DMSB: Fährt bei dichtem „Corona-Nebel“ auf Sicht!

Es ist nicht leicht, in der jetzigen – irgendwie hektisch wirkenden – Situation die Übersicht zu behalten. In NRW sind große Möbelhäuser geöffnet, in Rheinland-Pfalz nur Geschäfte bis zu einer Größe von 800 qm, in Hamburg wird dagegen ein Prozess gewonnen, dessen Urteil aber nicht rechtskräftig wird, weil man sofort einen Einspruch einlegt. Am Nürburgring wird es ab 30. April wieder Touristenfahrten geben Man plant auch den Start der „echten“ VLN in einigen Wochen. - Irgendwie hat man schon den Eindruck, dass hier und da nicht „forsch“, sondern „zu forsch“ vorgegangen wird. - Um die Worte unserer Bundeskanzlerin zu gebrauchen. - Da ist man in Hessen vorsichtiger. Für e.V.‘s gibt es da weniger „Unterstützung“ als in Rheinland-Pfalz. - Und der DMSB unterstützt eigentlich gar nicht. - Auch nicht begeisterungsfähige Motorsportler, die für ihre 2020er-Lizenz „die letzten Groschen“ zusammengespart hatten. - Audi verkündet konsequenterweise gleich seinen Ausstieg aus der DTM für 2021. - Was bleibt da noch einem kleinen Frankfurter Verein übrig?

DMSB: Fährt bei dichtem „Corona-Nebel“ auf Sicht!

Was macht unter dem Eindruck der Corona-Pandemie eigentlich so ein e.V., der anderen gerne vorschreibt, wie man sich sicher bei Rennen verhält: Der DMSB. Er ist ein kleiner Verein. -  Gemeinnützig. - Mit Sicherheit? - Derzeit ohne „Steuermann“!

Gerne in Sachen Vorbildfunktion unterwegs, hat man sich in Frankfurt sicherlich etwas gedacht. - Dachte ich bei Motor-KRITIK. - Und habe den DMSB am 17. April mal angeschrieben, weil ich von dort eigentlich längst – bis zu diesem Zeitpunkt - eine Reaktion erwartet hatte:

„...man lenkt jetzt sehr gerne mit "virtuellem" Motorsport ab. Ich hätte heute ein paar Fragen zum für 2020 eigentlich angedachten "realen Motorsport":

Wie sollen z.B. Deutsche Meisterschaften gewertet werden, wenn es (evtl.) nur wenige Läufe gibt?
Werden die Ausschreibungen z.B. zum Thema "Streichresultate" geändert? (Da z.T. nur wenige Läufe - wenn überhaupt - gefahren werden können.)
Wie verhält sich der DMSB im Falle der bereits ausgestellten und bezahlten "Internationalen Lizenzen", die im "realen Motorsport" in 2020 nicht (kaum) genutzt werden können?
Gibt es Gutschriften, Teil-Gutschriften, Rückzahlungen? - Welche Vorstellungen hat der DMSB da entwickelt?

Das Thema ist sicherlich noch umfangreicher. - Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich zu diesem Thema mit den Vorstellungen des DMSB bekannt machen würden.“

Man war offenbar beim DMSB in eine Corona-Lethargie verfallen. Es hab so schnell keine Antwort. Hoffnung auf eine Antwort kam bei mir am 20. April auf, als die Hessische Landesregierung verkündete:

„Je nach Situation des einzelnen Vereins kann dieser bis zu 10.000 Euro finanzielle Unterstützung beantragen.“

Und schon am 22. April gab es eine Pressemitteilung des DMSB (kompl. im „Anhang“ zu dieser Geschichte) die den Titel trug:

„Kostenreduktion in Corona-Zeiten: DMSB friert Reglements für Saison 2021 ein“

Am 23. April gab es dann die offizielle Antwort des DMSB auf meine Anfrage vom 17. April:

