VLN-Serie in 2019: Die Situation spitzt sich zu!

Es gibt eine „vorläufige VLN-Ausschreibung“ für 2019 seit dem 30. November. Motor-KRITIK informierte am 1. Dezember – und brachte seine Verwunderung zum Ausdruck. Die ILN, die Interessengemeinschaft Langstrecke Nordschleife, hat nun gegen ganze Passagen dieser Ausschreibung, vertreten durch ihren 1. Vorsitzenden, Martin Rosorius, lautstark und öffentlich Protest erhoben. - Die VLN hat die Anschuldigungen aktuell – auch öffentlich -  zurück gewiesen. - Wobei die ILN offenbar nicht alle VLN-Teilnehmer vertritt, sondern im Wesentlichen die „Bezahl-Teams“. - Die VLN empfindet die Kritik an ihrer Ausschreibung darum wohl auch als einseitig. - Von der Beurteilung durch Motor-KRITIK spricht niemand. - Die ist nicht „einseitig“ ausgerichtet, sondern am Gesamtinteresse des Motorsports. Aber darum geht es heute im marketingsorientierten Motorsport der Neuzeit wohl nicht mehr. - Darum ist auch das Ende der VLN nun definitiv eingeläutet. - Zumal der ADAC dem Nürburgring-Betreiber und der Verpächterfirma, Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG, klar machen konnte, wer eigentlich der wirklich wichtige Partner für sie ist. - Wer braucht noch die  VLN auf der Nordschleife, wenn man doch allein mit Hilfe des ADAC dank SIM-Racing z.B. die sonst ungenutzten Lokalitäten „Boulevard“ und „Arena“ füllen kann? - Und gleichzeitig – durch den ADAC garantiert – der Öffentlichkeit pro Jahr dank der gerade abgeschlossenen Verträge schon allein 11 Rennen pro Jahr als festes Motorsport-Programm angeboten werden kann! - Mit den neuen Verträgen bis 2023! - Außerdem ist der ADAC auch im DMSB sehr stark und durchsetzungsfähig. - Nicht nur durch seinen 65-Prozent-Anteil an der wesentlich am materiellen Erfolg orientierten Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH, Frankfurt am Main, der Vermarktungs- und Service-Gesellschaft des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), in dessen  e.V.  der ADAC auch einen wesentlichen Einfluss über seinen Sport-Präsidenten ausübt. - Und die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG ist jetzt durch den neuen fünf-Jahres-Vertrag mit dem ADAC praktisch im Besitz einer von jeder Bank akzeptierten Kreditabsicherung! - Die direkt Beteiligten sprechen von einer „echten Win-Win-Situation“. - Man kann es auch so sehen:

VLN-Serie in 2019: Die Situation spitzt sich zu!

Martin Rosorius ist als 1. Vorsitzender der ILN, der Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring, der akzeptierte Vertreter der „Bezahlteams“, die eigentlich auch die Richtung in der Entwicklung der VLN vorgeben möchten. - Rosorius ist „Berater“ bei „Black Falkon“. - Der Chef eines anderen großen „Bezahlteams“ zur Akzeptanz des Herrn Rosorius und der Bedeutung vieler anderer, kleiner VLN-“Schrauber-Teams“:

„Ich und die anderen ILN Mitglieder stehen zu 100% hinter Herrn Rosorius, da er stets nüchtern und sachlich Themen mit hoher Sachkenntnis abarbeitet.

In der Tat sind die Mehrzahl der aktiven Mitglieder in der ILN größeren Teams zuzuordnen.

Wir mussten erkennen, dass die wenigen verbliebenen Fahrer = Teameigner = Schrauber aus früheren Zeiten in der Regel nicht die Zeit & Mittel haben, sich aktiv in eine Verbandsarbeit einzubringen.

