Die neue NLS 2021: „Money-Pit“ am Nürburgring?

Neues Spiel, neues Glück! - Aus der VLN ist seit einem Jahr die NLS, die „Nordschleifen Langstrecken Serie“ geworden. - Unter neuer Leitung! - In 2021 auch mit einem neuen Veranstalter für die inzwischen schon traditionellen „Test- und Einstellungsfahrten“ am Freitag-Nachmittag. Der bisherige Veranstalter, „MH-Sportpromotion“, hat – obwohl „Erfinder“ dieser Testfahrten vor dem eigentlichen Renntag – nun das „Handtuch geworfen“. Er war nicht mehr bereit, die Beträge für die Anmietung der Strecke und die geforderten „Anteile“ an den so genannten „Taxifahrten“ zu zahlen. Diese „Taxifahrten“ sind eigentlich auch erst – „aus der Not geboren“ - mit den steigenden Belastungen für die Einsatz-Teams entstanden. Die aktuelle Preisentwicklung im Motorsport führt den ursprünglichen Gedanken der VLN – bei seiner Gründung 1977 – eigentlich auch ad absurdum.  - Auf seinen Internetseiten formulieren der Inhaber und seine Frau keine Vorwürfe, sondern informieren ihre bisherigen Partner nüchtern so:

„...nach 30 Jahren Test und Einstellfahrten haben wir uns dazu entschieden diese im Jahr 2021 nicht mehr fort zu führen.“

Der neue Veranstalter ist die VLN VV GmbH & Co. KG, eine Firma, die vom Käufer des Nürburgrings (aus der Insolvenzmasse) beherrscht wird und inzwischen auch die preislichen Akzente bei der Langstrecken-Veranstaltungsserie mit bestimmt. So ist die denn – inzwischen immer deutlicher – zu einer Geldvernichtungsmaschine geworden. Im Titel wurde das von mir fragend - „im Stil der neuen Zeit“ - mit „Money-Pit“ umschrieben, was man auch mit „Kostenfalle“ ins Deutsche übersetzen könnte.

Es gibt zwar 46 Tage vor dem geplanten ersten Renntermin am 26./27. März 2021 noch keine vom DMSB genehmigte Ausschreibung für dieses Rennen, auch noch keine entsprechend genehmigte Ausschreibung für die gesamte NLS-Serie der Saison 2021. - Aber es gibt inzwischen schon eine Ausschreibung für die „Test- und Einstellfahrten“ vor den Rennen, die keiner DMSB-Genehmigung bedürfen.

Darum verlangt der neue Veranstalter von den an solchen Fahrten interessierten Teams auch nur – neben einem Führerschein - eine DMSB-.Lizenz von den dort eingesetzten Fahrern. Ein DMSB-Nordschleifen-Permit ist für die gleichen Fahrer erst am Renntag zwingend vorgeschrieben. - Ist doch logisch, oder?

Der neue Veranstalter hat die Testfahrten auch von bisher zwei, nun auf drei Stunden ausgedehnt, was vorher angeblich nicht möglich war. - Aus Geräuschgründen, wie dem alten, nun nicht mehr tätigen Veranstalter immer wieder erklärt wurde. - Die scheinen in 2021 keine Rolle mehr zu spielen, weil die Testfahrten nun bis 19 Uhr, also über drei Stunden laufen.

Teams die Freitag ihre Fahrzeuge fürs Rennen am nächsten Tag einstellen wollen, erhalten einen Nachlass von 10 Prozent auf das geforderte Nenngeld, das dann – wenn man es umrechnet, 205 Euro pro Stunde beträgt. Wer aber Taxifahrten während dieser Stunden durchführen möchte, weil er den Verdienst daraus zur Deckung seiner Kosten dringend benötigt, der muss pro Passagier 30 Euro zusätzlich zahlen.

Da die Teams – wenn sie schon Taxifahrten „als Geschäft“ durchführen, ganze Gruppen einzeln um die Nordschleife fahren, dürften in den drei Stunden dann Zusatzkosten zwischen 300 und 450 Euro entstehen.

Insgesamt werden diese Freitags-Testfahrten also nicht nur gegenüber denen in 2020 um eine Stunde verlängert, sondern auch teurer, was dem Kosten-Trend entspricht, wie er in der bisher nur als Entwurf vorliegenden „vorläufigen Ausschreibung“ der NLS-Serie zum Ausdruck kommt.

Wer sonst schon mal – so zum Spaß – am Freitag-Nachmittag bei den „Profis“ mitgefahren ist – was er auch jetzt könnte - der wird beim Rechnen mit den jetzt bekannten Zahlen feststellen, dass er billiger weg kommt, wenn er die normalen „Touristenfahrten“ nutzt, auch wenn die zum Wochenende hin mit 30 Euro pro Runde nicht besonders günstig sind. - Aber er kann natürlich dann nicht an einem VLN-Wochenende fahren.

Wer in der Stunde bei den „Touristenfahrten“ fünf Runden fährt, zahlt 150 Euro, während er – wenn er kein Rennen am Samstag fährt – dann beim neuen Veranstalter 228 Euro zahlen müsste. Für drei Stunden der Veranstaltung würde er exakt 684,25 € auf den Tisch blättern müssen.

Und er benötigt bei den „Touristenfahrten“ keine Lizenz, was die Gesamtkosten noch einmal mindert!

Um die Kosten an einem Beispiel zu relativieren: Ein von der "Stiftung Warentest" empfohlener, guter 55“ (139 cm) breiter Nano Cell LCD-Fernseher kostet derzeit 689,99 €!

MK/Wilhelm Hahne

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