„...vielen Dank für Ihre Anfrage. Das sind natürlich genau die Themen, die die DMSB-Verantwortlichen derzeit auch beschäftigen. Leider geht es uns aber wie vielen Betroffenen im Sport und in der Veranstaltungsbranche: Wir müssen sozusagen auf Sicht fahren. Viele Themen sind derzeit schlicht noch nicht zu beantworten. Dennoch versucht der DMSB, den Motorsport insgesamt weiter am Laufen zu halten und die eigenen Organisation, die Veranstalter, Teams und Fahrer bestmöglich auf die Zeit vorzubereiten, wenn Motorsport hoffentlich wieder möglich sein wird. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist etwa die Planung der Prädikatsläufe, also vor allem die Deutschen Meisterschaften in den verschiedenen Disziplinen vom Slalom- bis zum Rallyesport und vom Trial- bis zum Motocrosssport. In der beigefügten Presseinfo sehen Sie, dass der DMSB dazu bereits vor einigen Wochen die Planungen der Veranstalter angestoßen hat – bei aller gebotenen Vorsicht. Daneben wurde gerade gestern die Info veröffentlicht, dass alle Reglements der Prädikatsläufe für 2021 eingefroren werden, um die Kosten für die Teilnehmer zu begrenzen. Andere Veranstalter und Serien haben bereits erklärt, dass man sich diesem Vorschlag anschließen wird. Grundsätzlich ist es das Ziel des DMSB, dass schnellstmöglich wieder erste Veranstaltungen durchgeführt werden können. Dabei hängen die Veranstalter natürlich unmittelbar von den Entscheidungen der lokalen Behörden ab. Man kann allerdings davon ausgehen, dass zum Beispiel ein Slalom, der ohne Zuschauer auf einem klar definierten Veranstaltungsgebiet eher wieder durchführbar sein wird, als eine Großveranstaltung mit Tausenden von Zuschauern.

Wichtige Informationen rund um das Thema Corona-Virus veröffentlicht der DMSB übrigens auf seiner Website unter https://www.dmsb.de/covid19/. Diese Infos für Veranstalter und Lizenznehmer werden teilweise täglich aktualisiert und den Gegebenheiten angepasst.“

Das ist keine detaillierte Antwort auf meine Fragen! - Man stochert in Frankfurt im Nebel und die „Abhängigen“ finden den Eindruck bestätigt, den der DMSB selbst so beschreibt:

„ Wir müssen sozusagen auf Sicht fahren.“

Jedenfalls scheint man zur Zeit im Corona-Nebel unterwegs zu sein und die Probleme und Sorgen der Breitensportler nicht zu erkennen. Man weiß offenbar nicht, dass jene Motorsportler, die rechtzeitig vor Beginn der 2020er Saison eine Lizenz beantragt, bekommen und bezahlt haben, die in dieser Saison wohl kaum nutzen können. Da hätte nicht nur uns bei Motor-KRITIK eine präzise Antwort auf meine Frage vom 17. April interessiert:

„…Wie verhält sich der DMSB im Falle der bereits ausgestellten und bezahlten "Internationalen Lizenzen", die im "realen Motorsport" in 2020 nicht (kaum) genutzt werden können?
Gibt es Gutschriften, Teil-Gutschriften, Rückzahlungen? - Welche Vorstellungen hat der DMSB da entwickelt?...“

Da kann dann auch die Erklärung der rheinland-pfälzischen Landesregierung nicht tröstend sein, die den Vereinen in diesem Bundesland noch 2.000 Euro mehr spendiert als in Hessen. - Die entsprechende Passage in der Mitteilung vom 27. April lautet:

„Der Schutzschild bietet eine Soforthilfe in Form von Zuschüssen bis zu einer Höhe von 12.000 Euro, die nicht zurückgezahlt werden müssen“, teilten Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Staatsminister Roger Lewentz und Staatsministerin Anne Spiegel bei der Vorstellung des Hilfsprogramms für Vereine mit.“

Da wird der DMSB froh sein, dass er – zusammen mit dem ADAC, dem „Ideal-Verein“ – noch die Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH, Frankfurt am Main betreibt. Da könnte man einen höheren Antrag auf Fördergelder stellen.

Man ist halt aktuell im Corona-Nebel unterwegs, lebt nicht in der Zeit von Friedrich Schiller, der in „Wilhelm Tell“ sagen lässt:

„Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.“

Was dieses Zitat mit Corona und den Entscheidungen des DMSB zu tun hat? - Nichts!

MK/Wilhelm Hahne
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