DNLS powered by VCO: Könnte besser vermarktet sein!

Ich habe versucht, bei der durch die Corona-Krise auch im realen Motorsport entstandene Situation, die die Einführung des SimRacing auf breiter Front möglich machte, das ein wenig zu hinterfragen und Hintergründe aufzuzeigen, in denen – bei aufmerksamer Beobachtung – deutlich wurde, dass es hier auch „Trittbrettfahrer“ gibt, die diese „Geschäftsidee“, die plötzlich „in die Zeit passt“, auch geschickt zu nutzen versuchen. Dabei habe ich nicht verheimlicht, dass diese „Sport“-Art für mich neu ist und ich sie zunächst mal zu verstehen suche. - Dabei habe ich auch Schwächen aufgedeckt und sie versucht darzustellen. Das hat natürlich Fans dieser „Sport“-Art auf den Plan gerufen. - Weil ich natürlich auch Fehler gemacht habe! - Einer meiner Leser hat sich besonders viel Zeit genommen und versucht mir klar zu machen, auf welchen Teilgebieten ich nicht ganz richtig liege oder sogar eine Situation falsch interpretiere. - Nachfolgend möchte ich große Teile davon – eigentlich die, die sich direkt mit dem Thema SimRacing auseinandersetzen – hier einstellen und an einigen Stellen dazu mit meinen Anmerkungen versehen. - Insgesamt sei jedoch bei einer Gesamtbetrachtung der Situation – wie sie mir jetzt möglich ist – die Feststellung erlaubt:

DNLS powered by VCO: Könnte besser vermarktet sein!

Zunächst möchte ich kurz feststellen, dass heute einige Zuordnungen, in ihrem eigentlichen – ursprünglichen - Sinn betrachtet, nicht mehr verwenden werden sollten. Dazu gehören z.B. die immer wieder – und aus meiner Sicht falsch - verwendeten Begriffe wie Verleger, Unternehmerpersönlichkeit – aber auch Motorsport. - So ist für mich – aus meiner Sicht und Erfahrung – SimRacing nun mal kein Motorsport!

  • Der DMSB, ein gemeinnütziger e.V., ist anderer Auffassung!

Da schreibt mir ein Leser eine sehr interesante E-mail, die sich mit den Eigenheiten von SimRacing in Relation zu meinen Darstellungen auseinandersetzt. Diesen Teil möchte ich hier unverändert einfügen, nur ab und an unterbrochen, von meinen Anmerkungen dazu. - Mein Leser schreibt:

„...toll finde ich es, dass Sie sich dem aktuellen Thema „Simracing als Corona-Ersatz“ stellen, jedoch sind einige Erkenntnisse und Urteile falsch. Sie geben abweichende Zuschauerzahlen, da bei dem von Ihnen geschauten Video eine geringere Anzahl aufgeführt wird. Das DNLS-Rennen wurde auf den Kanälen vom Nürburgring und der VLN gestreamt. Mit Olli und Patrick auf Deutsch und ebenso auf Englisch mit John Hindhaugh von Radio Le Mans. Alleine auf den „offiziellen“ YouTube-Kanälen müssen Sie also die Zahlen von vier Videos addieren.“

Mein Leser hat recht, aber auch – nicht so ganz. Denn gerade bei Betrachtung des zweiten DNLS-Laufs („powered by VCO“) ist mir im Wissen um die Abläufe beim ersten Rennen aufgefallen, dass man in der Darstellung der am Nürburgring tätigen Veranstalter – wie üblich – die Zahlen zu schönen versucht.

Man kann nämlich nicht, wie es auch mein Leser empfindet, einfach die Zahlen von über unterschiedlichen Kanälen gestreamten Videos addieren, weil – wie ich mit einer ersten Geschichte zu diesem Thema nachweisen konnte – die gleichen Zuschauer sich mehrfach in die „Übertragungen“ einschalten. Es handelt sich also – um die Definition von Dr. Kafitz (Ex-Nürburgring-Geschäftsführer) zu übernehmen – um „Besuche“, nicht Besucher! - Aber es werden heute zur Dokumentation der Bedeutung eines „Events“ eben „hohe, große Zahlen“ gebraucht! - Jetzt kommt eine sehr bedeutende Darstellung meines Lesers:

„Für eine schlechte Aufarbeitung der Rennergebnisse seitens der NLS kann man iRacing keinen Vorwurf machen. Die Software bietet die Anzahl der gefahrenen Runden, die schnellste Runde, die durchschnittliche Rundenzeit, den Abstand zum Vordermann, die Strafpunkte für „Track Limits“ und Unfälle. Zusätzlich kann man sich auch von jedem Teilnehmer die einzelnen Rundenzeiten anzeigen lassen. Lediglich Abstände zum Vordermann bei Rundenrückstand oder Klassensieger werden nicht separat ausgewiesen, so dass z.B. der Klassensieger Cup 2 mit „-1 Runde“ (auf den Gesamtsieger) gewertet wird. Auch sind natürlich nicht alle Starter ins Ziel gekommen, diese werden als „Disconnected“ angezeigt, haben also vorzeitig den Server verlassen.“

