Problemfall Nordschleife: Oder nicht oder doch?

„73 Kurven, 25,378 Kilometer – die Nordschleife des Nürburgrings ist die größte Herausforderung im Leben eines Rennfahrers“, ist in einer „motorsport“-Beilage zu „Auto Bild“ aus Anlass des 24h-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife zu lesen.

René Rast erklärt darin z.B. zum Streckenabschnitt „Flugplatz“:

„Früher gab es dort eine Kuppe, auf der das Auto abgehoben hat. Inzwischen ist die Kuppe abgetragen worden.“

Das bedeutet natürlich, dass dieser Streckenabschnitt schneller geworden ist. Der DMSB hatte darin offenbar einen „Sicherheitsaspekt“ gesehen. Denn auch deren Präsident, Hans-Joachim Stuck, sagte zu diesem Thema der „motorsport-total.com“ anlässlich der Ennstal-Classic 2018:

"Rennwagen wie die der GT3-Kategorie sind nicht mehr zum Springen geeignet. Deshalb haben wir einige Stellen wie den Flugplatz entschärft und wenn wir die Rundenzeiten um die acht Minuten halten, ist das auch okay"

DMSB-Sicherheits-Motto: Strecke schneller, Rennfahrzeuge langsamer!  Zu den inzwischen so weiter „entschärften“ Stellen gehört auch der Streckenabschnitt „Schwedenkreuz“. In „facebook“ war vor kurzer Zeit von einem mir unbekannten Fahrer zu lesen, dass er anlässlich eines AMG-Testtages erstmals in einem GT3 gesessen wäre und dass er – nachweisbar durch die elektronische Aufzeichnung -     

  • ...das „Schwedenkreuz“ mit einer Geschwindigkeit von 246 km/h durchfahren hätte!

Das ist glaubhaft, da inzwischen ein GT3 – wie durch VLN-Ergebnisse beweisbar – von jedem „Gentleman-Driver“ schnell bewegt werden kann. René Rast, ein Profi, sagt zu diesem Streckenabschnitt und unterstreicht damit das obige Zitat:

„Mit 260 km/h durch diese Linkskurve zu fahren, ist ein echtes Abenteuer. Im Qualifying am Schwedenkreuz stehen zu lassen, heißt, wirklich einiges zu riskieren.“

Der DMSB-Präsident, Hans-Joachim Stuck, bewertete zum Zeitpunkt der Ennstal-Classic (Juli 2018), wo er im Auftrag des VW-Konzerns mit einem Porsche 356 Carrera GT, Baujahr 1961, am Start (83. im Ziel) war, aber die im Juni 2018 durchgeführten Rekordfahrten des VW-Konzerns auf der Nordschleife schon kritisch:

„Auf dem Nürburgring hatte ich Sicherheitsbedenken. Ich bin froh, dass es vorbei ist und nichts passiert ist".

Das hinderte ihn aber nicht daran, bei einem weiteren Rekordversuch des VW-Konzerns mit einem E-Prototypen die Zielflagge zu schwingen, weil er dazu wohl – sicherlich auch im Auftrag es VW-Konzerns – verpflichtet war. - Außerdem kann man, wenn man im „Mainstream“ mitschwimmen will, nichts gegen den Rekordversuch eines E-Automobils auf der Nordschleife haben.

Am Wochenende toben nun wieder die Teilnehmer des 24h-Rennens über die Nordschleife. Eine gefährliche Mischung von „ziemlich langsam“ bis „richtig schnell“ und manche der Spitzenfahrer fürchten die Überrundungen. Zu solchen Situationen meint z.B. ein Sheldon van der Linde:

„Den Verkehr zu managen, ist der beängstigende Teil für mich.“

Nur Mut! - Der DMSB und deren Präsident werden sich je nach Situation passend äußern. Nach ihren „Sicherheitsentscheidungen“ der letzten Jahre an der Nordschleife werden sie von Fachleuten  aber wohl kaum ernst genommen werden. - Oder nicht oder doch?

Aber diesem „Sportverein“ (e.V.) ist wohl zunächst wichtig, mit ihren Sicherheits-Phrasen bei einer breiten Öffentlichkeit gut anzukommen. Man darf auch nicht übersehen:

  • Für die Automobilhersteller ist der Motorsport primär eine Marketing-Plattform!

Und nicht vergessen: Wer bezahlt, bestimmt die Musik! - Der DMSB-Präsident tanzt dazu!

MK/Wilhelm Hahne

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