TOP 1 zu sein: Verzichtet eine Rennstrecke darauf?

Eigentlich war der Anlass für die Recherche ein ganz normaler – na ja – Verkehrsunfall. Zufällig hatte ich mit bekommen, dass es ihn gegeben hat. Weil er so ungewöhnlich war – aus meiner Sicht -   war ich interessiert die Hintergründe kennen zu lernen. - Aber da traten dann „Störungen“ auf, die mich stutzig machten und erst darauf brachten, dass der Grund für das vorsichtige und das scheinbar taktisch kluge Verhalten der angesprochenen Organe eigentlich irgendwo anders zu suchen sein müsse. - Da grübelt man nun, denkt und denkt – und dann erreicht Motor-KRITIK die e-Mail eines Lesers zu einem auch nahe liegenden Thema. Das bringt mich dann auf die Spur. - „Und es hat ‚Zoom‘ gemacht!“ - Mir wurde plötzlich klar, warum man den Zugang zu Informationen zu verschleiern sucht, die eigentlich jedem zugänglich sein müssten. Mir wird damit so auch ein scheinbar „verklemmtes Verhalten“ klar, für das ich vorher keine Erklärung hatte. - Also habe ich mich nicht in irgendeiner Form gegen das Verhalten „der anderen Seite“ aufgelehnt, sondern habe bei der Recherche dann einen anderen Weg eingeschlagen. So ist es per Saldo nun zu einer ganz anderen Geschichte gekommen, als sie eigentlich geplant war. Denn eigentlich hätte darin der Nürburgring keine Rolle gespielt. - Nun aber doch! - Weil man als Journalist vielleicht an der Rennstrecke Nürburgring – und dort der ursprünglich nur vorhandenen Nordschleife – als ein Dauer-Thema nicht vorbei kommt? - Man kommt in diesem Fall zu der Frage:

TOP 1 zu sein: Verzichtet eine Rennstrecke darauf?

Schon 2020 hatte es diese Engstelle auf der B 258 in Höhe der Tankstelle „Döttinger Höhe“ gegeben. Sie war – wenn ich mich richtig erinnere – kurz vor „Car-Friday“ eingerichtet worden. Es war die Fahrbahn durch einen „Mittelsteg“ in Höhe der „Kult-Tankstelle“ („ED“-) geteilt worden. Wahrscheinlich um ein Links-Abbiegen der Automobile zu verhindern, die von der Autobahn (A 61) über die B 412 anreisten. Oft ist deren Tank dann ziemlich leer. Weil das an von einem Marketingmann zu einem „Friday“-Treffen von besonders „schrägen“ Fans ausgeartet war, wollten die verantwortlichen Behörden wohl möglichen Unfällen vorbeugen. - So habe ich es empfunden.

  • Man hat nach diesem Tagen – nach Ostern 2020 – auch diese Fahrbahntrennung wieder entfernt!

Ich war darum auch nicht erstaunt, als diese Trennung zum gleichen Termin in 2021 wieder eingerichtet wurde. Mit allem, was eine Straßenverkehrsbehörde so kann. - Habe ich gedacht. - Denn es gab – sozusagen als „Zugabe“ – auch noch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h dazu.

Aber die „Fahrbahntrennung“ wurde in diesem Jahr nicht mehr abgebaut. Und man konnte nun neue Arten von Unfällen an dieser Stelle registrieren:

Das Verschieben des „Trennungs-Steges“ durch einen Traktor z.B., dessen Fahrer die „Steg“ übersehen hatte, weil er vorher eben nicht vorhanden war. - Oder es hat sich nun eingebürgert, dass die, die nun am direkten Abbiegen in die Tankstelleneinfahrt gehindert sind, nicht etwa noch 50 Meter weiter fahren, um dort eine breite Ausfahrt zum Wenden zu nutzen, sondern direkt hinter dem Ende des „Mittelsteges“ wenden, um zur Tankstelle zu kommen. Dazu müssen sie natürlich vorher nach rechts über eine vorhandene Standspur ausholen, womit – rein von der optischen Wahrnehmung her – manche nachfolgenden Autofahrer dann überfordert sind.

  • Wagen fährt nach rechts – und biegt links ab. - Bumms!

Damit sich meine Leser ein Bild von der Situation dort machen können, gibt es hier ein Foto, das den Beginn der „Fahrbahntrennung“ zeigt (also dessen „Ende“) wenn man aus Richtung Nürburg über die B 258 rollt. Man darf dort zunächst 80 km/h schnell sein, dann 70, dann 50 – wenn man die Tankstelle passiert – darf danach wieder auf 70 und 80 km/h beschleunigen.

