einfach erklärlich!

Aber ich bin an diesem Sonntag auch – zufällig - auf etwas Unerklärliches gestoßen. Dazu kam es, weil ich – bevor ich es schrieb – noch einmal überprüfen wollte, ob es immer noch eine „russische Nürburgring-Internet-Adresse“ gab. - Es gab sie! - Ich fand darauf ein Video eingebettet, dass das risikoreiche Überholmanöver des Kevin Estré im Porsche 911 GT3 des Manthey-Racing-Teams über den Randstreifen der „Döttinger Höhe“ zeigt. Nicht mit russischem, aber mit englischem Kommentar.

So kam ich auf die Idee, auch mal auf der Internetseite des ADAC Nordrhein nachzuschauen, die man speziell für das 24h-Rennen eingerichtet hat. Einen solchen Ausschnitt habe ich da nicht gefunden, bin aber dann so beim Rennergebnis des Rennens gelandet – und war geschockt:

„Provisional Result Race“

stand dort über dem Ergebnis, in dem aber schon der Manthey-Porsche, der am Ende als Zweiter die Ziellinie überquert hatte, mit „DSQ“ - also disqualifiziert – ausgewiesen war! - Am 17. November 2019, rd. fünf Monate nach dem Rennen!

Ich habe dann noch mal schnell auf meinen Internetseiten nachgeschlagen, was ich dazu nach dem 24h-Stunden-Rennen hier in Motor-KRITIK geschrieben hatte:

„Das Team Manthey Racing mit der Startnummer #911 ist beim ADAC Total 24h-Rennen nachträglich aus der Wertung genommen worden. Am Porsche 911 GT3 R des im Gesamtergebnis zweitplatzierten Teams wurden bei der routinemäßigen Nachuntersuchung im Anschluss an das Rennen Unregelmäßigkeiten bei der Motorleistung festgestellt. Die in der BoP für die Überprüfung auf einem Rollenprüfstand festgeschriebenen 494 PS (inklusive vier Prozent Toleranz) wurden überschritten. Auch eine erneute Überprüfung, die von den Sportkommissaren im Rahmen einer Verhandlung auf Wunsch des Teams mit einer veränderten Messmethode angesetzt worden war, ergab nicht die in der BoP vorgeschriebenen Werte. Daraufhin wurde das Team Manthey Racing von den Sportkommissaren im schriftlichen Verfahren disqualifiziert. Der Veranstalter wurde angewiesen, ein neues Ergebnis unter Ausschluss des Teams zu erstellen.“

Das war ein Zitat gewesen, das ich in meiner Geschichte im Juni 2019 verwendet hatte. Und wie ich jetzt – im November – feststellen konnte, hatte auch der Veranstalter die Anweisungen befolgt. Das Rennergebnis war eigentlich das, was auch vom DMSB so als richtig empfunden worden war. - Aber warum war es dann vorläufig?

Ich hielt es für richtig, die „Betroffenen“ nach den möglichen Gründen zu fragen. Darum habe ich Manthey-Racing zum Wochenanfang, es war exakt am Dienstag, eine entsprechende Anfrage zukommen lassen, deren Eingang auch umgehend „automatisch“ bestätigt wurde. - Aber das war‘s dann auch. Bis jetzt gab es dazu keine Antwort, keine Erklärung.

Am Tag danach habe ich dann – der guten Ordnung halber – auch den ADAC Nordrhein angeschrieben und daraufhin dann heute von der „zuständigen Pressestelle“ folgende Antwort erhalten:

...“Leider wurde das nach der Disqualifikation des Manthey-Porsche geänderte, aber vor dem Verzicht auf Berufung erstellte PDF nicht mehr gegen die (inhaltlich identische) finale Version ausgetauscht. Besten Dank für Ihren Hinweis. Inzwischen haben wir das offizielle Ergebnis hochgeladen.“ …

Das war‘s also? - Auch in diesem Fall ist das Ende ein neuer Anfang, denn ich hatte natürlich inzwischen weiter recherchiert. Diese Recherchen sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen, aber die ersten Ergebnisse versprechen interessante Erkenntnisse. - Auch im Hinblick auf die „BoP“ des Jahres 2020! - Bei dieser Gelegenheit muss ich daran erinnern, dass es zu meiner Geschichte über das 24h-Rennens einen Anhang gab, in dem ich geschrieben hatte:

„Um Missverständnisse auszuschließen: Aus meiner Sicht ist die „BoP“ ein absoluter Schwachsinn! - Wer aber durch Zahlungen in dieses System den Wert für den Motorsport zu unterstreichen sucht, um dann trickreich die „Kollegen“ zu hintergehen, der sollte hart bestraft werden!“

Um noch einmal daran zu erinnern: Der Hintergrund ist der, dass die „Industrie“ - wozu auch Porsche gehört – die Kosten für die Erstellung der „BoP“ zum 24h-Rennen anteilmäßig trägt. In diesem Fall wird die für die „BoP“ verantwortliche Technische Kommission sogar von einem hoch bezahlten Spezialisten aus den USA geleitet, den man extra einfliegen lässt!

In den USA sind auch die Erfinder der „Safety-Car“ beheimatet, jenes „Sicherheitssystems“, mit dem man zunächst in den USA die Spannung für die Zuschauer zu vergrößern suchte, wenn die Rennen zu „eintönig“ wurden. In Deutschland ist man inzwischen schon weiter:

  • Im Jahre 2018 wurde das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring mit einem „Safety-Car“ zu einem „Ein-Stunden-Rennen“ degradiert! - Und niemand hat‘s gemerkt?

Doch! - Motor-KRITIK! -  Übrigens hat dann „zufällig“ ein Manthey-Porsche gewonnen! - Wenn Sie‘s nochmal nachlesen wollen: HIER KLICKEN!  

Wie auch dieses Mal das „provisionale“ Ergebnis - und die Erklärung - von Motor-KRITIK nicht so hingenommen wurde. - Die Erklärung der Pressestelle des ADAC Nordrhein beruhigt nicht. - Natürlich kann es möglich sein, dass… - Erst eine gründliche Recherche kann sicher machen!

Und weil auch eine Manthey-Racing-Antwort noch auf sich warten lässt, ist diese Geschichte nur eine „Vorgeschichte“. - Sie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erst der Beginn einer langen Geschichte, die sehr interessant zu werden verspricht! - Meine Recherchen laufen!

Fortsetzung demnächst, in diesem 24h-Theater!

MK/Wilhelm Hahne
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