Das ist ein wichtiger Teil des Leserbriefes, der auch deutlich macht, was von der Nürburgring VV GmbH & Co. KG so alles – aus der Sicht der interessierten Fans – falsch gemacht wird. Es wird – was die Software von iRacing so alles hergibt – offensichtlich nicht genutzt. - Eine Erklärung dazu müsste vom Nürburgring kommen! - Weiter schreibt mein Leser:

„Die Rundenzeiten sind zu schnell, dies stimmt. Es gibt aber auch weniger Verkehr (es fehlen 100 Autos), keine streng überwachten Gelbphasen, keine VLN spezifischen technischen Regeln bzgl. Fahrzeughöhe etc., keine Betriebsmittelspuren… Es ist nun einmal die „perfekte Welt“ - genau wie auch das Top 30 Qualifying im realen Leben. Die genannte 7:51 vom DNLS-Rennen entspricht 186 km/h Schnitt. Genau wie auch die 8:10 von Maro Engel im Top30 Qualifying 2019. Man ist also 5 km/h schneller - am PC und auch in echt wenn alles „perfekt“ ist. Der erste VLN-Lauf 2019 hatte eine Polezeit von 8:01 - 10 Sekunden langsamer oder eben 5 km/h im Schnitt. Also passt alles!“

SimRacing-Läufe auf der Nürburgring-Nordschleife werden also in einer „perfekten Welt“ ausgetragen: Wenig Verkehr, Gelbphasen, usw., usw. - Also „echter Motorsport“, wie es auch der DMSB e.V. empfindet? - Doch weiter im Leser-Text:

„Was die Fahrernamen angeht, so können Sie zu 99,9% davon ausgehen, dass diese stimmen, einige Fahrer streamen ja ihre Aktivitäten zusätzlich im Netz. Gerne können Sie auf YouTube nach dem Video von Lando Norris und Max Verstappen vom iRacing 24h Spa suchen.
Wollte man betrügen und der Simracer Daniel Digital fährt statt dem echten Rennfahrer die Qualifikation und den ersten Stint und es brennen ihm dabei die Sicherungen durch und er räumt einen Konkurrenten von der Strecke, würde dies die Konsequenz haben, dass iRacing den Account sperrt. Wenn man nun sagt „Aber ich war es doch gar nicht“ hat man zusätzlich noch gegen die Geschäftsbedingungen von iRacing verstoßen und auch der Simracer verliert seinen Zugang. Wenn überhaupt müsste man dies im Vorfeld mit iRacing absprechen. Im Übrigen hat der NASCAR-Pilot Kyle Larson gerade seinen Vertrag mit Ganassi und Chevrolet verloren, weil er in einem Rennen ein böses Wort benutzt hat.“

Ein wichtiger Abschnitt in meinem Leserbrief, der die auch von anderen Lesern – keine SimRacer – an mich gerichtet beantwortet:

  • Wer kontrolliert eigentlich, dass der, der genannt ist, auch wirklich fährt?

Die Darstellung meines Leser zeigt, dass eine „vollkommene Kontrolle“ eigentlich kaum möglich scheint. - Er hat als SimRacer aber auch an meine immer wieder erfolgende Erinnerung an die Ereignisse vom 28. März 2015 etwas auszusetzen, indem er schreibt:

„Ihre ständigen Vermerke auf den „Simracer“Jann Mardenborough finde ich unpassend. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte er bereits viele GT3 Einsätze absolviert und war auch in der GP3-Serie aktiv. Der verhängnisvolle Unfall hat nichts mit seinem Hintergrund zu tun. Nehmen Sie irgendeinen Fahrer, der ganz klassisch die „Kartschule“ durchlaufen hat und lassen Sie ihn - mit dem richtigen Permit -  auf der Nordschleife fahren. Das macht keinen Unterschied. Oder ich gewinne am Freitag den EuroJackpot, dann sitze ich 2022 auch in einem SP9-Fahrzeug.“

Meine „Erinnerungen“ erfolgen – auch – aus dem Antrieb, auf die – aus meiner Sicht – unsinnigen Regularien eines DMSB e.V. hinzuweisen, denn der Unfall erfolgte nicht nur durch einen SimRacer, sondern durch einen, der mit einem DMSB-Nordschleifen-Permit ausgestattet war, also als ein Fahrer gewertet werden muss, der vom DMSB als qualifiziert betrachtet wurde! Ein Nordschleifen-Permit ist – auch – keine Garantie dafür, dass jemand die Nordschleife – dazu noch - in einem „falsch“ abgestimmten Rennautomobil (Feststellung Olaf Manthey) unfallfrei befahren kann. - Deutlicher: So ein Nordschleifen-Permit fällt unter den Begriff „Geschäftemacherei“! - Aber weiter in der Leser-Email:

„Das Briefing ist nichts anderes als eine verpflichtende Fahrerbesprechung. Hier werden z.B. Details zum Startprozedere erklärt oder auch die Nutzung der Abkürzung über die Coca-Cola-Kurve in der Quali. Diese Möglichkeit kennt die Simulation nicht, die Rennleitung muss die Strafe für das Abkürzen manuell löschen, so dass die Rundenzeit gewertet wird. So wird es zumindest in der den Amateuren vorbehaltenen vVLN gehandhabt - quasi dem Ausgangspunkt zur DNLS.“