Aus der anderen Richtung – von der B 412 kommend – sieht der Beginn der „Fahrbahntrennung“ dann anders aus. Er beginnt nicht so „stumpf“ wie sie dann später endet, sondern beginnt mit einer leichten Schräge, die dann im September 2021 mal als „Auffahrrampe“ genutzt wurde. - Ich hätte wahrscheinlich nicht davon erfahren, wenn ich nicht zufällig etwas später – mit 50 km/h – langsam an der Tankstelle – fast – vorbei gerollt wäre.

Im letzten Moment habe ich eine kleine Gruppe diskutierender Männer auf dem Tankstellenparkplatz wahrgenommen, bin reaktionsschnell abgebogen um dann zu erfahren:

„Sie haben gerade einen tollen Unfall verpasst!“

Nun hatte ich mich Wochen vorher zwar schon „so nebenbei“ schlau gemacht, dass wir diese ‚Fahrbahntrennung einer „Unfallkommission“ zu verdanken hätten, die auch in 2021, wie schon in 2020 den Aufbau auf Basis der Unfall-Statistik beschlossen hätte.

Das habe ich dann genauer wissen wollen. Denn wenn ich meine Motor-KRITIK-Leser richtig und präzise informieren will, muss ich mich zunächst mal um die zugrunde liegenden Fakten bemühen!

Der LBM (Landesbetrieb für Mobilität in Rheinland-Pfalz) bestätigte mir, dass die Fahrbahntrennung keine vorüber gehende Erscheinung, sondern an dieser Stelle zu einem dauerhaften Bauwerk werden solle.  Dann folgte weiter als Erklärung:

„Bei einer Unfallkommissionssitzung werden die Unfallhäufungsstellen der entsprechenden Polizeiinspektion von der Polizei, den Verkehrsbehörden und der Straßenbaubehörde untersucht und Maßnahmen zur Beseitigung der Unfallschwerpunkte beschlossen.“

Da hat mich dann interessiert, was die Polizeiinspektion in Adenau mit ihren Erfahrungen auf der B 258 mit dazu beigetragen hat. Ich habe mich bei dieser Gelegenheit dann gleich – im Interesse meiner Leser - auch noch umfassender informieren lassen wollen und am 22. September 2021  geschrieben:

...“wie mir bekannt ist, werden bei der Polizei Unfalltypenkarten nach einem festgelegten Schema geführt. Gibt es eine solche Karte – real oder virtuell – auch von der Nürburgring-Nordschleife?
    • Werden dort nur Verkehrsunfälle während der Touristenfahrten oder auch Rennunfälle erfasst?
    • Wenn es so eine Karte – gleich in welcher Form – bei Ihnen gibt, dürfte ich die mir dann bei einem Besuch bei Ihnen einmal anschauen und evtl. fotografisch festhalten?
Es müsste aber mit Bestimmtheit eine Karte geben, auf der man die Unfallhäufigkeit auf den Zufahrtsstraßen zum Nürburgring (B 257, B 258, B 412) entnehmen kann. - Ich wäre als Journalist daran interessiert, Einblick in die 2021er-Version zu erhalten.
Es wäre nett, wenn Sie mir dazu Gelegenheit geben würden. Bitte nennen Sie mir doch einen Termin, der Ihnen genehm ist.“ …

Als Antwort darauf habe ich aus Adenau erhalten:

...“in Absprache mit der Polizeidirektion Mayen erfolgt eine Beantwortung von dort.
Ich habe ihr Schreiben bereits vorab an die Polizeidirektion Mayen weitergeleitet.“…

Hm, was war an meiner Frage so problematisch? - War ich mit meiner Frage nach einer Unfalltypenkarte für die Nürburgring-Nordschleife in ein „Fettnäpfchen“ getreten?

Noch nachdenklicher wurde ich, als ich von der Polizei-Direktion Mayen eine kurze e-Mail – inzwischen war es der 28. September geworden - mit folgender Information erhielt:

„Sehr geehrter Herr Hahne,
rufen Sie mich gerne im Laufe des Tages an, wenn es bei Ihnen passt.
Mit freundlichen Grüßen“...

So erhielt ich mehr als eine Ahnung davon, dass man wohl vermeiden wollte, mir eine schriftliche Absage zu erteilen.
Die habe ich dann auch telefonisch erhalten. Ich wurde dann aber auch gebeten, noch mal in der folgenden Woche anzurufen. - Um dann endgültig zu erfahren…?

