NLS 8: Barbarisches Barbarossa-Langstreckenrennen!

Der Titel zum Rennen ist nicht zufällig entstanden. Der sportliche Ausrichter dieses Rennens ist der MSC Sinzig e.V. im ADAC. Sinzig gilt als eine von fünf „Barbarossa-Städten“ in Deutschland, weil sie von Friedrich I. (genannt Barbarossa) mehrfach besucht wurde und er sich z.T. dort länger aufgehalten hat. So erinnert man nicht nur mit einem Barbarossa-Denkmal in der Stadt selbst an diesen deutschen König, sondern auch mit einem entsprechenden Titel für ein Langstreckenrennen am Nürburgring, der d. 50 Kilometer entfernt liegt. Barbarossa war kein Barbar, aber das diesjährige Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife machte – zumindest auf mich – in seinen Abläufen – und das schon zu Beginn – einen barbarischen Eindruck. - So kam es auch zum Titel zu der folgenden Geschichte, der nichts mit dem Nebel verdeckt, der den Beginn des Rennens verzögerte aber in seiner Dauer nicht veränderte:

NLS 8: Barbarisches Barbarossa-Langstreckenrennen!

Es fing schon gut an! Es gab einen Frühstart. - Hörte ich. - Ich habe mir dann den Start zwei Mal auf „youtube“ angesehen. Und die ausgesprochene Strafe gegen den Trainingsschnellsten – der auch beim Start die Pace bestimmte – nicht verstanden. Innerhalb von drei Runden musste der wegen eines Frühstarts (?) eine Stopp-and-Go-Strafe absitzen. - So war über den Streckenfunk zu hören.

Aber in der Ergebnisliste zum Rennen ist diese Strafe im Anhang, der „Strafliste“, in der die Startnummer und das „Vergehen“ festgehalten werden, nicht zu finden. - Warum nicht? - Ich habe mir im Video über das Rennen den Startvorgang zwei Mal angesehen. Ich habe keinen „Frühstart“ der #30 sehen können! - Obwohl ich eine Brille trage!

Wenn man davon absieht, dass der Funktionär, der die Ampel von ROT auf GRÜN schalten musste, das mit einer solchen Verspätung getan hat, dass die ersten Startreihen die Ampel alle unter ROT passiert haben. Er muss irgendwie abgelenkt worden sein, hat vielleicht den Finger nicht rechtzeitig aus der Nase bekommen (o.ä.), denn der eigentliche Startvorgang ist verlaufen wie sonst immer.

Ich erinnere mich allerdings, dass der derzeitige „Race-Director“ bei Übernahme seines Postens – „damals“, als die NLS noch VLN genannt wurde, schon ankündigte, dass die VLN unter seiner Leitung in Zukunft besser und eindeutiger geführt würde, als die DTM. - Und bei der DTM hatten wir ja gerade einen Massen-Crash in einer Startphase, der seine Basis in einer bestehenden Überreglementierung hatte.

Bisher hatte der Startvorgang bei der VLN/NLS immer geklappt. Dieses Mal hätten die Trainingsschnellsten eigentlich nur durch eine Vollbremsung vor der Startampel einen Massencrash auslösen können. - Hätten sie damit dem Starter vielleicht eine Freude gemacht?

In der Realität wurde nur der Trainingsschnellste mit einer Strafe belegt, obwohl – durch die Filmaufnahmen bei „youtube“ nachweisbar – gleich eine ganze Reihe von Fahrern und Fahrzeugen bestraft werden müssten, weil sie bei ROT die Startampel passiert haben. - Oder doch vielleicht der Funktionär, der nicht rechtzeitig auf GRÜN geschaltet hat?

Wie dem auch sei: Zum Glück haben die Starter der ersten Startreihe keine Vollbremsung hingelegt. Es gab keinen Massencrash! - Sonst wäre die Starterzahl von 116 Fahrzeugen noch mal deutlich verringert worden! - So wenig Starter – wie am letzten Samstag - gab es bei einem  Barbarossapreis noch nie!