Obwohl oftmals in der Vergangenheit alle bekannten Fahrer / Teams eingeladen wurden, kamen zu den Treffen immer nur eine überschaubare, gleiche Anzahl Teilnehmer.“

Dies zu realen Zusammensetzung der ILN, die man darum auch in ihrer aktuellen Vereins-Situation mehr „marketingbestimmt“, nicht speziell in ihren Vorstellungen an einer wirklichen sportlichen Auseinandersetzung interessiert empfinden muss. - Aber „zur Sicherheit“ gibt es aus diesen Kreisen den „schützenden“ Hinweis:

„Die ILN freut sich aber über jedes weitere Mitglied, ob aktiv oder passiv.“

Interessant ist, wie die ILN z.B. eine Bestimmung in der „vorläufigen“ Ausschreibung der VLN für 2019 empfindet, wo es heißt:

„Während des Tankvorgangs dürfen keine Arbeiten (Radwechsel, Check der Bremsen, Reparaturen, o.a.) in den Bereichen unter bzw. unterhalb und / oder unmittelbar neben dem Tankeinfüllstutzen durchgeführt werden.
Während des Tankvorgangs darf sich keine Person unter dem Fahrzeug befinden.
Der Fahrerwechsel ist während des Tankvorgangs erlaubt.“

Der 1. Vorsitzender dieses Vereins, ILN, der sich als Vertreter aller VLN-Teams empfindet, meint dazu in seinem „Protest-Brief“ an die VLN-Organisation:

„Wettbewerbsverzerrend wirken sich neue Vorgaben aus wie zum Beispiel das für 2019 vorgesehene Verbot, während des Tankvorgangs bei einem Boxenstopp im unmittelbaren Umfeld des Einfüllstutzens Arbeiten wie zum Beispiel einen Radwechsel durchzuführen. Diese Regel bevorteilt zum einen Rennwagen mit zentral liegenden Tanköffnungen, zum anderen würde sie die Verweildauer in der Boxengasse massiv verlängern und dort zu noch größerem Gedränge führen. Einen ebenso pragmatischen wie praktikablen Ansatz, wie sich dieses Dilemma unter Wahrung der berechtigten Sicherheitsinteressen lösen ließe, hätten die praxisbewährten Experten der ILN-Teams bei rechtzeitiger Konsultation unterbreiten können.“

Natürlich scheint der oben zitierte Passus aus der „vorläufigen VLN-Ausschreibung“ ein wenig unbeholfen formuliert, aber wir – Motor-KRITIK - verstehen „die Motorsport-Welt nicht mehr“, wenn wir dann aktuell auf den VLN-Internetseiten dazu als Antwort der VLN-Organisatoren lesen müssen:

„Die von der ILN als wettbewerbsverzerrend deklarierte Regelung zum Ablauf beim Tankvorgang hatte Sicherheitsgründe. Die VLN hat diese Änderung nach bilateralen Gesprächen mit Teamchefs auf der Essen Motor Show bereits vor Veröffentlichung der ILN-Pressemitteilung bereits wieder verworfen. Der VLN sind keine weiteren Sachverhalte bekannt, die als „wettbewerbsverzerrend“ eingestuft werden. Die globale Behauptung in der Pressemitteilung der ILN hat keinen sachlichen Hintergrund.“

Hat man nun die Sicherheitsgründe vergessen? - Gehen Marketing- oder Industrieinteressen vor Sicherheit? - Denn es müsste eigentlich auch dem dümmsten VLN-Teilnehmer klar sein, dass jeder Tankvorgang – dazu noch bei laufendem Motor bei Fahrzeugen mit Turbo-Motor – ein großes Sicherheitsrisiko bedeuten! Darum war schon die „Vorschrift“ in der „vorläufigen“ Ausschreibung für die VLN-Serie 2019 nicht gerade optimal formuliert.