Das war dann auch so: Leider sah man sich nicht in der Lage, mich Einsicht in eine Unfalltypenkarte - ...“die inzwischen bei uns virtuell geführt wird“… - nehmen zu lassen. In den Tagen zuvor hatte man mir noch gesagt, dass eine Unfallstatistik für den Nürburgring nicht geführt würde. Diese Information hatte ich Stunden darauf mit einer Kopie aus einer Zeitung „korrigiert“, damit – so habe ich geschrieben – „wir die gleiche Informationsbasis haben.“

In dem darauf folgenden Gespräch habe ich mir aber sagen lassen müssen, dass ich da etwas durcheinander gebracht hätte, mich belehren lassen, dass nun doch eine Nürburgring-Unfallstatistik bei der Polizei geben würde, „in der aber nur die polizeimäßig erfassten Unfälle“– also nicht alle (!) - erfasst worden wären.

Man hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass auch in den Unfalltypenkarten – nun im Computer geführt – ja auch nur die polizeilich erfassten Unfälle vermerkt wären. Wenn sich die Unfallgegner z.B. ohne die Hinzuziehung von Polizei einigen würden… - Und so sei es schließlich auch am Nürburgring. Auch dort… -

  • Spätestens in diesem Moment hat’s bei mir geklingelt!

Aber welche Aussagekraft haben dann Unfall-Statistiken überhaupt? - Welche sinnvollen Entscheidungen lassen sich dann überhaupt aus den „Nadeln“ der „Unfalltypenkarte“ treffen, die ich mir leider nicht ansehen durfte?

Und ich habe mal nach Unfällen auf der B 258 im Bereich der Tankstelle „Döttinger Höhe“ gesucht, die eine „Unfallkommission“ veranlassen könnte, dort nun eine ständige Fahrbahntrennung vorzunehmen und damit eine neue Art von Unfällen zu kreieren.

Das sind die bedeutendsten Unfälle im von mir genannten Streckenbereich auf der B 258, die ich beim Statistischen Bundesamt gefunden und für meine Leser – versehen mit den Jahreszahlen – dann als Fotos hier eingestellt habe.

  • Gründe für eine zeitlich unbefristete Fahrbahntrennung und Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h?

Den ungewöhnlichen Unfall, der in diesem Fall der Grund für eine – eigentlich – 08/15-Recherche war, den möchte ich aber noch kurz schildern:
Da war ein Beetle-Cabrio, schwarz mit braunem Verdeck, aus Richtung der B 412 in Richtung Nürburg auf der B 258 unterwegs. Dort, im Bereich der „50er-Zone“ war der junge Fahrer – aus welchen Gründen auch immer – zu weit nach links geraten, hatte die auf dieser Seite vorhandene „Auffahrrampe“ wirklich so genutzt und war dann mit der linken Fahrzeugseite auf dem „Mittelsteg“ dann ein ganzes Stück entlang gerutscht.

  • Fahrer unverletzt, das Automobil nicht mehr fahrbar. - Außerdem Ölspuren auf der Straße!

Natürlich wurde der Unfall von der Polizei aufgenommen. Ein Abschleppwagen kam aus Kaisersesch! - Dort gibt es einen vom ADAC lizenzierten Abschleppdienst! - (Im nahen Adenau gibt es zwar zwei Abschleppdienste, aber die sind nicht vom ADAC lizenziert!)

  • Eine Unfallmeldung ist – aus welchen Gründen auch immer - nirgendwo erschienen!

Weil eine Schilderung des seltenen Unfalls ohne Foto doch sehr unrealistisch wirken würde, habe ich hier noch ein schlechtes Foto – weil ich kein anderes erhalten konnte – und ein dazu passendes – verfremdetes – Foto der “Fahrbahntrennung mit Auffahrrampe“ eingestellt. - Das wirkt zwar so alles geradezu „märchenhaft“, ist aber Realität!

Genauso Realität wie die Unfälle während des „Touristenverkehrs“ auf der Nürburgring-Nordschleife. Ein Motor-KRITIK-Leser hat mich daran erinnert, dass die Geschäftsleitung hier wohl bewusst darauf verzichtet, die „Nr. 1“ in einer zu erstellenden „Rekordliste“ zu sein, wenn man die Unfallzahlen auf allen Rennstrecken dieser Welt nach dem gleichen Schema bewerten würde, wie das auch bei unseren Landstraßen erfolgt:

  • Die Unfallrate wird ermittelt, indem man die Zahl der Verkehrsunfälle durch die Straßenlänge und die mittlere Verkehrsstärke dividiert. (s. Wikipedia)

Da wäre der Nürburgring dann sicherlich nicht nur unter den „TOP 10“ zu finden, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die „Nr. 1“! - Aber leider werden die „Touristenfahrer“-Unfälle auf der Nürburgring-Nordschleife nicht alle polizeilich erfasst. - Die geführte Unfallstatistik ist daher eigentlich ohne jeden Wert, hat nur Alibi-Charakter!

Mir schien es schon erwähnenswert, dass eine Rennstrecke darauf verzichtet, mit hoher Wahrscheinlichkeit weltweit eine „Nr. 1“ zu sein!

MK/Wilhelm Hahne
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