Erinnern wie uns an die Fahrerbesprechungen bei der „richtigen“ VLN: 1977 wurde das normal gehandhapt, dann wurde es „verpflichtend“, die Anwesenheit wurde kontrolliert. Es gab sie dann sogar in zwei Versionen, in Deutsch und Englisch zu verschiedenen Zeiten. - Für diese Saison – 2020 - sollte plötzlich nur noch eine Fahrerbesprechung am Anfang der Saison reichen. - Und alles wurde jeweils begründet. - Wie hätten Sie‘s denn gerne? - Aber was soll man darüber streiten; lassen wir doch meinen Leser über‘s Wetter – beim SimRacing – sprechen:

„Das Wetter wird in Simulationen gerne auf „statisch“ gestellt, so dass alle Teilnehmer die gleichen Chancen haben. Warum man dies für eine einzelne Qualifikation einstellt, entzieht sich meiner Kenntnis. Sinnvoll ist es, wenn die Quali die ganze Woche über mit verschiedenen Sitzungen läuft. Track State bezieht sich auf die Gummierung der Strecke als Prozentwert. „Carry Over“ heißt, dass dieser Wert vom freien Training in die Quali und ins Rennen übernommen wird.“

Nun wissen wir das auch! - Mein Leser erklärt auch, warum es - bis auf einen Fall – auch einen BMW M6 GT3 noch nicht gibt:

„Ja, der Z4 ist nicht mehr in Gebrauch. iRacing ist aber auch nur eine kleine Softwarefirma, die fast das ganze Portfolio des Motorsports auf vier Rädern abdeckt. In den letzten Jahren hat man sehr viel Zeit in die Entwicklung des in Amerika sehr beliebten „Dirt Track“ gesteckt - eine Art Auto Cross auf Oval Kursen. Dazu gibt es NASCAR, Indycar, IMSA, Rallye Cross, Le Mans GTE und LMP, Porsche Cup usw…Die Autos werden per Laser gescannt, anhand von CAD-Daten kontrolliert/ergänzt, es werden hochauflösende Tonaufnahmen gemacht und fotografiert. Ein Auto benötigt mind. 6 Monate Entwicklungszeit. Soweit ich weiß hat nur Turner Motorsport die M6 GT3 im Einsatz. Das Fahrzeug muss ja auch für Fremdpersonen zugänglich sein und das Team Interesse an einer Zusammenarbeit haben.
Da gibt es natürlich einen Rückstau bei den Entwicklungen und manches wird priorisiert oder auch einfach mangels Interesse gestrichten. Statt dem M6 GT3 haben wir z.B. Audi R8, Mercedes AMG GT und Ferrari 488 GT3 erhalten. Das man dann nicht noch einen GT3 baut ist einleuchtend. Einen DPi-Prototypen hat man aufgrund der unklaren Entwicklungen im Bereich DPi/LMP auf Eis gelegt.“

Insgesamt ist dieser Leser-Brief voller interessanter Informationen zum Thema SimRacing. Man hätte so etwas eigentlich von der „VV“ als „Presseinformation“ vor dem ersten DNLS-Einsatz erwarten können. Das Problem dabei ist wohl, dass die Verantwortlichen am Nürburgring „SimRacing“ persönlich nicht wirklich bis in alle Details kennen. - Mein Leser schreibt zum Schluss:

„Ich hoffe, dass ich ein wenig zum besseren Verständnis des Simracings beitragen konnte.“

Ich für meinen Teil kann das bestätigen und habe – weil ich seine Darstellung allgemein interessant fand, mir von diesem Leser - der sich bei SimRacing besonders gut auskennt – dann genehmigen lassen, dass seine für mich gedachten Ausführungen von mir auch – im Interesse meiner Motor-KRITIK-Leser – hier veröffentlich werden können.

Ich hoffe damit die Basis für eine bessere und kenntnisreichere Verfolgung der weiteren SimRacing-Läufe auf der Nürburgring-Nordschleife geschaffen zu haben.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Nun wird der nächste DNLS-Lauf „powered by VCO“ für Motor-KRITIK-Leser vielleicht  etwas interessanter. - Es wird auch interessant sein festzustellen, ob man am Nürburgring die Zeit zwischen den Läufen zu einer Weiterentwicklung – auf dem Weg hin zur Perfektion – genutzt hat!

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1 Kommentar

VLNS

Mit SimRacing konnte ich mich noch nie so richtig anfreunden, obwohl ich in jungen Jahren sehr sehr viel Nascar usw. online gespielt habe. Mir fehlte immer das Feedback aus dem echten Rennwagen. Der aktuellen VLN Führung scheint es sehr um das virtuelle Rennen zu gehen, dabei sollten eigentlich mehr Infos zum realen Rennsport verfügbar sein. Für mich ist das Thema VLN dieses Jahr durch.

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