Wir wissen nicht, wie nun ein aufgrund der „bilateralen Gespräche“ der passend gemachte  Abschnitt zu diesem Thema lauten wird, aber es kann eigentlich nur eine klare Empfehlung geben, wie sie auch Bestandteil der Bestimmungen zum WEC-Reglement ist:

„Während des Tankvorgangs dürfen keine Arbeiten (Radwechsel, Check der Bremsen, Reparaturen, o.a.) in den Bereichen unter bzw. unterhalb und / oder unmittelbar neben dem Tankeinfüllstutzen durchgeführt werden. Während des Tankvorgangs darf sich keine Person unter dem Fahrzeug befinden. Der Fahrerwechsel ist während des Tankvorgangs erlaubt.“

Nicht zufällig – falls das bisher noch nicht aufgefallen ist – ist das der gleiche Text, den die VLN-Verantwortlichen wohl abgeschrieben und übernommen haben. Man könnte es eigentlich  einfacher so  formulieren:

  • Beim Tankvorgang muss das Fahrzeug mit allen Rädern den Boden berühren!

Man könnte z.B. das Entfernen von Laub oder Schmutz aus den Bremsen- und Kühlerbelüftungen  oder das Scheibenputzen zulassen. Auch der Fahrerwechsel sollte natürlich während des Tankvorgangs gestattet sein.

Aber warum gibt es keinen ILN-Widerstand gegen die „Mindeststandzeiten“ in bestimmten Klassen? - Ist Langstreckensport nicht ein „Teamsport“, in dem auch die Leistung der Boxenmannschaft zählt?

Herr Rosorius sollte für Sicherheitsvorschriften als erfahrener Ex-Rennleiter – als der er sich auch darstellt – Verständnis haben und entsprechende Vorschriften eigentlich kenntnisreich als sinnvoll akzeptieren. Wenn er als Vertreter eines Bezahlteams dagegen Protest erhebt, disqualifiziert er sich dadurch auch als so genannter „Fachmann“!

Ich möchte nicht weiter auf alle Argumente des Herrn Rosorius und die Gegenargumentation der VLN-Organisatoren eingehen. - Woran orientiert man sich? - Man sollte sich an den Interessen des Motorsports orientieren, nicht an den Interessen der Industrie oder denen von „Bezahlteams“!

Der Motorsport hat sich über die Jahre verändert. Man muss da einiges akzeptieren. Aber man sollte darüber nicht den eigentlichen Sinn des Motorsports vergessen! Besonders nicht bei einer Serie, die sich als „Basis-Motorsport“ empfindet, aber eigentlich – dank neuer Organisatoren – längst in anderen Sphären schwebt.

Nachdem die GT3 nun an ihre Grenzen stößt – finanziell – hatte man zunächst die GT4 propagiert, die sich aber – so sagt man – als zu langsam erwies. Jetzt schiebt die Industrie die leistungsstärkere GT2 nach. Porsche möchte davon zunächst mal 400 Stück (!) produzieren. Kaufpreis unter 500.000 Euro (einschl. MWSt.). - Da wird die Konkurrenz nicht zurück stehen wollen. Schließlich ist die Kalkulation (?) solcher Fahrzeuge interessant!

Wir wissen damit, was uns im „Basis-Motorsport“ der nächsten Zeit erwartet. Die Zeit scheint vorbei, wo der gewinnen konnte, der einfach „der Beste“ war. - Ohne Berater! - Heute ist der im Vorteil, der das meiste Geld hat, der am besten intern vernetzt ist und alles – auch die Funktionäre im Griff hat. - Natürlich auch Einfluss auf BoP, Boxenstandzeiten und – wenn es sein muss – Einheitsreifen nehmen kann.

Wer jemals Motorsport aktiv betrieben hat um die Faszination dieses Sports weiß, der weiß, dass der Funke der Begeisterung nur dann überzeugend auf die Zuschauer überspringt, wenn er „echt“ ist.

Die VLN braucht darum keine profilierungssüchtigen, gleichzeitig  „bei den Herren da oben“ um Verständnis buhlende  Verwalter eines „scheinbaren“ Basis-Motorsports, sondern erfahrene Sportler, die aus – und mit – ihrer Erfahrung die Zukunft der VLN-Serie  zu sichern vermögen.

Sonst verkommt die VLN in nächster Zukunft zu einer Lachnummer!

MK/Wilhelm Hahne
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