Die NLS befindet sich auf einem Verschiebebahnhof!

Der Anstoß zu dieser Geschichte kam von einem Leser, der mir u.a. die Frage stellte: „Ist Motorsport in der heutigen Zeit noch ein gesellschaftlich akzeptierter Sport?“ Und dessen Gedanken zur derzeitigen Situation im deutschen Motorsport nicht damit endeten, dass ich in seiner e-Mail lesen konnte: „Mensch, deutscher Motorsport Bund, werde wach und gehe auf die Leute zu, anstatt jede kleine Rennserie weiter aus Euren Büros in Frankfurt kaputt zu reglementieren!“ - Das ist der Aufschrei eines gequälten Amateur-Sportlers! - Der kommt nicht von ungefähr. - Nachstehend möchte ich – auch in diesem Zusammenhang – noch mal auf eine Entwicklung hinweisen, die ich persönlich als „krank“ empfinde und bei denen sich die handelnden Personen wohl auch nicht richtig wohl fühlen. Sonst würde die Entwicklung, hin zu einer angestrebten „Endlösung“, nicht in so vielen kleinen Schritten, also quasi unauffällig erfolgen.

Die NLS befindet sich auf einem Verschiebebahnhof!

Ich habe es immer wieder hier in Motor-KRITIK angedeutet: Die VLN würde früher oder später so eine Art „Beute“ des ADAC Nordrhein werden. Die Pläne zu einer neuen Struktur der Serie schlummerten schon lange in der Schubladen – nicht nur – dieser Organisation. Immerhin sind auch die Mehrzahl der Vereine, die die sportliche Ausrichtung der einzelnen Rennen in dieser Rennserie betreiben, im ADAC organisiert.

Man hat inzwischen den Titel von VLN in NLS geändert und die Organisation wurde – sozusagen – mit zwei Firmen auf „zwei Beine gestellt“. Dabei wurden schon mal die Interessen des Rennstreckenbetreibers und der Veranstalter gebündelt.

  • Eigenartige Situation: Der Rennstreckenbesitzer verhandelt als Veranstalter mit sich selber! (Das ist die Beschreibung der Praxis! - Offiziell, formell ist natürlich alles streng getrennt!)

Man hat dabei von einer Seite niemals das eigentliche Ziel aus den Augen verloren, bei der VLN nicht nur den Titel zu ändern, sondern dieser Serie auch eine andere Struktur zu geben, die inzwischen im Wesentlichen von den GT3 – aber auch anderen Fabrikats-Serien – beherrscht wird. - Sie soll eben „professioneller“ gestaltet werden!

Die Nenngeldstruktur wurde bei der NLS entsprechend angepasst. Man hat sich z.B. bei der Festlegung des Nenngeldes für GT3-Fahrzeuge an den Gesamt-Einsatzkosten eines entsprechenden Rennfahrzeugs, orientiert. So kann man das aus Sicht eines normalen Beobachters auch nur als „zu hoch“ empfinden. - Dass dabei die Starterzahlen sinken würden, haben die „Profis“ nicht begriffen!

Aber nicht nur die Einsatzkosten haben inzwischen eine schwindelnde Größe erreicht, die offiziell noch immer gerne als „Breitensportserie“ beworben wird. Auch die Preise für die GT3-Einsatzfahrzeuge haben eine Höhe erreicht, die nicht mit einer normalen Kalkulation erklärt werden können.

Gerade der neue Einstieg in die NLS von Aston Martin zum derzeitigen Zeitpunkt macht deutlich, warum die Preise so eskaliert sind.

  • Der Motorsport ist zu einem knallharten Geschäft geworden!

Da es nun aktuell auch einen neuen Chef bei Aston Martin gibt, der seine Erfahrung bei der Nutzung des „GT3-Gedankens“ bei AMG-Mercedes mit einbringen kann, wird dieses „Motorsport-Geschäft“ auch für eine Firma wie Aston Martin im Hinblick auf das Sportjahr 2022 interessant gestaltet.

  • Da „gestalten“ dann alle anderen Interessenten gerne mit! - Auf „hohem Niveau“!

