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Bei Goethe war es eine Auto-Biographie. Beim ADAC ist es ein Auto-Rennen über 24 Stunden, das auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen wird. Der, der mal die Idee zu so einem Rennen hatte, Otto-Paul Rutat, ist schon lange tot. Als 1. Vorsitzender des MSC Langenfeld konnte er seine Idee ohne Mithilfe eines finanzstarken Klubs nicht verwirklichen. So kam nicht nur der ADAC Nordrhein ins Spiel, sondern ich habe auch mit gespielt. Der damalige Sportleiter beim ADAC Nordrhein in Köln war Willi Knupp. Aber Ideengeber und Geldgeber, bzw. dessen Vertreter, „konnten nicht so gut miteinander“. Deshalb wurde ich als „Mittler“ eingeschaltet. So kam es, dass wir uns immer zu Dritt in Düsseldorf, meinem damaligen Arbeitsplatz trafen, um wichtige Details zu der notwendigen Ausschreibung eines ersten 24h-Rennens in der Eifel zu formulieren. Das heißt, dass ich mir – oft bei einem Mittagessen – das notierte, was der Extrakt unserer Diskussionen war. Das wurde dann nachts auf meiner Reiseschreibmaschine zu Teilen der ersten Ausschreibung. Übrigens gehörte auch die Grund-Idee dazu, dass so ein 24h-Rennen terminlich immer in der Nähe des längsten Tages im Jahr platziert sein sollte. Das ist nun mal der 21. Juni. - Dahin hat das aktuelle ADAC 24-Stunden-Rennen in diesem Jahr wieder zurück gefunden. - Aber sonst ist wenig von der „alten Idee“ übrig geblieben!
Dichtung & Wahrheit – Neu vom ADAC interpretiert!
Der ADAC Nordrhein hat dieses Rennen „ausgebaut“, so sagt man wohl. Aus einer Wochenendveranstaltung wurde eine Wochen-Veranstaltung. Aus einer Rennveranstaltung wurde eine Publikumsveranstaltung, die nicht nur die reinen Renn-Fans, sondern alle die anspricht, die gerne mal in einem besonderen Umfeld besonders feiern möchten.
Weil man auch mal gerne länger feiert, als nur an einem Tag, hat man das reine 24h-Rennen um weitere Rennen erweitert, denen man dem Begriff „Qualifying“ zuordnete. Außerdem gibt es „Rahmenrennen“ und eine „Drift-Show“. Das Angebot wurde – und wird – immer umfangreicher und wird sozusagen von Jahr zu Jahr ausgeweitet.
Natürlich darf da ein Riesenrad nicht fehlen. Schließlich dreht auch der ADAC Nordrhein ein Riesenrad. Kein Wunder, dass eine vom Fernsehsender NITRO zum Kommentieren eingesetzte Dame, sich dann – wie sie sagte – „auf einem Festival-Gelände“ wähnte.
Hier am Nürburgring ist eben manches ungewöhnlich. Aus dem direkten Umfeld der Rennstrecke ist nun ein Riesen-Campingplatz geworden, auf dem die Lagerfeuer lodern und in großen Kunststoff-Becken „geplantscht“ wird. Das ist zwar im Jahre 2025 nicht neu, sondern ist schon seit vielen Jahren schon so.
Das alles passt nicht so recht zueinander, da diese Eifelrennstrecke eigentlich durch ein Stück wenig berührter Natur führt. Das weiß natürlich auch der Veranstalter, der aber von den Auswüchsen bei diesem 24h-Rennen offiziell keine Kenntnis nimmt.
Dieses 24h-Rennen ist für ihn zunächst mal ein Geschäft, bei dem man dann an vielen Stellen mehr „als ein Auge zudrückt“.
Da werden schon im Vorfeld scheinbar „harte Strafen“ – wie z.B. der Entzug des DMSB Nürburgring-Permit – ausgesprochen, aber dieser Entzug wird dann bis nach dem Ende des Rennens ausgesetzt.
Das ist so konsequent und verlogen, wie die Empfehlung, die man auf der Spezial-Internetseite für das 24h-Rennen entnehmen kann, die der ADAC Nordrhein für dieses Renn-High-Light eingerichtet hat.
Da ist dann – wörtlich – zu lesen:
„Wichtiger Hinweis!
