Nürburgring Langstrecken-Serie: Reden wir deutsch?

Schlagen wir in der Ausschreibung zur o.g Serie nach, die bis heute – 6. Februar 2020 - vom DMSB noch nicht genehmigt wurde, weil sie in Details – in der bisherigen Form – noch nicht genehmigungsfähig ist, so stoßen wir gleich auf den ersten Seiten auf die Feststellung, „Offizielle Sprache: Deutsch“. - Nun handelt es sich auch um die deutsche Ausschreibung zu einer deutschen Breitensport-Serie, die vom offiziellen deutschen Vertreter der internationalen Motorsport-Organisation FIA, dem DMSB, einer Genehmigung bedarf. Da wird wohl die oben zitierte Feststellung aus der Ausschreibung nicht beanstandet werden. Aber interessant ist schon, dass die Organisationen – immerhin zwei „Firmen“ - für das Sportjahr 2021 eine App als für alle Teams und Fahrer verbindlich vorschreiben, die in diesem Jahr schon zu einer Nutzung empfohlen wird: Die VLN Team-Messenger App. - Deren „Rahmen“ ist in perfektem Englisch gestaltet. Da sollte der DMSB doch überlegen, ob man nicht die Teilnehmer an einer deutschen Breitensport-Serie vorher einer Prüfung in englischer Sprache unterziehen sollte. Alle Teilnehmer an dieser Serie, immerhin „National A Plus / NSAFP“ (National Series with FIA-Approved Foreign Participation) ausgeschrieben, hätten dann ein „Sprach-Permit“ bei der Abnahme mit vorzulegen, um eine Verständigung zwischen Rennleitung und Teams/Fahrer (Driver) während des Rennens garantiert möglich zu machen. - Das würde das Vorschriften-Paket des DMSB – speziell für den Nürburgring - perfekt abrunden!

Nürburgring Langstrecken-Serie: Reden wir deutsch?

Was nicht in der Ausschreibung steht, aber – gleich in welcher Sprache wir es beschreiben – ein Problem bleiben wird, ist die Anzahl der notwendigen Streckenposten. Übrigens nicht nur bei der „VLN-“ - um bei der alten Abkürzung zu bleiben – sondern auch beim 24-Stunden-Rennen, das sich inzwischen auch „total“ neu darstellt.

  • Es fehlt an Streckenposten, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten!

Der Streckenvermieter, die Nürburgring 1927 GmbH & Co KG möchte sich eigentlich mit dem Problem nicht mehr belasten und das den veranstaltenden Klubs überlassen. Zumal sich mit dem Ausleihen von fest angestellten Mitarbeitern auf diesem Sektor kein Geld verdienen lässt.

Man ist da in den letzten Monaten von „Kennern“ nicht nur auf steuerliche Probleme gestoßen worden. Auf der anderen Seite sitzt man als 60-Prozent-Teilhaber des Mitveranstalters, der „VLN VV GmbH & Co. KG (VLN Veranstaltungs- und Vermarktungsgesellschaft)“, wie es in der Ausschreibung heißt, „mit im Boot“. - Also ist man auch da mit in der Verantwortung!,

Der man übrigens nicht mit dem schon überraschend vorgenommenen personellen Schachzug bei kommt, dass man den – in der Ausschreibung – als „VLN-Leiter Streckensicherung“ ausgewiesenen, Andreas Mühlenberger, Herresbach, als Angestellten der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG fest eingestellt hat. Der hat dann versucht, für die GmbH Sportwarte „fest“ anzustellen: Auf 450 Euro-Basis, 70 Tage.

Dieser Nun-GmbH-Mitarbeiter steht übrigens dann auch als „Leiter der Streckensicherung“ in der Basisausschreibung zur „Nürburgring Langstreckenserie“ und gilt als Vertreter des DMSB. - Eine interessante Interessen-Kombination!

Aber selbst innerhalb der GmbH zieht man nicht unbedingt an einem Strang. Ich erinnere mich z.B. noch gut daran, dass „die GmbH“ mal das Stück Fahrerlager gegenüber dem „Alten Fahrerlager“ durch ein Abschleppunternehmen von Wohnwagen der Streckenposten räumen ließ. Die konnten dann ihre Wohnwagen gegen Zahlung von 200 Euro beim Abschleppunternehmen abholen und es wurde ihnen - dann ein 70-Tage-Vertrag als Ordner am Nürburgring angeboten. - Toll!

  • So wurden ausgebildete Sportwarte dem Einsatz an der Rennstrecke – wo sie gebraucht wurden – entzogen!

Ich spreche hier von einer Situation „von gestern“, die sich jetzt – in der aktuellen Motorsport-Saison – noch mal verschärft hat. Erstmals läuft jetzt die VLN-Serie unter dem Obertitel „Nürburgring Nordschleifen Serie“ und es ist kein Geheimnis, dass das 24h-Stunden-Rennen mit dazu gezählt wird. Dort werden noch mehr Sportwarte als bei einem Rennen über 4 Stunden benötigt, weil auch deren Abwechselung über die lange Zeitdistanz sichergestellt sein muss.

Die war schon in der letzten Saison nicht sicher gestellt. - Hier stimmt dann aber die Zahl, die der DMSB-Präsident Anfang 2016 in einem Interview mit einem österreichischen Motorsport-Informationsdienst nannte:

„...aber am Nürburgring brauchen wir 1.000 Streckenposten.“

Bei normalen 4-Stunden-Rennen der VLN werden – einschl. Boxen- und Fahrerlager-Mannschaft um 600 ehrenamtliche Mitarbeiter benötigt, die nach meiner Kenntnis mit einem Zuschuss von 50 Euro für die anfallenden An- und Abreisekosten entschädigt werden.

