Porsche 911 Turbo S: „High Noon“ am Nürburgring?

Hier standen sich keine zwei Cowboys mit Pistolen gegenüber, sondern jeweils drei Zylinder „boxten“ mit zwei Turboladern. Heute, am 29. April 2020 wollte Porsche beweisen, dass es mit einem 911-Heckmotor-Sportwagen schneller durch die „Grüne Hölle“ geht, als mit einem „modernisierten“ RS MR, einem vom Heckmotor- zum Mittelmotor modifizierten "Sauger"-Porsche 911. Bisher hält der auf der Nürburgring-Nordschleife den Rekord mit 6.40,3 Minuten für die Strecke, die die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG inzwischen als „offizielle Rekordstrecke“ mit 20,8 Kilometer ausgewiesen hat, den Rundenrekord für straßenzugelassene Automobile.

Ein Notar wird‘s bestätigen. - Der weiß aber genau so wenig über die wirklich bei einer durchgeführten Rekordfahrt zurück gelegte Strecke, wie die, die diese Entfernung in einer Presse- Info i,m Dezember 2019 verkündet haben.

Heute, am 29. April 2020 war nun das Porsche-Team zum Nürburgring angereist, um eine neuen Rekord auf der Nürburgring-Nordschleife zu realisieren. Ein solcher Rekord würde natürlich den Verkauf des in der Basis mehr als 231.000 Euro kostenden Turbo-Ungeheuers dienen. Man hatte in der Theorie in Stuttgart alles präzise berechnet.

Der neue Turbo S ist auch – aus technischer Sicht – wirklich ein Kunstwerk! Es gibt sicherlich kein Automobil auf dieser Welt, das sich aerodynamisch so an die jeweiligen Verhältnisse anpasst.. Und nicht nur die Power ist mit 650 PS so hoch, dass sie das Können von 99 Prozent der Käufer überfordert, auch das Drehmoment von 800 Nm sollte sicher stellen, dass man nach dem „Bergwerk“ der „Mutkurve“ geradezu entgegen fliegt.

Eigentlich war man sich in Stuttgart sicher: Dieser „Versuch“ würde ganz sicher gelingen, ein Coup, der den Verkaufszahlen einen gewaltigen Schub verleihen würde. Alles war exakt berechnet.

Als ich heute früh die Wetterdaten bei der Wetterstation in Barweiler abfragte, schien auch aus deren Sicht ein Rekordversuch aussichtsreich. Erst gegen Abend würde man mit Regen rechnen müssen.

Bei Porsche war man um Perfektion bemüht. Vor der Rekordfahrt gab es eine Fotorunde, mit der nicht nur aus zwei voraus fahrenden Fahrzeugen  gute Fotos, sondern auch „passende“ Video-Einfügungen in das später aufzunehmende „Rekordvideo“ möglich wären. - Um Gripverluste auszuschließen, wurde dann noch vom Verpächter der Rennstrecke der „Besenwagen“ rund um die Nordschleife geschickt, um denh Blütenstaub von der Strecke zu entfernen.

Dann erfolgte gegen Mittag – High Noon – der Start zur Rekordfahrt. Am Steuer des Fahrzeugs saß der in vielen schnellen Fahrten bewährte Porsche-Testfahrer Lars Kern. Natürlich habe ich die Rekordfahrt nicht an jeder Ecke verfolgen können, aber ich hatte den Eindruck, dass Lars Kern unter erheblichem Druck stand.

Nach meiner Einschätzung war er „zu schnell“ um wirklich schnell zu sein, nahm z.B. Curbs da mit, wo solche Aktionen nichts bringen, die Zeiten verschlechtern. Aber die „offizielle“ Begründung dafür, dass es nicht zu einer neuen Rekordrunde für straßenzugelasse Sportwagen gereicht hat, war dann „Blütenstaub“ auf der Strecke, der den Grip so minderte, dass ein neuer Rekord nicht möglich wurde.

Wenn man an die Kosten denkt, die ein solcher „Rekordversuch“ verursacht, versteht man schon, dass man das sich selbst gsetzte Ziel noch erreichen möchte.

Aber wann? - Es ist Regen vorhergesagt! - So sollte morgen kein Rekordversuch möglich sein. Nach dem mir bekannten Zeitplan des Streckenpächters, stehen  schon ab 10 Uhr  „Touristenfahrten“ im Programm des Streckenpächters!

Wobei auch nicht klar ist, wieso Porsche seine Mitarbeiter in so ein Dilemma schlittern ließ. Schließlich gilt in dieser Firma immer noch – offiziell - ein Verbot von Dienstreisen!

MK/Wilhelm Hahne

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