Der Nürburgring liegt im Landschaftsschutzgebiet „Rhein-Ahr-Eifel“, in dem das Lagern und Zelten sowie das Aufstellen von Wohnwagen und Mobilhomes grundsätzlich verboten ist. Die Bereiche Karussell, Wippermann und Brünnchen liegen teilweise in einem Vogelschutzgebiet und erfordern daher besondere Rücksichtnahme, um das Camping dort auch künftig zu ermöglichen. Bitte die abgegrenzten Bereiche nicht verlassen und Waldwege nicht befahren, Tiere und insbesondere Vögel nicht beeinträchtigen.“
Das ist tatsächlich dort zu lesen, ist Realität! - Realität ist auch, dass es sowohl eine „Untere“ als auch eine „Obere Naturschutzbehörde“ gibt, die darauf zu achten hat, dass Landschafts- und Vogel-Schutzgebiete… - Na ja, der ADAC sagt schon richtig:
„Bitte die abgegrenzten Bereiche nicht verlassen und Waldwege nicht befahren, Tiere und insbesondere Vögel nicht beeinträchtigen.“
Die Fernsehzuschauer können – oder konnten – sich selber ein Bild machen, denn sie wurden durch die Szenen die über den Fernsehschirm flimmern - und flimmerten - eigentlich gut informiert.
Das war – und ist – eigentlich nur möglich, weil während des ganzen Rennens, Flugzeuge als Relaisstation über der Strecke kreisen und so auch das Umfeld der Strecke mit ihrem Motorengeräusch beschallen.
Einer meiner Motor-KRITIK-Leser aus dem direkten Umfeld des Nürburgrings hat übrigens den Eindruck, dass die Motorengeräusche in diesem Jahr als leiser empfunden werden, weil vielleicht die Musik inzwischen lauter geworden ist. Er schreibt mir:
„...und könnte auf meiner Terrasse die Lieder bis zum frühen Morgen mitsingen“
Er möchte sich wahrscheinlich aber nicht überanstrengen und hat sich zusammen mit seiner Frau für ein paar Tage ins ruhige Holland zurück gezogen. Nach dem 24h-Rennen kommt er wieder zurück. So hat er das schon beim 24h-Rennen im letzten Jahr erfolgreich geprobt. Was ihn – damals wie heute – besonders genervt hat und nicht schlafen ließ, waren die Motorengeräusche der kreisenden Relaisstationen.
Ich schreibe diese kleine Geschichte, nachdem das 24h-Rennen gestartet ist. Ich habe den Fernsehton weggedreht, nachdem ich gesehen hatte, wie schnell so ein Langstreckenrennen beendet sein kann, als der am Nürburgring fest angestellte, leitende Instruktor, schon in Runde zwei einen – wahrscheinlich unverschuldeten – Leitplankenkontakt hatte.
Das war der erste Ausfall eines von 135 Fahrzeugen, die Samstag um 16 Uhr gestartet waren. Das Ziel – am Sonntag um 16 Uhr – werden wahrscheinlich weniger als 100 Fahrzeuge erreichen.
Der Veranstalter wird wieder von um 200.000 Besuchern sprechen, die ein 24h-Rennen am Nürburgring in allen 53. Läufen die bisher durchgeführt wurden, niemals gehabt hat. Die Zahl der jeweils verkauften Eintrittskarten war deutlich geringer!
Wenn die Fernsehzuschauer am Sonntagmittag – so um 12 Uhr – einen Blick auf die Parkplätze werfen, was bei den Aufnahmen aus dem Hubschrauber sehr gut möglich ist, wo werden sie feststellen können, dass alle großen Parkplätze – wie z.B. der am „Brünnchen“ – schon weitgehend geleert sein werden.
Ein Beweis dafür, dass sich die Mehrheit der Rennbesucher gar nicht für das Endergebnis des Rennens interessiert. Man hat seinen Spaß mit Freunden und Kollegen gehabt und möchte dann auch wieder so rechtzeitig zu Hause sein, dass man am Montag wieder ausgeschlafen zur Arbeit gehen kann.
Hier in der Eifel bleibt dann ein Zuschauer-Umfeld zurück, dass die etwas eigenartige Zuordnung der schon erwähnten „Fernseh-Dame“ dann tatsächlich Wirklichkeit werden lässt.
- Das Umfeld des Nürburgrings war an diesem Wochenende nicht nur ein Landschafts- und Vogel-Schutzgebiet, sondern auch ein „Festival“-Gelände.
Die Beseitigung der „Rückstände“ wird allerdings den Eifelern ein zusätzliches Einkommen verschaffen!
- So wird dann eine Rennstrecke tatsächlich zum „Wirtschaftsfaktor“! - Zusätzlich!
MK/Wilhelm Hahne
PS:
Während ich diese Geschichte veröffentliche, hat man seit 17:31 Uhr in der Boxengasse des Nürburgrings einen Stromausfall registrieren müssen. Das Rennen wurde daraufhin mit „Roter Flagge“ unterbrochen. - Mal was anderes! - Auf den Zuschauerplätzen geht aber die Party ungestört weiter. Würstchen und Schnitzel brutzeln auf dem Grill und auch die Bierkühlung funktioniert, weil die 24h-Fans - wie das Foto vom „Wippermann“ zeigt – sich nicht den Partyspaß durch einen Stromausfall verderben lassen wollten. - Ein ähnlich großes Aggregat könnte sicherlich auch dem Rennstreckenbesitzer gefallen!