Das ist natürlich nicht so viel, als dass man sich darum reißen würde. Zumal die Bereitschaft dieser Leute, für den Motorsport ihre Zeit zu opfern, von einer Organisation wie dem DMSB noch genutzt wird, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. So sollen in diesem Jahr – zumindest – die Abschnittsleiter auch an Lehrgängen teilnehmen, zu denen ihnen dann weitere Kosten entstehen, die eigentlich nicht zumutbar sind. Die Lehrgänge sollen der Erlangung einer neuen Art von „Nordschleifen-Permit“ dienen.

Das wird von denen z.T. abgelehnt! - Aus der 24h-Organisation erhalten solche „Abschnittsleiter“  inzwischen die „Anregung“, doch auch jüngere „Sportwarte“ als solche ab 18 Jahren zu generieren, obwohl eigentlich diese Altersgrenze von den Sportbehörden als untere Grenze für Sportwarte, Streckenposten oder Strecken-Marshals – ganz gleich wie man sie bezeichnet – vorgegeben sind. Der neue Hinweis lautet ungefähr:

  • Sie können auch 16jährige Streckenposten einsetzen, wenn diese die Einwilligung der Erziehungsberechtigten bei bringen können.

Das kennzeichnet die aktuelle Situation vor dem ersten Lauf zur „Nürburgring Nordschleifen Serie“, die auch noch dadurch verschärft wird, dass die Chirurgische Abteilung des Krankenhauses in Adenau geschlossen wird.

Bei den Rennveranstaltungen muss jederzeit die medizinische Versorgung von Verletzten sicher gestellt sein. Da sich jetzt Voraussetzungen geändert haben, hat das DRK zusammen mit dem Nürburgring-Pächter zu einem „erträglichen Konzept“ gefunden, das aber die betroffenen Veranstalter nicht exakt kennen.

Die haben alle – jetzt Anfang Februar 2020 – eine Information aus dem „Medical-Center“ am Nürburgring erhalten, dass eine „straffe Erhöhung der Kosten“ mehr als ahnen lässt. Aber es werden bisher keine Zahlen genannt, während sonst im Januar eines Jahres vom Krankenhaus in Adenau schon exakte Kosten in Form einer „Preisliste“ allen Veranstaltern vorlag.

Das lässt darauf schließen, dass das DRK, das jetzt offensichtlich die Federführung übernommen hat, mit den Veranstaltern jeweils Einzelverträge abschließen möchte, über die dann natürlich „Stillschweigen vereinbart wurde“.

Hier in Motor-KRITIK wird deshalb über das Thema geschrieben, weil es in der Vergangenheit kaum beachtet wurde. Probleme wurden „unter den Teppich gekehrt“! - Alles ist gut!

Das ist auch die Art der Schilderung, mit der die Nürburgring 1927 GmbH & Co KG ins neue Motorsportjahr gehen möchte. - Man strebt auf allen Gebieten eine Monopolstellung an und kooperiert hier gerne mit dem DRK.

Auf anderen Gebieten mit dem ADAC, was in den nächsten Monaten noch deutlich sicht- bzw. spürbar (!) werden wird. - Ich habe den ADAC in einer meiner Geschichten in der Vergangenheit einmal als „Krake“ empfunden. Dieser persönliche Eindruck hat sich noch verstärkt!

Aber zunächst mal weiter zur aktuellen Situation am Nürburgring:

Die Race-Control, früher mal im Besitz der WIGE, dann an die Firma Riedel verkauft, ist inzwischen in den Besitz der Nürburgring 1927 GmbH & Co KG übergegangen. - Mit einer interessanten Verhandlungsführung und -Entwicklung, die aber hier keine Rolle spielen soll.

Es werden Umbauten vorgenommen, die Race-Control modernisiert, neue Leitungen am Grand-Prix-Kurs verlegt. Man wird eine neue Ausrichtung vornehmen, die auch den Einsatz von noch mehr Bildschirmen erlaubt, deren Überwachung – darüber sollte man sich im Klaren sein – dann nicht mehr von Mitgliedern der jeweiligen Veranstalter übernommen werden kann, sondern von im System eingearbeiteten Mitarbeitern der Nürburgring 1927 GmbH & Co KG. - Das natürlich bei entsprechendem Kostenanfall!

Was das insgesamt für den Motorsport – besonders den Breitensport - bedeutet, wird in 2020 mehr und mehr deutlich werden, aber – und das ist eine Voraussage von Motor-KRITIK – erst für die Motorsport-Sasison 2021 wirklich deutlich negative Auswirkungen haben, weil bis bis dahin noch weitere Abfolgen von „Änderungen“ deutlich werden, die zu nochmaligen Kostenerhöhungen führen werden!

Diese Geschichte wurde mit einem Titel und einer Argumentation begonnen, die man unbedeutend und lächerlich empfinden kann. - Mit Absicht!

So kann ich diese Geschichte dann mit der Feststellung beenden:

  • Hier in Motor-KRITIK wird auch in Zukunft „immer deutsch gesprochen“ werden!

Einige Probleme habe ich hier nur angerissen! - Aber ich werde bei nächster Gelegenheit noch ausführlicher – auch detaillierter - darauf eingehen!

Eingehen müssen!

MK/Wilhelm Hahne
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