Lewis Hamilton wird auf seinem Mercedes mit der der Startnummer 44 am Samstagabend in Sao Paulo „auf den Flügeln einer Disqualifikation“ das Sprintrennen bestreiten müssen. Am Samstagabend (deutscher Zeit) wurde er aufgrund einer „Ungenauigkeit“ an seinem Fahrzeug (nein, es war lt. FIA kein bewusster Betrug!) auf den letzten Startplatz versetzt. So schafft die FIA die Voraussetzungen dafür, dass durch Schnelle, die sich von hinten durch das „Mittelfeld“ nach vorne quälen müssen, für die Zuschauer spannende Gefahrenquellen geschaffen werden.
„Ungenauigkeiten“ sind im Motorsport in den letzten Jahren immer häufiger geworden, weil der Sport nicht mehr von der Idealvorstellung des Fairplay bestimmt wird, sondern von den Aufgabenstellungen des Marketing. - Gerade nach diesem letzten „Ereignis“ in der Formel 1 bin ich eigentlich froh, dass ich die „Erinnerungen an eine alte Zeit“ (Pokale) in den Altmetallabfall geworfen habe.
Wobei ich ehrlich sagen muss, dass es schon immer „Sportler“ gab, die für einen Sieg gerne zu Betrügern wurden. Auch meistens nicht auffielen. - Da gab es aber auch die, die sich zwar im Rahmen der Sportgesetze bewegten, aber trotzdem „ein wenig im Abseits“ waren.
Ich habe bei Bergrennen Fahrer erlebt, die vor dem 1. Lauf ihr Rennfahrzeug warm fuhren, dann das Getriebeöl abließen, a) um Gewicht zu sparen, b) um die inneren „Planschverluste“ zu vermeiden. Sie hatten da keine Bedenken, weil das Getriebe die wenigen Kilometer, vorher gut geschmiert, schon durchhielten.
Andere waren „brutaler“, entfernten das Reserverad, das aber lt. Sportgesetz im Fahrzeug sein musste, um – bergauf! - Gewicht zu sparen. Oben, nach der Zieldurchfahrt, stand dann vielleicht ein Funktionär, ließ die Haube öffnen und – das Rennen bergauf war umsonst gewesen: a.d.W. - Damals wurde in Deutschland noch deutsch gesprochen. - Aus der Wertung!
Werksfahrer wurden „damals“ schon nach der Abnahme nach Hause geschickt, weil bei einem Renntourenwagen (seriennah) dann ein an der Tür angesetzter Magnet zu Boden fiel. An einer Alu-Tür haftet ein Magnet eben nicht.
Damals gab es noch Technische Kommissare, die die Hand bei einem im Leerlauf laufenden Einsatzfahrzeug (seriennah) die Hand bzw. Hände hinten an den Auspuff legten und befanden:
„Fahren Sie nach Hause und bauen bitte die Serien-Nockenwelle wieder ein, wenn Sie hier mitfahren wollen!“
Heute ist alles anders. Da werden in Werksteams besonders befähigte Elektroniker beschäftigt, um die Technischen Kommissare „an der Nase herum zu führen“. Ein elektronisches Gaspedal, voll durchgetreten, muss z.B. nicht unbedingt die Drosselklappen voll öffnen.
Oder ich amüsiere mich, wenn in der Startaufstellung zu einem Langstreckenrennen ein Turbofahrzeug mit angehängtem Computer gestartet wird. Der Motor braucht nämlich während eines Boxenstopps lt. Reglement nicht abgestellt zu werden. Erst wieder im „Parc fermé“. - You understand? - (Die „Motorsportsprache“ ist eben Englisch!)
Ich habe schon erlebt, dass bei einem extra langen Langstreckenrennen, beim letzten Boxenstopp ein Reserverad von zwei Rennmechanikern ins Auto getragen wurde, habe mir überzeugend erklären lassen, dass man eine „Black Box“, eigentlich im Motorraum zu suchen, bei einem Einsatzfahrzeug aber im Beifahrerraum montiert sein muss. Aus „thermischen Gründen“. - Aha!
Warum wird bei einem GT3 beim letzten Boxenstop während des Tankvorgangs eigentlich noch ein Laptop angeschlossen?
Oder es wurden – vor dem Frühstück – vom Teamchef zusammen mit einem „engen Mitarbeiter“ noch die Startnummern zweier Teamfahrzeuge getauscht, weil das Reifenkontingent für das eine Fahrzeug, das gewinnen sollte, erschöpft war; beim anderen Fahrzeug noch zur Verfügung stand.
Und niemand hat’s gemerkt! - Natürlich war das bei einem Werksteam. - Bei einem anderen wurden die Dachteile vorher in ein Säurebad gelegt, damit sie dünner, leichter wurden und der Schwerpunkt etwas gesenkt wurde. - Noch ein Beispiel: Weil ein elektronisches ABS in einer Serie verboten war, wurde ein mechanisches (unter Verwendung von „Märklin“-Teilen!) verbaut.
Bei einer Rallye-Serie, die mit Serienfahrzeugen und Serienreifen gefahren werden sollte, ließ sich ein Werk für seine „Werkswagen“ Rennreifen (Spezialreifen) bauen, die aber wie Serienreifen aussahen und beschriftet waren.
Ich könnte die Geschichte mit vielen weiteren Beispielen ausweiten.Möchte es aber hierbei belassen. - Meine Meinung zur „BoP“ ist bekannt! Beispiele gibt es zu Hauf! - Darum hier heute keine.
Verstappen hatte übrigens in Sao Paulo nach dem Qualifying im „Parc Fermé“ den Heckflügel des Konkurrenz-Mercedes mit den Händen berührt. Das ist lt. Sportgesetz verboten! - 50.000 Euro Strafe! - Und Lewis Hamilton muss sich nun am Sonntag von hinten durchs Starterfeld wühlen! - Weil er für ein „pfiffiges“ Werksteam fährt.
Und am Sonntag muss er dann – wegen eines Motorwechsels – um weitere 5 Startplätze nach hinten.
Die „Königsklasse“ setzt Akzente! - Ehrlich (natürlich nicht bewusst!) währt am Längsten, bzw. wird so – trotzdem – nicht Letzter!
MK/Wilhelm Hahne