Wenn man sich die Nennungsliste ansieht und mit dem Rennergebnis (nach Klassen) abgleicht, dann stößt man auf eine „wunderbare Klassenvermehrung“. Und man fragt sich verwundert, was wohl den – jetzt – NLS-Verantwortlichen eingefallen ist, wenn sie für 2022 ein neues Wertungssystem für diese Langstreckenserie angedeutet haben.

Da heißt es in einer offiziellen Information:

„2022 tritt ein einheitliches Punktemodell in Kraft, das bei Teams, Fahrern, Medien und Sponsoren zum einen für eine deutliche Vereinfachung und mehr Verständnis sorgen, sowie zum anderen für eine größere Vielfalt beim Kampf um den Gesamtsieg der Nürburgring Langstrecken-Serie führen soll.
‚Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass das System reformbedürftig war. Wir wollten ein neues Wertungssystems schaffen, dass sportlich gerechter ist und zudem die Realität besser abbildet als das bisherige System. Eine größere Zahl an Klassen beziehungsweise Fahrern und Teams soll somit gesamtsiegfähig werden‘, betont Ralph-Gerald Schlüter, der Generalbevollmächtigte der VLN e.V. & Co. OHG der dieses neue Punktsystem federführend mit Christian Stephani, dem Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG, entwickelt hat. Stephani ergänzt: ‚Das neue Punktesystem sorgt für eine größere Transparenz und Verständlichkeit bei allen Beteiligten. Zudem sorgen wir für eine noch spannendere Saison, da sich die Zahl potenzieller Meisterschaftskandidaten deutlich erhöht.‘"

Aber man gibt noch nicht alle Details preis, wenn man erklärt:

„Die Punktevergabe wird künftig auf maximal sieben Fahrzeuge pro Klasse begrenzt werden. Der Gewinner einer Klasse mit sieben Fahrzeugen erhält also gleich viel Punkte, wie der Gewinner einer Klasse mit 20 Fahrzeugen. Bei einem 4-Stunden-Rennen erfolgt die Punktevergabe wie folgt: 1. Platz 15 Punkte, 2. Platz 11 Punkte, 3. Platz 8 Punkte, 4. Platz 6 Punkte, 5. Platz 4 Punkte, 6. Platz 3 Punkte, 7. Platz 2 Punkte. Sind in einer Klasse weniger als 7 Starter dabei, reduziert sich die Zahl der möglichen zu erreichenden Punkte entsprechend. In einer besser besetzten Klasse gibt es ab Rang acht pauschal einen Punkt.
Zwei Besonderheiten sind allerdings zu beachten. Anders als bisher wird der längeren Renndauer beim 6h- sowie 12h-Rennen Rechnung getragen. Grundsätzlich gilt die gleiche Systematik, allerdings kommt bei der sechsstündigen Renndauer der Faktor 1,25 (gerundet) zum Tragen. Bei der Premiere der „12 Stunden Nürburgring“ am 10./11. September 2022, bei denen jeweils am Samstag und Sonntag ein Abschnitt über sechs Stunden gefahren wird, wird die Punktzahl verdoppelt. Zudem wird es bei den 12h Nürburgring eine Zwischenwertung nach 6 Stunden Renndistanz geben. ‚Dies ist wichtig, damit Fahrer/Teams, die in der zweiten Rennhälfte ausfallen, nicht komplett leer ausgehen‘, erklärt Schlüter.
Ab dem Jahr 2022 gibt es ein Streichresultat. Es werden maximal die besten sieben Ergebnisse aus den möglichen acht Rennen gewertet. Nimmt ein Team oder ein Fahrer an weniger als acht Veranstaltungen teil, werden alle Rennen gewertet."

Bitte beachten: Bei Klassen mit weniger als 7 Startern, „reduziert sich die Zahl der möglichen zu erreichenden Punkte entsprechend".

  • Leider wird – und wurde bisher – nicht erwähnt, wie diese Reduzierung aussieht!

