Das bedauernswerte Adenau wird falsch beurteilt!

Nein, ich bin nicht in Adenau geboren, aber ich kenne diese Stadt – schon seit meiner Kinderzeit – aus vielen Besuchen. - Ich mag Adenau! - Adenau war immer eine der ärmsten Städte Preußens. Ich bin später mit der Bundesbahn angereist. In Remagen umsteigen, dann über Altenahr, Dümpelfeld nach Adenau. Dort bin ich dann – zu Fuß – Richtung Breidscheid gehend an dem Bach vorbei gegangen, der offen neben der Straße floss. Wenn ich – noch früher mit dem Motorrad kam – bin ich immer rechts in der Stadt am „Halben Mond“ vorbei gefahren, weil dieses Hotel mitten auf der Straße stand. Darum lag es beim Rein- wie Rausfahren immer links. - Erst Mitte der 70er wurde der  „Halbe Mond“ abgerissen. - Ich habe viele, viele Male im „Wilden Schwein“ gegessen, wurde darum vom viele Jahre bedienenden Oberkellner – Hürter – mit Namen begrüßt, habe bei Behrends – als ich dann später in Virneburg wohnte – Pfannen, Töpfe und Porzellan, in der Metzgerei Thiesen Wurst und Fleisch  gekauft. Ich habe die Entwicklung – auch wieder hin zu einer Stadt, 1952 – mit bekommen. Vorher hatte es dort nur eine Amtsbürgermeisterei gegeben. - Aber in der Entwicklung dieser Stadt ist einiges – gerade über die letzten Jahrzehnte – schief gelaufen. Darum verstehe ich auch so manche Aussagen nicht, die jetzt in den „Sozialen Medien“ zu lesen sind. - Erstaunlich ist, dass dort nicht nur junge Leute zu einer falschen Einschätzung kommen, sondern auch ältere Herrschaften so reden, als hätten sie die Entwicklung dieser Stadt in den letzten Jahrzehnten nicht wahrgenommen.

Das bedauernswerte Adenau wird falsch beurteilt!

Adenau hat nie vorgegeben, das Tor zur Welt zu sein. Man empfindet sich aber sehr wohl als Tor zum Nürburgring. Man stellt sich aktuell auch optisch so dar. Mit Bürgersteigeinfassungen, die farblich wie Curbs gestaltet sind, mit einem Rennwagen im Kreisverkehr am Stadteingang und überall flatternden Fahnen. - Aber das ist mehr Kulisse.

Da gibt‘s ein Krankenhaus, das sich nicht gerade als ein für die Unfälle am Nürburgrings optimiertes Unfallkrankenhaus darstellt. Es gibt keinen Bahnhof mehr in dieser Stadt. Man versucht Touristen anzulocken. - Mit ohne Freibad. Mit ohne Hallenbad. Und einem Durchgangsverkehr, der dann zu besten Zeiten zum Standverkehr wird. - Auf einer B 257, die mitten durch die Stadt führt, werden dann Fahr-Zeuge zu Stand-Zeugen.

Da wundere ich mich schon, wenn ein inzwischen aus Altergründen (?) zurückgetretener Landtagsabgeordneter der CDU, der in Adenau lebt, vor einigen Wochen seinen Unmut auf „Facebook“ so ausdrückte:

„Wir müssen in den letzten Jahren feststellen, dass das Verkehrsaufkommen in unserer Stadt beständig zugenommen hat. Im Vergleich dazu sind allerdings die Verkehrsregelungen in einem teilweise anarchischen Zustand. Dies betrifft sowohl das Parkchaos als auch die verkehrstechnischen Regelungen. Hier könnte man viele konkrete Beispiele anführen. Hinzu kommen die unzähligen großen LKW die Tag und Nacht durch Adenau rollen und nicht nur die durch durchgeknallte getunte PKW verursachte Lärmbelästigung noch verstärken und den schon schlimmen Fahrbahnzustand noch mehr verschlechtern. Eine verantwortliche Politik muß hier dringend für Abhilfe sorgen.“

Dazu gibt es dann mehr als 100 Kommentare. - Aber niemand scheint sich zu erinnern, dass es schon Ende der 70er Jahre den Vorschlag gab, den Durchgangsverkehr in der Stadt Adenau dadurch  zu vermeiden, indem man ihn um die Stadt herum führte. Der Plan sah eine Umleitung vor, die – grob erklärt – hinter dem heutigen Rathaus vorbei führte, um dann später wieder die ursprüngliche B 257 zu erreichen.