Wenn man auf dieses Foto schaut, das eine aktuelle Information – per 27., September 2021 – wieder gibt, muss eigentlich deutlich werden, „wohin der Hase läuft“. Es ist das „Manufacturer ranking 2021“ zu sehen, eine Wertung, wie sie – als „Geschäftsführung ohne Auftrag“ (?) – vom ADAC Nordrhein entwickelt wurde. So wird auch verständlich, warum im nächsten Jahr – 2022 - als NLS-Veranstaltungen nur 8 Rennen geplant sind. Damit wird nämlich dann die Struktur der neu angedachten Langstrecken-Serie deutlich, die speziell auf den Nürburgring zugeschnitten ist:

  • Sechs 4-Stunden Rennen, zwei 6-Stunden-Rennen, ein 12-Stunden- und ein 24-Stunden-Rennen.

Die Motor-Presse in Stuttgart sieht da – natürlich auch in Verbindung mit dem ADAC und DMSB – die Möglichkeit, mit einer neuen „Breitensportserie“ (!), der „Deutsche Tourenwagen Challenge (DTC), eine entstandene Lücke im Sportjahr 2022 zu schließen. Deren „Charakter“ wird aber schon deutlich, wenn man erfährt, wer alles dazu gehört. So z.B. auch der „Reifenpartner“ HANKOOK, der dann die „Pflichtreifen“ stellt. - Diese neue "Breitensport"-Serie wird dann „angeschoben“ durch die „crossmediale Medienpower“ von Motorpresse, Stuttgart!

  • Gemeinsam sind wir stark!

Da ist dann in einer aktuellen „Medieninformation“ – Datum 27. September 2021 – zu lesen:

„Der Breitensport fristet in der nationalen Automobilsport-Szene auf der Rundstrecke mittlerweile ein Schatten-Dasein. Attraktive und kostengünstige Angebote sind rar. Das Medienhaus Motor Presse Stuttgart, seit fünf Jahren auch als Veranstalter und Promoter im Motorsport erfolgreich, ruft deshalb in enger Zusammenarbeit mit dem ADAC, dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) und Engstler Motorsport eine neue Breitensport-Rennserie ins Leben.“

Einen anderen Ansatz verfolgt da der Veranstalter des „Historische Flugplatzrennen Zweibrücken“, das gerade am 25./26. September durchgeführt wurde. Es gab insgesamt (Motorräder/Automobile) 240 Starter (bei 250 Nennungen), die 190 € Nenngeld zu zahlen hatten. Es gab – ohne DMSB-Einfluss! - zwar keine richtigen Rennen, sondern für jede Gruppe zwei Trainings- und zwei GLP-Wertungsläufe (Gleichmäßigkeitsprüfungen).

Vorher gab es einen Corso durch die Stadt Zweibrücken, der u.a. von dem „Citymanagement“, der Polizei und der Stadt Zweibrücken in Verbindung mit dem MSC Schiffweiler koordiniert wurde. Die Hinfahrt zur Stadt und die Rückfahrt zum Flughafen wurde von der örtlichen Polizei begleitet.

In der Stadt gab es viele begeisterte Zuschauer. Es gab keinerlei negative Reaktionen! Die Teilnehmer wurden vom Oberbürgermeister der Stadt begrüßt!

Alle – in der Stadt und auf der Strecke - hatten Spaß am Motorsport und die 500 Zuschauer – mehr waren wegen Corona auf dem Flugplatz Zweibrücken nicht zugelassen – hatten je 10 € Eintritt gezahlt und ein Programmheft kostenlos hinzu bekommen. Dass die besten Vier einer jeden Klasse einen Pokal erhielten, hat die Freude an dieser Breitensport-Veranstaltung (für Amateure!) noch vergrößert!

Alle Beteiligten – Teilnehmer und Zuschauer – freuen sich schon auf die nächste Veranstaltung dieses Event-Veranstalters, der mit seinen Motorsport-Veranstaltungen wirklich „die Basis“ bedient und damit auch neue Teilnehmer an den Motorsport heranführt.

  • Eine Art von Breitensport, für den die „Profis“ von ADAC und DMSB inzwischen jedes Gefühl verloren haben!

Da beschäftigt man sich dann mit der Darstellung eines „Manufacturer ranking“, nach dem kein normaler Motorsport-Fan gefragt hat, bestenfalls die Marketingabteilungen von Automobilherstellern zufrieden gestellt werden.

Nicht nur die NLS rangiert sich im Moment auf einem von ADAC und DMSB geführten „Verschiebebahnhof“ des modernen Motorsports ins Abseits, weil deren „Profis“ nicht begriffen haben, dass Breiten-Motorsport auch bezahlbar bleiben muss.

Breitensport ist Amateursport!

MK/Wilhelm Hahne
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