Denn bei einer weiteren Abnahme der Starterzahlen – wie wir sie in letzter Zeit erleben – wäre sicherlich für viele der „Breitensportler“ (?) wichtig zu wissen, ob es überhaupt noch Sinn macht, bei der NLS zu starten und nur noch die hohen Kosten als Anreiz zu betrachten, mit denen man seinen Mitbürgern klar machen kann, dass man „ein anderes Niveau“ besitzt. - Beim Einkommen!

Damit Motor-kritik-Leser einen richtigen Eindruck gewinnen, habe ich einmal aufgrund der Klassenergebnisse beim diesjährigen ADAC Barbarossapreis eine Übersicht erstellt:

53. ADAC Barbarossapreis – 25. September 2021

    Klasse Gewertet Gestartet
1. AT (-G) 1 2
2. BMW M 240i 3 5
3. CUP 3 15 16
4. CUP 5 7 8
5. CUP X 4 4
6. H 2 4 4
7. SP 10 1 3
8. SP 3 + 4 4 4
9. SP 3T 5 4
10. SP 4T + 8T 1 2
11. SP 5 + 6 + 7 9 8
12. SP 9 Am 3 3
13. SP 9 Pro 8 11
14. SP 9 Pro-Am 3 4
15. SP Pro 0 1
16. SP X 2 2
17. TCR Am 1 1
18. TCR Pro 1 1
19. V 4 7 9
20. V 5 4 4
21. V 6 1 2
22. VT 2 13 14
23. VT 3 1

1

   

  • Von 23 Klassen (es waren so wenig (!), weil man schon einige zusammen gelegt hatte!) gab es in 17 Klassen weniger als 7 Starter! - In sieben Klassen gar nur einen oder zwei!

Man hat als aufmerksamer Beobachter das Gefühl, dass die inzwischen Verantwortlichen für die NLS in einer anderen Welt leben. Die Teilnehmer an dieser Veranstaltung z.T. aber auch, da in deren „Presse-Informationen“ immer häufiger von „Meisterschaft“ und damit „Meistern“ am Ende des Jahres geschrieben und gesprochen wird. - Feststellung von Motor-KRITIK:

  • Die NLS ist keine Meisterschaft, weil die – durch den DMSB „betreut“ – dann höhere Gebühren für den/die Veranstalter bedeuten würde. - Und darauf hat man – aus Gründen der Gewinn-Maximierung – dann als Veranstalter-Organisation verzichtet!

Aber nun schnell noch ein paar Anmerkungen zum aktuellen Rennausgang am Samstag:

Ein Aston Martin GT3 hat den Gesamtsieg geholt und damit bewiesen, dass dieses Fahrzeug nun  absolut konkurrenzfähig ist, wenn es in der Folge durch die „BoP“ nicht wieder „eingebremst wird“! - Ein Audi R8 LMS GT3 – die #5 – hatte dank Frank Stippler Gesamtsieg-Chancen, die eigentlich durch die ausgesprochene Strafe gegen den Trainingsschnellsten in der Startphase zum Rennen nicht kleiner wurden!

  • Die Start-Nr. 5 wurde im Gesamtklassement trotz „dieser Hilfe“ nur Zweiter!

Es war – wie schon geschrieben – ein „barbarisches Rennen“ bei dem man als Zuschauer z.B. auf dem Parkplatz „Brünnchen“ mit einem für 18 Euro gekauften Ticket umsonst parken durfte!

Mit einem solchen Ticket durfte man auch in die Startaufstellung! - Aber weil es am Freitag – vor dem Rennen - zwar Testfahrten, aber eben keine Veranstaltung gab, für die man einen Eintritt verlangen konnte, war der Zugang zum Fahrerlager nur Teammitgliedern erlaubt.

Draußen an der Strecke konnte man dafür dann in Ruhe beobachten, dass nicht alle Streckenposten besetzt waren!

  • Logisch? - Alles wegen Corona?

Merke: Der neue kommissarische Geschäftsführer der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG ist Jurist! Er hat schon unter vielerlei Inhabern oder Pächtern des Nürburgrings nach deren Wünschen gehandelt.

MK/Wilhelm Hahne
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