Damals saßen im Stadtrat einige aktive Geschäftsleute, die durch eine Verkehrsumleitung eine deutliche Minderung ihrer Gechäftseinnahmen befürchteten. - So wurde dieser Plan abgeschmettert!

Heute beklagen aktuell in Adenau tätige Geschäftsleute, dass sie durch den ständigen Verkehrsstau Einnahmeverluste hinnehmen müssen! - Was denn nun? - Werden vor vielen Jahre getroffene Fehlentscheidungen einfach übersehen oder sind sie vergessen?

Wann ist denn der Bahnhof still gelegt, wann sind die Schienen heraus gerissen worden? - Wann wurde das Hallenbad abgerissen? Wann wurde das Freibad geschlossen? Wann wurden – wegen des hohen Durchgangsverkehrs – Halteverbote vor Geschäften geschaffen, die tatsächlich zu Einnahmeverlusten führten? - Wann wurden wichtige Abteilungen des Krankenhauses abgebaut? Wo – und warum - gibt es denn inzwischen deutlich wahrnehmbare Leerstände in der Innenstadt von Adenau?

Das alles passierte jetzt, in der Neuzeit, ist aktuell als Tatsache zu besichtigen. Die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, die hat man vergessen! Und man tröstet sich aktuell mit Förderprogrammen, bei denen in den nächsten 10 Jahren mit Hilfe der nun bereit gestellten 5,3 Millionen Euro…

„...in Adenau die typischen Funktionen der Stadt von Wohnen und Freizeit über Arbeiten und Einkaufen gestärkt werden.“

So empfindet das die „Rhein-Zeitung“ und beklagt gleichzeitig, dass durch den Landesbetrieb Mobilität – weil die B 257 durch Adenau führt – sich „die Umsetzung verzögern könnte“.

Heute wäre die damals geplante Umleitung des Durchgangsverkehrs wegen der inzwischen erfolgten Bebauung auf der damals vorgesehenen Trasse nicht mehr möglich!

Und welchen positiven Einfluss hat nun aktuell der Nürburgring auf die Entwicklung von Adenau? Schließlich wurde der mal als Strukturverbesserungsmaßnahme in den 20er Jahren in der Nähe von Adenau gebaut.

In Verbindung mit dem „Nürburgring-Skandal“ ist das „politische“ Adenau sicherlich als wichtiger Unterstützer der irren Pläne der Landespolitiker bekannt geworden. Das gab nicht nur so große Verluste für die Steuerzahler in Rheinland-Pfalz. - Inzwischen liefert auch keiner der heimischen Metzger mehr die – außerhalb der Corona-Zeiten unverzichtbaren - „Rennwürste“ für die Zuschauer. Da kann es sicherlich kein Ausgleich sein, wenn der aktuelle Besitzer des Nürburgrings nun die Adenauer Feuerwehr bei Rennveranstaltungen – aus Kostengründen? - bevorzugt und selbst die Nürburger Feuerwehr von Adenau aus „verwaltet“ wird.

Aktuell wird darum (?) öffentlichkeitswirksam durch Politiker von der aktuellen Situation mit dem Hinweis abgelenkt, der Lückenschluss der A 1 – der auch Vorteile für Adenau bringen soll – habe nun Priorität. - Alles Worte, alles Zukunftsprojekte, mit denen man von grundsätzlichen Fehlern in der Vergangenheit und der Situation in der Gegenwart ablenken möchte.

Gäbe es eine ehrliche Bestandsaufnahme des aktuellen Zustandes der Stadt Adenau, gemessen an den unterlassenen Möglichkeiten, so müsste man feststellen:

  • Adenau befindet sich seit Jahrzehnten auf einer Fahrt im Rückwärtsgang!

Daran wird sich auch in den nächsten zehn Jahren leider nichts ändern!

Oder aber: Die Regional-Politiker müssten sich den realen Problemen jetzt – und nicht mit einem Hinweis auf die „nächsten zehn Jahre“ – annehmen! - Problemlösungen kann man nicht vor sich herschieben!

Jetzt – sofort – muss etwas getan werden! - In Adenau! - Für Adenau!

MK/Wilhelm Hahne
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